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      Dezentrierte Walzenprägungen      

Walzenprägung :   Ein langer, gleichmäßig dick gewalzter Metallstreifen (sog. Zain) wurde zwischen zwei Walzen geführt, auf denen Vorder- und Rückseite der zu prägenden Münze eingraviert waren. Die Walzen trugen die Bilder dicht aneinandergereiht, 4 bis 6 Bilder für grosse und bis zu 19 Bilder für kleinere Münzen. Beim Prägen wurde der Zain so in die Länge gestreckt, dass eine runde Fläche oval wurde. Um runde Prägungen zu erhalten, musste daher die Gravur der Walzen im entgegengesetzten Sinne oval sein. Nach dem Prägen wurden die Münzen aus dem Zain herausgestanzt. Die Stanze orientierte sich dabei an einer der beiden Seiten der Münze. Die andere Seite geriet nur dann zentriert, wenn die Walzen beim Prägen genau aufeinander abgestimmt worden waren.
Die folgenden drei dezentrierte Münzen entstanden mit nicht exakt aufeinander abgestimmten Walzen.


Spanien, Philipp II., 1556-1598.   8 Reales 1590, Segovia.     Ø 40 mm,   27,2 g.
Hier ist die Rückseite nach unten verschoben, so dass der untere Rand der nächsten Münze oben sichtbar wird. Die beiden Walzen waren hier etwas radial zueinander verdreht. Die Achsen der gravierten Münzbilder standen senkrecht zur den Walzenachsen.


Schweiz, Stadt Chur:     Zehner 1631.     Ø 29 mm, 3,3 g.
Die Rückseite ist seitlich verschoben, so dass rechts der Rand der nächsten Münze sichtbar wird. Die Achsen der gravierten Münzbilder standen in Richtung der Walzenachsen, die hier radial leicht zueinander verdreht waren. Unten zeigt sich ein kurzes gerades Stück des Zainrandes. Am Zainrand erkennt man, dass Vorderseite und Rückseite der Münze gleichgerichtet sind, ↑↑.


Brandenburg-Preußen, Friedrich Wilhelm, 1640-1688.
18 Gröscher 1655 CM, Königsberg.
    Ø 29 mm.
Die Rückseite ist nach unten und zur Seite stark verschoben. Oben wird schon die nächste Münze sichtbar. Die Walzen waren hier sowohl radial verdreht wie auch axial verschoben, und die Achsen der gravierten Münzbilder standen senkrecht zur den Walzenachsen.
Die Sterne, die sich neben dem Münzbild befinden, waren in die Walzen eingekerbt. Alle Prägewalzen trugen solche Einkerbungen, die als Ausgleich für die am Rand des Zain fehlende Gravur dienten. Sie bewirkten eine gleichmässige Streckung entlang der Drucklinie zwischen den Walzen und vermieden ausserdem ein Verschieben der Zaine während des Walzens. Bei grösserer Dezentrierung wie hier werden diese Einkerbungen sichtbar.
Am seitlichen Rand erkennt man den geraden Rand des Zains (nicht das Zainende). Der Zain war nicht mittig zwischen die Prägewalzen eingelegt worden. Der Zainrand verrät auch hier, dass Vorderseite und Rückseite der Münze gleichgerichtet sind, ↑↑.

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