Startseite Varia TOUR :  zu Belagerungen im 16. Jahrhundert ➜

      Anspruchswappen auf Münzen      

      hier Teil 2      

Teil 1:   Anspruchswappen, Anfang         Teil 3 :  Ansprüche auf Jülich-Kleve-Berg

Diverse Ansprüche auf das Königreich Jerusalem
Hier werden nur Ansprüche erwähnt, die sich durch Anspruchswappen auf Münzen zeigten.

Anspruch von Neapel
Anspruch von Lothringen
Anspruch von Montferrat
Anspruch von Savoyen

Einzelpersonen erwarben den Anspruch, den Titel König von Jerusalem zu führen und gaben diesen Anspruch an ihre jeweiligen Dynastien weiter. Die Dynastien behielten diesen Anspruch auch dann, wenn sie ihre Territorien wechselten, z.B. von Neapel nach Lothringen. Der Anspruch blieb aber auch dann an einem Territorium haften, wenn die herrschende Dynastie wechselte wie z.B. in Neapel. So kam es zum gleichzeitigen Anspruch von Neapel und Lothringen auf den Titel und so konnte der Titel von Montferrat auf Mantua übergehen sowie von Zypern auf Savoyen.

Königreich Jerusalem
Gottfried von Bouillon, seit 1089 Herzog in Lothringen, brach 1096 zum Ersten Kreuzzug auf. Nach der Eroberung Jerusalems 1099 wurde er der erste Regent des neu gegründeten Königreichs Jerusalem. Nach seinem Tod 1100 wurde sein Bruder zum König Balduin I. von Jerusalem ausgerufen. Nach dem Tode Balduins II. übernahm sein Schwiegersohn Fulko, Graf von Anjou, 1131 Jerusalem. Ihm folgten zwei Söhne und ein Enkel auf dem Thron.
Guido von Lusignan, der 1186 König wurde, konnte 1187 die Eroberung Jerusalems durch den Sultan nicht verhindern und legte 1192 die Krone von Jerusalem nieder, um die Herrschaft über Zypern anzutreten.
1229 gewann Kaiser Friedrich II. durch Vertrag Jerusalem und krönte sich in der Grabeskirche zum König von Jerusalem. Aber noch zu Lebzeiten Friedrichs II. fiel Jerusalem 1244 endgültig an die Araber.
Gleichwohl ließ sich 1259 Hugo III. von Lusignan, König zu Zypern, in Zypern zum König von Jerusalem krönen. Karl I. von Anjou, der 1266 den letzten Hohenstaufen vernichtet hatte, trat 1277 als Gegenkönig von Jerusalem auf.
Mit der Eroberung Akkons durch die Araber im Jahre 1291 ging der letzte abendländische Stützpunkt in Palästina verloren. Von nun an war der König von Jerusalem ein König ohne Land und das Königtum Jerusalem ein reines Titularkönigtum. Den Königstitel führten mehrere europäische Dynastien wegen verwandtschaftlicher Beziehungen zu einem König von Jerusalem z. T. gleichzeitig, so die Könige von Neapel, die Markgrafen von Montferrat, die Herzöge von Savoyen und die von Lothringen und das Haus Habsburg-Lothringen.

Lit. :
• Wikipedia, Königreich Jerusalem
• François R. Velde, Latin Kingdom of Jerusalem

Anspruch von Neapel auf Jerusalem
Der vom Papst gerufene Karl I. von Anjou besiegte 1265/6 den letzten Hohenstaufen in Süditalien. 1277 erkaufte Karl I. mit Unterstützung des Papstes einen vermeintlichen Erbanspruch auf Jerusalem. Damit begab sich Karl I. in Opposition zu Hugo III. von Zypern, der seit 1269 König von Jerusalem war. Karl I. setze sich als Gegenkönig durch und der Titel des Königs von Jerusalem vererbte sich von nun an in der Herrscherlinie des Königreichs von Neapel.


Karl I. von Anjou, 1266-85. Salut d'or, Neapel.  Ø 22 mm, 4,37 g.
CNI 19 p.13 n.1; Pannuti/Riccio 1; Friedb.808.

Vs:   +KAROL·DEI·GRAtia·IERosoLymoruM·SICILIE·RE(X)
"Karl, von Gottes Gnaden König von Jerusalem und Sizilien"
Gespaltenes Wappen: Jerusalem und Anjou (Lilien), zwischen einer Sichel, zwei Rosetten und vier Sternen.

Rs.:   +AU(v)E Maria·GRACIA·PLENA·DOMINUS·TECUM
"Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir"
Maria Verkündigung: Erzengel Gabriel zeigt auf Jungfrau Maria, Vase mit Lilien dazwischen.

Karl I. von Anjou hatte zwar 1282 Sizilien an das Haus Aragón verloren. Aber das Haus Anjou konnte die Herrschaft über Neapel halten und den Titel König von Jerusalem weiter führen. Später kam noch das Wappen Ungarns hinzu, nachdem zwei Herrscher dieser Dynastie Wahlkönige von Ungarn geworden waren.

Als König Alfonso V. von Aragonien 1442 René I. d'Anjou besiegte und selber zusätzlich König Alfonso I. von Neapel wurde, übernahm er auch den Anspruch auf Jerusalem, der samt Wappen später zu den Herrscher Spaniens gelangte.

Der aus Neapel vertriebene René seinerseits nahm Wappen und Ansprüche für das Haus Anjou mit in die Provence, von wo sie auf dem Erbweg nach Lothringen gelangten:


René I. d'Anjou(†1480) :  Blanc, Provence.  Billon, Ø 28 mm, 2,69 g.
Dy.1710 (4e type); R.129a (3e type)

Vs:   +⦂RᗺnATVS⦂SICILIᗺ⦂RᗺX⦂  -  Wappenschild im Dreipass
Oben: Ungarn, Alt-Anjou und Jerusalem   Unten: Neu-Anjou und Bar (2 Fische)

Rs:   +⦂SIT⦂nOᙏᗺn⦂DNI⦂BᗺnDITVᙏ⦂  -  Kreuz mit zwei Kronen und zwei Lilien im Vierpass.


Alfonso V. von Aragon als Alfonso I. von Neapel :  Carlino Neapel.  Ø 26 mm, 3,59 g.
Pannuti Riccio 42, 3 var.; CNI XIX 76, 191 var.

Vs.:  ✠ALFOnSVS◦D◦G◦Rex◦ARagon◦Siciliae◦ᗡitra et◦Vltra◦Faro  "... Sizilien, diesseits und jenseits der Enge"
Quadriertes Wappen Aragon / Neapel (Jerusalem/Anjou/Ungarn).

Rs.:   ✠DnS◦ᙏ◦ADIVT◦ᗺ⦂ᗺGO⦂D◦I◦ᙏ   für "Dominus mihi adiutor et ego despiciam inimicos meos"
d.h. "Der Herr ist mein Helfer und ich werde herabschauen auf meine Feinde" (Ps.118,7).
Der König hält Zepter und Kreuzglobus und sitzt auf Löwen als Thron.
Weitere Münzen und Medaillen mit dem Bildnis von Alfonso I., Kg. von Neapel.


Ferdinand I. von Aragon, 1458-1494, König von Neapel.
Ducato, Neapel.   Ø 22 mm, 3,54 g.   CNI 24var; Pannuti Riccio 5.
Vs.:   FERDINANDVS:Dei°Gratia°Rex°Siciliae°Ierosolymarum°Vngaria
Wappen: Ungarn-Anjou-Jerusalem | Aragon
Rs.:   + RECORDATVS:MISERICORDIE:·SV   "Eingedenk seiner Barmherzigkeit"

Von nun an, fallen die Anjou-Lilien weg.


Ferdinand II. v. Aragon und Isabella v. Kastillien, 1503-04 als Könige v. Neapel u. Sizilien.
Ducato, Neapel.   Ø 22 mm, 3,48 g.   CNI 6; Pannuti Riccio 1.
FERNANDVS◦ET◦ELISAB◦D:G   //   + QVOS - DEVS CONIVNGIT◦hOMO◦NOn◦SEParet
"Die, die Gott zusammengegeben hat, soll der Mensch nicht trennen."
Rechts oben das Teilwappen für Neapel: Aragon|Jerusalem|Ungarn.

Wie die Katholischen Könige ließ auch Kaiser Karl V. die Ansprüche auf Jerusalem weiterleben, z.B. auf einem Scudo o. J. von Neapel.


Philipp II., 1554/6-1598, König von Spanien, Neapel und Sizilien.
1/2 Ducato o. J. (1570), Neapel.   Mmz. GR/VP.   Ø 34 mm.   Pannuti/Riccio 15b.
PHILI(I)P REX ARAGON VTRIVSque   //   SICILia·ET HIERVSALEm
Wappen, rechts oben :   Aragon|Jerusalem,   und rechts unten :   Sizilien|Ungarn.


Karl II., 1665-1700, König von Spanien, Neapel und Sizilien
Ducato (100 grana) 1689, Neapel.     Ø 41 mm, 24,44 g.   Pannuti/Riccio 2; Dav.4046.
Vs.:   ·CAROLVS·II· - ·Dei Gratia·REX·HISPaniarum·
Rs.:   ·VTRIVSque·SICIliae· - 16-89 - ·HIERVSalem·Grana·100·     Herzwappen: Flandern|Tirol.

Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger und dem darauffolgenden Erbfolgekrieg
kam Neapel an Österreich.


Karl VI. v. Österreich, 1707-1734 (Neapel) & 1720-1734 (Sizilien)
Piastra da 120 grana 1733, Napoli.   Ø 41 mm, 25,37 g.   CNI 46; Pannuti Riccio 2; Dav.1396.
CAROL.VI. - D:G:ROM:IMP.   //   UTR:SIC: - HIERUSalem:   &   1733 - .G:120

1735 übernahmen spanische Bourbonen Neapel und Sizilien von den Habsburgern aus Österreich und benuzten den Jerusalem-Titel weiter, nicht aber das Jerusalem-Wappen.

Anspruch von (Ober-)Lothringen auf Jerusalem
René I. d'Anjou (siehe oben) - Sohn des Königs von Neapel und Titularkönig von Jerusalem - heiratete die Erbtochter des Herzogs von Lothringen und verlor 1442 Neapel an das Haus Aragón. Renés Nachfahren konnten sich in Lothringen etablieren. Von ihm erbten die Herzöge von Lothringen den Titel König von Jerusalem, der später an das Haus Habsburg-Lothringen überging und dort bis 1918 geführt wurde. Auch die Wappen von Anjou-Neapel und Jerusalem fanden bleibende Aufnahme im Lothringer Gesamtwappen. Seit 1483 ist der Herzog von Lothringen auch Herzog von Bar.



Anton der Gute, 1508-44, Herzog von Lothringen:   Teston 1532, Nancy.
Ø 29 mm, 9,39 g.
Vs.:   ‡ANTHON◦D◦G◦LOTOr ◦Z◦BAr DVX   "... Herzog von Lothringen und Bar"
Rs.:   MONETA◦NANCEII◦CVSA   "Geld in Nancy geprägt"   Abschnitt: Jz. 1532
quadriertes Wappen, oben: Altungarn, Anjou-Neapel, Jerusalem, Alt-Provence (= Aragón)
unten: Anjou (gerahmte Lilien) und Bar (2 Fische zwischen Kreuzen).
Herzwappen: Lothringen (Schrägbalken mit drei gestümmelten Adlern).
Besitzwappen sind nur die von Lothringen und Bar.

Als Herzog Franz Stephan von Lothringen Maria Theresia heiraten wollte, protestierte Frankreich, weil es ein Wiedererstarken der österreichischen Macht am Rhein befürchtete. Daraufhin tauschte Franz Stephan sein Land gegen das Großherzogtum Toskana. Er heiratete 1737 und wurde 1745 an der Seite Maria Theresias als Franz I. deutscher Kaiser. Der polnische ex König Stanislaus I. Leszczynski erhielt Lothringen auf Lebenszeit. Nach seinem Tod fiel Lothringen an Frankreich.


Ks. Franz I., 1745-65.   Taler 1751 W-I, Wien.    Ø 41mm, 832 fein, 28,08g.
Voglh.289; Dav.1152.

Vs.:   FRANCiscus·Dei·Gratia·ROmanorum·Imperator·Semper· - Augustus·GErmaniae·IERodolymarum·Rex·
LOtharingiae·Burgundiae·Magnus·Hetruriae·Dux·
"Franz, von Gottes Gnaden Römischer Kaiser, immerdar Herrscher, König von Deutschland
und Jerusalem, Herzog von Lothringen und Burgund, Großherzog von Etrurien (Toskana)"
Geharnischte und drapierte Büste mit Lorbeerkranz und Vliesorden als Brosche auf der Brust.

Rs.:   IN TE DOMINE - SPERAVI·1751·X (X = Andreaskreuz)
"In dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt"
Gekrönter Doppeladler mit Schwert und Zepter, auf der Brust gekröntes Wappen:
Wappen, oben: Altungarn, Anjou-Neapel, Jerusalem, Aragon
Wappen, unten: Anjou, Geldern, Jülich, Bar (2 Fische zwischen Kreuze)
Herzwappen: Lothringen | Toskana (6 Pillen)
Unter dem Wappenschild das toskanische Ordenskreuz vom Hl. Stephan am Band.
Um das Wappenschild gelegt die Vliesordenskette.   Im Feld daneben: W - I für die Münzstätte Wien.
Erhabene Randschrift: PRO DEO ET IMPERIO und Verzierungen.

Anspruch von Montferrat auf Jerusalem
Die herrschende Familie von Montferrat (it. Monferrato) nahm an vorderster Stelle an den Kreuzzügen teil. 1183 wurde der sechsjährige Balduin von Montferrat nominell König Balduin V. von Jerusalem. Obwohl er bereits drei Jahre später starb, beruft sich Montferrat auf dieses Intermezzo für seinen Anspruch auf das Königreich Jerusalem. Die Markgrafschaft Montferrat - und damit auch ihr Anspruch - gelangte im 14. Jahrhundert durch Erbschaft an die Palaiologen aus Byzanz. Diese wiederum vererbten Montferrat samt Anspruch 1533 an das Haus Gonzaga. Schließlich kam Montferrat zu Savoyen.

Guglielmo (Wilhelm) II. Palaiologos, 1494-1518, Markgraf von Montferrat.
Testone o.J.   Ø 29 mm, 9,51 g.   CNI II,S.106,Nr.32
Vs.:   GVLIELMVS·MAR·MONTFE·7C   "Wilhelm, Markgraf von Montferrat, etc." (7C = et cetera)
Rs.:   +SA - CRI·ROmani·IMPerii·PRINCeps·VICArius· - PerPetuus
"des Hl. Römischen Reiches Fürst, Ständiger Statthalter"
Wappen oben: Byzantinisches Reich, Jerusalem, Aragon;
unten: Sachsen (!), Bar, Paläologen (Kreuz und 4 Bs).
Herzwappen : Montferrat.

Auch die nachfolgende Dynastie - das Haus Gonzaga - übernahm Jerusalemer als Anspruchswappen,
nicht aber in der Umschrift als Titulatur.


Ferdinand Gonzaga, 1612-1626, Herzog von Mantua & Monferrat.
Tallero o.J., Casale.     Ø 41mm, 22,10g.   Dav.3870
Vs.:   ·FERDINANDVS - D·G·DVX·MAN·VI·
Rs.:   ET·MONTIS❀·❀FERRATI·IV·❀   -   Wappen von Jerusalem
"Ferdinand, von Gottes Gnaden 6. Herzog von Mantua und 4. von Montferrat"

unterlegtes Wappen :
rotes Tatzenkreuz und vier Adler (von Ks. Sigismund 1432 gestiftet anlässlich der Erhebung von Johann Franz zum Markgraf von Mantua)

aufgelegtes 9-feldriges Mittelschild :
  -   Byzantinisches Reich, Böhmen, Haus Gonzaga
  -   Jerusalem, Aragon, Montferrat
  -   Sachsen, Bar, Haus der Palaiologen
(angebliche Vorfahren aus Sachsen, sowie Böhmen, Bar ?)

darüber :   gekröntes Österreich (Die Mutter von Vincenzo I. Gonzaga war Eleonore, eine Tochter Ks. Ferdinands I.)

Anspruch von Savoyen auf Jerusalem
Ludwig der Ältere, Herzog von Savoyen 1439-64, heiratete 1433 Anne von Lusignan, Tochter von Janus, König von Zypern. Ihr zweiter Sohn Ludwig der Jüngere heiratete 1459 Charlotte aus dem Haus Lusignan, die gerade ihrem Vater auf den Thron von Zypern gefolgt war. Ihre gemeinsame Regierung von Zypern dauerte nur ein Jahr, denn Charlottes Halbbruder Jakob setzt sie drei Jahre lang auf einer Burg fest, bis sie 1463 nach Italien fliehen konnten. Diese kurze Verbindung zwischen den Häusern von Savoyen und Zypern wurde später im Titel der Herzöge von Savoyen bedacht. Denn da die Könige von Zypern aus den Hause Lusignan auch Ansprüche auf Jerusalem aufrecht erhalten hatten, sahen sich die Herzöge von Savoyen berechtigt, sich "König von Zypern und Jerusalem" zu nennen. Zypern wurde 1570 von den Türken erobert.
Unter Carlo Emanuele II. (1638-1675) entstanden die ersten Taler mit dem Titel "König von Zypern" und dem Wappen von Jerusalem.

Carlo Emanuele III., 1732-73, Herzog von Savoyen und König von Sardinien
Scudo da sei lire 1756, Torino.   Ø 43 mm, 35,18 g.   Dav.1494.
Vs.:   CARolus·EManuel·Dei·Gratia·REX·SARdiniae·CYPerae·ET·IERosolymarum   1756
"Carlo Emanuele, von Gottes Gnaden, König von Sardinien, Zypern und Jerusalem"
Rs.:   DVX·SABAVDiae·ET·MONTISFERratum·PRINCeps·PEDEMonti·&·
"Herzog von Savoyen und Montferrat, Fürst von Piemont"
Gekröntes ovales Wappen mit anhängendem Annunziata Orden,
quadriertes Wappen : Sardinien, Jerusalem (ober rechts), Lusignan, Montferrat (unten rechts)
Herzschild : Savoyen.

Teil 1 :  Anspruchswappen, Anfang         Teil 3 :  Ansprüche auf Jülich-Kleve-Berg

Startseite Varia TOUR :  zu Belagerungen im 16. Jahrhundert ➜