"Es gibt eigentlich nichts in der Geschichte, was man mit Münzen nicht irgendwie illustrieren oder auch beweisen könnte: kein Fleckchen der Erde, in dem nicht irgendwann auch Münzen geprägt worden sind, kein Potentat dieser Welt, der sich nicht mit eigenen Münzen geschmückt hat."
[Prof. Dr. Bernd Kluge, Münzkabinett des Bode-Museums Berlin, 2006]
So gibt es in der Neuzeit kaum eine wichtige Belagerung, an die nicht eine Münze oder Medaille erinnert.
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![]() Oktogonale Klippe zu 5 Soldi Planet, 1515, Brescia. Ø 24 mm, 3,18 g. CNI IV p.88 n.1; Brause-Mansfeld -; Egg S.86. geprägt während der Belagerung durch venezianische und französische Truppen. Vs.: + / I5I5 / Y (= Ycardo) zwischen M - A, umher Fadenreif, mit Blüten besteckt, mit Stempelbruch (Riß im Stempel, erhaben im Gepräge). Rs.: Gekrönter Doppeladler, umher Fadenreif, mit Blüten und Festons besteckt.
![]() Teston, 1516, Verona. Ø 27 mm, 9,05 g. CNI VI p.279 n.3; Egg 4 (S.180). Vs.: MAXIMILIANVS CAESAR - Büste in Rüstung, unter der Schulter 1516. Rs.: VERONA·CIVITAS·METROPOLIS - gekrö. u. nimbierter Doppeladler mit Herzschild Österreich. Der Unterstempel für das Av. hat sich im Tiroler Landesmuseum Innsbruck erhalten. [Egg S.85]
![]() Ku.-Bagattino (Denaro) 1516, Verona. Ø 17 mm, 2,12 g. CNI VI p.279 n.5f; Egg 15 (S.182). Vs.: S·ZENO·PROTeC·VERONAE - Der Hl. Zeno mit Mitra und Nimbus nach l., darunter die Jz. Rs.: DVX·AVSTRIAE - Gekrönter Doppeladler mit Bindeschild auf der Brust.
Lit.:
• Erich Egg: Die kaiserliche Münzstätte in Verona in: Die Münzen Kaiser Maximilians I. Innsbruck (1971), S.84-86. Ausschnitt als PDF ![]() • Hermann Wiesflecker: Kaiser Maximilian I., Band IV (1508-1519), München 1981 |
"Zum Kriege werden drei Dinge benötigt, erstens Geld, zweitens Geld und drittens Geld"
[kaiserlicher Feldherr Raimondo Graf von Montecuccoli, 1609-1680] - und notfalls Notgeld.
Notmünzen gab es, wenn offizielle Zahlungsmittel zu knapp oder gar nicht verfügbar waren.
Belagerungsmünzen, Obsidionalmünzen, wurden in belagerten Städten geprägt, meist als Klippen. In den vom Nachschub abgeschnittenen Festungen benötigte man vor allem Geld für den Truppensold; auch stiegen die Preise für knappe Lebensmittel. Da die Bürger ihr Geld versteckten, sahen sich die Kommandanten meist veranlasst, aus vorhandenen Edelmetallvorräten Belagerungsmünzen zu prägen. Oft diente dazu ihr eigenes Tafelgeschirr, gelegentlich auch Kirchengerät. Die meisten Belagerungsmünzen entsprachen in ihrem Metallwert den üblichen Landesmünzen. Feldmünzen wurden bei Geldmangel von Feldherren geprägt, ähnlich den Belagerungsmünzen der Belagerten. Klippe bedeutet im Schwedischen soviel wie "mit der Schere geschnitten". Klippen sind vier- oder mehreckige Münzen von regelmässiger oder unregelmässiger Gestalt. Sie kommen als Notmünzen vor und als Erinnerungsgepräge zu speziellen Anlässen. Einseitige Notklippen sind besonders behelfsmässig hergestellt: die Rückseite bleibt glatt, so dass nur ein Stempel benötigt wird. Der unregelmässig zugeschnittene Schrötling ist meist grösser als der Stempel. siehe Tyll Kroha, Grosses Lexikon der Numismatik, 1997.
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![]() Einseitige, siebeneckige Notklippe zu 1 Ducato, 1524, Pavia. 26 x 23 mm, 2,72 g. Brause-Mansfeld Tf.A ; CNI IV p.508 n.1; Friedb.949; Maillet Tf. XCIII, 1. Die Initialen A·L (Antonio Leyva, Komandant der Verteidiger), oben Kreuz, unten die Jahreszahl I5Z4, umher Perlreif. Zentralpunkt in der Mitte. Der Schrötling deckt die Ecken des quadratischen Stempels nicht ab. Exemplar aus einer Versteigerung vom 16.10.1882 mit dem Hinweis: "Diese Notmünze, welche aus
der eigenen Halskette des Generals angefertigt wurde, ist höchstwahrscheinlich ein Unicum".
![]() Einseitige silberne Notklippe zu 1 Testone, 1524, Pavia. Ø 24-21 mm, 8,81 g. I5Z4 / CES / ·PP·OB· Oberhalb der Initialen PP ein omegaförmiges Zeichen. Auch als oktogonale Ku.-Notklippe zu 1 Testone vorkommend.
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![]() Ducato ossidionale (1527), Engelsburg in Rom. 45x33 mm, 36,81 g. Brause-Mansfeld Tf.29,1; Muntoni 21; Berman 832; Dav.8326. Dieses Stück ist eher höhergewichtig. Andere Stücke sind vieleckig und auf die Stempel besser zugeschnitten. Vs.: CLEMENS·VII· - ·PONTIF·MAX - Medici-Wappen, oben Tiara über gekreuzten Schlüsseln. Rs.: ·S·PA+S·PE - ·ALMA·ROMA· "Sanctus Paulus, Sanctus Petrus, Nährmutter Roms", nimbierte Büsten der Heiligen einander gegenüber, darunter Münzmeisterzeichen.
![]() 1/4 Ducato o. J., Rom. Ø 32 mm, 8,21 g. Brause-Mansfeld -, vgl.Tf.29,6 (dort anderes Münzmeisterzeichen); Muntoni 36; Traina Tf.CDVII,6i. Vs.: CLEMENS·VII· - PONTIF·MAX· - Medici-Wappen, darüber überkreuzte Schlüssel und Tiara. Rs.: ·Q / VAR / T· / ·DVC· "Viertel Dukat" F (spiegelverkehrt) und eine liegenden Mondsichel (unbestimmter Münzmeister in Rom), alles zwischen Lorbeerzweigen.
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![]() Schaumünze 1529. Stempel von Hieronymus Magdeburger. Ø 45 mm, 20,63 g. Habich 1887; Katz 36. Vs.: ¤FERDINANDVS◦DEI◦GRACIA◦HVNGARIÆ◦BOEMIÆ◦ET C◦REX / ¤ANNO◦DOMINI◦M◦D◦XXIX◦ETATIAS◦SVÆ◦XXV Brustbild n. l. mit breitkrempigen Hut, umgelegten Mantel, darauf der Orden vom Goldenen Vlies. Rs.: ¤DA:MICHI:VIRTVTEM:CONTRA:HOSTES:TVOS:DOMINE / QVIA◦TV - ADIVT - OR◦ME - VS◦ES◦ "Gib mir Kraft gegen Deine Feinde, Herr, denn Du bist mein Beistand" Blumenkreuz, in den Winkeln die Schilde von Böhmen, Kroatien, Dalmatien und Ungarn, im Zentrum das österreichisch-kastilische Wappen. Geschenk zur Motivierung der Offiziere beim Kampf gegen die sich nähernden Türken.
![]() Klippe zu 6 Kreuzern 1529, Wien. 17x18 mm, 3,26 g. Brause-Mansfeld Tf.42,13; Markl 298/305. Vs.: TVRCK / BLEGERT / WIEN / 15Z9 zwischen Blattornamenten Rs.: Kreuz, in den Winkeln die Wappen von Kastillen, Österreich, Ungarn und Böhmen. In der Stadt kam Belagerungsgeld in Klippenform in Verkehr, gefertigt aus eingeschmolzenen goldenen
und silbernen Gerätschaften.
![]() Dukatenklippe 1529, Wien. 17x17 mm, 3,54 g. Brause-Mansfeld Tf.42,9; Markl 278. Vs.: TVRCK·BLE / GERT·WI / :EN: - gekröntes und geharnischtes Brustbild zwischen 15 - Z9 Rs.: Kreuz, in den Winkeln die Wappen von Österreich, Kastillen, Ungarn und Böhmen.
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Während Wien wie durch ein Wunder dem Türkenangriff entging, verhandelte Kaiser Karl V. in Bologna mit dem Papst über ganz andere Dinge. Kaiserliche Truppen standen nicht in Wien sondern vor Florenz :
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![]() 1/2 Scudo o. J. (1529-30), Florenz. Ø 29 mm, 16,70 g. Brause-Mansfeld Tf.27,2; Bernocchi 4040. Vs.: SENATVS·POPVLVS·Que·FLORENTINVS· "Rat und Bevölkerung von Florenz" Flrorentiner Wappenschild. Rs.: IESVS·REX·NOSTER·ET·DEVS·NOSTER· "Jesus, unser König und Gott" Kreuz mit Dornenkrone besetzt, in den Winkeln: Punkt - Punkt - N - Wappenschild (Zeichen des Prägeverantwortlichen Nicolo di Braccio Guicciardini) geprägt in der Stadt Florenz während der Belagerung durch päpstliche und kaiserliche Streitkräfte.
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Ein besonderer Dank gilt den Münzhändlern Künker in Osnabrück und Hess-Divo in Zürich
für viele Begleittexte mit historischem Hintergrund in ihren Auktionskatalogen. Numismatische Literatur :
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