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Ein neues Walzprägewerk für Hall

Werner Nuding
MünzenRevue 7+8/2003 S.129-131

Hall in Tirol verdankt seine Entstehung der Entdeckung von Salzlagerstätten; eine erste Siedlung ist im 13. Jh. urkundlich belegbar und wurde 1303 zur Stadt erhoben. 1477 wurde die landesfürstliche Tiroler Münzstätte von Meran nach Hall, das wesentlich näher bei den Schwazer Silberbergwerken lag, verlegt. Berühmt wurde die Haller Münzstätte durch die "Erfindung des Talers" sowie durch die "Entwicklung der Walzenprägetechnik", zwei Meilensteine der europäischen Münzgeschichte.

Diese Bedeutung Halls als Münzstadt wird im Jubiläumsjahr durch mehrere Veranstaltungen Rechnung getragen. Bereits im Januar würdigte die Münze Österreich Hall durch die Herausgabe einer 25 Euro Münze, in der erstmalig neben Silber das Metall Niob verarbeitet wurde. Diese Weltneuheit wurde durch die Zusammenarbeit der Münze Österreich mit den Tiroler Planseewerken möglich, und ist seit dem Ausgabetag ein begehrtes Sammlerstück.

Am 4. Juli findet der nächste numismatische Höhepunkt mit der Eröffnung des erweiterten Münzmuseums und der Ausstellung "700 Jahre prägen Europa" statt. Zentrum des neuen Museums wird ein nach jahrelanger Forschungsarbeit rekonstruiertes Walzenprägewerk sein.

Auf Anregung der Tiroler Numismatischen Gesellschaft und mit tatkräftiger Unterstützung der Stadt Hall, der Haller Stadtwerke und der Münze Österreich, die die Herstellung der Prägewalzen übernommen hat, ist es dem Verfasser gelungen, sowohl Walzenprägemaschine, Streckwerk als auch Wasserrad zeitgerecht für die Eröffnung des erweiterten technischen Münzmuseums fertigzustellen.


Abb.1: Detailansicht der Walzenprägemaschine

Zur Geschichte der Walzenprägetechnik

Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es dem Zürcher Erfinder Hans Vogler die erste Walzenprägemaschine funktionsfähig zu machen (Abb. 1). Am 31. Mai 1566 erfolgte eine Probeprägung. Der seit 1564 in Tirol regierende Erzherzog Ferdinand II. brachte der Erfindung großes Interesse entgegen und tat alles, daß ab 1567 die reguläre Münzprägung mit der Walzenprägemaschine aufgenommen werden konnte.

Die neue Prägemethode, auch Walzenprägung genannt, revolutionierte in den kommenden Jahrzehnten nicht nur das Tiroler sondern auch das europäische Münzwesen. War man in Hall bisher in der Lage, jährlich etwa 600.000 Münzen zu prägen. so konnte man den Ausstoß nun auf ein Vielfaches erhöhen. Erstmals wurde mit den Walzenprägemaschinen die Wasserkraft für die Münzprägung nutzbar gemacht. Weniger Personal und gleichzeitig höhere Produktivität senkten die Prägekosten beträchtlich. Der Erfinder Vogler bekam in Tirolleider nicht die entsprechende Würdigung.

Den technischen Vorsprung der Haller Münzstätte und die Erfahrung seiner dortigen Münzbeamten mußte Erzherzog Ferdinand II. aus politischen Gründen auch verbündeten und verwandten Herrscherhäusern zur Verfügung stellen. Bereits 1577 hatte Ferrara (Italien) technische Unterstützung bei der Modernisierung seiner Münzstätte erhalten. 1593 war man Mantua bei der Einführung moderner Prägemethoden behilflich. Auch die Schweizer Münzstätten Luzern und Schaffhausen wurden 1596 bzw. 1598 mit technischem Know-how aus Hall versorgt.

Zum Herrschaftsgebiet, welches Erzherzog Ferdinand II. 1564 übernommen hatte, gehörten auch die Vorderösterreichischen Länder. Ab 1573 begannen die Planungen zur Einrichtung einer Münzstätte in Ensisheim, im Oberelsaß. Planung, Bau der Maschinen, Errichtung des Gebäudes und Organisation der Silberlieferungen standen ganz in der Verantwortung des Haller Münzmeisters Jakob Bertolf, der 1564 aus Aachen nach Hall berufen worden war.

Die erste Münzstätte, die von Hall mit Walzenprägemaschinen ausgestattet wurde, war aber nicht Ensisheim, sondern Segovia in Spanien. Anfang des Jahres 1582 erhielt der Haller Münzmeister Jakob Bertolf den Auftrag, die Prägemaschinen für die Spanische Krone bauen zu lassen.

Da die Walzenprägemaschinen nur von speziell ausgebildeten Leuten bedient werden konnten, mußte auch das Münzpersonal von Tirol zur Verfügung gestellt werden. Am 3. Februar 1583 konnte der Haller Münzmeister melden, daß das Münzwerk bis auf wenige Stücke fertig und versandbereit sei. Auch das notwendige Münzpersonal stand mit Joachim Linggahöl als Wardein, Martin Faigl als Münzwerkregierer, Peter Hartenpeck von Schwäbisch Gmürtd als Münzgraveur und vier Münzergesellen bereit.

Das Inventar des gesamten nach Spanien zu transportierenden Eisenzeuges und der Maschinen weist ein Gesamtgewicht von über 50 Zentner auf. Interessant ist, daß drei Paar bereits in Hall gravierte Prägewellen für achtfache Reale (jede Walze mit fünf Stempeln) und zwei Paar gravierte Prägewellen für vierfache Reale (jede Walze mit sechs Stempeln) und ein gravierter Prägestempel für Goldkronen mitgeliefert wurden. Für die erste Zeit der Prägung waren also in Hall auch die Walzen graviert worden.

Im Frühjahr 1585 begann die abenteuerliche Reise der Tiroler Münzer nach Spanien, von der nur der Graveur Peter Hartenbeck nach Hall zurückkehren sollte.


700 Jahre prägen Europa - Ausstellungen, Kolloquien und eine Münzbörse im Jubiläumsjahr

Zusammen mit dem neuen Walzenprägewerk wird die Ausstellung "700 Jahre prägen Europa" eröffnet. In Zusammenarbeit des Kunsthistorischen Museums Wien mit der Tiroler Numismatischen Gesellschaft und der Stadt Hall in Tirol wird vom 4. Juli bis 31. August in der Burg Hasegg eine Ausstellung mit ausgewählten Kostbarkeiten an Tiroler Münzen vom Mittelalter bis zum Jubiläumsjahr 2003 präsentiert (Abb. 2-6, die hier fehlen).

Zahlreiche Archivalien machen diese Ausstellung noch interessanter als sie ohnehin schon ist. Zusätzlich werden noch die Funde von Kagran und Wenzersdorf, zwei bedeutende Münzfunde, die zahlreicheTiroler Münzen enthalten, ausgestellt.

Diese Ausstellung wird dem Besucher interessante Einblicke in die politischen Hintergründe, sowie in Wirtschaftsgeschichte, Münztechnologie, Münzmetalle und Währungen vermitteln.

Weitere numismatische Höhepunkte des Jubiläumsjahres sind ...

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