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Die Münzgeschichte der Schwarzwaldstadt Breisach

Klaus Christiansen
money trend 4/1981 S.27-29
(mit Ersatzbilder aus sixbid-coin-archive.com)



Abb.1: Stadt Breisach. Medaille auf die Einnahme der Stadt 1638 durch Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar (schwedisch-französische Besetzung). Stempel von Johann Blum.
Silber. Ø 52 mm. 51 g. Berstett 97. Diese Stadtansicht von Westen zeigt sehr schön die Befestigungswerke jener kriegerischen Zeit, die Lage am Oberrhein, auf einer Höhenrippe.
Eine ganze Reihe Breisacher Münzen und Medaillen spiegelt die dramatischen Ereignisse wider, welche sich im Verlaufe des Dreissigjährigen Krieges um die Stadt abgespielt haben. So wurden 1632 die Kaiserlichen dort eingeschlossen, belagert durch schwedische Truppen unter General Horn und dem Markgrafen Friedrich von Baden. 1633 entsetzte ein kaiserlich-spanisches Heer die Stadt, aber schon 1634 und 1638 wurde Breisach wieder belagert, eingenommen dann durch den Führer der französisch-schwedischen Armee, Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar, der die Stadt dann gern zum Hauptort seines eigenen Fürstentums von Frankreichs Gnaden gemacht hätte.
Die hier nicht abgebildete Rückseite der schönen Medaille zeigt den Herzog in ovalem Barockrahmen, geharnischt, mit Feldbinde und Kommandostab halblinks im Hüftbild - in einem Atem mit Gott wird er in der Avers-Inschrift genannt.

Das Hinterteil eines Hundes soll volle sieben Gulden gekostet haben, ein Laib Brot gar vier Taler, und selbst Kinder und Kranke sollen vor dem Hunger der Menschen nicht sicher gewesen sein. Solche Verhältnisse herrschten Anno 1634, als Breisach (Alt-Breisach, nicht zu verwechseln mit dem linksrheinisch gelegenen elsässischen Neu-Breisach) im Verlauf des Dreissigjährigen Krieges wieder einmal belagert wurde, ohne dass es aber diesmal zur Ausprägung von Not- und Belagerungsmünzen gekommen wäre. Diese waren ein Jahr vorher entstanden, als das fruchtbare Land gleich drei Armeen durchzogen, die Kaiserlichen, die Schweden und eine Art Schwarzwälder Bauernarmee.


Abb. 2: Stadt Breisach unter Kaiser Ferdinand II. Silber-Notklippe zu 24 Kreuzern 1633,
als die Stadt von den Protestanten belagert war.
Ø 25 mm, 8,30 g, also etwa im Werte eines ⅓ Talers.
Über den Wappen von Österreich, der Landgrafschaft Oberelsass und dem von Breisach (unten) die Jahreszahl, durch das Breisacher Wappen wird die Wertzahl XX-IIII (24) geteilt.

Doch auch später sollte es um Breisach nicht ruhig werden. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Stadt (mit etwa 10000 Einwohnern die grösste am Kaiserstuhl, auf einer felsigen Anhöhe über dem Rhein gelegen, an einem alten Flussübergang - schon zu Römerzeiten als "Mons Brisiacus" ein wichtiges Bollwerk) als französisches Ausfallstor ins Reich durch Colbert und den berühmten Festungsbaumeister Vauban stark armiert. Rhein- und Specktor weisen noch heute darauf hin, nachdem im Zweiten Weltkrieg fast 80% der alten Stadt zerstört wurden und nach 1945 praktisch eine neue Stadt entstand.

Geprägt wurde in Breisach bereits während der sogenannten sächsisch-fränkischen Kaiserzeit (924 bis 1125), als dieser Ort neben Zürich und Augsburg die älteste, wichtigste Münzstätte der Herzöge von Alemannien war. Hermann (926 bis 948), der erste des Geschlechts dieser Münzherren, war ursprünglich als kleiner Graf aus Franken gekommen und verdankte seinen Aufstieg dem ersten Sachsenherrscher, König Heinrich I., dem Vogler (919 bis 936). Hermanns Tochter heiratete als reiche Erbin den Kaisersohn Ludolf. Von ihm, der sich später gegen den Vater erhob, scheinen überhaupt keine Münzen erhalten. Herzog Ludolfs Sohn aber, Otto I. (973 bis 982), 976 zugleich auch Herzog von Bayern, hinterliess mehr bayerische als schwäbische Münzen, wie besonders der bedeutende Fund von Fölhagen zeigte. Erwähnt werden soll hier zur Erinnerung, dass wir uns im Zeitalter des Pfennigs befanden, als lediglich der silberne Pfennig (Denar) und - seltener - dessen Teilstücke Obol und Vierling ausgeprägt wurden, Pfund, Mark und Schilling immer noch nur "Rechnungsmünzen" beziehungsweise Gewichtsnormen darstellten. Für unser Gebiet galt wenig später die Breisgauer Mark von ca. 238 g. Im 13. Jahrhundert dann bekam Freiburg ein Übergewicht. Sowohl Pfennige als auch Mark wurden nun meistens nach diesem Ort benannt.


Abb. 3: Herzog Ludolf von Schwaben-Bayern, 948-954. Denar aus der Münzstätte Regensburg, aus der Zeit der Revolte gegen seinen Vater, Kaiser Otto den Grossen, 953/54.
Silber. Ø 22 mm. 1,43 g. Hahn 12var.
Letternkirche mit Münzmeistername auf der Rückseite, während die Vorderseite das obligate Kugelkreuz bringt und in der Umschrift den Münzherrn, ADAL(bertus dvx). Dieses Stück ist eine Kriegsmünze (erst 955 war der Aufstand endgültig bereinigt worden).
Bekanntlich werden solche Stücke auch "Ratisponenser" genannt (das Letternkirchen-Motiv aber stammt nachweislich aus Augsburg).
Auch aus Breisach liegen vom Herzog als schwäbischem Landesherrn keine Münzen vor.

Aus der Periode der sächsisch-fränkischen Kaiserzeit haben wir für Breisach von insgesamt fünf alemannischen Herzögen Münzen vorliegen. Von einigen fehlen sie dort, während sie für Zürich teilweise nachgewiesen werden konnten. Auch eine bemerkenswerte Anzahl von Obolen/Hälblingen entstand damals.

Ähnlich verworren wie die politische Geschichte Breisachs ist die Münzgeschichte. So berührt es schon merkwürdig, dass die herzoglichen und kaiserlich-königlichen Ausprägungen plötzlich aufgehört haben sollen. Besonders von Kaiser Otto III. kennen wir von dort Gepräge, andere "Kaisermünzen" bleiben noch umstritten. Breisach scheint erst wieder erheblich später, in der Blütezeit des Breisgauer Pfennigs im 12./13. Jahrhundert, als Münzstätte aufgetreten zu sein, nämlich als Nebenmünzstätte des Bischofs von Basel. Jedenfalls endete die älteste Breisacher Präge mit Herzog Heinrich III. von Schwaben (1038 bis 1045). Spätestens damals scheint die alte Reichsfeste am Oberrhein aus der Reihe der Schwarzwald-Breisgauer Münzstätten für geraume Zeit ausgeschieden zu sein.

Möglicherweise hing der politische Wechsel in Breisach mit der Vergabung der Silbergruben im Breisgau an den Bischof von Basel zusammen (1028). Doch gerade hier tappt man noch sehr im dunkeln, denn die überkommenen Urkunden geben nur lückenhafte Auskünfte. Vielleicht lag die Breisacher Münze nach dem Wechsel zunächst längere Zeit still. Erst unter den Hohenstaufen-Kaisern sollte die Stadt - und ihre Münze - zu neuer Bedeutung gelangen, nachdem sich der Bischof von Basel und König Heinrich VI. 1185 zur gemeinsamen Befestigung des Breisach-Berges (Eckardsberg) entschlossen hatten. Erst jetzt wurde praktisch aus Breisach eine eigentliche Stadt, eine befestigte Kaufmannssiedlung mit königlichem und bischöflichem Stadtherrn. Doch bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts (1197/98) gelangte Breisach kurzfristig an die Zähringer, ohne dass sich dies aber nachweisbar numismatisch niedergeschlagen hätte. Überhaupt ist der Neubeginn der Münze in Breisach unter den Hohenstaufen beziehungsweise den Bischöfen von Basel etwas zweifelhaft, denn für die Zeit um 1185 können Prägungen eindeutig nicht nachgewiesen werden, ist die Urkundenlage bezüglich der Breisacher Münz- und Geldgeschichte recht dürftig. Doch für diese Zeit sind Prägungen wahrscheinlich, ebenso für das bereits genannte Zähringer Zwischenspiel am Ende des 12. Jahrhunderts. Hinzu trat dann noch Rudolf von Habsburg, der spätere Kaiser, welcher der Stadt das neue Stadtrecht von 1275 gab. Von Breisach aus erliess er dann 1283 auch das Gesetz über das Münzrecht der Reichsfürsten. In seinem Siegel führte Breisach damals den Reichsadler.


Abb. 4: Breisach als "Reichsmünzstätte". Otto III., 983-1002. Denar. Silber. Ø 19 mm, 1,25 g. Dannenberg 905.
Vs: Kreuz mit Winkelfüllung, OT+.
Rs: /BRIISE/ A.
Die Rückseite erinnert an das erzbischöfliche Köln und seinen Sancta-Colonia-Typus.
Wir hätten es hier also mit einer Nachahmung zu tun, fast mit einem der so vielerorts nachgeahmten "Agrippiner".
Kaiserlich-königliche Prägungen sind in Breisach nur für Otto III. sicher nachgewiesen.

Wenn nun auch eine potentielle Ausprägung in Breisach für die genannten Münzherren durchaus im Bereich des Möglichen liegt, so steht erst wieder unumstösslich fest, dass Breisach im 13. und 14. Jahrhundert eine Nebenmünzstätte des Bischofs von Basel war, wobei jedoch nicht sicher ist, wann der geistliche Herr seinem Breisacher Besitz das Münzrecht eigentlich hinzufügte (vermutlich um 1250). Als Grund für eine Nebenmünzstätte in Breisach wird angenommen, dass der Bischof das Umlaufgebiet seines Basler Pfennigs sichern beziehungsweise erweitern und so dem Breisgauer Pfennig Konkurrenz machen wollte. Dabei hatte er jetzt in erster Linie mit Freiburg und seinen Grafen zu rechnen. Gerade damals trat der Breisgauer Pfennig zunehmend auf den Plan. Zudem hatten die Grafen von Freiburg auf Breisach Erbansprüche erhoben. Leider entziehen sich sehr viele "Breisgauer" noch exakter Beilegung, stehen viele Münzreihen heute noch nicht auf sicheren Beinen. Dass sie fast ausschliesslich "stumm" (schriftlos) sind, erleichtert natürlich nicht eben die Bestimmung. Auch für Breisach gibt es hier nicht viel Gutes zu vermelden, denn die für dort gesicherten Gepräge (Abb. 5) sind nicht zahlreich und dürften in keinem rechten Verhältnis zur eigentlichen Münztätigkeit des Basler Bischofs gestanden haben - besonders, wenn man an die "Münzverrufungen" denkt, jenen Zwangsumtausch, dem wir eine Vielzahl von Geprägen beziehungsweise Typen verdanken.


Abb. 5: Nebenmünzstätte Breisach. B. Johann von Basel, 1365-1382. [oder Johann II. Senn von Münsingen 1335-1365.]
"Hohler Hälbling". 12x13 mm. Silber. 0,20 g. Wiel.67.
Bischofshaupt n. l. zw. den Münzstätten-Initialen BR [oder BA ?!]. Aus den Jahren 1373/76. Die viereckige ("zipflige") Form ist für die Basler Gepräge typisch, ebenso die "Hohltechnik" (einseitige Prägung und der Wulstreif). "Breisgauer" sind in Breisach anscheinend überhaupt nicht entstanden - sofern wir nicht mit "Beischlägen" von dort zu rechnen haben.

Doch halten wir fest, dass der Basler Bischof in Freiburg eine Münzstätte besass und dort selbst auch hatte prägen lassen. Zudem dürfte er das dortige Aufsichtsrecht über das Münzwesen und die Münzpolizei besessen haben. Im Gegensatz zu den anderen genannten Dynastien ist die Präge in Breisach für Basel gesichert und lässt sich mehr oder minder kontinuierlich verfolgen, wobei jeder Neufund immer noch Überraschungen bringen könnte. Wenn man so will, wäre also die bischöfliche Basler Präge die zweite Münzperiode Breisachs, wo dann auf die Bischöfe im 14. Jahrhundert die Habsburger folgen sollten.

Über den eigentlichen Münzbetrieb, die Münze, wissen wir für Breisach nur wenig. Münzmeisternamen erscheinen dort erst nach der Mitte des 13. Jahrhunderts. Ein gutes Dutzend Namen trat hier bis etwa 1300 auf, wobei 1319 für Breisach ein Münzmeister und sechs Münzer als in der Stadt ansässig genannt werden. Hier wie auch in Freiburg wurde dann der Berufsname teilweise zum Geschlechtsnamen ("Münzmeister").

Trotz der Einflussnahme der Habsburger auf das Münzwesen im Breisgau (Vorderösterreich) waren bis Anno 1373 die Breisacher Münzmeister eindeutig dem Bischof von Basel noch verpflichtet. Die hier sehr umsichtig und diplomatisch vorgehenden Habsburger nahmen primär Einfluss auf den Münzgewinn ("Schlagschatz"), kümmerten sich weniger um das Münzrecht. Die grosse Änderung trat ein, als Bischof Johann III. (1365-1382) seine Münze in Basel und Breisach vorbehaltlos an die Stadt Basel verkaufte (1373). Die Verkaufsurkunde lässt keinen Zweifel daran,dass Breisach bezüglich der Münze in völlige Abhängigkeit von Basel geraten war. Da der Breisacher Münzmeister verabredungsgemäss die Prägestempel direkt aus Basel geliefert bekam, darf man sich über die Ähnlichkeit bestimmter älterer Münzen nicht wundern. Freilich scheint der Münzfuss damals nicht angeglichen worden zu sein, verraten sich hier durchaus lokale Unterschiede.

Bekanntlich war der Basler Bischof aber nicht der alleinige Stadtherr von Breisach. Der Einfluss des Reiches beziehungsweise der Habsburger war im 14. Jahrhundert besonders stark geworden, denn bereits 1331, geraume Zeit also vor dem bischöflichen Münzverkauf, kam Breisach in österreichischen Pfandbesitz. Das Münzrecht in Breisach wurde also von jemandem ausgeübt, der an der Stadt eigentlich überhaupt keinen Besitz mehr hatte. Vielleicht ist die nunmehrige bischöfliche Prägung nur noch als Anspruchsprägung anzusehen, zur Aufrechterhaltung des Münzrechts, aus Repräsentationsgründen.

Trotz der eindeutigen Vertragsbestimmungen zwischen der Stadt Basel und dem Bischof 1373 dürfte die Stadt ihr Breisacher Münzrecht kaum zur Geltung gebracht haben können. Jedenfalls war Anno 1377 die Breisacher Münzstätte bereits im Besitz der österreichischen Herzöge, die sich bis dahin lediglich einen Anteil am Schlagschatz hatten sichern können. Solch ein Schlagschatz war damals natürlich eine ganz ausserordentliche Einnahmequelle, wenn in der betreffenden Münzstätte intensiv geprägt wurde. Auch die Breisacher Münze beziehungsweise deren Gewinn war wiederholt verpfändet worden. Um 1370 wurde einem Verwandten des österreichischen Herzogs sogar die Summe von 100 Mark Silber auf den Breisacher Schlagschatz angewiesen. Den Schlagschatz hatte sich auch der Bischof 1373 beim Verkauf der Münze an die Stadt Basel ausdrücklich vorbehalten, vielleicht sogar noch Anteile dazu erworben. Noch bis 1423 blieben die Bischöfe mit Sicherheit im Besitz ihres Breisacher Schlagschatzanteils. Den übrigen Schlagschatzanteil scheint die Stadt Breisach selbst erworben zu haben, 1399 nämlich, als sie die Münze in eigene Verwaltung nahm.


Abb. 6: Breisgau, um 1235. Anonymer "Struwwelkopfpfennig".
Einseitig. Silber. Ø 15 mm, 0,41 g. Wiel.17a; Matzke 146; Berger 2426.
Männliche Büste zwischen 5strahligem Stern und Kreuz v.v. mit struppigem, "struwweligem" Kurzhaar.
Charakteristisch ist der grobe Perlrand.
Möglicherweise ist dieser Pfennig (Denar) doch in Breisach entstanden, aber auch Freiburg käme hier durchaus in Frage.

Im Gegensatz zu den Basler und Freiburger Pfennigen werden die von Breisach in den Urkunden äusserst selten erwähnt, erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts (1289). Dies könnte durchaus bedeuten, dass bis dahin die Ausprägung in Breisach derart gering war, dass der Breisacher Pfennig als solcher überhaupt nicht entsprechender Erwähnung wert gewesen sein könnte. Doch sollte man sich hier vor zu "logischen" Schlüssen hüten, denn wie ja auch andernorts zu beobachten (so z. B. auch in Freiburg), verbargen sich lokale Gepräge oft erstaunlich lange hinter Sammelbezeichnungen, traten sie unter ihrem eigentlichen Münzstättennamen erst relativ spät in Erscheinung. Unter den noch wenig durchforschten, nicht einwandfrei beizulegenden "Breisgauern" dürften sich auch noch eine ganze Reihe Pfennige aus Breisach u.a. befinden. Vermutlich dürften selbst die Zeitgenossen nicht genau gewusst haben, aus welcher Münze nun gerade das Stück stammte, das sie in Händen hielten. Dass zumindest im 14. Jahrhundert in Breisach rege geprägt worden sein muss, beweisen unter anderm die häufigen Schlagschatzverpfändungen, die Ansässigkeit von einem Münzmeister und sechs Münzern in der Stadt. Gesagt werden muss hier freilich noch, dass in den späteren Funden die Breisacher Münzen erheblich hinter denen von Basel, Freiburg und Strassburg bezüglich der Anzahl zurückstanden. Die einstige Hauptmünzstätte der alemannischen Herzöge im 10./11. Jahrhundert war also längst überflügelt worden, trat auch hinter dem aufstrebenden Freiburg zurück, das im Schwarzwald ganz eindeutig schliesslich zur Metropole wurde.


Abb. 7: Basel oder Breisach? Hohlpfennig um 1260. Silber. Ø 28 mm. 0,38 g [0,31 g]. Aus dem Funde von Marbach im Elsass (Fd. Malterdingen 54var.). Wielandt (Basel) 90. Wüthrich 17. Nicht zuletzt durch die Stempelfertigung in Basel ist die Ähnlichkeit zwischen den bischöflichen Basler und Breisacher Geprägen oft frappant. Um 1350 werden die Pfennige beider Münzstätten "Stäbler" genannt nach dem Bischofsstab (auf diesem Stück beiderseits des schlanken Türmchens mit Spitzdach und Kugelknauf, r.u.l. je ein Ringel). Aber auch hinter der Bezeichnung "Basler" verstecken sich oft genug Breisacher Gepräge. Produkte der Nebenmünzstätte.

Noch vor 1399, dem Jahr, als die Stadt Breisach die Münze in eigene Hände nahm, finden wir sie als herzoglich-vorderösterreichische Münzstätte als Teilnehmerin an den beiden grossen oberrheinischen Münzverträgen von 1377 und 1387. Sie war Mitglied im sogenannten Rappenmünzbund (1403). Als Münzbild erschienen zunächst auf den Vereinspfennigen (-rappen) der österreichische Bindenschild unter einer Krone, rechts und links wie zu bischöflichen Zeiten als Münzstättenkennzeichnung die Initialen "BR".

1399 aber, nach Erlangung des Münzrechts von den österreichischen Herzögen, schloss Breisach sogleich einen Vertrag mit Herzog Leopold und der Stadt Basel ab, um den Umlauf der neuen städtischen Pfennige zu erleichtern. Es würde hier den Rahmen des Themas sprengen, wollte man auf die Aktivitäten Breisachs im Rappenmünzbund eingehen, der ja bis ins 16. Jahrhundert bestand. Wichtig zu wissen ist aber noch, dass im späten 14. Jahrhundert in Breisach noch unter herzoglicher Regie "Heller" erschienen, jene Sorte, die auch in Süddeutschland, in Franken und Bayern, so viele lokale Sorten verdrängte. Auf diesen "bösen Hellern" mit ihren zwei Typen erschien allerdings dann auch schon der "Dreiberg" mit der berühmten "Heller-Hand".


Abb. 8: Stadt Breisach. Hohlpfennig (Rappen) des frühen 15. Jahrhunderts mit dem Stadtsymbol, dem gegliederten Berg. Dieser kommt auf Münzen im 13. und 14. Jahrhundert fast überhaupt nicht vor, wird erst seit Anfang des 15. Jahrhunderts verwendet.
Ø 19 mm, 0,34 g. Berstett 57.

Bis etwa um das Jahr 1600 die Breisacher Münze geschlossen worden ist, wurden im wesentlichen dort noch folgende Sorten geprägt, wobei selbst Stücke aus dem 16. Jahrhundert noch lange nicht mit allen Varianten erfasst werden konnten: Guldiner in fünf Jahrgängen (1542, 1546, 1549, 1553, 1555) - Halbguldiner nur 1542 - Dicken 1499, ferner im 16. Jahrhundert in oft nur ganz wenigen Jahrgängen Breit-Batzen (1533 bis 1535). Batzen beziehungsweise breite Groschen (1558), Plapperte, 6-Rappen, Vierer sowie einseitige Rappen (nach 1498 und 1533).

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts traten dazu noch Guldentaler zu 60 Kreuzern (Reichsmünze) und entsprechende Teilstücke, Kleinmünzen.

Natürlich wurden auch in Breisach die Normen der Reichsmünzordnungen von 1529, 1551 und 1566 in der üblichen Weise befolgt, verschwand auch dort allmählich das lokale Kolorit, die bunte, abwechslungsreiche Vielfalt im Münzwesen. Als um 1600 der Hammer dort für immer (mit Ausnahme der Notmünzen!) ruhte, war nach gut 700jähriger Dauer auch die Münzgeschichte der ehrwürdigen Schwarzwald-Stadt Breisach zu Ende gegangen.

fehlt hier
Abb. 9: Stadt Breisach. Taler 1553. Siehe unter Breisach, Taler 1553
Vs: Stadtschild, darüber 1553, +MONETA NOVA BRISACENSIS
Rs: Adler, ungekrönt und unbewehrt, DOMINE CONSERVA NOS IN PACE (Herr, erhalte uns in Frieden!). Silber. 40 mm. 30,25 g. Variante zu v. Berstett Nr.68. Auch diese nicht unwesentliche Variante bringt v. Berstett in seinem Standardwerk (für Breisach) von 1846 (I) nicht.


Benutzte Literatur:
von Berstett: Münzgeschichte des Zähringen-Badischen Fürstenhauses
J. Cahn: Der Rappenmünzbund
Wielandt: Badische Münz- und Geldgeschichte. Der Breisgauer Pfennig und seine Münzstätten
Suhle: Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis ins 15. Jahrhundert
von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde
Wilberg: Regententabellen
Luschin: Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte
Kroha: Lexikon der Numismatik
Schön: Altdeutschland

Siehe auch: Münzen von Breisach


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