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Medaillen zur Alchemie

Als sehr alter Zweig der Naturphilosophie befasste sich die Alchemie mit den Eigenschaften und Reaktionen der Stoffe. Man spekulierten über den Aufbau der Materie und beschäftigte sich mit der Herstellung von Heilmitteln, wie auch mit der Umwandlung von Stoffen etwa in Edelmetalle. Alchemisten benutzten Symbole der Astrologie und betrieben mysteriöse Handlungen. Sie konnten das Porzellan und das Schwarzpulver wieder erfinden und entdeckten die Chemilumineszenz. Ab dem 18. Jahrhundert führten neue Denkansätze und experimentelle Methoden in den Nachfolgedisziplinen Chemie, Pharmazie und Metallurgie zunehmend zu überprüfbaren Erkenntnissen und Anwendungserfolgen.
Wundersame Erfolgsgeschichten wurden 1890 im Artikel Alchemist's Gold zusammengefasst.

Alchemistische Medaille um 1600, in Stuttgart
Im Münzkabinett des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart hat sich eine Goldmedaille erhalten, die in alten Inventarlisten erfasst ist als "Müntz von alchymistischem Gold, rund, mit einem Löwen auf dem Altar, woran ein Henckel". Das Gold dieses Stücks, soll in einer alchemistischen Verwandlung aus unedlem Metall stammen. Auf den beiden Seiten finden sich Bilder, Symbole und Texte, die zum einen auf das Edelmetall Gold verweisen, zum anderen aber auch auf dunkle Mächte, die bei der Transmutation behilflich waren.

Medaille aus "alchemistischem Gold"   Ø 36,5 mm, 24,6 g.  Landesmuseum Stuttgart, Invnr. MK19316.
Von den zwei Ösen ist eine abgebrochen.
Vs.:   Gold repräsentiert durch den Löwen (Tierkreiszeichen) auf einem Podest und den Gravuren (Himmelskörper Sonne und Sonnendämon).
Rs.:   Der Mann mit Krone steht für den Erfolg eines alchemistischen Prozesses, bei dem Gold aus gewöhnlichem Metall gewonnen wurde. Umher Namen der Engel, die sich gegen Gott erhoben haben: SAMAEL (Samuel), SOMACHIEL, STAHAEL (Satichel), SORAXIEL, SRQVIEL (Satquiel), OFFIEL, STEMANA (Semana), VOAMO, SABICHEL (Sabaniel oder Sarichel) und MANASIEL (Manasel).
Den sieben bekannten Himmelskörpern waren sieben Metalle zugeordnet, die "Planetenmetalle". So war dem roten Planeten, dem Mars, das Eisen zugewiesen, dem silbrig-weißen Mond das Silber und der leuchtenden Sonne das glänzende Gold. Jedem Planet war auch ein Tierkreiszeichen zugeordnet: dem Mars der Widder, dem Mond der Krebs und der Sonne der Löwe.

Lit.:
• Matthias Ohm: Alchemistische Medaille
• Matthias Ohm: Aus der Mömpelgarder Sammlung in die Stuttgarter Kunstkammer. Zwei Inventare von Münzen und Medaillen der Herzöge von Württemberg-Mömpelgard, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 49 (2014) H.276, S.317-328, Nr.8.

Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg, Herzog 1675-1680-1691
'Alchemistentaler 1687' in Gotha
Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (*1646 in Gotha, †1691 in Friedrichswerth) hegte ein intensives Interesse an der Alchemie. Seine fürstlichen Tagebücher belegen, daß er nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis alchemistischen Versuchen zugetan war. Friedrich I. erhoffte sich durch Alchemie, Gold herstellen zu können und so großen Reichtümern zu gelangen, die seinen knappen Haushalt entlasten würden.


6 Dukaten 1687, Gotha,   Stempel von Christian Wermuth.     Ø 38 mm, 21,91 g.   Steguweit 137 (dort als 10-facher Dukat und Feinsilbertaler).
Auf die alchemistischen Versuche des Herzogs.

Vs.:   FRIDERIC9us.Dei.Gratia.DVX.SAXniae.Iuliaci.Cliviae.ET.MONTium
"Friedrich von Gottes Gnaden, Herzog von Sachsen, Jülich Cleve und Berg"
Belorbeerter Kopf rechts, darunter I.G.⚛.W. (Johann Gottfried Wichmannshausen, Münzmeister 1683-88).

Rs.:   A.NUMINE.LUMEN. - SUSCIPIO.Got.1687.ET.REDDO·
"Von Gott empfing ich das Licht und gebe es wieder"
Über einer Wolkenbank zwischen strahlender Sonne (=Gold) und Mond (=Silber) scheint die göttliche Klarheit als sechszackiger Stern in einem Kranz aus Spitzen und Strahlen und senkt ihre gebündelten Strahlen auf den alchemistischen Adler in den Flammen. Im Schnabel des Adlers in einem Ewigkeitsring die Symbole der chemischen Stoffe Ɵ (Salz), (Schwefel) und (Quecksilber).
Nach der Auktion im Jahr 2018 stellte sich heraus, dass es sich um ein Stück handelt, das seit dem Zweiten Weltkrieg im Gothaer Münzkabinett fehlte. Der Auktionator zahlte daraufhin dem Einlieferer den Erlös aus eigener Kasse aus und gab das Stück zurück nach Gotha.

Lit.:
Eberhard Auer: Die alchemistischen Medaillen Herzog Friedrichs I. von Sachsen-Gotha-Altenburg von 1685 und 1687, Jahrbuch der Gesellschaft für Thüringische Münz- und Medaillenkunde Heft 8 (1997) S.77-84.

Medaille auf die Transmutation im GNM, Nürnberg
Die Transmutation (Umwandlung) in das Edelmetall Gold war ein wichtiges Ziel der Alchemie.


Geprägte Goldmedaille auf die 'Transmutation', o. J.   um 1700.   Ø 33 mm, 13,31 g.
Exemplar im Germanischen Nationalmuseum (GNM) Nürnberg, Med.5830

Vs.:   ACQUIRITUR PRECIBUS AD DEUM MAGISTERIUM
"Ein seltenes Lehramt wird von Gott erhalten"
Ein Adept (Besitzer des Geheimnisses) kniet in seinem Laboratorium mit einem Destillierofen und einem magischem Sechsstern. Über ihm eine Gedankenwolke mit dem Wort FIAT ("es werde bereitet").
Im Hintergrund Regale mit Flaschen.

Rs.:   ⚛NON A ME SED EX DEI OMNIPOTENTIS GRATIA
"Nicht von mir, sondern dank der allmächtigen Gnade Gottes"
Zwei mit Dampfströme verbundene Tiegel. Die Ströme umringen eine fünfblumige Pflanze, die sich auf einem Hügel im Hintergrund befindet.
Seitlich oben Sonne (Gold) und Halbmond (Silber), jeweils mit Gesicht.
Die Medaille betont auf der Vs. die Bedeutung der göttlichen Gunst für das Gelingen der Laborarbeit, d. h. für das "Magisterium". Die Rs. verdeutlicht den erforderlichen Zauber. Die grafische Vorlage zum Rs.-Motiv wird von einer Umschrift begleitet, die für das Verständnis der Symbolik wichtig ist: Fumus complectitur Fumum et herba in montibus capit utrumque ("Der Dampf umschließt den Dampf und das Kraut nimmt beides auf").

Lit.:
• Hartlaub, Gustav Friedrich: Der Stein der Weisen: Wesen und Bildwelt der Alchemie, München 1959.
• Karpenko, Vladimir: Alchemistische Münzen und Medaillen, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2001, S.59.
Bebilderung der Alchemie (virtuelle Ausstellung): Medaille auf die Transmutation.

Medaille 16./anf.17.Jh.

Geprägte Medaille o. J. (16./anf.17 Jh.).     Ø 45 mm, 23,7 g.   Slg. Goppel 5146.
Vs.:   NATVRA·NATURAE·GAVDET·CONTINET·SVPERAT QVAE
"Die Natur genießt die Natur, sie enthält und übertrifft alles"
Wilder Mann (⊙) und Frau (☾) sägen an einem Baumstumpf, aus dem eine Pflanze mit drei Blüten wächst.

Rs.:   IS·QVI·ME·GENVIT - SINE ME NOA·NASCITVRIES
"Er, der mich gezeugt hat, wird ohne mich geboren werden"
Gekrönter doppelgesichtiger Mann, der eine Krone und den Merkurstab in Händen hält, steht auf einem Kreis, in dem sich ein Rechteck und ein Dreieck befinden; im Hintergrund Wasser und Felsen.
Links zwischen den Felsen die Stempelschneidersignatur W.

Stadt Nürnberg, Medaille o. J. (um 1700)

Silbermedaille o. J. (um 1700), unsigniert, von P. H. Müller.     Ø 44 mm, 29,90 g.
Vs.:   NON FVI, QVOD ERAM; - NVNC SVM, DVM MORIOR·
"Ich bin nicht gewesen, was ich war; nun bin ich's, indem ich sterbe"
Luna-Diana erhebt sich aus einem brennenden Scheiterhaufen, in dem Merkur liegt.

Rs.:   SIC CAPIVNT TECHNIS PROFVGVM ME SANGVINE IVNCTI·
"So fesseln mich, [weil ich] vor den Künsten floh, meine Blutsverwandten"
Der geflügelte Pluto fesselt Merkur, während Jupiter auf einem fliegenden Adler sitzt
und eine Fackel auf Merkur richtet.
Diese Medaille verdeutlicht zwei Prinzipien der alchemistischen Lehre: Einerseits handelt es sich dabei um die Vorstellung, daß aus dem Urstoff (Materia Prima) durch Transmutation andere Stoffe entstehen können. Bis ins 18. Jahrhundert herrschte diese Annahme auch für Metalle vor. Die Vorderseite zeigt in diesem Sinne die Verwandlung von Quecksilber, das in der Alchemie als Mercurius bezeichnet wird, zu Silber, das mit dem Mond bzw. der Diana gleichgesetzt wird. Entsprechend ist die Verbrennung des römischen Gottes Merkur und die daraus entstehende Luna-Diana, hier mit der Mondsichel sowie dem Köcher als Attribut der römischen Jagdgöttin, dargestellt.
Die Rückseite verdeutlicht andererseits das Prinzip der dualen Gegensätze, die aus dem Urstoff, der Materia Prima, entspringen: oben - unten, gut - böse etc. In der Alchemie werden diese Kontrapunkte durch Sulfur und Mercurius dargestellt, die auch als männlich und weiblich verstanden werden. Es kommt allerdings ein drittes Element hinzu, das Sal bzw. Salz. Bezüglich des Verhältnisses der drei zueinander stehen unterschiedliche Meinungen nebeneinander; manchmal wird das Sal als Vermittler zwischen Sulfur und Mercurius angesehen, manchmal auch Mercurius als Bindeglied zwischen Sulfur und Sal. Letzteres steht sicherlich im Zusammenhang mit der Funktion seines Namensgebers, dem Gott Merkur, als Götterbote, der zwischen Olymp und Hades vermittelt bzw. in seiner Eigenschaft als Psychopompos ("Seelenführer"), der die Seelen vom Diesseits in die Unterwelt geleitete. Die vorliegende Medaillenrückseite scheint eben diesen Gegensatz abzubilden: Jupiter auf dem Adler steht stellvertretend für die Oberwelt resp. den Olymp resp. den Sulfur, der geflügelte Pluto für die Unterwelt bzw. das Sal sowie Merkur unmißverständlich für Mercurius. Jupiter und Pluto versuchen den entschwindenden Merkur festzuhalten, wie auch die Legende verdeutlicht: SIC CAPIVNT TECHNIS PROFVGVM ME SANGVINE IVNCTI. Die Umschrift weist außerdem auf die Flüchtigkeit und Wandelbarkeit sowohl des Götterboten als auch des Quecksilbers (siehe Vorderseite der Medaille) hin und betont die Einheit der Materia Prima, die nur durch das geschlossene Zusammenhalten aller drei Bestandteile bestehen kann. [Kü-282, S.302]

Lit.:
Gebelein, H.: Alchemie, München 1991, S.64-72.

300-Dukaten-Platte 1648 von Baron Chaos für Ks. Ferdinand III.
Sie soll sich noch 1797, wie J. F. Gmelin berichtet, in der Schatzkammer zu Wien befunden haben. Aber keine Abbildung ist bekannt.
Johann Conrad Richthausen, Freiherr von Chaos (1604-1663) war Münzmeister in Wien 1648-1658, Chemiker, Münzfachmann und Mäzen. Von ihm berichtet Anton Köhler 1846 unter dem Stichwort Alchemie:
... und sogar der bedeutende Reichthum des berühmten Joh. Conr. von Richthausen, Freiherrn von Chaos, eines der größten Wohlthäter der Waisen in Wien, soll in der ihm bekannt gewesenen Goldtinktur seine Quelle gehabt haben. Man zeigte noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts in der kais. Schatzkammer ein Goldstück in der Schwere von 300 Dukaten, welches Baron Chaos v. Richthausen aus Blei in Gold verwandelt haben soll: es hatte auf der einen Seite die Aufschrift DIVINA METAMORPHOSIS EXIBITA PRAGUAE 16 JANU. 1648 IN PRAESENTIA SAC. CAES. MAJEST. FERDINANDI TERTII ("Die göttliche Umwandlung vorgeführt in Prag am 16. Januar 1648 in Gegenwart der Heiligen Kaiserlichen Majestät Ferdinands III."). Auf der anderen Seite: RARIS HAEC UT HOMINIBUS EST ARS, ITA RARO IN LUCEM PRODIT: LAUDETUR DEUS IN AETERNUM QUI PARTEM SUAE INFINITAE POTENTIAE NOBIS SUIS ADJECTISSIMIS CREATURIS COMMUNICAT ("Diese Kunst ist selten für Menschen, so selten wird sie ins Licht gestellt: Lobt Gott für immer, der einen Teil seiner unendlichen Kraft mit uns teilt") - Auch eine große ovale, von Metall gegossene Platte war dort, die ein Augustinermönch, Wenzel genannt, in Leopolds I. Gegenwart zur Hälfte in Krongold verwandelt haben soll, so daß man die Grundmaterie noch erkennen konnte.
Von dem zuletzt erwähnten "zur Hälfte in Krongold verwandelten Stückes" handelt der nachfolgende Beitrag.

Lit.:
• Anton Köhler (Hsg.): Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien, 1846, S.31
• Mario Pedinelli: Alchimia ed arte: Le medaglie commemorative alchimistiche, Accademia Roveretana degli Agiati, Atti B 1966 serie VI, p.97

Alchemistisches Medaillon 1677 für Ks. Leopold I. im KHM Wien
laut Vs.-Umschrift hergestellt aus alchemistischen Gold
Das ursprünglich silberne sog. "Alchemistische Medaillon" wurde am 15.11.1677 (Festtag des Heiligen Leopold) in Prag vor den Augen Kaiser Leopolds I. in eine Flüssigkeit (wohl Salpetersäure) getaucht, wonach es seine goldene Farbe annahm. Auf Vorder- und Rückseite ist dabei oben ein Streifen silbrig grau im Ursprungszustand geblieben (weil nicht eigetaucht). Dies wurde 1770 so beschrieben: "über die Hälfte in Kronengold verwandelt, so daß man die Grundmaterie nebst der Verwandlung beysammen sieht" (laut Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon Bd.1, 1846, S.31).
Die dreieckigen Kerben stammen von Proben, die wohl schon 1677 entnommen wurden. Die letzte Analyse des Stückes ergab 1932: Anteil Gold 47,55 %, Silber 43,37 %, Kupfer 7,56%, Rest (Zinn, Zink, Eisen) 1,52%.

Gegossenes Goldmedaillon 1677, von Wenzel Seiler von Reinburg.    Ø 301-374 mm, 7.200,4 g.
Ausgestellt im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien, Inv. Nr. 27bβ.
Siehe die Rückseite in einem getrennten Fenster.

Vs.:   SACRATISSIMO / POTENTISSIMO ET INVICTISSIMO / ROMANONORVM IMPERATORI / LEOPOLDO I  "Dem allerheiligsten / mächtigsten und unbesiegbarsten / Römischer Kaiser / Leopold I." /
ARCANORVM NATVRÆ SCRVTAToRI CVRIOSMO / GENVINVM HOC VERÆ AC PERFECTÆ / METAMORPHOSEOS METALLICÆ / SPECIMEN.
"dem sorgfältigen Erforscher der Geheimnisse der Natur widmet und bringt dieses kuriose, wahre Stück einer perfekten metallische Metamorphose (Umwandlung)" /
PRO EXIGVO ANNIVERSARY DIEI NOMINALIS "für einen Namenstag" / MNEMOSVNO /
CVM OMNIGENÆ PROSPERITATIS VOTO "mit allen Arten von Glückwünschen"/
HVMILIMA VENERATIONE OFFERT ET DICAT / IOANNES WENCESLAVS DE REINBVRG "... in demütiger Verehrung angeboten von Johannes von Reinburg" / NVMINI MAIESTATIQVE EIVS "..." / DEVOTISSIMVS. / ANNO CHRISTI MDCLXXVII DIE FESTO / S.LEOPOLDI / COGNOMINE PIIOLIM MARCHONIS AVSTRIÆ / NVNC AVTEM PATRONI AVGVSTISSIMÆ / DOMVS AVSTRIACÆ / BENIGNISSIMI.
Rs.:   Im Zentrum die Portraits von Leopold und seiner dritten Gemahlin Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg umgeben von 40 nummerierten Portraits von (teils fiktiven) Verfahren Leopolds. Jedes der Porträts mit einer eigenen Umschrift.
Mitte: LEOPOLDVS.I.IMP.ROM.ET.ELEANORA MAGD.TERES.IMPERAT.ROM.
- Äusere Reihe (Nr.1-20) ab 12 Uhr nach rechts -
1.PHARAMVNDVS PRIMVS REX FRANCORVM.A.CHR.419.
2.CLODIVS.CRINITVS.FRANCORVM REX.II † A.CH.448.
...
20.HVNPRIDVS.COMES.HABS.LVTE.FIL.VIX.AN.C. 931  
- Mittlere Reihe (Nr.21-32) ab 12 Uhr nach rechts -
21.GVNTR.COM.HABS.WER.II.FIL.VIX.AN.CHRST. 943   (Gutram, †973, galt 1160 als Stammvater der Habsburger)
22.BETZO.COM.HABS.GVN.II.FIL.VIX.AN.C. 970   (Lanzelin, Kanzelin oder Landolt, †991, Sohn von Gutram)
23.RAPATO.COM.HABS.BETZ.FIL.VIX.AN.CH. 1034   (Radbot, †1045, Sohn von Lanzelin)
24.WERNER.COM.HABS.RAPAT.FIL. † AN.CHRIS.1096   (Werner, †1096, Sohn von Gf. Radbot von Habsburg)
25.OTTO.COM.HABS.WERN.FIL. † AN.CHRI.1080   (†1111, Sohn von Gf. Werner)
26.WERNERVS II.CO.HABS.OTHO.FIL.VIX.AN 1140   (†1167, Sohn von Gf. Otto II.)
27.ALBERT.COM.HABS.WER.II.FIL.VIX.AN.CHR.1191   (†1199, Sohn von Gf. Werner II.)
      fehlt: Rudolf II. d. Gütige, Gf. v. Habsburg, †1232, Sohn von Gf. Albrecht
28.ALB.II.COM.HABS.ALB.I.FIL. † AN.CHR.1238   (Albrecht, Graf von Habsb., Sohn von Gf. Rudolf II. v. Habsb.)
29.RVDOL.I.ROM.IMP.ALB.II.CO.HABS.FIL † CH.1291   (1273 erste Habsb. als röm.-dt. König)
30.ALBERT.I.ROM.IMP.A.AVSTR.RVD.I.FIL. † AN.CH.1308   (1298 röm.-dt. König)
31.ALBERT.II.ARCHID.AVST.ALB.IMP.FIL. .AN.1358   (Albrecht II. v. Österreich, †1358)
32.LEOPOLDVS PROBVS.ARCH.AVST.ALB.II.FIL † 1386.  
- Innerste Reihe (Nr.33-40) ab 12 Uhr nach rechts -
33.ERNEST.FERREVS.ARCHI.AVST.LEOP.FIL. † A.C.1495. (sic)   (Ernst der Eiserne, †1424)
34.FRID.IV:ROM.IMP.AR.AVSTR.ERN.FIL. † A.C.1492.   (Ks. Friedrich III.)
35.MAXIM.I.ROM.IMP.A.A.DVX.FRID.IV.FIL. † A.1519.
36.PHILIP.I.AVSTIACo.REX.HISPA.MAX.I.FIL. † A.1506.
37.FERD.I.RO.IMP.REX.HVN.ET.BOH.PHI.I.R.FIL. † A.1564.
38.CAROLVS.ARCH.AVST.DVX.STYR.FER.I.IMP.F. † 1590.
39.FERD.II.RO.IMP.REX.HVN.ET.BOH.CAR.A.F. † A.1637.
40.FERD.III.R.I.SAC.H.B.REX.ARCH.AVST.F.II.FIL.A.1657.
Ks. Maximiian I. propagierte die "Frankentheorie", welche das Geschlecht über die Franken bis nach Troja zurückführte.

Das Modell der Rückseite wurde wohl vom Tiroler Johann Permann in Wien gefertigt nach Vorlagen einer dort vorhandenen Medaillensuite. Die Vorderseite wurde von Johann Wenzel Seiler von Reinburg entworfen, der auch das Stück fertigte und die "Umwandlung" durch Eintauchen öffentlich vorführte.
Zu Wenzel Seiler von Reinburg (*1648):
Sein Vater starb nach dem Hantieren mit Feuerwerksraketen. Wenzel war 1667-71 Augustinermönche in Brünn, machte 1672 alchemistische Experimente auf Schloss Feldsberg beim Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein, kurz darauf im kaiserlichen Schloss Laxemburg, schliesslich am ehemaligen erzherzoglichen Laboratorium in der Hofburg. 1674 soll er eine Transmutation von Zinn in Gold durchgeführt haben. 1976 wurde er in den böhmischen Ritterstand erhoben. 1677 erfolgte in Anwesenheit Ks. Leopolds I. die Transmutation des Medaillons. 1678 wurde er wegen seiner treuen Dienste als "Hof Chymicus" in den erblichen Reichsfreiherren-Stand erhoben. 1681 starb er 33-jählig an "zerenten (zährendem) Hectica Fieber und kalden Darmbrandt".

Lit.:
• Anton Köhler (Hsg.): Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien, 1846, S.31f
• Heinz Winter: Das große "Alchemistische Medaillon" des Wiener Münzkabinetts, in: Bernd Kluge / Michael Alram, Gold Giganten, Das große Gold in der Münze und Medaille (Berlin 2010) 64-68.
• R. W. Soukup / J. Hladík : Die Geschichte des kaiserlichen Hof-Chymicus Wenzel Seiler ... in: Dějiny věd a techniky 41, 2, (2008) 103-129 und PDF

Alchemistische Medaille 1716 für Karl III. Philipp, 1716-42 Kurfürst von der Pfalz
erhalten im KHM Wien
Karl III. Philipp von der Pfalz (*1661), auch Carl Philipp, wurde 1705 zum Gubernator der ober- und vorderösterreichischen Lande in Innsbruck ernannt. Er residierte bis 1717 in Innsbruck. Von 1716 bis 1742 regierte er als Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz sowie Herzog von Jülich und Berg sowie von Pfalz-Neuburg.
Rs. aus 18 Zeilen Schrift.
Geprägte Goldmedaille 1716.     Ø ca.57 mm,  erhalten im Münzkabinett, KHM Wien (Nr.15.147bß),
eine zu Silvester 1716 vollzogene Transmutation und geschaffene Medaille.

Vs.:   AUREA PROGENIES PLUMBO PROGNATA PARENTE
"Eine goldene Tochter, geboren von bleiernen Eltern"
Sonnengott mit Sense und Sanduhr (?) sitzt auf Wolke mit Zeichen "h" oder (Blei / Saturn).

Rs.:   18 Zeilen Schrift:
METAMORPHOSIS CHYMICA SATURNI IN SOLEM ID EST· PLUMBI IN AURUM·
"Chemische Metamorphose von Saturn in Sonne geschehen"
SPECTATA OENIPONTI· TIDECEMBRIS MDCCXVI· PROCURANTE·   "... Dezember 1716 geliefert"
SERENISSIMO CAROLO PHILIPPO COMITE PALATINO RHENI S:R:I:ARCHIDAPIFERO ET ELECTORE BAVARIAE· IULIE· CLIVIAE· ET MONTIUM DUCE· TVROLIS GUBERNATORE ET·ET· ATQUE IN HAC MONETA AD PERENNEM REI MEMORIAM ARCI AMBROS
ET POSTERITATI DONATA
Die Transmutation soll am 31.12.1716 in Innsbruck stattgefunden haben. Zur fraglichen Zeit befasste sich der Student Dominik Frankhilser im Tiroler Ort Pettnau (einige Kilometer westlich von Innsbruck) mit alchemistischen Experimenten. Er könnte involviert gewesen sein.
Schloss Ambras bewahrte die Gedenkmedaille bevor sie nach Wien kam. Die Dichte wurde um 1900 mit 18,95 g/cm3 bestimmt: also handelt es sich um beinahe reines Gold.

Originale liegen im Kunsthistorischen Museum, Wien: in Gold (MK 15147bb) & Silber (MK 145542).
Im British Museum liegt eine Kopie in Gold, Ø 57 mm, kein Bild verfügbar.
www.imago-images.de zeigt eine käufliche Zeichnung der Vorderseite.

Lit:
• George B. Kauffman: The Role of Gold in Alchemy. Part III, Gold Bull., 1985, 18, (3), 109-119.  PDF
• Tagung 2.2020 in Wien: Alchemistische Labore und Programm

Ernst Ludwig in Hessen-Darmstadt 1678-1739: Taler 1717
Auch der Landgraf von Hessen-Darmstadt, Ernst Ludwig, hatte, so erzählen die Alchemisten, von unbekannter Hand ein Päckchen mit roter und weißer Tinktur erhaltenr nebst Anweisung sie zu gebrauchen. Von dem Gold, was er damit aus Blei darstellte, wurden Dukaten geprägt, und aus dem Silber die hessischen Speciestaler von 1717, auf welchen steht: Sic Deo placuit in tribulationibus ("So hat es Gott gefallen in Trübsal").   [Zitat aus Detlef Wlkens (Hrsg.): Geschichte der Wissenschaft. Justus Liebigs Chemische Briefe. Bd.1, S.46, BoD, 2014, Google]

Taler 1717.     Ø ca.40 mm.   Dav. 2318
Vs.:  ERNST.LVD:D:G: - HASS.LANDG.PR.HERSF / NAC ALT.REICHS.SCHROT.V.KORN.
Rs.:  SIC DEO PLACUIT IN TRIBULATIONIBUS: B.I.B. 17*17: "So hat es Gott gefallen in Trübsal"
Auf der Münze ist kein Hinweis auf die Herkunft des verwendeten Silbers zu finden.

Nachwort
Kernfusion und Supernova-Explosion statt Transmutation
In der Zwischenzeit hat man gelernt:  Atomkerne bestehen aus Protonen und Neutronen. Im Inneren von Sternen entstehen schwere Elemente von Helium bis Eisen durch Kernfusion, weil dort die extrem hohe Temperatur erreicht wird, die zur Überwindung der Protonenabstoßung erforderlich ist. Die Kernfusion wandelt auch Materie in Strahlungsenergie um, die ihrerseits dem Gravitationsdruck des äußeren Sternmantels standhält, bis der ausgebrannte Stern stirbt. Sehr massenreiche Sterne brennen schneller aus als leichte Sterne und kollabieren schließlich in einer Supernova-Explosion, wobei sehr schwere Elemente entstehen, darunter auch Gold.
Ein wirklich lohnendes aber schwieriges Ziel der "modernen Transmutation" ist die Energiegewinnung durch Kernfusion von Deuterium und Tritium zu Helium. Vorerst muss für das aufwändige Großexperiment mehr Energie aufgebracht werden, als dabei gewonnen wird. Das nächste groß angelegte Experiment ist auf dem Weg.

Lit. :     Wikipedia:  Nukleosynthese   und   mdr WISSEN:  Wie das Gold in die Welt kam

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