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Das Pfälzer Wappen
Der Löwe nach links, aber auch nach rechts

Werner Gutbrod
in: NNB 1/1995, S.27f, 30-33
[Originalbilder hier durch passende digitale Münzbilder ersetzt]

Das Symbol der rheinischen Pfalz ist der aufgerichtete Löwe. Die Münzen der alten Kurpfalz und die der pfälzischen Nebenlinien zeigen das Tier im Wappen nach links oder nach rechts gerichtet.
Zur Beantwortung der Frage, wie sich diese unterschiedliche Darstellung erklärt, ist zunächst klarzustellen, wie die Richtungsangaben rechts und links zu verstehen sind.
In der Heraldik wird bei der Beschreibung eines Wappens, der "Blasonierung", die Seitenrichtung einer Schildfigur nicht vom Standpunkt des Beschauers, sondern vom Schildträger aus gesehen. Das folgt aus der individuellen Bestimmung des Schildbildes. Da diese Handhabung dem Leser, der sich mit der Wappenkunde nicht näher befaßt, ungeläufig ist und ihn irritieren kann, wird die Ausrichtung des Pfälzer Löwen im Nachfolgenden aus der Sicht des Beschauers angegeben.
Heraldisch gilt es als regelmäßige Stellung einer in Seitenansicht auf dem Schild gezeigten Figur, wenn diese nach links gewendet ist.1) Sie blickt zur Schwerthand des Ritters. Diese Stellung braucht deshalb bei der Blasonierung nicht "gemeldet" zu werden.
Es entspricht also der Regel, wenn der Pfälzer Löwe nach links geht. Worauf ist es zurückzuführen, daß er in dem auf Pfälzer Münzen gebrachten Wappen oft nach rechts gestellt ist?
Die Antwort ist in der Geschichte der Pfalz zu finden.
Die eigentliche pfälzische Geschichte nahm damit ihren Anfang, daß Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinem Bruder Konrad von Hohenstaufen das Amt des Pfalzgrafen bei (am) Rhein übertrug (Comes Palatinus Rheni). Das geschah 1155. In Konrads Hand war beträchtlicher mittelrheinischer Streubesitz der Salier vereinigt. Aus diesen Besitzungen entstand die spätere Kurpfalz.
Die Pfalzgrafen waren seit dem 6. Jh. Beamte am fränkischen Königshof. Unter den Karolingern waren sie Vorsteher der königlichen Gerichtsschreiberei und Vertreter des Königs im Königsgericht. Seit Otto I. gab es in den Stammesherzogtümern Lothringen, Bayern, Schwaben und Sachsen Stammespfalzgrafen als Vertreter der königlichen Rechte. Sie sollten das Gegengewicht zur Herzogsgewalt bilden. Der bedeutendste unter ihnen war der von Lothringen, der seinen Amtssitz in Aachen hatte. Er wurde später Pfalzgraf bei Rhein genannt und hatte dann seinen Sitz in Heidelberg. Er war Kurfürst, weiterhin Stellvertreter des Königs im Hofgericht und auch Reichsvikar bei Thronvakanz (nach der Goldenen Bulle von 1356 zusammen mit dem Herzog von Sachsen). Eike von Repgow nennt ihn in seinem Sachsenspiegel (um 1230, III. Buch, Kap. 57) einen "der Ersten an der Kur".
Konrad von Hohenstaufen führte das Amt des Pfalzgrafen von 1155 bis zu seinem Tod 1196. Es ist nicht festzustellen, daß er ein persönliches Wappen benutzte. Im 12. Jh. entwickelte sich das Wappenwesen erst. In den damals durchgeführten Kreuzzügen hatte es sich als notwendig erwiesen, den Krieger, der die volle Rüstung trug, für Freund und Feind erkennbar zu machen. So wurde der Schild des Ritters mit dem Symbol seiner Familie oder mit seinem persönlichen Symbol bemalt.
Zu Konrads Zeit wurden im Mittelrheingebiet sehr dünne, flache Silberpfennige geprägt, die Halbbrakteaten oder eben Dünnpfennige genannt werden. Sie wurden mit zwei Stempeln hergestellt. Bei den dünnen Schrötlingen ist das Bild einer Seite häufig schwer zu erkennen.
Konrad werden solche Münzen zugeteilt, die zwischen 1160 und 1195 in der Münzstätte Weinheim an der Bergstraße entstanden sind. Diese Münzstätte gehörte den Abten von Lorsch. Pfalzgraf Konrad war deren Schutzvogt. Ihm unterstanden auch die Burg und ein Teil der Stadt Weinheim. Daß er in einer eigenen Münzstätte geprägt hat, ist nicht zu belegen. Man kann vermuten, daß er an den Geldprägungen der Abte finanziell beteiligt gewesen ist.
Die für Konrad in Anspruch genommenen Halbbrakteaten zeigen auf der Vorderseite einen stehenden Adler mit ausgebreiteten Flügeln oder einen weltlichen Herrn im Panzer, auf der Rückseite ein befußtes Kreuz. Der Adler mit ausgebreiteten Flügeln gilt als pfalzgräfliches Amtszeichen. Es sind einzelne Buchstaben beigesetzt. Auf einer der Münzen lassen sich die Buchstaben C·V·R·A lesen, die den Namen Konrad bedeuten können. Sonst ist nicht zu erkennen, was gesagt werden sollte.2)
Aus diesem Zeitraum bis 1195 sind keine Münzen mit dem Bild eines Löwen bekannt.
Nachfolger im Amt des Pfalzgrafen bei Rhein wurde 1195 Heinrich von Braunschweig, der älteste Sohn des Sachsenherzogs Heinrich der Löwe. Als Pfalzgraf war er Heinrich V., er war Konrads Schwiegersohn.
Für seine pfälzischen Münzen übernahm er den von seinem Schwiegervater verwendeten pfalzgräflichen Adler mit den ausgebreiteten Flügeln, setzte aber auf die Rückseite anstelle des Kreuzes das Symbol seines Hauses, den Löwen.3) Dieser geht nach links. Er wird als leopadiert bezeichnet, weil sein Kopf auf den Beschauer gerichtet ist.

Abb. 1: Pfalzgraf Heinrich V. (1195-1211), Halbbrakteat.

Abb. 2: Pfalzgraf Heinrich V., Brakteat, Herzogtum Sachsen. [Abb. fehlt hier]


Als Herzog von Sachsen prägte Heinrich V. in Braunschweig und in Hannover Brakteaten mit dem nach rechts springenden Löwen. In der Legende erscheint der Titel des Pfalzgrafen: PAL. Solche Stücke kamen im Fund Mödesee II zutage.4) Von Heinrich gibt es auch Brakteaten, auf denen der Löwe nach links steht.5)
Die Löwe-Adler-Gruppe war um 1200 in der Umgebung von Weinheim und Heidelberg stark im Umlauf.6)
Zu Heinrichs Zeit erhielt der pfälzische Löwe eine Krone. Sie sollte darauf hinweisen, daß die Mutter des Pfalzgrafen eine Königstochter war, Mathilde von England.7)
Im Jahre 1211 überließ Heinrich V. das Pfalzgrafenamt seinem Sohn Heinrich VI. Dieser starb schon 1214, sein Vater lebte noch bis 1227.
1214 bekam das Haus Wittelsbach mit Ludwig I. dem Kehlheimer, Herzog von Bayern, mit der Pfalzgrafenwürde die pfälzischen Besitzungen von König Friedrich II. als Reichslehen.
Ludwig behielt den Löwen als Pfälzer Wappentier bei. Das geschah nicht allein aus dem Bestreben, ein der Bevölkerung bekanntes Zeichen stehen zu lassen. Es kam hinzu, daß inzwischen Familienbande zu den Welfen entstanden waren. Ludwigs 1206 geborener Sohn Otto (später Otto II. der Erlauchte) hatte sich mit Pfalzgraf Heinrichs V. Erbtochter Agnes verlobt und heiratete sie 1225. Mit der Welfin Agnes war das Sinnbild des Löwen in das Haus Wittelsbach eingezogen.
Wir haben den Löwen nun auch auf Ludwigs bayerischen Silberpfennigen. Otto II., der die rheinische Pfalzgrafschaft von 1228 bis 1253 regierte, brachte das Symbol der Familie seiner Frau gleichfalls auf seine Münzen. Auf Geprägen des folgenden wittelsbachischen Pfalzgrafen begegnen wir fortlaufend wieder dem Bild des gekrönten oder ungekrönten Löwen.8) So ist der Pfälzer Löwe aus dem Welfenlöwen hervorgegangen.
Der Rauten- oder Weckenschild kam 1242 als Erbe der Grafen von Bogen an Herzog Otto II. von Bayern. Otto hat jedoch, wie sich aus den erhaltenen Siegeln ergibt, stets den pfälzischen Löwen geführt, nie den Rautenschild. Der ist erst von seinen Nachfolgern gebraucht worden. Auf Münzen, kleinen Silberpfennigen, finden wir Ihn erstmals unter Rudolph I. (1294-1317).9) Von der Mitte des 14. Jh.s an war der Rautenschild ständig auf der Rückseite der Munzen der Bayernherzöge.
Im Jahr 1329 liegt die Geburtsstunde der Kurpfalz als selbständiges Territorium. Im Hausvertrag von Pavia überließ Kaiser Ludwig der Bayer die Pfalzgebiete seinem Neffen Ruprecht. Diese Gebiete waren damit hausrechtlich von Bayern losgelöst.
Ruprecht, genannt der Rote, war von 1353 bis 1390 Herr der Pfalz. Die Goldene Bulle Karls IV. von 1356 sicherte ihm und den Nachfolgern die Kurwürde. Er vereinigte als erste die Wappen Pfalz und Bayern durch "Vierung", so daß jedes im vierteiligen Schild doppelt erscheint: oben Pfalz und Bayern, unten Bayern und Pfalz. Auch hier ist der Löwe nach links gestellt. In der Folgezeit ist die Vierung ein häufiges pfälzisches Wappenbild. Es tritt daneben das vereinte Wappen Pfalz-Bayern im "gespaltenen" (senkrecht geteilten) Schild auf. Der Löwe - wie bei der Vierung nach links - nimmt die linke Hälfte des Schildes ein, die Rauten stehen rechts.

Abb. 3: Kurfürst Friedrich I. (1449-1476), Weißpfennig.
Abb. 4: Hohlpfennig, etwa 1500 [hier Mosbach].


Man trifft dann aber auch Wappen an, auf denen der Löwe nach rechts geht. Das ist durch eine Regel der Heraldik begründet. Diese Regel lautet: Steht das Wappen in Beziehung zu einem anderen, z.B. bei Ehewappen, oder zu einem wichtigeren Gegenstand, z.B. einem Bildnis, so ist der Schild gegen dieses oder diesen schräg zu lehnen. Erscheint im Schild ein Bild in Seitenansicht, so muß dieses sich nach derselben Richtung wenden, nach der der Schild geneigt ist.10)
Diese Regel hat in der Pfalz oft Anwendung gefunden, wo die Dynastie die Wappen Löwe und Rauten nebeneinander führte.
Die Abbildung 5 zeigt den Taler des Kurfürsten Friedrich II. von 1547. Ihn schmücken drei einzelne Wappen. Der Pfälzer Löwe hat eine Kehrtwendung nach rechts ausgeführt und neigt sich mit seinem Schild zu den ebenfalls schräg gestellten bayerischen Rauten.

Abb. 5: Friedrich II., Taler 1547.


Der dritte Schild in der Mitte trägt den Reichsapfel. Im Jahre 1544 hatte Kaiser Karl V. dem Kurfürsten Pfalzgraf bei Rhein (so der richtige Titel) Friedrich II. als Zeichen des von ihm bekleideten Erztruchsessenamtes den roten Schild mit dem goldenen Reichsapfel verliehen. [Doch bereits der Taler 1525 von Friedrichs Vorgänger, Kurfürst Ludwig V., zeigt den Reichsapfel.] Die Pfalzgrafen bei Rhein hatten dieses Amt von Anfang an inne. Der Sachsenspiegel nennt den Pfalzgrafen ausdrücklich "des riches druczesse" (III. Buch, 57). Das Symbol des Reichsapfels war hier durchaus fehl am Platz. Der Reichsapfel war das Sinnbild für Königs- und Kaisermacht. Er sollte die Weltkugel bedeuten. Jetzt wurde er willkürlich umgedeutet in das Abbild zweier aufeinander gestülpter goldener Schüsseln, die das Attribut des Erztruchsesses waren.11) Der Truchseß war ja der für die königliche Hofhaltung, für Küche und Keller zuständige Hofbeamte. Dieses alte Hofamt hatte sich allerdings bald in eine hohe Ehrenstellung verwandelt, die mit ihren ursprünglichen Aufgaben nur noch symbolisch zusammenhing. Der Inhaber war kein Bediensteter, sondern übte als Reichsfürst das Ehrenamt aus, um seine Bindung an den Herrscher zu bekunden.
Das erfolgte auch nur bei außergewöhnlichen Anlässen, und dann, wie gesagt, symbolisch.

Abb. 6: Friedrich IV., Taler 1608.


Die beiden Wappen Pfalz und Bayern wurden manchmal so zusammengestellt, daß sie gemeinsam mit dem dritten fast einen einheitlichen Schild bildeten. Diesen Typ zeigt der Taler Friedrichs IV. von 1608. Der Löwe geht wieder nach rechts. Die Neigung der Wappen zueinander ist angedeutet. Das dritte Wappen ist als "Spitze" eingefügt. Es enthält den Reichsapfel.
Kurfürst Friedrich V., der zum König von Böhmen gewählt worden war, verfiel 1623 der Reichsacht und verlor damit das Kurrecht und das Erztruchsessenamt. Beide Würden übertrug Kaiser Ferdinand II. an Herzog Maximilian I. von Bayern. Im Westfälischen Frieden von 1648 erhielt Friedrichs Sohn Karl Ludwig zwar die Herrschaft über die pfälzischen Lande zurück. Die Kur und der Truchseß blieben aber bei Bayern. Für den Verlust wurde der Pfälzer entschädigt. 1652 bekam er das Erzschatzmeisteramt, das neu eingerichtet wurde. 1654 wurde für ihn eine neue (die achte) Kurstimme geschaffen.
Das Zeichen des Erzschatzmeisters war das Wappen mit der goldenen Kaiserkrone im roten Feld. Karl Ludwig benutzte diesen Schild selten. Auf seinen Geldstücken finden wir an dessen Stelle den "Regalienschild". Das ist ein leerer - bei farbiger Wiedergabe roter - Schild. Man sieht ihn in Abb. 7 auf dem Taler von 1659 zwischen dem Löwen und den Rauten. Auch hier haben wir den Löwen nach rechts.

Abb. 7: Karl Ludwig (1648-1680), Taler 1659.


Der Regalienschild ist das Zeichen des Blutbanns, der Gerichtsbarkeit über Leben und Tod, die ursprünglich dem König vorbehalten, im 13. Jh. jedoch den Landesherren als Lehen übertragen worden war. Dieser rote Schild war also das Kennzeichen eines Fürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Er ist meist "damasziert", d.h. mit einer Arabeske versehen. Die alte Heraldik liebte leere Flächen nicht. Das Muster stellt keine Figur und auch kein Monogramm dar. Es dient lediglich zur Belebung der leeren Fläche. Es gibt pfälzische Münzen aus dem 15. Jh., als das Reichsapfelzeichen noch nicht verliehen war, auf denen dieser Schild nur quer gestrichelt ist.
Während der Regierung von Kurfürst Johann Wilhelm (1690-1716) kam das Truchsessenamt an die Pfalz zurück. Das war 1706. Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde über den bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel die Reichsacht verhängt, weil er sich gegen den Kaiser und das Reich gestellt hatte. So verlor er Kur und Erzamt. Dieses Amt war nun wieder für die Pfalz frei. Auf den pfälzischen Münzen der folgenden Jahre erscheint deshalb erneut der Reichsapfel. Das Erzschatzmeisteramt erhielt 1710 der Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg-Hannover.
Im Frieden von Rastatt und Baden (Aargau) 1714 wurde die Reichsacht gegen Maximilian II. Emanuel aufgehoben. Er erlangte die Wiedereinsetzung in alle seine alten Rechte. 1717 erfolgte seine neue Belehnung mit dem Amt des Truchsesses. Da der Erzschatzmeister nun bei Hannover war, entstand Streit. Der Pfälzer Karl Philipp gab seine Ansprüche auf das Erzamt nicht auf. Auf seinen Münzen konnte er nur das Regalienwappen setzen.
Für eine kurze Zeitspanne ging der Erztruchseß aber vorerst nochmals an die Pfalz. Kurfürst Kar! Albert von Bayern wurde 1742 als Karl VII. deutscher Kaiser. Mit der Thronbesteigung war das Erzamt für ihn überflüssig geworden. Karl VII. starb schon 1745. Sein Nachfolger in Bayern, Maximilian III. Joseph nahm das Amt wieder in Anspruch.
In dem gespaltenen Schild, der in diesem Zeitraum häufig auf Münzen gebracht wird, sehen wir den Löwen nach rechts. Die Spitze bildet jeweils das Regalienzeichen.

Abb. 8: Karl Philipp (1716-1742), 20 Kreuzer 1724.
Abb. 9: Karl Theodor (1743-1799), 10 Kreuzer 1764.


Da der nach rechts gerichtete Löwe in der Pfalz kein ungewöhnliches Bild mehr war, behielt man ihn auch in Einzelwappen auf kleinen Münzen bei, so beispielsweise auf dem Kreuzer von 1728 und dem Doppelkreuzer von 1745 (Abb. 10 und 11).

Abb. 10: Kreuzer 1728.
Abb. 11: Kreuzer 1745. [Hier Ersatz: 3 Kreuzer 1743]


Eine heraldische Besonderheit zeigt ein 12-Kreuzer-Stück von Kurfürst Karl Theodor aus dem Jahr 1746. Dort sind im gespaltenen Wappen die Felder ausgetauscht. Der Löwe steht auf der rechten Seite des Schildes. Er ist wieder nach links gerichtet. Es ergibt sich mithin das Spiegelbild des üblichen gespaltenen Schildes.

Abb. 12: Karl Theodor, 12 Kreuzer 1746. [Hier 1749]


Um die Mitte des 18. Jh.s kehrte man auf den kleinen Münzen zu dem ursprünglichen Bild des Löwen zurück. Er geht wieder nach links.

Abb. 13/14: 2 Kreuzer 1749 bzw. 1/4 Kreuzer 1775. [Hier Ersatz: 1 Kreuzer 1776]


Eine interessante Kombination bietet eine Münzsorte der pfälzischen Nebenlinie Neuburg aus dem ersten Viertel des 16. Jh.s. Es sind silberne Batzen (4 Kreuzer). Sie zeigen den Löwen in beiden Richtungen. Auf der Vorderseite steht der Löwe allein nach links. Die Rückseite bringt beide Wappen Pfalz und Bayern nebeneinander. Obwohl darauf verzichtet wird, die Schilde gegeneinander zu neigen, sehen wir hier das Wappentier nach rechts. Wenn ein Batzen dieser Zeit zwei Schilde zeigte, waren diese allerdings stets gerade gestellt.

Abb. 15: Pfalz-Neuburg, Batzen 1517.


Auf den pfälzischen Münzen ist der Schwanz des Löwen verschieden gezeichnet. Oft läuft er in zwei Quasten aus. In anderen Fällen bleibt es bei der natürlichen Form. Diese Unterschiede haben keine Bedeutung. Es geht hier allein um eine Frage der künstlerischen Gestaltung.
Im Jahre 1777 erbte der Pfälzer Karl Theodor das Kurfürstentum Bayern. Damit war er auch wieder Erztruchseß, was seine Münzen nach 1777 verkünden.

Abb. 16: Karl Theodor, Konventionstaler 1784.


Der Frieden von Luneville 1801 und der Reichsdeputationshauptschluß 1803 brachten den Untergang der alten Kurpfalz. Ihr linksrheinisches Land ging an Frankreich verloren. Die rechtsrheinischen Gebiete kamen an Baden und Hessen-Darmstadt.
In den Wappen der deutschen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Bayern und Saarland sieht man heute noch den pfälzischen Löwen, in allen drei Fällen wie von alters her nach links. Man findet ihn auch am Wappen von Baden-Württemberg, in der Krone über dem Schild. Damit ist der Pfälzer Löwe das Wappenbild, das in der Bundesrepublik am weitesten verbreitet ist.
Der Welfenlöwe, sein Ahn, steht in Bronze gegossen noch heute vor dem Dom zu Braunschweig. Und er lebt weiter in den Wappen einiger niedersächsischer Städte. Sonst ist er nur eine Erinnerung an weit zurückliegende Zeiten.

Anmerkungen
1 ↑ Wappenfibel - Handbuch der Heraldik. Neustadt an der Aisch 1970, S. 42.   (↑ = zurück)
2 ↑ H. Buchenau in: MBNG, Bd. 46, 1928, S. 13 und 16.
3 ↑ H. Buchenau, a.a.O., S. 17.
4 ↑ Wilhelm Jesse: Der zweite Brakteatenfund von Mödesse. Braunschweig 1957, S. 22.
5 ↑ Gerhard Welter: Die Münzen der Welfen seit Heinrich dem Löwen, Bd. 1. Braunschweig 1971, S. 16.
6 ↑ H. Buchenau, a.a.O., S. 19.
7 ↑ H. Grote: Stammtafeln. Leipzig 1877, S. 51.
8 ↑ J. P. Beierlein: Die bayerischen Münzen des Hauses Wittelsbach 1180-1550. München 1868, Nr. 9, 14, 39, 42.
9 ↑ Ludwig v. Bürkel: Die Entwicklung des Wittelsbachischen Wappens und seine erste Verwendung auf Münzen.
    In: MBNG, Bd. 20, 1901, S. 71.   ferner: J. P. Beierlein, a.a.O., S. 25, Nr. 41.
10 ↑ Wappenfibel, wie Anm. 1, S. 56.
11 ↑ Karl E. Graf zu Leiningen-Westerburg: Das Pfälzer Wappen. Speyer 1894, S. 9.



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