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Die große Münzreform unter Erzherzog Sigismund in Tirol

Karl Moeser und Fritz Dworschak
Wien 1936, in Auszügen (ohne Katalogteil, ohne Fußnoten, hier mit nur zwei Abb.)


Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Schriftleiters. . . . . .. 5
Einleitung . . . . . . . . . .. 6
Tirol zu Herzog Sigmunds Zeiten . . . . . . 9
Die Münzreform unter Erzherzog Sigmund
I. Vorgeschichte und Gründung der Münzstätte Hall . . .18
II. Goldprägung . . . . . 22
III. Die Silberprägung
1. Die Silberbeschaffung . . . . . . 26
2. Kreuzer und Vierer . . . . . . . 28
3. Sechser und Pfundner . . . . . 29
4. Die italienischen Stempelschneider und das Schaustück des Reichart Weidenpusch . . 32
5. Halbguldiner und Guldiner . . . . 34
IV. Personal, Betrieb und Technik
1. Die Münzmeister . . . . . . . 35
2. Die Eisenschneider . . . . . 36
    Konrad Michelfelder / Wolfgang Peck / Wenzel Kröndl
3. Das übrige Personal und der Münzbetrieb . . . . . 39
4. Die Münztechnik . . . . . . . 41
Exkurse
I. Anthoni vom Ross (Antonio de Caballis) . . . . . 45
II. Die geschichtliche Stellung der Münzreform Erzherzog Sigmunds . . . 51
III. Die ältere Literatur. . . . 59
IV. Innsbrucker Goldschmiede und Siegelschneidekunst zur Zeit Herzog Sigmunds . . 65
Zusammenfassung . . . . . 73
Beschreibendes Verzeichnis
Die Goldgulden mit dem Titel Erzherzog Sigmunds . . . . 75
Die Kreuzer . . . . 80
Die Vierer . . . . . 82
Die Sechser (Sechskreuzerstücke, "kleine Groschen") . . . . . . . 82
Die Pfundner (Zwölfkreuzerstücke, "große Groschen"). . . . . . . 86
Das Schaustück Erzherzog Sigmunds (1483). . . . . . . 88
Die Halbguldiner. . . . . . 88
Die Guldiner. . . . . . . . 93
Posthume Stempel für Pfundner und Guldiner. . . . . . . 97
Eine posthume Schaumünze Erzherzog Sigmunds (1481). . . . 99
Tiroler Suitenmedaillen (vor 1572) . . . . . . . . . 100
Urkunden und Regesten
Übersicht der Haller Münzamtsrechnungen . . . . 101
...
Tabellen über den Haller Münzbetrieb 1477-1495 . . . . 154
Ikonographische Übersicht (Verzeichnis der Tafeln) . . . 160
...
Inhaltsverzeichnis . . . . . 176

Einleitung

Unter der Regierung Erzherzog Sigmunds vollzog sich in Tirol der Übergang zur neueren Zeit. Es könnte hierfür kein bezeichnenderer Ausdruck gefunden werden, als die große Münzreform, welche in dem damals von reichstem Silbersegen durchströmten Lande durchgeführt wurde. Ihre Bedeutung erstreckte sich dann auch nicht nur auf Tirol selbst, vielmehr auf die Entwicklung des Münzwesens in Österreich und im Römisch-deutschen Reiche und seinen Ländern, ja schließlich auf die Gestaltung der europäischen Groß-Silbermünze überhaupt. Dieses weiterreichende Gewicht gleich eingangs hervorzuheben, scheint uns im Hinblick auf den Titel des Buches notwendig. In der Tat hat bereits die Münzreform unter Sigmund die Gestaltung des neuzeitlichen Münzwesens endgültig und dauernd beeinflußt. Unter Maximilian erfolgt kein Schritt weiter. Erst Ferdinand zieht die Nutzanwendung für das Reich und für die österreichischen Länder, indem er das inzwischen von Sachsen und Böhmen gegebene Beispiel für ganz Mitteleuropa nutzbar machte. Der tirolischen "Erfindung" wurde trotzdem von der Forschung das Schicksal vieler ihrer späteren österreichischen Nachfolger zuteil.

Die Münzreform Erzherzog Sigmunds von Tirol unterscheidet sich von den übrigen großen Vorwärtsbewegungen des mittelalterlichen Münzwesens insoferne, als sie uns in ihrer logischen, schrittweisen und doch nur wenige Jahre benötigenden Entstehung viel genauer erkennbar ist, wie etwa die drei anderen wichtigen Abschnitte, in die man wohl mit Recht die geldgeschichtliche Entwicklung des Jahrtausends von 500 bis 1500 einzuteilen pflegt: die karolingische Münzreform mit der Schöpfung der mittelalterlichen Münze im engeren Sinne, des Pfennigs; die Wiederaufnahme der Goldprägung im Westen durch Florenz und Genua um die Mitte des 13. Jahrhunderts und die Reform Ludwigs des Heiligen von Frankreich - der erste Schritt zur Überwindung der inzwischen stark herabgewürdigten Pfennigmünze -, welche uns 1266 Im Tourer Groschen (= 12 Tourer Denare) eine Schillingmünze brachte.

Die nachfolgenden Untersuchungen stellen - was bisher nicht erkannt worden war - den obersten Amtmann Erzherzog Sigmunds Anthoni vom Ross als den eigentlichen Schöpfer jener Bestrebungen hin, welche geradewegs von dem an sich schon bedeutenden Meraner Zwanzig-Bernerstück oder Kreuzer ausgehend auf das Endziel zustreben: die Ausmünzung des rheinischen Goldguldens in Silber. Dessen Darstellung im Gewichte von einer Unze (zwei Lot) Silber, daher Uncialis genannt, war durch die reiche Silberausbeute der Schwazer Bergwerke veranlaßt. Anthoni vom Ross erreichte sein Vorhaben 1485 über verschiedene Zwischenstufen. In diesem einzigartigen Falle wird die Naht genau sichtbar, durch die das deutsche Münzwesen des ausgehenden Mittelalters mit dem oberitalienischen zusammenhängt. Die Weiterbildung erfolgt hinsichtlich der Silbermünze vollkommen selbständig; die meisten europäischen Länder übernehmen dann ihrerseits das Talergepräge, denn nichts anderes als der spätere Joachimstaler "Taler" der Grafen von Schlick war dieser Haller Guldengroschen mit dem Bildnisse Sigmunds.

Die Zusammenhänge der tirolischen Münzreform mit den gleichgerichteten Vorgängen etwas älterer Bestrebungen in Venedig und Malland sind unverkennbar. Anthoni vom Ross kannte sie als Italiener besser als die bisher vom Herzog zu Rate gezogenen Männer. Es ist die Tendenz des trefflich als "Dicken" ins Deutsche übersetzten mailändischen Testone, die hier in Hall zunächst sogar den Uncialis als Dickstück ausprägt. Einflüsse vom Nordwesten her, die durch die burgundische Verwandtschaft des Neffen Maximilian wirksam wurden, geben dann dem Guldengroschen die endgültige breite Gestalt nach Art des Schaustückes auf die denkwürdige Hochzeit von 1477. So wird uns die immer gepriesene Stellung Tirols als Mittler zwischen dem Norden und Süden in diesem Ahnherrn des Talers und an einer der bedeutendsten Weltmünzen besonders klar.

Die großen Silbermünzen mit den Bildnissen Erzherzog Sigmunds eilten in den ganz schweren Stücken ihrer Zeit noch ein ziemliches Stück voraus. Die später zu betrachtenden Verhältnisse in den umliegenden silberarmen Ländern erzwangen geradezu eine Beschränkung auf die kleineren "Groschen", wie die Silbermünzen vom Kreuzer aufwärts ganz allgemein in den Haller Münzamtsraitungen bezeichnet werden. Von selbst wurden sie durch die Verwendung von seiten des Münzherrn als Verehr- oder Erinnerungsstücke auch zu den ältesten deutschen Prägemedaillen. Ein Vorgang, der wieder in Italien seine Parallele hat, wo die geprägte Schaumünze gleichfalls erst auf Grund der Ausbringung großer Bildnismünzen (Testone) wirklich erblühte. Das Ziel ließ sich in Hall demnach zunächst nicht dauernd festhalten, wenngleich diese Medaillen-Funktion der Guldiner keineswegs beabsichtigt war. Ihr besonderes Gewicht erhält diese Feststellung aber bei Betrachtung des Werdens einer deutschen Schaumünze überhaupt. Solcher Art ging der Gußmedaille eine ansehnliche Zahl von Schaustücken im Münzgewichte insbesondere auch Maximilians I. voraus, unter dem dann für die Prägemedaille bereits eine völlige Loslösung von der Kurrantmünze sowohl im Gewicht als in der Gestalt erfolgt.

In diesem Sinne hoffen wir durch die Veröffentlichung dieser Vorstudien für die Bearbeitung zunächst der Zeit des letzten Ritters die Bahn frei gemacht zu haben. Doch wird auch sie nicht ohne gleichzeitige Berücksichtigung der Bestrebungen Maximilians auf dem Gebiete des Münzwesens zu lösen sein. An dieser Stelle ist es unsere Pflicht, dem Direktor der Wiener Bundessammlung von Medaillen, Münzen und Geldzeichen, Herrn Professor Dr. August von Loehr, unseren aufrichtigsten Dank für die Förderung auszusprechen, die er unseren Arbeiten angedeihen ließ, deren Inangriffnahme ja seinerzeit über seine Anregung erfolgte, die älteren Absichten Dr. Moesers entgegenkam. Desgleichen sind wir dem Bundesministerium für Unterricht in Wien und dem Deutschen Verein für Kunstwissenschaft sowie Herrn Geheimrat v. Falke - Berlin für die auf Antrag Professor Loehrs zur Bearbeitung der "Geprägten Schaumünze" gewährten materiellen Beihilfen zu geziemendem Danke verpflichtet.

An der seit 1930 feststehenden Fassung des Buches wurde nichts geändert; lediglich die inzwischen erschienene Literatur mußte berücksichtigt werden. Durch die fortgesetzten Materialsammlungen Dr. Moesers erhielten hingegen der Quellenteil, sowie die Abschnitte über Anthoni vom Ross und die "Innsbrucker Goldschmiede" eine kleine Ergänzung. Bewußt wurde der Schwerpunkt auf die Darstellung, die Gestaltung des Abschnittes "Urkunden und Regesten" als umfassendes, planmäßig angelegtes Quellenbuch und das beschreibende Verzeichnis gleichmäßig verteilt.

Eine Erweiterung erfuhr die ursprüngliche Anlage dagegen nach der Richtung einer Gesamtwürdigung der Regierung Erzherzog Sigmunds, die von Dr. Moeser verfaßt wurde. Ferner schien eine Ausgestaltung des schon von Anfang an durch Einbeziehung der tirolischen Siegelschneidekunst dieser Periode bereicherten ikonographischen Teiles umsomehr geboten, als die Münzen Sigmunds selbst die hervorragendsten Vertreter der bildlichen Überlieferung unseres Erzherzogs nächst dem Wiener Tafelbilde und zugleich die ersten deutschen Bildnismünzen überhaupt darstellen. Auch in der Folge wird der Haller Stempelschnitt der Berücksichtigung des sphragistischen Materiales nicht entbehren können. Das herangezogene Bildmaterial dürfte den Benützern nicht unwillkommen sein; es verzeichnet die älteren Bildnisse vollständig, obgleich ihr Quellenwert meist ganz gering ist. Die übrigen Denkmäler sind in der Regel nur ab 1477 herangezogen, die früheren für den ersten der Tiroler Bände aufgespart, der die Münzstätte Meran behandeln soll.

Um den Fluß der Darstellung nicht zu unterbrechen, sahen wir von einer Auseinandersetzung mit der älteren Literatur im Texte größtenteils ab. Diese selbst erscheint in einer ihr gewidmeten Zusammenstellung, von den ältesten, praktischen Zwecken dienenden "Münzbüchern" über die gelehrten Erörterungen in den großen Sammelwerken des 17. und 18. Jahrhunderts bis zur kritischen Darstellung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gewürdigt. Auf diese umfangreiche, naturgemäß einem anderen Ziele dienenden Literatur sei auch bezüglich vieler Einzelheiten verwiesen, auf welche hier nicht eingegangen werden kann. Ebenso wollten wir zunächst die Tatsachen der Errichtung des neuen Münzhauses zu' Hall und der damit verbundenen Reformen für sich sprechen lassen. Die Erörterung ihrer zeitgeschichtlichen Stellung erfolgt in den Exkursen. Das reiche, aus der Durcharbeitung der Haller Münzamtsraitungen resultierende Material glaubten wir am besten, abgesehen von einer sorgfältigen Auswahl von Auszügen, auch in Tabellenform verwerten zu sollen und dadurch im Sinne der älteren Forschung zu ihrer Ergänzung beizutragen.

Um die Errichtung der Haller Münze vollständig klarzustellen, mußte auch auf die Vorgänge Rücksicht genommen werden, welche zur Auflassung des Meraner Münzbetriebes führten. Neben den Geprägen und Siegeln war für die Zeit ab 1477 das historische Quellenmaterial herangezogen worden das sich naturgemäß in zwei große Gruppen teilt: einerseits in die Amtsbücher der Münze, selbst die glücklicherweise seit dem Beginne der Tätigkeit im Haller Münzhause im wesentlichen erhalten geblieben und jetzt im Hofkammerarchive zu Wien aufbewahrt sind, andererseits in die Amtsbücher und Geschäftsstücke der laufenden Zentralverwaltung, heute größtenteils im Staatsarchiv Innsbruck wieder vereinigt. Die Durcharbeitung und Sammlung dieses weitverstreuten Materials mußte mit großer Genauigkeit erfolgen; seine für deutsche Verhältnisse dieser Zeit einzigartige Vielseitigkeit und Reichhaltigkeit rechtfertigt gewiß in einzelnen Fällen die Überschreitung eines engeren Rahmens.

Die ideelle Unterstützung, welche dieser Arbeit zuteil wurde, verdient unseren aufrichtigen Dank. In erster Linie schulden wir ihn † Herrn Vizepräsidenten Rudolf Scherer in Wien, der sein wertvolles Manuskript, enthaltend die Beschreibung wesentlicher Teile des in diesem Bande behandelten Materials an Geprägen, unserem Apparat zur Verfügung stellte. Die Ergänzung der Reihen auf die größtmöglichste - nicht absolute - Vollständigkeit, die zeitliche Anordnung der Gepräge und ihre Aufteilung auf die verschiedenen Hände war Sache der Bearbeiter. In dieser Richtung sind wir den Beamten, bzw. Eigentümern der am Schlusse genannten öffentlichen und privaten Sammlungen, vor allem aber Herrn Charles N. Schmall in New-York für ihre Bemühungen dankbar verbunden. Im einzelnen schulden wir Dank für freundliche Unterstützung den Herren Dr. Ludwig Baron Berg, Sighard Grafen Enzenberg, Staatsoberbibliothekar Dr. R. Flatscher, der die mühevollen Siegelaufnahmen besorgte, Gutsbesitzer Hans Hörtnagl, † Dr. R. Rusch, Kustos des Ferdinandeums Kaspar Schwarz und Sr. Exzellenz Gotthard Graf Trapp - alle in Innsbruck -, ferner den Herren Conservateur-adjoint Jean Babelon am Cabinet des Médailles in Paris, Staatsarchivar Dr. Franz Huter in Wien, Cav. Orlandini vom Staatsarchiv in Venedig und Conservateur en chef, der königlichen Bibliothek in Brüssel Victor Tourneur.

Dem Hofkammerarchiv in Wien fühlen wir uns für die Entlehnung des einzigartigen Bestandes der Haller Münzamtsraitungen nach Innsbruck zu besonderem Danke verpflichtet. Durch die Überlassung von Photos haben uns die Direktionen der Gemäldegalerie und Waffensammlung sowie des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien und Herr Dr. V. Oberhammer in Innsbruck dankenswertes Entgegenkommen bewiesen.

Die Arbeitsteilung erfolgte naturgemäß in der Weise, daß Hofrat Dr. Moeser in erster Linie die Sammlung, Bereitstellung und Bearbeitung des historischen Quellen- und Siegelmateriales, Kustos Dr. Dworschak die Sammlung des Gegenstand der Beschreibung bildenden Materiales an Geprägen übernahm und die Geschäfte der Schriftleitung besorgte. Die Bearbeitung der darstellenden und beschreibenden Teile des Textes erfolgte im allgemeinen in gemeinsamer Arbeit durch Austausch der gegenseitigen Beobachtungen. Unter Verzicht auf gesonderte Vorbemerkungen stellen auch diese einleitenden Ausführungen den gemeinsamen Standpunkt der Verfasser dar Dieser wird auch hinsichtlich jener Ausführungen eingenommen, welche von den Bearbeitern nach gegenseitigem Einvernehmen, im wesentlichen aber selbständig verfaßt wurden. Es sind dies die von Dr. Moeser beigesteuerten Abschnitte über die Regierung Erzherzog Sigmunds und den Siegelstempelschnitt, sowie die, von Dworschak bearbeiteten Kapitel über die Technik und zeitliche Stellung der Münzreform, der Abschnitt über die ältere Literatur, die Tabellen und das Register. Dr. Moeser hat außerdem die ganze Abteilung "Urkunden und Regesten" bearbeitet; auf Grund der durch ihn besorgten Abschrift der Haller Münzamtsraitungen erfolgte auch die Anlage der Tabellen. K.M. - F.D.

Innsbruck-Wien, im Mai 1936.


Tirol zu Herzog Sigmunds Zeiten

Seit dem Übergange der Herrschaft von Tirol an das habsburgische Haus gewann dieses Land, das von alten Zeiten her als das wichtigste Paßgebiet der mittleren Alpen zwischen Deutschland und Italien seine ganz überwiegende nord-südliche Orientierung hatte, zu dieser eine west-östliche hinzu - als das unentbehrliche Bindeglied zwischen dem österreichischen Länderkomplexe und den althabsburgischen Vorlanden, den ausgedehnten Besitzungen in der Schweiz, am Rhein und in Schwaben. Diese doppelte Bedeutung als Verbindungsstraße drückt dem Lande seit dem Beginne des 15. Jahrhunderts ihren Stempel auf, zuvörderst in politischer Beziehung, doch naturgemäß auch in wirtschaftlich-kultureller. Von diesem Gesichtspunkt aus ist die ganze Entwicklung des Landes während des 15. Jahrhunderts bis in die Zeiten Maximilians hinein zu verfolgen.

In erster Linie von den Rücksichten auf die Interessen seines Hauses in den Vorlanden jenseits des Arlbergs geleitet, hatte schon Sigmunds Vater, Herzog Friedrich, als erster Habsburger 1404 seinen dauernden Sitz in Tirol aufgeschlagen, das ihm als Rückhalt und Aufmarschgebiet für seine kriegerischen Unternehmungen zunächst gegen die Appenzeller und den Bischof von Chur, dann in den Kämpfen mit den Eidgenossen überhaupt dienen mußte. Durch dieses Ereignis wurden die Geschicke des Landes mit denen seines Fürstenhauses, das nun einen eigenen tirolischen Zweig bildete, auf lange Frist enge verknüpft. Allerdings ward dem neuen Landesherrn die Befestigung seiner Macht von seiten der von früher her bevorrechteten Standesklassen, der hohen Geistlichkeit und des Adels, nicht leicht gemacht, denn zu sehr hatten sie sich in den verflossenen vier Jahrzehnten an den Gedanken einer unabhängigen, die Geschicke des Landes beherrschenden Stellung gewöhnt. In zwanzigjährigem, mit Erbitterung und äußerst wechselvollem Glücke geführten Kampfe gegen seine von spätmittelalterlichem Gewaltgeiste erfüllten Feinde mußte sich Friedrich eine der Auffassung eines neuen Zeitalters entsprechende Stellung erringen. Gestützt auf die treue Anhänglichkeit der politisch noch unverbrauchten kraftvollen Stände der Bürger und Bauern, welch letztere gleich von Anfang an durch grundlegende Freiheiten gewonnen wurden, trug er den endlichen Sieg davon, um im letzten Drittel seiner Regierung sich und seinem als wahrhaften Volksstaat neugestalteten Lande unter dem Segen einer einfachen, strammen und gerechten Verwaltungspflege eine Zeit des Friedens und der Wohlfahrt zu schaffen. So verwöhnt war damals das Volk, daß eine einmalige außerordentliche Geldsteuer, die Friedrich in seinen letzten Lebensjahren zur Wiedererwerbung des Toggenburg'schen Pfandbesitzes an die Stände begehrte, namentlich bei der Bauernschaft lebhaftem Unwillen und Widerstände begegnete.

Herzog Friedrichs kraftvolle und zielbewußte Regierung hätte die tragfähige Grundlage für die Aufrichtung eines auf starken Füßen stehenden, glanzvollen neuen Landesfürstentums im Sinne der Renaissanceauffassung bilden können, wäre es ihm vergönnt gewesen, den Erben seiner Länder in seinem Geiste so zu erziehen, daß er den seines Nachfolgers noch harrenden Aufgaben gewachsen gewesen wäre. Auf den Schultern eines wohlhabenden, leistungsfähigen Bürgertums, eines unabhängigen, doch für seinen einzigen Herrn und Gebieter opferbereiten Bauerntums, im Genusse der bereits zutage getretenen reichen Bodenschätze des Landes hätte dieses Landesfürstentum alle Möglichkeiten zu harmonischer, das Glück des Herrscherhauses wie des Untertanen in gleicher Weise begründender Entwicklung vor sich gehabt. Der vorzeitige Tod Friedrichs (24. Juni 1439), der seinen einzigen überlebenden Sohn Sigmund im jugendlichen Alter von zwölf Jahren traf, hat diese Hoffnungen zum guten Teile zunichte gemacht. Entgegen den Bemühungen der Vertreter des Tiroler Volkes, das seinen künftigen Herrscher in seiner Mitte aufwachsen sehen wollte, wurde der Knabe von seinem präsumtiven Vormunde, dem steierischen Vetter Friedrich, der seinerseits erst wenige Jahre vorher aus der nahezu zwölfjährigen Gerhabschaft des nun hingeschiedenen Herzogs entlassen worden, seiner tirolischen Heimat entrissen, um weiterhin an einem ihm fremden Hofe - zu Graz, später in Neustadt und Wien - von volksfremden Erziehern in fremdem Geiste erzogen zu werden. Zugleich mußten es die Tiroler mitansehen, wie der von Sigmunds Vater in jahrelanger weiser Sparsamkeit angelegte, sicher zum allergrößten Teile aus seinen tirolischen Einkünften zustande gekommene Schatz, der zu jenen Zeiten an Umfang seinesgleichen suchte, aus dem Lande fortgeführt wurde - wie sich später zeigte, auf Nimmerwiedersehen.

Für die Person des jungen Herzogs wie für das Land bedeutete so das frühe Ableben des Vaters ein Verhängnis, das seine Schatten Jahrzehnte vorauswarf. Mögen die schon seit den Jugendjahren in die Erscheinung tretenden, späterhin naturgemäß sich verschärfenden, in allem seinem Tun und Lassen sich auswirkenden Schwächen seines Wesens auch großenteils auf natürlicher Anlage beruhen, so hat doch die durch jene Vorgänge herbeigeführte Entwurzelung, die den jungen Mann gerade in seinen wichtigsten Entwicklungsjahren traf, sicher einen ausschlaggebenden Anteil daran gewonnen. Sigmunds Hang zu verschwenderischem Leben, seine Leichtgläubigkeit, Oberflächlichkeit und Unbeständigkeit sind wohl vorwiegend das Ergebnis einer uneinheitlichen, der Verantwortlichkeit entbehrenden Erziehung unter fremden Händen. Sein den Einflüsterungen und Verhetzungsversuchen von verschiedenen Seiten stets willfähriges Draufgängertum, das zu einer Reihe unheilvoller Verwicklungen nach innen und außen führte, hat später auch dem Lande manch schwere Wunde geschlagen.

Was uns mit dieser im übrigen recht unerquicklichen und unwiederbringlichen Schaden stiftenden, nahezu siebenjährigen Episode der vormundschaftlichen Verwaltung Tirols durch Herzog bzw. König Friedrich einigermaßen versöhnen kann, ist die herrliche Haltung der Tiroler Landstände, für die diese denkwürdigen Jahre eine - oder richtiger die große Zeit bedeuteten. Weit entfernt von jeder Sorge um die Mehrung der eigenen Macht, war ihr Blick von Anfang an allein auf die Rettung und Sicherung des Landes selbst, das von den Mitgliedern des habsburgischen Hauses nicht wie ihre Privatsache behandelt werden sollte, und die Wiederkehr des angestammten Landesherrn gerichtet. Damals haben sie sich durch ihren mutigen und zähen Kampf um des Landes Freiheit und Recht für die Folge den natürlichsten Anspruch erworben, in allen das Wohl und Wehe des Landes angehenden Fragen eine ausschlaggebende Rolle zu spielen; die wechselvollen Geschicke Tirols in den kommenden Jahrzehnten sollten ihnen reichliche Gelegenheit dazu bieten.

Der Ausgang jenes Streites aber bedeutete in wichtigen Belangen doch nur einen Scheinerfolg der Interessenvertreter des Landes, er brachte diesem die erste arge Enttäuschung, dem jungen Fürsten aber beim Antritte seiner Regierung gleich von vornherein schwere Belastungen, die den eigentlichen Ausgangspunkt seiner künftigen finanziellen Verlegenheiten bildeten. Sigmund kehrte in sein Land heim ohne den väterlichen Schatz, unter Verzicht auf alle Barschaftsforderungen, des größten Teiles der Vorlande beraubt, ln völliger Abhängigkeit und mit drückenden Verpflichtungen gegenüber seinen beiden Vettern beladen, deren jeder sich seinen Vorteil um die Wette zu sichern suchte. In seinem Drange, der Enge der Unmündigkeitsjahre, die sich stets wieder zu verlängern drohten, endlich zu entkommen, hatte er sich den selbstsüchtigen Ansinnen jener gegenüber zu weitgehenden Bindungen bereit gefunden, ohne sich deren Tragweite genügend vor Augen zu halten. Durch Vertrag vom 31. März 1446 hatte er sich verpflichtet, dem König jährlich, solange keine förmliche Länderteilung zwischen ihnen statthätte, 2000 Mark Silber nach Salzburg zu antworten, was einem Werte von rund 16.000 rhein. Goldgulden entsprach, am 2. April des weiteren zu einer einmaligen Zahlung von 30.000 Dukaten als Entschädigung für die von vier Jahren her aufgelaufenen Rückstände aus den tirolischen Einkünften, auf die Friedrich dafür am 7. April verzichtete, endlich in der mit beiden Brüdern getroffen Abrede vom 6. April zu einer sechs Jahre hindurch an Albrecht zu leistende Ersatzzahlung von je 20.000 rhein. Gulden aus den Renten und Nutzen Tirols. Zudem hatte er sich Friedrich gegenüber am 9. April neuerlich zu einem vollständigen Verzicht auf jeden Rückersatz der Einnahmen aus seinem Erbe und alle daraus abzuleitenden Ansprüche verstehen müssen. Diese Verpflichtungen bedeuteten eine so schwere Belastung der Finanzen Sigmunds, daß diese von vornherein von einem Zusammenbruch bedroht waren; man begreift seine nachträglichen Klagen darüber, daß er den Zahlungen nicht mehr nachkommen könne. Besonders drückend mußten die von den beiden Brüdern ganz unberechtigt geforderten Zahlungen an Albrecht empfunden werden; in den Quellen, insbesondere im Raitbuche des obersten Amtmanns Konrad Vintler, ist noch bis ins Jahr 1458 die Rede von der Abzahlung der Schuld von 100.000 Gulden an Albrecht, die sich jetzt zufolge eines späteren Vertrages vom 4. März 1450 zum Teil aus der Zahlung weiterer jährlicher 9000 Gulden auf sechs Jahre ab S. Jörgentag 1452 ergab; erst die nach König Ladislaus' Tode am 10. Mai 1458 getroffenen neuen Vereinbarungen enthoben Sigmund weiterer Verpflichtungen gegenüber Albrecht. Dafür aber brachte die durch die letztgenannten Verträge geschaffene ausgedehntere Verbindung mit den Vorlanden dem Herzog Sigmund andauernde Verwicklungen und einige heftige Stöße mit den Eidgenossen, die neuerlich große Summen verschlangen - so der sogenannte Plappartkrieg 1458/59, dann der durch den Kampf Sigmunds mit Kardinal Cusanus und dem Papste heraufbeschworene, für die Habsburger so verlustreiche Thurgauerkrieg im Herbst 1460 und jener um Mühlhausen und Waldshut 1466-1468.

Unter dem gleichen ungünstigen Zeichen wie seine Beziehungen zu seinen habsburgischen Vettern standen auch Sigmunds übrige politische Verbindungen, in die er teils durch die Stellung seiner Länder, teils durch den Einfluß ihm nahestehender Persönlichkeiten mehr oder weniger unfreiwillig gedrängt wurde, die alle eine übermäßige Verschuldung verursachten.

Die einzelnen innen- und außenpolitischen Ereignisse während Sigmunds Regierungszeit brauchten hier nur flüchtig gestreift zu werden, da sie einerseits als aus der einschlägigen Geschichtsliteratur hinlänglich bekannt vorausgesetzt werden dürfen, anderseits keinen wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung der inneren Verhältnisse des Landes, um die es uns hier vor allem zu tun ist, genommen haben. Es sei nur noch kurz darauf hingewiesen, wie sehr sich die politischen Beziehungen der Fürsten und ihrer Länder seit der Frühzeit des Jahrhunderts über die nahe benachbarten Gebiete im Norden, Westen und Süden hinaus geweitet haben, wie sich namentlich die Herrscher der großen Weststaaten, Frankreichs und des neuaufgestiegenen Burgund, Einfluß zu gewinnen bemühen und wie gerade Tirol durch seine nun wieder engere Verbindung mit den österreichischen Vorlanden als Schlüsselpunkt der sich darum gruppierenden Ländergebiete von allen Seiten bedeutende und anhaltende politische Beachtung findet.

Um unseren Blick nun etwas schärfer den kulturellen Zuständen Tirols in diesen Jahrzehnten zuzuwenden, ist es vor allem der Ausbau der Hoheitsverwaltung, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, denn in diesem Sinne bedeutet Sigmunds Regierung wirklich den Atem einer neuen Zeit. Es ist von oben herab das aufsteigende Ideal der Renaissance von der Aufrichtung der absoluten Fürstenmacht, das hier hauptsächlich wirkt, in unserem Lande mit seiner alten Volkskultur aber heilsam kontrolliert und ausgeglichen vom Volke selbst, das durch seine Vertreter auf den Landtagen Klage und Protest gegen jede Beeinträchtigung seiner Bedürfnisse und Rechte zu erheben gewohnt war. Dessen ungeachtet wächst nun die fürstliche Macht, getragen von den Interessen ihres sich rascher und kräftiger ausbildenden zentralen Beamtentums, zusehends über die älteren Vorstellungen hinaus. Doch bleibt zunächst die lokale, volkstümliche Verwaltung, insbesondere die dem Mann aus dem Volke vor allem anliegende Rechtspflege von allen Neuerungen noch unberührt; im Gegenteil ist man von obrigkeitswegen andauernd bestrebt, den einreißenden Mißständen vor allem in Bezug auf die Kostenverteuerung des Gerichtsverfahrens durch steigenden Rednerlohn und hohes Siegelgeld mit Sondererlässen und allgemeinen Verordnungen entgegenzutreten. Auch die Pfleger und übrigen mit der Wirtschaftsverwaltung betrauten Amtleute durften sich zu keinen drückenden Maßnahmen hinreißen lassen, ohne auf diese oder jene Weise Ahndung zu erfahren.

Umso eher konnte das Bestreben nach Neuerungen in den Grundsätzen der Verwaltung naturgemäß in der Umgebung, um die Person des Herrschers einsetzen. Hier ist es vor allem der fürstliche Rat, der sich, seitdem der vorherrschende Einfluß einzelner der von Sigmund 1446 ins Land mitgebrachten Günstlinge ausgeschaltet war, immer mehr zu einem ständigen Kollegium, aus dem der Einzelne nicht mehr hervortrat, umformte; auf dieser vorgeschrittenen Stufe der Entwicklung ward er bekanntlich nach der Übernahme Tirols durch König Maximilian eine der beiden Wurzeln der von diesem neugeschaffenen Behördenorganisation für die ober-, dann auch niederösterreichischen Lande.

Dieses Ratskollegium, dem nicht nur rechtskundige Kanzler als Geschäftsführer, sondern auch mancher auf hohen Schulen Vorgebildete als Mitglied angehörten, bildete auch als Kammergericht den obersten landesfürstlichen Gerichtshof, seitdem das unter Herzog Friedrich noch wenig übliche Dingen in die fürstliche Kammer als dritte Instanz durch Landesordnungen von 1444 an eine ständige Einrichtung geworden war und häufigere Rechtsfälle von Personen mit höher privilegiertem Gerichtsstand den Zusammentritt von Sondergerichten unter dem Vorsitze des Fürsten oder seines eigens bestellten Vertreters erforderten. Vor der Gesamtheit seiner Räte hatte auch der Fürst selbst seinen ordentlichen Gerichtsstand in Streitigkeiten mit Fremden und Untertanen.

Im Anschluß an diese Ausgestaltung des Regierungswesens erfuhr eine solche auch die landesfürstliche Kanzlei, der entsprechend der starken Ausdehnung ihres Geschäftskreises nun eine größere Zahl geschulter Kräfte zugeteilt werden mußte und eine strenger geordnete Registerführung oblag.

Schon bald nach Übernahme der Regierung hatte Sigmund für den wichtigsten Zweig der Verwaltung, die Finanzen, in der Person des obersten Amtmanns ein Zentralorgan bestellt, dem die gesamte Aufsicht über alle Pflegen und Ämter im Lande, die Einhebung und Verrechnung aller Einkünfte und ebenso die Auszahlung aus den Kassenbeständen übertragen war. Neben ihm waltete zeitweilig noch - aus früheren Zeiten übernommen - ein Kammermeister, ferner ein oberster Kamrer, aus dem in der Folge der Hauskamrer geworden ist, diese alle für den Zahlungsverkehr am Hofe selbst bestellt, schließlich für die Bedürfnisse der Verpflegung des Hofes ein Küchenmeister. Die Buchführung des obersten Amtmanns entsprach, wie aus den 1454 einsetzenden Amtsbüchern zu entnehmen ist, mit ihren etwa zwei Dutzend nach sachlichen Gesichtspunkten eingeteilten ständigen Raitkapiteln einer weit fortgeschrittenen Auffassung des Rechnungswesens, wie sie an den anderen deutschen Fürstenhöfen zu dieser Zeit noch kaum bestand.

Neue Aufgaben brachte für die Verwaltung das ungeahnt rasche Aufblühen des Bergsegens in allen Teilen des Landes, der Abbau, die Verhüttung und Verwertung der gewonnenen Erze. Das gesamte Bergwesen erforderte jetzt nach allen Seiten eine ausgedehnte Betriebsorganisation, die durch allgemeine Bergordnungen und zahlreiche Sonderverordnungen für die verschiedenen Bergwerks-Gruppen, durch Schaffung von Berggerichtsbezirken, Bestellung eines obersten Bergmeisters und Bergrichters als Zentralorgane der Betriebsverwaltung geschaffen wurde. Das höchst bedeutende finanzielle Interesse des Landesherrn am Gedeihen der Unternehmungen auf diesem Gebiete stützte sich auf sein Bergregal, dessen Durchführung aber ebenso geeigneter Maßnahmen bedurfte. Mit der Einlösung der Erze hatte sich teils das Salzamt und der Zoll am Lueg, teils das Münzamt zu befassen, während deren Vertrieb dem obersten Amtmann bzw. Kammermeister oblag. Daneben bestand noch die Aufgabe, den von altersher so wichtigen Haller Salzwerksbetrieb dem gesteigerten Bedarf, hervorgerufen durch die ausgedehnte Verführung seines Erzeugnisses in die westlichen und südlichen Nachbarländer, anzupassen und auf seiner Höhe zu halten.

Mit der Sorge für den Holzbedarf der Bergwerke und der Saline hing es aufs innigste zusammen, daß man nun den Wäldern, insbesondere im Inntal, erhöhtes Augenmerk zuwandte und zu diesem Zwecke das landesfürstliche Boden- und Forstregal, nebenher zugleich das dem waidmännischen Vergnügen des Landesherrn dienstbare Jagdregal stark in den Vordergrund schob, um von vornherein jede Gefahr einer fortschreitenden Ausödung der größeren Waldgebiete zu bannen. Dazu war es nötig, eigene Waldmeisterämter zu bestellen und eine ständige Holzbeschau einzuführen.

Nicht minder große Aufmerksamkeit mußte dem komplizierter gewordenen Wirtschaftsleben des Volkes im allgemeinen und dem Handelsverkehr im besonderen zugewendet werden, der namentlich in der Form des Durchzugsverkehrs zwischen den italienischen Seestädten und den süddeutschen Handelsempoten bedeutenden Umfang angenommen hatte. Um den Anforderungen dieses Verkehrs genügen zu können; war neben der Pflege der Straßen und, Brücken der Ausbau des Rodfuhrwesens, der damaligen Transportorganisation, eine, dringende Aufgabe. Der zusehends an Bedeutung gewinnende Handelsplatz Bozen erhielt in der Person eines Hansgrafen ein eigenes polizeiliches Handelsaufsichtsorgan. In den Kreisen des Handwerks aber bildete sich erst in diesen Jahrzehnten das autonome Zunftwesen aus, dessen Organisationen teils das ganze Land; teils größere Gebiete desselben umschlossen. Hieher gehört auch der jährliche Landtag der seit 1406 unter einem vom Landesfürsten ernannten Kessetrichter stehenden Keßler mit den metallverarbeitenden verwandten Gewerben, deren Verfassung die gleichartigen Organisationen in Süddeutschland als Vorbild dienten.

In das allgemeine wirtschaftliche Verwaltungsgebiet gehört endlich auch die Sorge für das Münzwesen und die Aufsicht über Maß und Gewicht. Überließ man letztere zu dieser Zeit vorwiegend noch den autonomen Ordnungen der Städte und Gerichte, so nahm sich Sigmund vom ersten Anbeginn seiner Regierungstätigkeit ab, vermutlich von dem einen oder andern seiner mitgebrachten Räte (vielleicht den Gradnern?) aufgemuntert und beraten, umso eifriger einer Neuregelung der Münze an, wenn zunächst auch mit geringem Erfolg, weil dabei zu doktrinär-radikal vorgegangen und zu wenig auf die Schwerfälligkeit des Volkes in Währungsfragen Rücksicht genommen wurde.

Neben diesen Werken des Friedens haben wir hier noch der Fürsorge für die Landesverteidigung und der Vorbereitung kriegerischer Unternehmen zu gedenken, die namentlich der Ausbildung der jetzt zu erhöhter Bedeutung gelangten Artilleriewaffe durch Bestellung zahlreicher Büchsenmeister und großer Mengen von Schießbedarf galt.

Das Gesamtergebnis der Maßnahmen auf allen genannten Gebieten und der darauf gegründeten intensiv rührigen praktischen Verwaltung war für das allgemeine Volkswohl, besonders für die Hebung des wirtschaftlichen Wohlstandes im Lande sicherlich von segensreicher Wirkung. Doch konnte dieser Erfolg keineswegs hinreichen, um aus den gesteigerten wirtschaftlichen Kräften der Bevölkerung auch für den Landesherrn durch erhöhte Steuerleistungen oder Landesanleihen eine ewig fließende Quelle zu schaffen, aus der er in seinen stets zunehmenden finanziellen Nöten ausgiebig hätte schöpfen können. Wenn der damals in vollstem Maße ausgeschüttete Reichtum der Bodenschätze bei weitem nicht hinlangte, seiner Bedrängnis zu steuern, so war dies auf jenem anderen Wege noch viel weniger zu erwarten. Das Mißverhältnis zwischen den natürlichen Kräften der Ländergebiete und dem Aufwand an Geldmitteln, den Sigmunds Hofhaltung und politische Verwicklungen erheischten, war zu groß geworden, als daß er auf andere Weise als durch eine Reihe umfassender auswärtiger Anleihen bei Fürsten und Adel wie bei Handelsgesellschaften gegen Verpfändung von Einkünften und Herrschaftsbesitz hätte aufgebracht werden können.

Die durch solche überhandnehmende Verschuldung um sich greifende Ratlosigkeit des Fürsten und seines Hofes öffnete bald unheilvollen Einflüssen von außen wie von Seiten neu sich eindrängender Ratgeber Tür und Tor. Es tauchten nacheinander die absonderlichsten Pläne auf, die darauf schließen lassen, daß sich Sigmund nachgerade mit dem Gedanken trug, sich von Tirol loszumachen, wie dies die 1477 beim Kaiser nachgesuchte Belehnung mit dem freigewordenen Burgund oder dem Herzogtum Mailand beweist. Da schließlich seit 1478 bei Sigmund der Plan auftauchte und um die Mitte der achtziger Jahre, wohl unter Miteinwirkung von Mißtrauen und Abneigung gegen den Kaiser, durch bezügliche Verschreibungen immer festere Gestalt gewann, für den Fall seines kinderlosen Ablebens den Besitz Tirols dem bairischen Herzogshause zu sichern, spitzte sich die Lage für das Land selbst derart zu, daß die Tiroler Landstände - wie einst vierzig Jahre früher - eingriffen und gegen eine derartige Verschacherung des Landes entscheidende Vorkehrungen trafen, diesmal zugunsten der berechtigten Ansprüche der habsburgischen Hauptlinie. Nachdem es auf dem bewegten Meraner Landtage im November 1487 zu einer weitgehenden Einschränkung des landesherrlichen Regiments gekommen war, um einen Ausweg aus den finanziellen und politischen Wirren zu finden, hatte die so sehr geminderte Regierungsgewalt ihren Reiz für Sigmund vollends verloren und er sah es gegenüber den noch. weiterhin gegen seine Person gerichteten Maßnahmen des Kaisers für das Beste an, zugunsten des ·seinem Herzen näherstehenden jungen Königs Maximilian abzudanken.

So hatte sich im Laufe eines·halben Jahrhunderts das Verhältnis zwischen Landesfürst und dem durch die Landstände vertretenen Tiroler Volk geradezu ins Gegenteil gekehrt. Als neunzehnjähriger Jüngling einst in vorbildlicher Treue und in selten einmütigem, von Begeisterung getragenem Zusammenhalt seines ganzen Volkes zur Besitzergreifung des väterlichen Erbes zu Lande gerufen, mußte er am Abend seines Lebens unter dem Drucke der erbosten Stände mit dem unverhüllten Eingeständnis gänzlichen Versagens und kindlicher Hilflosigkeit von Land und Volk Abschied nehmen. Freilich ging Tirol darob keiner freundlicheren Zukunft entgegen. Mochten auch die erprobten und mustergültigen Verwaltungseinrichtungen des Landes durch den Übergang an Maximilian keine Unterbrechung sondern im Gegenteil in stetiger Weiterentwicklung noch tiefere Ausgestaltung erfahren, so waren für das Wohl und Wehe der Bewohnerschaft doch die wirtschaftlichen Verhältnisse allein ausschlaggebend und nach dieser Richtung verdüstert sich das Bild in den folgenden Jahrzehnten merklich. Zwar hatte sich die Ausbeute des Erzreichtums im Lande zunächst noch nicht wesentlich verringert, wohl aber seine Bedeutung für die Gesamtwirtschaft, da die Kosten der Förderung und Verhüttung der Erze zusehends stiegen, Nachfrage und Silberpreis dagegen infolge der durch die überreiche Gesamterzeugung hervorgerufenen Absatzkrise im Sinken begriffen waren und die landesfürstliche Kammerverwaltung immer stärkere Bindungen mit den Handelsgesellschaften der Fugger, Paumgartner usw. einzugehen sich gezwungen sah. Der Handel im Lande, der im Wege über Niederlagszwang und Märkte bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts hinein dem Bürgertum der zahlreichen Städte und Märkte Tirols ansehnlichen Wohlstand gebracht hatte, war inzwischen mehr und mehr großzügigeren Formen gewichen und im wesentlichen zu einem Durchzugshandelsverkehr geworden. Diesem allgemeinen Entfall und der damit verbundenen Volksverarmung gegenüber stiegen auf der anderen Seite die Ansprüche, die der neue Landesfürst mit seinen ungleich weiterreichenden Aufgaben und Plänen, den daraus erwachsenden politischen Verwicklungen und Kriegszügen an den Opferwillen und die Leistungskraft seiner getreuen Tiroler Untertanen zu stellen gezwungen war, zu bisher ungekannter und ungeahnter Höhe an, ohne dennoch seinem ins Uferlose gehenden Geldbedarf zu genügen. Der Gebietszuwachs, der dem Lande daraus erstand, konnte für alle diese Opfer, die das Land weißbluten ließen, in keiner Weise einen Ersatz schaffen. So trat dieses noch kurz vorher gottgesegnet gepriesene Land, das die Augen ganz Europas auf sich gelenkt hatte, unter Unheil kündenden Auspizien über die Schwelle der Neuzeit.

Aus dieser politisch-kulturellen Gesamtumwelt hebt sich die Persönlichkeit Sigmunds als die eines durchaus optimistisch veranlagten, leichtlebigen Mannes, der zwar keineswegs von Tatendrang beseelt, doch gerne und freudig jede Gelegenheit, gleichgültig, ob wichtig oder unbedeutend, ergriff, um seinem lebendigfrischen, regsamen Temperamente Raum zu geben. Von starken sinnlichen Trieben geleitet, war er allen gesellschaftlichen Vergnügungen, besonders dem fröhlichen Tanze, zugetan und - ein echtes Kind seiner robusten Zeit - auch derben Späßen keineswegs abhold, wie er sich beispielsweise in jungen und in alten Tagen, in seiner Residenzstadt wie während seines Aufenthaltes an fremden Orten gerne von Frauen aus dem Volke fangen ließ, um sich von ihnen mit einem Gulden loszukaufen. Er liebte ebenso das ernste Spiel zu Zweien wie er sich zumeist beim Besuche an einem befreundeten Fürstenhofe, gerne selbst an einem freidigen Gestech beteiligte oder, um seine ungewöhnliche Körperkraft bewundert zu sehen, mitunter sogar in einen Ringwettkampf einließ. Daß er vor allem kein Verächter des schönen Geschlechts und als solcher das allzu häufige Opfer von Weiberlist und Abenteuerlust war, ist zu reichlich bekannt, als daß es ausführlicherer Schilderung bedürfte. Sein gutes Herz, das sich nicht minder Armen und Bedürftigen beiderlei Geschlechts zuwandte, wurde freilich ebenso wie seine Leichtgläubigkeit nur zu oft zur Ausbeutung mißbraucht. Die an Fürsten von schmeichlerischen Schmarotzern der Renaissance mit Vorliebe gerühmte Freigebigkeit spielt bei unserem Herzog eine ganz besondere, seinen Finanzen auf die Dauer zum Verhängnis gewordene Rolle, da sie ihn in Verbindung mit seiner übertriebenen Prunkliebe zur Austeilung zahlloser ständiger Provisionen wie außergewöhnlicher Gnadengaben besonders an den zahlreichen Adel seiner Länder, aber auch an gar viele Fremde, die, vom Rufe des glänzenden Innsbrucker Hofes angelockt, seine Dienste suchten, verleitete. Daß Sigismund an allen Fürstenhöfen, zu denen er dauernde Beziehungen hatte, kostspielige Geschäftsträger und Interessenvertreter unterhielt, versteht sich unter diesen Umständen von selbst. In das Kapitel von fürstlicher Repräsentation fallen auch die besonders in seinen jüngeren Jahren häufigen gegenseitigen Fürstenbesuche, die wegen des bei solchen Gelegenheiten entfalteten außergewöhnlichen Gepränges und der üblichen, meist kostbaren Geschenke ebenfalls bedeutenden Aufwand verursachten. Engere Beziehungen zwischen den Höfen, so vor allem zum Münchner, führten aber auch zum regelmäßigen Austausch von Aufmerksamkeiten, auf Seite Sigmunds besonders in Gestalt von Sendungen an Erstlingsfrüchten aus dem sonnigen Süden seines Landes, ebenso zu manchem Daueraufenthalte von Mitgliedern der befreundeten Fürstenfamilien; so kam schon um die Mitte der Fünfziger-Jahre die Herzogin Agnes von München zur Badekur am Brenner und der bis an sein Lebensende Sigmund engbefreundete Herzog Christoph von Bayern wurde als Knabe für längere Zeit zur Erziehung an den Innsbrucker Hof genommen. Zu den regelmäßigen und dauernden Vergnügungen Sigmunds, seiner Gemahlinnen und seines Hofes gehörte, der Fürstensitte zu allen Zeiten entsprechend, vor allem das edle Waidwerk, dem damals Berg und Flur in bisher ungekanntem Ausmaße dienstbar gemacht wurden, ebenso wie der Herzog zu größtmöglicher Ausdehnung der von ihm nicht weniger leidenschaftlich betriebenen Fischerei in allen Teilen des Landes, vornehmlich aber in der Umgebung Innsbrucks, an allen geeigneten Plätzen neue Teich- und Seeanlagen schaffen ließ.

Dieses fröhliche Treiben Sigmunds und seines Hofes hinderte ihn jedoch nicht, sich neben den Aufgaben glanzvoller Repräsentation, denen er im Hochgefühle fürstlicher Bestimmung mit Vorliebe nachkam, mit einem ihm von Jugend auf anerzogenen Pflichtbewußtsein auch den mehr nüchternen und einförmigen, regelmäßig wiederkehrenden Regierungsgeschäften in der Mitte seines Rates zu widmen, deren Erledigung er sich dauernd angelegen sein ließ, wie aus den Kanzleivermerken seiner Urkunden und den Angaben der landesfürstlichen Kammer-Raitbücher zur Genüge ersichtlich wird. Wenn Sigmund also offenbar eifrig und eifersüchtig an seinen Herrscherpflichten hing, so entsprach es freilich anderseits doch nicht seinen natürlichen Anlagen und Fähigkeiten, dabei initiativ und weitausschauend vorzugehen, wie sein Vater Friedrich oder sein Nachfolger Maximilian; diese Sorgen großzügiger Regierungskunst überließ er lieber seinen maßgebenden Räten und fürstlichen Verwandten und Freunden.

Das Bild der Persönlichkeit Sigmunds wäre nicht vollständig, wollten wir nicht - wie es bei Lebensbildern von Renaissance-Fürsten naheliegend und begründet ist - noch einiges über sein Verhältnis zu Kunst und Wissenschaft sagen. Beide stellten sich ja den Begriffen jener Zeit gemäß durchaus in den persönlichen Dienst des Fürsten. Außer ihrer herkömmlichen Bestimmung für Zwecke frommer Stiftungen und gottseliger Werke sollte die Kunst zur Hebung seines Ansehens bei Hoch und Niedrig beitragen, zur Befriedigung von Anwandlungen fürstlicher Eitelkeit, vor allem aber der Erholung und dem Vergnügen dienen, die Quelle von Lust und Freude sein. Zuvörderst gilt dies von Sigmunds Bauten, seiner Hofburg und den bekannten zahlreichen Sigmund-Schlössern, dann aber auch von allen den Werken angewandter Kunst: dem köstlichen Geschmeide, den prächtigen Kredenzen und Geschirren, Schränken, Wägen, Schlitten und Schiffen, Teppichen, Stickereien und Stoffen der Prunkgewänder. Auch Plattnerei und Gießkunst hatten neben ihrer vorwiegend praktischen Bestimmung, der Waffenschmiede und dem einfachen Stückguß für Kriegszwecke, durch Herstellung von Prunkharnischen und reichausgestatteten Geschützen der fürstlichen Repräsentation zu dienen.

Wie bildende Kunst und Kunsthandwerk waren nicht minder Musik, Gesang und Dichtung dazu da, Freude zu spenden und um die Person des Fürsten und sein Haus einen Schleier der Verklärung zu weben. Daß aber bei unserm Herzog und an seinem Hofe der Sinn für Dichtung und Musik tiefer ging, zeigen einerseits seine fortgesetzten Bemühungen, literarische Werke und besonders Sammlungen alter Heldendichtungen ("Reckenbuch"!) zu erwerben, andererseits die Bestellung hervorragender Musiker, so des Niclas Kronsdorffer (seit 1463) und vor allem des berühmten Paul Hofhaimer (seit 1480 auf Lebenszeit) zu Hoforganisten und die häufige Anschaffung von wertvollen Musikinstrumenten, insbesondere Orgeln, Positiven und Clavicordien. Herzogin Eleonore, die hochgebildete schottische Königstochter, sicherlich die eigentliche Quelle und Fördererin des schöngeistigen Lebens am Innsbrucker Hofe, ist auch als Übersetzerin des Romans "Pontus und Sidonia" aus dem Französischen ins Deutsche bekannt, der nach ihrem Tode 1485 zu Augsburg in Druck erschien.

Wenn all diese künstlerischen Bestrebungen zunächst auch nur der besonderen Kultur des Hoflebens entsprangen und dessen Zwecken galten, so ist aus ihnen doch zweifellos der Kunst selbst anerkennenswerte Förderung und dadurch auch der übrigen Mit- und Nachwelt ein idealer Gewinn erwachsen.

Sigmund war zeitlebens dem Geiste des Humanismus zugetan, der ihm wohl schon als Jüngling durch seine Berührung mit Aeneas Silvius Piccolomini, damals einige Jahre lang als Kanzleisekretär in König Friedrichs Umgebung, dem ersten Vorkämpfer dieser Geistesbewegung in deutschen Landen, vermittelt worden. Humanistisch gebildete Männer, vorwiegend Deutsche, aber auch Italiener, fanden am Tiroler Herzog stets einen aufrichtigen Gönner und Förderer, der die Vorzüge solcher Bildung wohl zu schätzen wußte, und manche derselben zog er für kürzere oder längere Zeit als Berater in seine Umgebung, so seine bekannten beiden Sachwalter im Kampfe gegen Kardinal Nikolaus von Cusa und Papst Pius II., Doktor Lorenz Blumenau und Gregor von Heimburg, dieser namentlich interessant durch seine scharfsinnige Beurteilung des geschichtlichen Verhältnisses zwischen dem Tiroler Landesfürsten und dem Brixner Bischof, ebenso wie als Verfasser einer Reihe aufsehenerregender Manifeste, mit denen Sigmund seine kirchlichen Gegner bekämpfte - eines der frühesten Beispiele politischer Publizistik. Die bedeutendsten Vertreter des Humanismus auf Tiroler Boden gehörten zu Sigmunds vertrautesten, für die heikelsten Missionen verwendeten Räten; es sind dies Bischof Johann Hinderbach von Trient, Abt Caspar Augsburger von S. Georgenberg und Doktor Johann Fuchsmagen. Neben ihnen sind aus der engeren Umgebung des Fürsten vorzüglich noch die Brixner Domherren Doktor Achatius Mornauer und Meister Conrad Wenger zu nennen, ihnen gegenüber freilich auch Doktor Ulrich Molitoris, der berüchtigte Verfasser des "Hexenhammers" (1489), dessen perverser Hexenwahn sich mit der abergläubischen Furcht des alternden Herzogs zusammenfand.

Daß Sigmund auch im übrigen wissenschaftlicher Fachbildung mit hoher Wertschätzung gegenüberstand, beweist vor allem die schon in seinen jungen Jahren ständige Besetzung der Hofarztensstellen mit zwei "Buchärzten", einem italienischen und einem deutschen, ferner die Anstellung eines mit allen offizinellen Ausdrücken vertrauten Hofapothekers. Er wäre aber kein Kind seiner Zeit gewesen, hätte er sich nicht zugleich auch als gläubiger Anhänger der Geheimwissenschaften der Astrologie und Alchemie erwiesen, für deren Zwecke er Hofastronomen hielt, allerlei Goldscheider und Destillierer beschäftigte.

Die Persönlichkeit Sigmunds entbehrt trotz ihres in seinen Handlungen zutagetretenden zwiespältigen Charakters keineswegs der Liebenswürdigkeit, die schon die Mitwelt seine vielen Schwächen verzeihen heß und nicht weniger auch uns noch gewisse SYmpathien abringt.

Erzherzog Sigmunds Lebenslauf
Sigrnund (lal. Form "Sigismundus") mit dem wohl erst im 16. Jhdt. aufgekommenen Beinamen "der Münzreiche", Sohn Herzog Friedrichs IV. "mit der leeren Tasche" aus seiner zweiten Ehe mit Anna von Braunschweig (gest. 12.8.1432) geb. 28.6.1427, - nach gut verbürgter Nachricht - zu Graz, wohin seine Mutter offenbar ihrem Gemahl, der in jenen Jahren als Vormund der Söhne Herzog Ernsts viel in der Steiermark weilte, zu längerem Aufenthalte gefolgt war. Gelangt nach dem Tode seines Vaters (24.6.1439) als noch minderjährig unter die Vormundschaft seines Vetters Herzog Friedrich V. (seil 6.4.1440 deutschen Königs) und wird an dessen Hofe erzogen. 9.4.1446 aus der Vormundschaft entlassen, zieht er am 27. dieses Monats in seine väterliche Residenzstadt Innsbruck ein. Vermählt 8.9.1448 (per procurationem) mit Elienor. Tochter König Jakobs von Schottland (gest. 12.11.1480), in zweiter Ehe 25.2.1484 mit Katharina, Tochter des Herzogs Albrecht von Sachsen (als Witwe wieder vermählt mit Herzog Erich von Braunschweig 29.6.1496, gest. 10.2.1524). Erwirbt infolge von Verträgen mit seinen Vettern Herzog Albrecht VI. und Ks. Friedrich von 4.3.1450, 10.5.1458, 30.3.1461, 1-8.4.1461, 4.5.1464, tatsächlich größtenteils allerdings erst nach des ersteren Tode (2.12.1463) die aus dem Erbe seines Vaters Friedrich stammenden habsburgischen Vorlande (Landgrafschaft im Elsaß,. Grafschaft Pfirt, Landvogtei in Schwaben, Herrschaft Hohenberg, Grafschaft Nellenburg, Markgrafschaft Burgau) zur Gänze zurück. Erhält durch Ks. Friedrich Dezember 1477 den durch die österreichischen Hausprivilegien vorgesehenen, von Ernst dem Eisernen, Albrecht VI. und ausnahmsweise auch von Sigmunds Vater Friedrich geführten Titel eines "Erzherzogs" (Revers Sigmunds für Ks. Friedrich 8.12.1477). Tritt durch Vertrag von 16.3.1490 seine Länder an seinen Vetter König Maximilian ab. Gestorben zu Innsbruck am Freitag vor Sonntag Oculi, d. i. 4. März 1496 und gleich seinem Vater in der tirolischen Fürstengruft des Zisterzienserstiftes Stams im Oberinntal begraben.

Sigmunds voller Titel lautet nach der Umschrift seines Reitersiegels von 1462: "Sigismundus d. g. Austrie, Stirie, Karinthie et Karniole dux, comes in Habspurg, Tirolis, Pherietarum (sic statt . Pherretarum!) et in Kiburg, marchio Burgovie et lantgravius Alsatie." Dazu kommt nach dem Wortlaute des Titels in den Urkunden: "dominus Portusnaonis et Marchie Sclavonice". Seit Annahme des Erzherzogtitels Dez. 1477 tritt die Änderung ein: "archidux Austrie, Stirie, Karinthie et Karniole."


Die Münzreform unter Erzherzog Sigmund

I. Vorgeschichte und Gründung der Münzstätte Hall im Inntale

Die unter dem Namen der großen Münzreform Erzherzog Sigmunds bekannte Neuordnung des tirolischen Münzwesens in den Jahren 1477-1486 war keineswegs der erste Versuch, den Herzog Sigmund zur Verbesserung der Landeswährung unternommen hat. Schon im ersten Jahre seiner Regierung setzten die Bemühungen nach dieser Richtung ein, die sich in der Folge durch drei Höhepunkte kennzeichnen. Es sind dies die Ordnungen der Jahre 1449/50, 1460 und 1473. Die vierte und letzte Stufe dieser Reformbestrebungen, mit der wir uns hier zu beschäftigen haben, ist allerdings die umfassendste, da sie von ganz neuen Ideen ausgeht, während die früheren in der Wiedererweckung älterer Zustände sich erschöpften.

Sigmunds Bestrebungen entbehren nicht eines gewissen doktrinären Grundzuges, der in der humanistischen Geistesrichtung der Zeit und seiner Umgebung zu suchen ist, in denen er aufgewachsen, erzogen und sich zu bewegen gewohnt war. Darin zeigt sich der Herzog als das Gegenteil seines Vaters Friedrich IV., dessen nüchterne, praktische Auffassung der landesfürstlichen Rechte und Pflichten dazu geführt hatte, die Prägung des altgewohnten Meraner Zwainzigers, damals allgemein schon als Kreuzer bezeichnet, in der zweiten Hälfte seiner Regierung gänzlich einzustellen und sich auf die Ausmünzung der minderwertigen Vierer (4 Bernerstücke) zu beschränken. Friedrich hatte entgegen den Vorstellungen der Landstände mit klarem Blicke erkannt, daß sich in Tirol, das als Paßland nach drei Richtungen der minderwertigen Münze der Nachbarländer, namentlich aber der italienischen Kleinstaaten, offen stand, eine gute Münze nicht halten ließ. In Wirklichkeit war auch den wohlgemeinten Reformen Sigmunds kein besserer Erfolg beschieden als der, daß schon seine Etschkreuzer in weitem Umkreise mit einem ausgezeichneten Namen große Verbreitung, Nachahmung und Verfälschung fanden.

Auch die seit 1477 in Fluß gekommene letzte Etappe wurde in ihrer Vollendung - der Ausprägung des rheinischen Goldguldens in Silber - erst nach rund vierzig Jahren für das Geldwesen Deutschlands praktisch wirksam, denn die Guldinermünzung war bald nach der Inangriffnahme in einer gelegentlichen Ausprägung ihrer Großmünzen als "Ehrpfennige" stecken geblieben.

Der Beginn dieser Periode des tirolischen Münzwesens unter Sigmund fällt mit der Übertragung der alten, zwei Jahrhunderte in Tätigkeit gewesenen Münzstätte Meran nach Hall im Inntale zusammen. Die darauf abzielenden Pläne reichen jedoch schon etwas weiter zurück. Den Grund für diese Verlegung hat man bisher mit den älteren Forschern auf diesem Gebiete allein in dem Aufblühen des Schwazer Bergsegens gesucht, dem die Münzstätte örtlich möglichst nahegerückt sein sollte. Diese Ansicht ist insofern zweifellos richtig, weil die Überbringung größerer Silbermengen über den Brenner und Jaufen nach Meran und ebenso der Rücktransport des gemünzten Metalls an die landesfürstliche Kammer in Innsbruck sowie an andere Nordtiroler Ämter, insbesondere an das Haller Salzamt, mit großen Schwierigkeiten und Hiindernissen namentlich im Winter verbunden war. Dem erhöhten Geldbedarf der Verwaltung unter Sigmund entsprechend, mußte der Umfang der Ausprägung gegenüber der vorangehenden Zeit ungleich gesteigert werden; diese Anforderungen waren mit den viel bescheideneren Erträgnissen der Südtiroler Silberbergwerke im Vinschgau, Nonstal und Primör nicht zu befriedigen; schon für die Verlieferung der Gossensasser Ausbeute bildete der Jaufenpaß das gleiche Hindernis wie für das Schwazer Silber.

Zu diesen Schwierigkeiten, die wohl schon seit den größeren Ausprägungen ab 1460 bestanden hatten, kam jedoch seit dem Anfang der siebziger Jahre als letzter und entscheidender Beweggrund die von Osten durch das Pustertal drohende Türkengefahr. Man hat kaum eine Vorstellung, welche Angst, ja sogar mitunter wilde Panik die teils durch ernste Berichte, teils aber auch durch phantastische Schreckensmären verbreiteten Meldungen über das Vordringen der Türken hier in Tirol ausgelöst haben. Bei einem Türkeneinfall durch das Pustertal konnten tatsächlich die in der Meraner Münze liegenden Metallschätze auf nicht absehbare Zeit von Nordtirol abgeschnitten werden; es handelte sich dann nicht nur um diese selbst, sondern auch um die ganze Einrichtung der Münzstätte. Diese drohende Gefährdung muß wirklich als entscheidend angesehen werden, da die Meraner Münze auffallend bald nach dem bedeutungsvollen Ausmünzungsvertrag von 1473 ins Stocken geriet, zugleich mit der seit diesem Jahr einsetzenden erhöhten Türkengefahr. Daneben mögen auch die damals wieder gespannten Beziehungen Sigmunds zu den Eidgenossen, von denen ein Einbruch durch das Vinschgau her drohen konnte, mit Veranlassung gewesen sein.

Die erste seit 1473 auftauchende Nachricht über das nicht ständige Arbeiten der Meraner Münze datiert schon vom 4. April 1474: in einer Schuldurkunde Herzog Sigmunds für Mang von Habsperg heißt es, der Betrag von 400 Gulden rh. solle ihm auf Lebenszeit aus dem Zoll am Lueg gereicht werden, "doch wenn wir munssen werden, so sullen im, dieselben vierhundert guldein allweg aus der bemelten unserr münß gevallen und nit aus dem zoll", eine Angabe, die in dem erst vom 21. Oktober 1476 datierten Revers des Mang von Habsperg wiederholt wird. Daß es sich hier um die Meraner Münze handelt, ergibt der angeschlossene Befehl an die dortigen Münzmeister Lucas Kuchenmann und Hermann Grünhofer.

Auch aus Äußerungen des Münzpersonals selbst geht hervor, daß es um diese Zeit zweifelhaft erschien, ob die Meraner Münze noch einen längeren Bestand haben würde. So sagt Meister Konrad Michelfelder in einer am 27. September 1475 abgegebenen Kundschaftsaussage, er habe nach seinem Bedünken den ihm von den Münzmeistern bewilligten Lohn nur deshalb bis zu seinem Abgange vom Stempelgraberamte (1472) weiter bezogen, "ob villicht die muntzs auffgehort hett; solt si aber lenger besteen, so wäre es villicht anders mit im gemacht worden".

Im folgenden Jahre begegnen uns bereits positive Anzeichen für den Plan einer in Hall zu errichtenden Münzstätte. In der Hofordnung Herzog Sigmunds vom 21. November 1476 werden "Muntzmaister, maister Wolfgang, so lang die hie sind yetz", aufgeführt. Diese drei Münzer sind, wie sich aus dem am 22. Juni 1477 ausgestellten Abfertigungsbrief ergibt, identisch mit den Münzmeistern Wolfgang Kurtz, Hans Arenkofer und Hans Hebenstreyt, die in der bezüglichen Eintragung des tirolischen Kammermeister-Raitbuches für 1477 und 1478 als die drei Münzmeister von Regensburg bezeichnet werden, während wir andererseits aus einem Briefe des Grafen Leonhard von Görz erfahren, daß Hans Hebenstreyt vordem görzischer Münzmeister in Lienz gewesen sei. Diese drei Personen hatte also Sigmund schon vor November 1476 in der Absicht an seinen Hof berufen, durch sie eine neue Münze aufrichten zu lassen. Die Genannten erklären in dem erwähnten Quittbrief, daß sie vom Herzoge zu seinen Münzmeistern aufgenommen, ihren gesamten Haushalt nach Innsbruck gebracht und sich persönlich hier niedergelassen hätten, um "die arbait zu vollziehen", daß aber der Herzog nunmehr "die sachen" in anderer Weise seinem Gefallen nach durchzuführen gedenke, weshalb er sie ihrer Dienste entlassen und für ihre Ansprüche entschädigt habe. Die Abfertigungssumme wird im Kammerraitbuch mit hundert Gulden rh. ausgewiesen; aus einer weiteren Stelle ergibt sich, daß die Münzmeister ihren Aufenthalt in Hall genommen haben; ihre Zehrung beim Haller Wirte Konrad Knoll betrug 48 Mark Berner.

Auf Grund dieser Nachrichten dürfen wir annehmen, daß der Plan der Errichtung einer Münzstätte zu Hall sicher bereits um die Mitte des Jahres 1476 feste Formen angenommen hatte, daß aber dieses Vorhaben an der Unzulänglichkeit der zur Ausführung Berufenen vorläufig scheiterte. Daraus läßt sich wiederum die inzwischen erfolgte Heranziehung von Sachverständigen der Meraner Münze zu dem gleichen Zwecke erklären. Wir sehen nämlich im Frühjahr 1477 den Stempelgraber Wolfgang Peck und den Versucher Hans Kurz für längere Zeit am Hofe des Herzogs; ersterer erhält schon am 23. März dieses Jahres eine Reisezehrung nach Meran angewiesen, um "sein zeug zu der munß herauszufertigen", letzterem werden am 25. August 40 Gulden an Sold bezahlt. Aus der Berufung dieser beiden Persönlichkeiten, von denen namentlich Wolfgang Peck von früher her in besonderer Vertrauensmann Sigmunds als Sachverständiger in Münzangelegenheiten war, ersehen wir aber auch, daß noch während der Anwesenheit der Regensburger Leute Vertreter der alten Meraner Münze in den Gang dieser für sie so schwerwiegende Angelegenheit eingegriffen haben. Selbstverständlich mußte das Interesse der Meraner Münzvorstände dahin gehen, eine Lösung in ihrem Sinne herbeizuführen; tatsächlich gewannen sie in diesem Wettbewerbe die Oberhand.

Eine Übertragung der Meraner Münze, auf die es nun hinauskam, bot den Vorteil, daß dadurch die Gegnerschaft auf die Bürger Merans beschränkt wurde, die ihr Interesse zu wahren hatten. Aber dieser Opposition wußte man von landesfürstlicher Seite Herr zu werden. Auf eine Bittschrift, die der Rat um den St. Veitstag 1477 bei den herzoglichen Räten zu Innsbruck vorgebracht hatte, erhielt er durch Konrad Klammer an des Herzogs statt eine Antwort, mit der er sich - wie man später selbst erklärte - zufrieden geben mußte. Freilich hinderte das nicht, daß nach der Wegverlegung der Münze, die Anfang Dezember 1477 erfolgte, ein großer Teil der Einwohnerschaft seinem Unwillen darüber gegen den Rat der Stadt in einem Auflauf Luft machte, wobei jener ausdrücklich beschuldigt wurde, durch sein unfreundliches Verhalten gegenüber Sigmund diesen Schlag herbeigeführt zu haben. Umso freudiger gestimmt waren dagegen die Haller Stadtväter über die wirtschaftlichen Vorteile, die den Bewohnern aus diesem Anlasse erwuchsen; sie ehrten am Aschermittwoch des folgenden Jahres, der auf den 4. Februar fiel, den eben nach Hall gekommenen Münzmeister lIermann Grünhofer und seine Hausfrau mit einem "Essen Fische".

Während das bisherige Haupt der Meraner Münze, der alte Meister Lukas Kuchenmann, und mit ihm einige wohlbegüterte Mitglieder des Münzpersonals in Meran verblieben, übernahm der zweite Münzmeister Hermann Grünhofer die Leitung des neuen Betriebes. Er erschien hiezu auch durch seine Stellung als Schwazer Gewerke besonders berufen, als welcher er schon früher erwähnt wird.

Hall, das zu jener Zeit als Salinenstadt, Stapelplatz und Ausgangspunkt der Innschiffahrt außerordentliche wirtschaftliche Bedeutung besaß, wurde in erster Linie wohl mit Rücksicht auf die schon bis dahin vom landesfürstlichen Salzmairamt besorgte Einlösung der Schwazer Silber zum Sitz der Münzstätte bestimmt. Es lag nahe, an diesem verkehrsreichen und der Landeshauptstadt unmittelbar benachbarten Orte die neue Münzstätte zu errichten und dadurch den Geldverkehr an einem Punkte zu konzentrieren.

Für die Unterbringung der Münze war schon vorgesorgt. Es wurde hiezu der durch Herzog Sigmund von Max Füeger am 26. Mai 1473 für 800 Gulden rh. angekaufte Ansitz Sparberegg in der Oberstadt von Hall ausersehen.

Die Münzung begann in Hall am Pfinztag nach Mariä Empfängnis, das ist am 11. Dezember 1477. Das gesamte Münzpersonal und ebenso die sämtlichen Werkzeuge waren durch den Münzmeister Hermann Grünhofer von Meran mitgebracht worden. Es handelt sich also in keiner Weise um eine Neuerrichtung, vielmehr um eine reine Übertragung der Münzstätte. Die Beziehungen der neuen Münze zu Meran dauerten noch die nächsten Jahre hindurch fort, da von dort Nachschübe von Münzwerkzeugen aller Art sowie an verschiedenen Chemikalien (Weinstein, aber auch Quecksilber, Salmiak, Grünspan, Salpeter u. a.) erfolgen; erstere waren teils Eigentum des Altmünzmeisters Lukas Kuchenmann, teils Hermann Grünhofers, es wurden aber auch dem Meraner Münzschmied Jörg weiterhin eine größere Menge neuer Hämmer und Ambosse in Bestellung gegeben. Ein weiterer Zusammenhang mit der Meraner Münze, deren Betrieb sofort aufgelassen worden war, bestand in der Überweisung aller dort noch vorhandenen, bzw. eingelaufenen Silberstücke nach Hall.

An dem neuen Münzbetrieb nahm Sigmund schon von den ersten Tagen seiner Einrichtung an lebhaftes Interesse, wenn auch nicht im Sinne einer persönlichen Einflußnahme und sachlichen Einstellung, als vielmehr vom Standpunkte fürstlicher Eitelkeit. Der Anteil Sigmunds, dessen allgemeines Verhältnis zu -den Regierungsgeschäften und zur Verwaltung seines Landes immer mehr zur Befriedigung persönlicher Interessen und Neigungen hinführte, war im ganzen ein rein naiver. Das illustrieren seine wiederholten Münzbesuche, von denen in den Münzamtsraitungen berichtet wird und bei denen er gelegentlich von den Münzern auf die Schulter gehoben und herumgetragen wurde, neugeprägtes Geld unter sie warf oder einen Zain als Hutschmuck sich zurecht richten ließ. Immer größer ward seine fast kindliche Freude an Gold- und Silbermünzen, die seine Person im Gepräge verherrlichten; deshalb betrachtete Sigmund das Münzstück in seiner Hand als ein Angebinde, das er fürstlichen Verwandten, Personen seiner Umgebung und Fremden, die zu ehren waren, überreichen ließ.

Sigmunds Vorliebe für das Geld, dessen Prägung in so ansehnlichen Stücken mit seinem Namen verbunden war, führte in den letzten Lebenstagen zu einem krankhaften Verlangen nach kaltem, glitzerndem Metall, es mußte ihm eine Schüssel mit 400 Gulden in Silbergeld gereicht werden, worin der kindisch gewordene "münzreiche" Greis mit seinen Händen wühlen wollte. Noch an seiner Bahre wurden drei Schüsseln mit Goldgulden, Sechsern und Kreuzern aufgestellt.

Der aber Sigmund seinen Ruhm als Besitzer der bedeutendsten Münzstätte seiner Zeit eigentlich verschafft hat, war sein Rat und oberster Amtmann Anthoni vom Roß (Antonio de Caballis), die Seele der großen Münzreform von ihrem Anfang ab. In ihm haben wir nicht nur den initiativen finanzpolitischen Organisator zu sehen, er hat auch die Durchführung seines Werkes in allen seinen Teilen selbst genauestens angeordnet und überwacht. Anthoni vom Roß hat durch geschickte, planmäßige Ausnützung seiner Kenntnisse und Beziehungen insbesondere zu dem kulturell wie wirtschaftlich gleich hochstehenden Venedig, durch die sinngemäße Übertragung bewährter Erfahrungen auf dem Gebiete des Münzwesens und dessen ohne Vorbild eingeleiteten Ausbau die Neuzeit des deutschen und europäischen Geldwesens eingeleitet.

II. Die Goldprägung

Wenn auch die Tätigkeit der Haller Münzstätte mit der Ausprägung des Kreuzers einsetzte, so waren die Absichten der leitenden Männer zunächst zweifellos auf die Goldmünzung gerichtet. Dies ergibt sich aus der bereits 1477 in Meran begonnenen Prägung von Goldgulden, die der Münzmeister nach Hall mitgenommen hatte; nach einer Bemerkung in der Goldrechnung waren es 169 Stück, die Grünhofer dem mit der Goldmünzung von Anfang an betrauten Meister Bernhard Beheim schon für die zweite Goldschickung übergab. Die Arbeit setzte bereits in der Woche vor Mittfasten (23.-28. Februar) 1478 mit der ersten Schickung von eben gekauften 300 Dukaten und "wälsch gulden" ein. Das lebhafte Interesse des Anthoni vom Ross geht daraus hervor, daß er schon als zweite Schickung sein eigenes Gold, und zwar auf seine Rechnung, vermünzen ließ; auch der Münzmeister Grünhofer steuerte das in seinem Besitz befindliche Gold gleich anfangs bei. Im Laufe des ersten Betriebsjahres bis zum 4. Februar 1479 wurden nach der Goldraitung 398 Mark 1 Lot 1½ Quintel zu 33.439 Goldgulden vermünzt.

Diese plötzlich einsetzende, sehr bedeutende Goldprägung muß umsomehr überraschen, als sie den ersten Versuch in dem wohl silberreichen, aber goldarmen Tirol darstellt. Zur Erklärung dieser auffallenden Erscheinung müssen wir zunächst auf ihre Veranlassung und die Wege zu ihrer Durchführung näher eingehen.

Seit den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts hatten sich das von Süden und Südosten her einströmende schwere Gold in Gestalt von Zecchinen und Dukaten und der leichtere rheinische Gulden im Lande so ziemlich die Waage gehalten. Seit dem Regierungsantritt Sigmunds gewannen die Vorlande in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht wesentlich an Bedeutung; dadurch mußte sich der Einfluß des rheinischen Guldens entscheidend verstärken. Für die Gestaltung des Geldumlaufes in Tirol wurden die aus den Vorlanden einlaufenden Zahlungen an den Landesfürsten ebenso wichtig, wie die Entschädigung der in seine Dienste gezogenen zahllosen vorländischen Amtleute, Diener und Provisioner. Dazu kam, daß den rasch steigenden Kreditansprüchen Herzog Sigmunds nur von den geldkräftigen Großkaufleuten der schwäbischen Handelszentren entsprochen werden konnte, deren Anleihen selbstverständlich überwiegend in rheinischen Goldgulden erfolgten.

Diese Umstände legten die Ausprägung von Goldgulden unter eigenem Schlag nach dem Vorbild der rheinischen nahe; allein das große Hindernis bestand in dem gänzlichen Mangel an Golderzen, der bisher die Verwirklichung des Gedankens - hätte er auch bestanden - nicht zuzulassen schien, im Gegensatz zum benachbarten Salzburg mit seinem nicht unbeträchtlichen Goldreichtum, der schon im 14. Jahrhundert zu einer größeren Ausmünzung führte. Obwohl gerade unter Sigmund, der auch in dieser Beziehung ein echter Sohn der goldliebenden Renaissance war, eine eifrige Suche nach Gold eingesetzt hatte, wovon verschiedene Nachrichten Zeugnis geben, war diesen Bemühungen offenbar kein nennenswerter Erfolg beschieden.

Wenn nun der Herzog zur Goldprägung schritt, so müssen wir dies zum guten Teil besonderen Gründen zuschreiben, die Anthoni vom Ross verfolgt haben dürfte. Wir können annehmen, daß hierbei die Eitelkeit Sigmunds geschickt benützt und den weit ausschauenden Plänen des einflußreichen Mannes dienstbar gemacht wurde. Nicht zuletzt gilt dies vom Münzbild der Goldgulden, auf deren Vorderseite der eben zum Erzherzog erhobene Fürst in ganzer Gestalt, angetan mit den Abzeichen seiner fürstlichen Würde, erscheint. Weit entfernt allerdings von den älteren und gleichzeitigen Bildnismünzen Italiens, gehört die repräsentative Darstellung um diese Zeit noch zu den Seltenheiten. Erst Kaiser Sigmund erscheint auf den um 1430 geschlagenen Goldgulden der Stadt Dortmund in ganzer, wenn auch nur schematisch gezeichneter Figur, während die Gestalt Erzherzog Sigmunds ausgesprochen persönliche Merkmale an sich trägt.

Die Wappenseite der ersten tirolischen Goldgulden - Blumenkreuz mit vier Schilden in den Winkeln - kommt unmittelbar von den rheinischen Vorbildern her, im besonderen von den kölnischen; seit 1425 hatte man unter Erzbischof Dietrich II. von Mörs zu Riel diesen Typus aufgenommen. Bezeichnenderweise trägt auch der nächste Nachfolger, der österreichische Goldgulden Kaiser Friedrichs III. aus der Münzstätte Wien von 1481, als erster die gleiche, durch das Tiroler Vorbild bedingte Ausstattung: den Kaiser in ganzer Gestalt und das Blumenkreuz mit den Wappenschilden. Die naheliegende Annahme, die Ausprägung der Haller Goldgulden stünde in Beziehung zur Verleihung der Erzherzogswürde an Sigmund, erweist sich als nicht stichhältig, weil die Meraner Probegulden bereits vor dem 8. Dezember 1477 geschlagen worden sein müssen, von welchem Tage an er den Titel Erzherzog führte.

Für die Beschaffung des Goldes war man also auf den Kauf und Einwechsel angewiesen. Zur leichteren Berechnung und Verbilligung des Verfahrens bevorzugte man ungarische und welsche Gulden, die als Feingold in Rechnung gesetzt wurden. Als Hauptlieferanten erscheinen Hans Knöll (Knüll) von Salzburg, Jörg Gerstperger, verschiedene Schwazer Gewerken, die durch den Silberverkauf Goldeinnahmen erzielten, so Hans von Steten, Virgil Hofer, Cristan Tentzel, Hanns Hartmann; das gleiche gilt vom Haller Salzmair Bartlme Hamerspach, der ebenso wie sein Schwager Anthoni vom Ross große Mengen Goldes in die Münze lieferte. Von Silber handelnden Firmen erscheinen Hans Paumgartner von Kufstein, Jörg Kempf von Ulm, Jeronimus Schrenck von München, Lorentz Wenzel von Nürnberg, Walther vorn Veld aus Landshut, und Scheuchenstul von Rosenheim.

Die in den Goldraitungen der Jahre 1478-1485 ausgewiesenen Mengen erkauften Goldes schwanken zwischen 175 Mark (1484/85) und 1058 (Wiener) Mark (1479), die Ausmünzungen dementsprechend zwischen 18.982 und 114.168 Stück rheinischer Gulden. Die Häufigkeit der beiden Haupttypen dieser Goldgulden weist denn auch auf eine gewaltige Ausprägung hin. Leider ist ein Überblick über die Goldmünzung nach 1485 mangels. der Raitungen nicht zu gewinnen. Das kann jedoch keinesfalls dahin gedeutet werden, daß eine solche fernerhin nicht mehr stattfand. An Stelle des offenbar verloren gegangenen Sammelbandes der Goldraitungen sind wir nunmehr auf vereinzelte Nachrichten über die Ausprägungen kleinerer Goldmengen in "Sigmundern" angewiesen. So erfolgte 1504 die Vermünzung einer Goldkette auf Rechnung des Herrn Niclas zu Firmian in rheinischen Gulden "auf Erzherzog Sigmunds Schlag" und im gleichen Jahre die Umprägung von 1000 Gulden rheinisch wieder zu Goldgulden "auf Erzherzog Slgmund löblicher Gedächtnis Schlag". Für 1511 besitzen wir einen Vermerk, daß in diesem Jahre 106 Mark zu rheinischen Gulden vermünzt wurden. 1516 tauchte bei den Räten des Kaisers sogar der Gedanke auf, die Geldsorten der von König Heinrich VIII. von England zu erwartenden Hilfsgelder zu Hall in Gulden umprägen zu lassen.

Diese Nachrichten und die verhältnismäßig große Zahl von Goldguldenstempeln aus der Hand Ulrich Ursenthalers erweisen die Fortprägung unter dem Bilde des Erzherzogs nach der Regierungsübernahme durch Maximilian I. Dieser Umstand und der Verzicht des Königs, auf den Goldgulden das Bild Sigmunds durch sein eigenes zu ersetzen, beweisen, welch großer Beliebtheit sich die "Sigmunder" in Süddeutschland erfreuten, zumal sie bis zum Ausgange des Jahrhunderts das einzige im Gebiete südlich der Donau in größeren Mengen gemünzte rheinische Gold darstellten. Selbst als es sich 1525 um die Festlegung des Goldguldentypus Erzherzog Ferdinands handelte, griff die Kammer in ihrem Vorschlage auf den Goldgulden Sigmunds zurück und betonte, daß zu Lebzeiten Kaiser Maximilians und auch später oftmals mit den vorhandenen Eisen gemünzt wurde, "dieweil dasselbig gepräg und korn wolbekannt und angenäm" sei.

Die kontroversen Ansichten und Berechnungen über Gewicht und Feinheit der Goldgulden Sigmunds lassen sich dahin zusammenfassen und ergänzen, daß der Erzherzog 1482 von einem schwereren Fuß - 84 Stück auf die beschickte Wiener Mark von 281 g = 3.345 g Rauhgewicht - zu einem etwas leichteren, Aufzahl 8484/121, überging. Bei der Relativität der Umrechnungsansätze für alte Gewichtsangaben lassen sich nur runde Zahlen nennen, dagegen aber daraus die allgemeinen Gesichtspunkte ablesen, nach denen die Münzung erfolgte. Zunächst ist zu berücksichtigen, daß ein nennenswerter Gewinn solange nicht zu erzielen war, als man auf den Einkauf von Gold angewiesen erschien. Ein Ertrag konnte ernstlich wohl auch nicht beabsichtigt gewesen sein, ohne durch stärkere Untermünzung dem volkswirtschaftlichen Gedanken zu schaden, der immerhin auch für die Ausprägung von Goldstücken maßgebend gewesen sein mochte. Selbst der im Voranschlag der erzherzoglichen Kammer für 1478 eingesetzte Ertrag von 500 Gulden aus der Goldmünzung wurde nicht erreicht genau genommen überhaupt kein Gewinn erzielt, da die für das Betriebsjahr 1478 ausgewiesenen 288 Gulden rh. vom Erzherzog dem Bernhard Beheim wohl statt eines Soldes für das abgelaufene Jahr überlassen wurden.

Der Feingehalt des rheinischen Guldens ist für die Zeit um 1480 praktisch mit 18½ Karat anzunehmen. Wenn in Hall 1478 aus 300 Dukaten zum Preise von 393 Gulden rh. und einem Silberzusatz im Werte von 6 Gulden rh. 3 Pfund B. - das Kupfer erscheint regelmäßig nur in der Silberraitung ausgewiesen - 404¼ rheinische Gulden bei einem Gewinn von nur 4 Gulden rheinisch 3 Pfund 3 Kreuzer gemünzt werden, so kommen wir auf einen Feingehalt von gut 18 Karat (750/1000), rechnungsmäßig sogar von 18.3 Karat, und nach Abzug der Sach- und Personalauslagen auf einen bescheidenen Gewinn von nicht einmal 1%. Dieser Ansatz wird durch die Abrechnung der Jahresausprägung nur bestätigt. Lediglich für das Jahr 1482 ist ein relativ größerer Gewinn ausgewiesen. Es vermag daher nicht zu überraschen, wenn Sigmund schon 1479 an die Verpachtung der "gulden munz" denkt und sie einer Reihe von Großkaufleuten zu Augsburg, Memmingen und Ulm anbieten läßt.

Für Gehalt und Geltung der Sigmund-Gulden ist schließlich nicht ohne Belang, daß Herzog Sigmundische Gulden nach einem Ratschlag des Nürnberger Rates vom 4. Dezember 1496 auf einer Stufe mit den markgräflich brandenburgischen, weinsbergischen (Nördlingen) und sächsischen Gulden als Wehrschaft anzuerkennen seien, obgleich sie den Feingehalt von 18½ Karat nicht erreichten. Im Vergleich mit den ringhältigen niederländischen Goldstücken werden sie 1506 geradezu als die "gut herzog Sigmunder" bezeichnet.

Wir unterscheiden die Haller Goldgulden 1478-1525 nach den Reversumschriften in zwei Hauptgruppen mit MONETA NOVA AVREA und MONETA AVREA. Die zunehmende Gewichtsverminderung der jüngeren Type kann aus den Angaben im beschreibenden Teil ersehen werden. Die Ausprägung der MONETA NOVA-Gulden dürfte mit dem Ableben Sigmunds 1496 ihr Ende gefunden haben. Die Entstehung aller folgenden Stempel können wir daher in die Zeit Maximilians verlegen; mit ihnen wurde, oben ewähnter Nachricht zufolge, sogar bis in die Regierungszeit Ferdinands hinein gemünzt.

Von den 169 in Meran geprägten Goldgulden hat sich kein Stück erhalten; sie trugen wohl noch den einfachen Herzogstitel und waren deshalb dem neuen "Erzherzog" nicht mehr genehm. Bereits anfangs 1478 wurden diese "Mustergulden" eingeschmolzen. Die unter der Bezeichnung "brobgulden R(einisch)" in den Goldraitungen wiederholt, zuletzt 1498; ausgewiesenen 94, bzw. 95 Stück sind daher offenbar von diesen Mustergulden zu unterscheiden; sie können möglicherweise mit einer Nachricht in Verbindung gebracht werden, derzufolge 1478 200 Dukaten erworben wurden, "die Anthoni vom Ross maister Pernharten in sunderheit enpfolhen hat zu kauffen und etwas damit zu versuchen".

Am Stempelschnitt der Haller Goldgulden mit dem Titel Erzherzog Sigmunds sind mit Ausnahme von Wolfgang Peck und Konrad Koch alle Eisenschneider beteiligt, vornehmlich Konrad Michelfelder und Ulrich Ursenthaler, in geringerem Umfang Wenzel Kröndl und Benedikt Burkhart. Bezüglich der ausgeprägten Mengen, die Besoldungen und Löhne sind wir durch den ungünstigen Stand der archivalischen Überlieferung nur bis 1485 unterrichtet.

Auf die Goldgulden Sigmunds war auch deshalb näher einzugehen, weil ihre Münzbilder als Urtypen der Haller Neuschöpfungen angesehen werden müssen. Die Darstellung der Rückseite mit den vier Wappen in den Winkeln des Kreuzes pflanzt sich in den Sechsern fort. Das Bild des stehenden Erzherzogs aber erscheint auf den Silberguldinern von 1486 wieder, allerdings in gesteigertem Realismus, im Wesen jedoch genau wie auf den Goldgulden, deren Wert eben dieses neue Silberstück verkörperte.

III.   Silberprägung

1.   Die Silberbeschaffung

Die Ausmünzung zu Hall begann - wie oben ausgeführt wurde - am 11. Dezember 1477. Vorerst muß gleich wie bei der Goldprägung auf die wichtige Frage der Metallbeschaffung - hier des Silbers - als der Vorbedingung für die Entwicklung des tirolischen Geldwesens zur Großsilberprägung näher eingegangen werden. Über die in das Haller Münzhaus eingelieferten Silbermengen, welche durchaus nicht immer zur Gänze vermünzt, sondern anderweitig wieder verkauft wurden, sind wir durch die vom Münzschreiber geführten Verzeichnisse des Silbereinlaufes und dessen Verrechnung reichlich unterrichtet. Aus den beigegebenen Tabellen II und III sind die verschiedenartige Herkunft und ebenso die Mengen des Silbers zu ersehen. Diese Einlösung (Losung) der Silber ergibt sich aus dem Vorkaufsrecht des Landesfürsten auf die von den Gewerken erzielte Silberausbeute. Sie lieferte ein allerdings von Jahr zu Jahr sehr verschiedenes Ergebnis, da sie der Erzherzog häufig zur Grundlage finanzieller Transaktionen in der Weise machte, daß er den Gläubigern gegen ein entsprechendes Darlehen bestimmte Silbermengen zu dem für ihn geltenden Preis von 25 Pfund B. (2½ Mark B. = 5 Gulden rheinisch) pro Gewichtsmark Schwazer Brand überließ. Die Differenz zwischen jenem Betrage und dem festgelegten Normalpreis des Silbers von 40 Pfund B. (=4 Zahlmark B. = 8 Gulden rheinisch) in der Höhe von 15 Pfund (= 1½ Mark), hieß Wechsel oder Überwechsel und bildete eine bedeutende Einnahmepost im Finanzwesen Sigmunds; er wurde zur Amortisierung der Darlehen verwendet, die in manchen Fällen bloß durch die Überlassung der Losung an die Darlehengeber zustande kam. In den Jahren 1479 und 1480 ist der Wechsel mit rund 11.837 bzw. 12.593 Mark Silber ausgewiesen.

Bis zur Einrichtung der Haller Münzstätte erfolgte die Losung in erster Linie durch den Haller Salzmair, aber auch in Schwaz selbst durch den Bergrichter, seltener in der Münze zu Meran. Seit 1477 war sie der Haller Münze übertragen, bei der sie mit einer Unterbrechung während der Zeit von 1480 bis 1482 September verblieb. Allerdings war diese Bestimmung der Silber insbesondere seit 1487 durch die Hingabe der Losung an die Fugger gegen ein Darlehen sehr, wenn nicht ganz eingeschränkt. Die rasche Verminderung des Silbereinlaufes im Jahre 1480 auf fast 50% der im vorhergehenden eingelieferten Losungssilber muß mit einer Verpachtung derselben in Zusammenhang gebracht werden, wie wir sie bereits 1479 vom Erzherzog geplant sehen. Fürs Jahr 1482 besteht über die Tatsache einer Verpfändung an die Paumgartner von Kufstein durch ein Mandat Sigmunds vom 21. Jänner an deren Vertreter Jörg Gerstperger völlige Klarheit. Dieselben erhalten vom Erzherzog am 15. Mai 1482 die Vergünstigung, das Silber in der Münze zu Hall nach Laut des Münzbriefes vermünzen zu lassen. Auch der Wechsel erscheint 1482 durch die Rückzahlungsverpflichtungen bezüglich zahlreicher Darlehen an Cristan Tentzel, Andre Jaufner, Lamprecht Erlacher, Meister Ulrich Kneussl, erzherzoglichen Kanzler, Hans Füeger, Hans Hartmann, Klaus Schlosser, Jörg im Stockach, Anthoni vom Ross, Virgil Hofer, Jorg Perl, Lienhart Schrotter - durchwegs Gewerken im Inntale -, vor allem aber an Ulrich Ortwein und Lucas Herwart von Augsburg schwer belastet. An die letzteren war 1482 für ein Darlehen von 2000 Gulden rh. auch die Schwazer Kupferausbeute verkauft. Daß es in der Folge mit der Darlehenswirtschaft des Erzherzogs nicht besser stand, erweisen die in großer Zahl vorhandenen Verschreibungen und Schuldbriefe. Allerdings kann gesagt werden, daß ein guter Teil dieser Leihegelder zur Bestreitung der Silberlosung und des Goldeinkaufes verwendet werden mußte, also eigentlich das Betriebskapital der Haller Münze darstellt.

Von der oben genannten Prägeerlaubnis für die Paumgartner-Gesellschaft ist wohl zu unterscheiden die Verpflichtung, welche Ulrich Fugger und seine Gesellschaft im großen Anleihevertrag vom 9. Juni 1488 über 150.000 Gulden rh. eingeht, nämlich wöchentlich 200 Mark Silber "zu fürdrung" der Haller Münze dorthin zu liefern; der Schlagschatz sollte bis zu einem Ort (= ¼ Gulden = 15 Kreuzer) von der Mark ihnen, ein Mehr dem Erzherzog zufallen. Gab Sigmund darin als Sicherstellung den Wechsel der aus dem landesfürstlichen Bergwerk zu Schwaz gewonnenen Silber und 200 Mark Silber wöchentlich aus der Haller Losung, so verpflichtete er sich in dem am 28. August 1488 datierten Instrument zur Überlassung der "silber all, so in der vorgenanten müns geantwurt" werden, mit einem Worte zum Verzicht auf die Losung. Demgegenüber erklären sich die Fugger bereit, das gesamte in der Haller Münze einlaufende Losungssilber gegen Erhalt des Schlagschatzes von ¼ Gulden für die Mark dort vermünzen zu lassen.

Die zweite große, ständig erscheinende Post bildet das vom Hauskämmerer regelmäßig eingelieferte Silber; es rührte von den seiner Verwaltung unterstellten landesfürstlichen Schmelzhütten zu Innsbruck, Fritzens und Mühlau her, in welchen das aus verschiedenen landesfürstlichen Gruben, z. B. Stubai, Gossensaß eingelieferte Silbererz gebrannt wurde. Hier sind auch die kleinen Silbermengen anzuführen, welche aus den Bergwerken in Primör und am Schneeberg bei Sterzing jeweils überwiesen wurden.

Mit einem sehr geringen Prozentsatz erscheinen die meist in kleinen Mengen erworbenen Kaufsilber an der Einlieferung beteiligt. Ihnen reihen sich die wesentlich größeren, getrennt ausgewiesenen Silberposten an, die man von den Händlern zurückkaufen mußte, um genügend Material für die Münzung zu beschaffen. Unter diesen erscheinen seit 1482 in erster Linie Hans Paumgartner von Kufstein mit bedeutenden Quantitäten; von den Fuggern und ihrer Verpflichtung war schon die Rede, ähnlich verhielt es sich mit den Vöchle. In den beiden ersten Betriebsjahren ist ferner der Münzmeister Hermann Grünhofer an der Silber- und Kupfereinlieferung namhaft beteiligt.

Als ständiger Lieferant, wenn auch nicht mit sehr bedeutenden Mengen, figuriert vom Anfang bis 1488 außerdem Anthoni vom Ross. Bezüglich der Beteiligung des Roß am Silberhandel nach Venedig wird auf den ihm gewidmeten Abschnitt verwiesen.

Zwei termini bedürfen vielleicht noch der Erläuterung. Unter den eingelieferten Silbern befinden sich solche, die als "gefreit" bezeichnet sind; das bedeutet nichts anderes, als daß davon die Entrichtung des Wechsels auf Grund irgendeiner Verbindlichkeit Sigmunds an den Lieferanten erlassen ist. Das Zweite ist der Gebrauch des Tiroler Landgewichtes neben der Wiener Mark; ihr Verhältnis hat Nagl mit 254.65 g : 281 g errechnet. Der Übergang zum ausschließlichen Gebrauch des Wiener Markgewichtes erfolgte im Zuge der Maßnahmen zur Münzreform des Jahres 1482. Diese beruhte auf dem angenommenen Wertverhältnis 1 : 10 zwischen Silber und Gold. Daraus ergibt sich als Gewicht der Silberguldiner das Zehnfache, für den Sechser als Zehntel des Guldens das einfache Gewicht des Goldguldens vermindert um das Gewicht der dem Golde beigemischten· Silbermenge.

2.   Kreuzer und Vierer

Die Haller Münze bewegte sich in bezug auf die Silberausprägung bis in das Jahr 1482 hinein in den von Meran her gewohnten Bahnen. Es fand demnach nur die Ausmünzung von Kreuzern und Vierern vermutlich nach den Ansätzen der Münzordnung von 1473 statt; laut Ausweis der Raitungen allerdings in sehr bedeutendem Maße. Im ersten und zweiten Betriebsjahre wurden annähernd 12.000, bzw. 10.500 Mark vermünzt, eine Menge, die 1480 unter dem Einfluß der im Vorstehenden geschilderten Anleihewirtschaft auf 5.600 Mark herabgesunken war. Über die zunächst nicht getrennt ausgewiesene Viererprägung sind wir durch einen Auszug aus der verlorenen Raitung zumindest für 1480 im Codex Dipauliana 1049 des Ferdinandeums und mittelbar durch die Nachricht über Anfertigung von Spaltscheren und einer Zange "zu fierern" unterrichtet. Die Vierer stellten im Gegensatz zu den als Handelswährung gehenden Kreuzern die für den Innenverkehr bestimmte Landesmünze und seit Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche die kleinste, wirklich ausgeprägte Münze dar. Da die Ausprägung von Vierern zugunsten der Kreuzermünzung in den Hintergrund getreten war, sahen sich die Stände auf dem Landtag von Bozen 1478 veranlaßt, die Herstellung von Vierern zu betreiben.

Mit dieser begrenzten Ausnützung des immerhin bedeutenden Silbereinlaufes in die Haller Münze konnte deren Aufgabe nicht als erfüllt betrachtet werden, welche sie für die Goldguldenprägung trotz mangelndem Edelmetall unter der Leitung Bernhard Beheims in bewundernswerter Weise zu lösen verstand. Auch bei der Silbermünzung können wir von Anfang an den Einfluß des Anthoni vom Ross feststellen, wenn auch zunächst noch keine unmittelbare amtliche Verbindung zwischen Münze, Finanzwesen und seiner Person bestand.


3.   Sechser und Pfundner

Die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts ist, geldgeschichtlich betrachtet, eine Zeit der Vorbereitung für die Herrschaft der Großsilbermünze. Zunächst handelte es sich verschiedenen Ortes darum, über die ganz herabgewürdigten oder als zu klein erkannten Silbernominale hinauszukommen, ähnlich wie man unter Verzicht auf die Typik vor allem in der Darstellung des Münzherrn zu einer zeitgemäßen Gestaltung des Münzbildes zu gelangen suchte. Nach beiden Richtungen ist trotz verschiedenartiger Bemühungen kein nennenswerter Erfolg zu verzeichnen gewesen. Da vollzogen sich in Italien beide Entwicklungen zugleich, ein Fortschritt, welcher sich mit der Wiederaufnahme der Gold- und Einführung der Groschenmünzung im 13. Jahrhundert vergleichen läßt. Zu Venedig (1472) und bald darauf in Mailand (1476) wurden guthältige Silbergroßmünzen mit einem wirklichen Bildnis des Münzherrn ausgestattet geprägt, das zum erstenmal auf den ducati a testono Francesco Sforzas etwa ein Jahrzehnt früher als Ausfluß des gesteigerten Selbstbewußtseins dieser Zeit angebracht worden war. Zum Unterschiede von den Goldgulden Sigmunds mit ihrer herkömmlichen Darstellung des Münzherrn in ganzer Gestalt sehen wir hier einen vollkommenen, naturalistisch behandelten Bildniskopf, wie er durch die geprägte Medaille bereits seit mehreren Jahrzehnten schon vor der Aufnahme des Porträts in die italienische Tafelmalerei bekannt und nachahmenswert geworden war. Was die Gußmedaille damals nicht gestattete, eine leichte Vervielfältigungsmöglichkeit, das gewährte die weitum kursierende Münze: die Kenntnis des Fürstenporträts, die Befriedigung persönlicher Eitelkeit. Darin besteht eine wichtige, heute nicht mehr richtig erkennbare Aufgabe der Bildnismünze.

An der weiteren Durchführung der also angebahnten Münzung größerer Silberstücke konnte allerdings Italien keinen Anteil mehr nehmen. Silbermangel einerseits, genügende Goldprägung und Stückelung der Einheiten andererseits setzten nach dieser Richtung ein Ziel. Nicht unbeeinflußt von den venezianisch-mailändischen Vorgängen im Geldwesen, wenn auch vollkommen auf autochthoner Grundlage aufgebaut, vollzog sich dann auch in Hall die Ausmünzung des Pfund-Pfennig-Gegenwertes und dessen Mehrfachen als Übergang zur wirklichen Silbergroßmünze.

Die Versuche zur Prägung neuer, größerer Nominale wurden - ohne daß wir darüber näher unterrichtet wären - bereits im Jahre 1479 aufgenommen. Der Münzmeister in Hall und der damals noch in Innsbruck weilende Goldschmied Wolfgang Peck aus Meran - meist Wolfgang Stempfelgraber genannt - erhielten hierzu am 20. Juli je 50 Mark Silber. Bereits am 7. September wurden sie für ihre "Muster" entlohnt; für Peck werden schon am 22. August an den Haller Bürger Leopold Fuchsmagen 45 Mark als Zahlung für Zehrung, "als er dye prob versuecht", geleistet. Welche Nominale Grünhofer und Peck im Auge hatten oder auftragsgemäß erprobten, läßt sich nicht ersehen. Aus den Raitungen kann nur ermittelt werden, daß Grünhofer das doppelte Gewicht des erhaltenen Silbers (104 Mark 9 Lot), Wolfgang Peck jedoch nur ein Geringes mehr (52 Mark 8 Lot) zur Ablieferung brachte. Offenbar vermochte sich der vorwiegend auf das finanzielle Ergebnis eingestellte Münzmeister von der Vorstellung einer achtlötigen Legierung, wie sie die Münzordnung von 1473 für die Kreuzer vorschrieb, auch bei der Ausprägung von Groschen nicht zu trennen, während Peck seinem Goldschmiedberufe nach eher zur Münzung größerer Silberstücke aus feinerem Silber neigte. In den nächsten Jahren hören wir nichts von der Weiterverfolgung dieser Reformversuche. Es besteht jedoch die größte Wahrscheinlichkeit, daß das unbefriedigende Ergebnis von Grünhofers Probe, der selbst kein Goldschmied war, sondern sich des Versuchers Hans Kurz hierbei bedient haben mochte, Ursache der Entlassung des letzteren und Ersetzung durch Bernhard Beheim gewesen ist, der am 24. August 1479 zum Nachfolger des gekündigten Versuchers bestellt wurde.

Entscheidend für den Gang der Dinge ward die Berufung des bisher nur hinter den Kulissen tätigen erzherzoglichen Rates und Gewerken Antonio de Caballis (Cabal), genannt Anthoni vom Ross, auf den Posten des obersten Amtmannes in Tirol zu Beginn des Jahres 1482. Mit den oberitalienischen Münz- und Geldverhältnissen wohl vertraut, selbst Venezianer oder zumindest aus der terra ferma stammend und damals schon im Besitze eines bedeutenden Vermögens, das er sich als Günstling Sigmunds und als Schwazer Gewerke zu erwerben verstanden hatte, war er zur Ausarbeitung und Durchführung von Reformen auf dem Gebiete des Münz- und Geldwesens der einzige befähigte Mann am Hofe Sigmunds. Gerade in Bergwerksangelegenheiten hatte der Erzherzog auf Veranlassung des Antonio de Caballis bereits in früheren Jahren, so 1477 und 1479, gehandelt. Die bemerkenswerteste Nachricht ist der erzherzogliche Auftrag vom 29. Dezember 1478, Vorschläge insgeheim zu prüfen, die der bekannte Gewerke Virgil Hofer dem Erzherzog in bezug auf Bergwerk und Münze gemacht hatte. Als oberster Amtmann war Ross Chef der gesamten Finanzverwaltung und stand in einem besonderen Vertrauensverhältnis zu seinem Herrn, der ihm in dieser Stellung vollkommene Freiheit ließ.

Schritt für Schritt führte Antonio de Caballis, offenbar nur auf jeweilige mündliche Genehmigung des Erzherzogs hin, seine ausgedehnten Absichten durch. Zunächst wurde unter dem Vorwande, die Silbermünzung einstellen zu wollen, die Entlassung des anscheinend reformfeindlichen Münzmeisters Grünhofer durchgesetzt (29 Juli 1482). An seine Stelle trat wenige Wochen später Bernhard Beheim, der schon früher als Vertrauensmann die neue Goldmünzung ins Werk gesetzt hatte und seit 1479 den wichtigen Versucherposten bekleidete.

Der starke Einfluß des Anthoni vom Ross auf die Schöpfung der Groschenmünze geht besonders daraus hervor, daß schon die Beschaffung der ersten Mustereisen ausdrücklich in seinem Auftrage geschah; es war dies im Sommer 1479 durch Vermittlung Grünhofers. Und zwar wurden zwei Stöcke und vier Obereisen nach Meran gebracht, um dort vom Stempelschneider Konrad Michelfelder geschnitten zu werden. Aus dieser wichtigen Notiz ist zu entnehmen, daß die Prägung von großen und kleinen ("kleineren") Groschen - wie sie dann in den Rechnungen heißen - unter einem vorgesehen war. Nur so kann die Bestellung verstanden werden, welche von Eisen "mit kleiner und grober Geschrift" spricht. In den Raitungen von 1483 läßt sich die Ausprägung der neuen Münzen gut verfolgen. Am 9. und 16. September goß man die Zaine zu den schlechthin "Groschen" genannten Stücken. Am 14. Oktober werden dem Eisengraber je ein großer und kleiner Groschen nach Meran geschickt und dafür 1 Pfund 6 g. - also 12 und 6 Kreuzer - in Rechnung gestellt. Die neuen, außerordentlich sorgfältig, jedenfalls nach einer gegebenen Vorzeichnung geschnittenen Münzen fanden Beifall und nun setzt ein reger Botenverkehr zwischen Hall und Meran ein, welcher der Beschaffung einer Anzahl weiterer Eisen für das Sechskreuzerstück diente.

Für diese erste Ausmünzung des Pfundners und Sechsers hat also Konrad Michelfelder, der inzwischen nach Meran zurückgekehrt war, die Stempel geliefert. Bereits am 11. Dezember erhält aber auch der Goldschmied Wenzel Kröndl für Mustereisen zu Sechsern Zahlung. Wenig später (7. Jänner 1483) wird ferner Wolfgang Peck, "ettwen stempelgraber", für Mustereisen zu Sechsern entlohnt.

Die Typik der beiden neuen Nominale läßt sich kurz folgendermaßen charakterisieren: Das Bild des Pfndners bleibt mehr konservativ gehalten und erinnert im Doppelkreuz an den Etschkreuzer, durch den darauf gelegten Herzogshut an den ebenfalls von Michelfelder herrührenden Vierer mit dem S, wenn nicht noch stärker an den böhmischen Groschen, der in Tirol keineswegs unbekannt war. Beim Sechser dagegen wirkt sich die auf das Bildnis gerichtete Zeitströmung voll aus. Daß man nicht sofort daran dachte, auch auf die Pfundnereisen Sigmunds Porträt zu schneiden, erweist doch sehr deutlich das Tastende, Unsichere dieses Versuches, auch im Norden, allerdings an einer der wichtigsten Verbindungsstraßen nach dem Süden, eine wirkliche Bildnismünze zu schaffen. In der Tat sind die tirolischen Sechser nicht nur in Deutschland, sondern überhaupt außerhalb Italiens die ersten bewußt mit einem sehr naturalistisch gehaltenen Porträt versehenen Gepräge. Von ihnen geht die Entwicklung geradewegs bis zur geprägten deutschen Schaumünze.

Durch die Rubrik "Gesellenlon" erfahren wir auch die in den Jahren 1482-1483 ausgemünzten Mengen, geteilt nach großen und kleinen Groschen. Nur im Laufe des Oktober 1482 wurden große Groschen geschlagen, im ganzen 418 Mark, oder ungefähr 18.400 Stück, von denen noch 7 für diese Arbeit feststellbar waren. Von den kleinen Groschen (Sechsern) hat man bis zum Dorotheentag (6. Februar) 1483 - 2775 Mark 14 Lot, bis Samstag nach Erhardi (10. Jänner) 1484 weitere 7348 Mark 5 Lot 3½ Quint ausgebracht. Die Pfundnerprägung wurde erst Ende August 1483 unter geändertem Münzbild wieder aufgenommen; 1285 Mark 9 Lot 2 Quint mit dem von der Lira Tron beeinflußten Typ (kurzes Brustbild Erzherzog Sigmunds) gingen bis Anfang Jänner 1484 hinaus.

Während die Pfundner mit dem Erzherzogshute - wie erwähnt - nach Ausweis der Raitungen nur dem Eisenschneider Konrad Michelfeider allein zufallen, lassen die mit dem Brustbild Sigmunds durchwegs die Hand des Wenzel Kröndl erkennen. Aus den Prägelisten kann der überwiegende Anteil abgelesen werden, mit dem Kröndls Eisen an der Ausprägung bereits im Jahre 1483 beteiligt waren; auch die Herstellung von Kreuzereisen durch den neuen Stempelschneider ist für 1483 gesichert; Kröndl bekleidete dieses Amt schon seit Beginn des Jahres.

Von der zweiten Jännerwoche 1484 ab wird bedauerlicherweise in den Ausprägelisten kein Unterschied zwischen großen und kleinen Groschen, ja später nicht einmal zwischen den vier 15lötig ausgebrachten Nominalen: dem Guldiner, Halbguldiner, Pfundner und Sechser gemacht. "Groschen'" bezeichnete somit schlechthin alle über den Etschkreuzer hinausgehenden Silbermünzen.

Die Bedeutung der Groschenprägung liegt vor allem auf geldgeschichtlichem Gebiete. Der Pfundner (12 Kreuzer-Stück) ist, gleich der venezianischen und mailändischen Lira, das in Silber ausgeprägte Pfund Pfennig - hier das Tiroler Bernerpfund -, der Sechser sein Halbstück. Letzterer war die tragende Münze der ganzen Reform, schon der Pfundner erwies sich bald als zu großes Nominale. Zahlungen größerer Summen in Sechsern - manchmal auch zusammen mit Kreuzern - sind mehrfach bekannt, in Pfundnern ist keine einzige ausgewiesen. Daß ein vermutlich als Probe hergestelltes Dickstück des Pfundners mit Brustbild im Guldinergewicht ausgebracht wurde, verdient immerhin Erwähnung.

4. Die italienischen Stempelschneider und das Schaustück des Reichart Weidenpusch

Mit der Ausmünzung von Pfundnern und Sechsern war die erste Stufe der Reform des Anthoni vom Ross erreicht. Es konnte sich jetzt nur mehr darum handeln, ein Mehrfaches des Sechsers und weiter ein Äquivalent des Goldguldens herzustellen. Die Probleme, welche dadurch für die Prägetechnik erwuchsen, führten nun zunächst zur Ermittlung eines wirklich leistungsfähigen Goldschmiedes, der ein Vorbild für den Typus dieser Großsilbergepräge schaffen sollte. Am Hofe des Erzherzogs war damals kaum ein entsprechender Meister verfügbar, zumal der Hofgoldschmied Andre, der Meister des Reitersiegels Sigmunds von 1462, schon um 1470 gestorben war.



Taf.20, Nr.5: Reitersiegel (1462, Ø 103 mm) Weidenpusch

Es war daher naheliegend, daß Anthoni vom Ross, der auch diese Vorbereitungen leitete, neuerlich in Venedig nach einem geübten Stempelschneider Umschau hielt. Im Frühjahr 1483 erschien nun am Innsbrucker Hofe ein Venezianer Goldschmied "Leone Sigura", der ausdrücklich als Stempelgraber bezeichnet wird. Am 22. März erhält er für seinen Aufenthalt eine Entschädigung und außerdem ein Pferd zur Heimreise. Über einen praktischen Erfolg seiner Tätigkeit erfahren wir nichts. Dagegen kam im Frühherbst des gleichen Jahres wieder ein Venezianer Goldschmied namens Reichart Weidenpusch nach Innsbruck, der damals die Eisen zu einem "Großgroschen" geschnitten hat. Am 24. Oktober 1483 erhält er bezeichnenderweise im Auftrage des Anthoni vom Ross 20 Gulden rh. für die Stempel zu einem solchen. Er ist zweifellos identisch mit dem als Unikum der Wiener Sammlung bekannten Schaustück Sigmunds, das trotz seines normalen Guldiner-Gewichtes von 31.75 g als die älteste deutsche Medaille angesehen werden muß. Denn von einem Essai im gewöhnlichen Sinne kann bei diesem Stück nicht die Rede sein, wenn auch Halbguldiner und Guldiner das Rückseitenmotiv - allerdings wesentlich verändert - übernehmen. Auf dem Schaugroschen Weidenpusch's ist zum erstenmal ein wirkliches Porträt mit der rein siegelmäßigen Darstellung eines Reiters im Wappenkranze vereinigt.



Taf.12, Nr.61: Schaustück (1483, Ø 40 mm) von Stempelschneider Reichart Weidenpusch

Das Bildnis des Erzherzogs auf diesem "Großgroschen" ist insbesondere in der Wiedergabe von Sigmunds absonderlich gebildetem, stark vorgeneigtem Kopf unbedingt eine Naturaufnahtne von stärkster deutscher Realistik, grundverschieden von den glatten Bildern der Sforza auf den sogenannten Testonen. Ebenso ist das Verhältnis des kümmerlichen Körpers zum Kopfe eine deutsche Eigenart. Um das Kunstwerk des deutschen Meisters aus Venedig gruppiert sich in weitem Kreise das in diesem Bande vereinigte Material.

Bezüglich der Technik unseres Schaustückes läßt sich auf Grund der urkundlichen Nachrichten einerseits und des Befundes des einzigen bekannten Exemplars andererseits folgendes sagen: die Zahlungsnotiz von 1483 spricht ausdrücklich von "groß gröschen, die dann gegossen und gepregt worden sind und eysen dartzu gemacht". Die Münzamtsraitungenvon 1489 und 1497 erwähnen "Reicharts groschen ... mitsambt dem stock und obereisen" bzw. "gossen guldiner" neben "silbergrossen" und "halb gulden". Nach einer Aufzeichnung vom November 1486 zählte der in der Münze noch vorhandene Restbestand sechs Stück.

Ausgehend von dem Wiener Unikum können wir nach mikroskopischer Untersuchung feststellen, daß dieses ein Nachguß nach einem geprägten Stück sein muß. Das beweisen Gußgruben und Gußperlen, von denen einzelne mit einem Stichel beseitigt wurden. Der Grund im Schriftkreis und zwischen dem äußeren Perlkreis und dem Rande ist grob poliert, wovon insbesondere die Vorderseite zeugt. Für die Tatsache des Abgusses von einem geprägten Stück spricht auch der Rand, auf dem stellenweise, ähnlich wie in der Schrift, seichte Doppelschläge deutlich merkbar sind. Der ungefähr 24 mm breite Gußkanal befindet sich gegenüber dem Abschnitt des Brustbildes bzw. über dem Kopfe des Reiters. Aus der Beschaffenheit der Oberfläche, die zuletzt einer genauen Polierung unterzogen wurde, muß auf einen Säulenguß und bei der Exaktheit der Arbeit auf einen großen Materialüberstand (Druck) geschlossen werden; dies beweist auch der relativ hohe Klang des Silberstückes.

Die Bestellung der Eisen erweist die Absicht, eine Prägemedaille herzustellen. Der Verwirklichung standen Bedenken wegen der großen Abnützung und Gefährdung der Stempel bei der Hammerprägung entgegen. Ein solches geprägtes Original scheint uns nicht überliefert zu sein. Nach der Notiz in den Münzamtsraitungen könnte man schließen, daß die "gossen guldiner" schon damals den wenigen geprägten Stücken gleichgehalten wurden, deren Schrötlinge wahrscheinlich vorgegossen waren, um die Prägung zu erleichtern. So könnte die Zahlungsnotiz der Münzraitungen von 1483 in doppeltem Sinne verstanden werden, je nachdem man das "dann gegossen und gepregt" auf die Herstellung eines vorgegossenen Schrötlings oder auf die nach geprägten Originalen hergestellten Güsse bezieht. Jedenfalls besteht kein Widerspruch zwischen den Quellen und der Medaille; wenn wir uns für die letztere Auffassung entscheiden wollten, so läge darin die Anerkennung der Güsse als vollwertiger Originale, wie sie übrigens in den Inventaren behandelt werden, und damit steht das Schaustück Sigmunds auch an der Spitze der deutschen Gußmedaille.

Weidenpusch war jedenfalls einer der zahlreichen deutschen Kunsthandwerker, im besonderen der Goldschmiede, die sich in Venedig und in der terra ferma im späteren Mittelalter niederließen und dabei ihre deutsche Herkunft und Kunst niemals verleugneten. Sie wurden nicht nur in Italien, sondern auch im übrigen Auslande für ausgesuchte Arbeiten geschätzt und vielfach nach auswärts berufen. Der Goldschmied Reichart Weidenpusch ist jedenfalls identisch mit dem Goldschmied Reichart, der für Erzherzog Sigmund zu Anfang 1484 zwölf emaillierte Löffel und ein Agous Dei lieferte, wofür er die erste Zahlung am 21. Februar 1484 erhält; ein anderer Goldschmied dieses Namens kommt zu jener Zeit nicht vor.

Weidenpusch war auch nicht der einzige dieser deutschen Goldschmiede aus Venedig, die von Sigmund und Maximilian herangezogen wurden. Wir besitzen zwei andere hervorragende Beispiele ungefähr aus gleicher Zeit in Konrad Härpfl (Harbl) von Worms und Christof Schneider von Augsburg, beide in Venedig wohnhaft. Wie sehr Sigmund den Erstgenannten geschätzt hat, geht daraus hervor, daß sich Härpfl - während des venezianischen Krieges 1487 in Haft genommen - verpflichten mußte, dem Herzog auf dessen Verlangen aus Eigenem zu dienen. Tatsächlich war er auch in der Folgezeit mit hervorragenden Aufträgen für Sigmund und Maximilian betraut.

5.   Halbguldiner und Guldiner

Über die Fortführung der Großsilberprägung sind wir aus dem verloren gegangenen Teil der Raitung von 1483 dahin unterrichtet, daß zu Ende dieses oder am Beginn des folgenden Jahres 1484 dem - damals gerade zum festlichen Empfange seiner jugendlichen Braut sich rüstenden - Erzherzog und Anthoni vom Ross Halbgulden ("der ainer ain halben gulden giltet") als Erstlinge der neuen Münzsorte verehrt wurden.

Auf das Ungewohnte der Ausmünzung so großer Nominale läßt die umständliche Ausdrucksweise der Münzraitungen einen deutlichen Schluß zu. Wenn man die Frage stellt, inwieweit es sich hier um Geld oder Schaumünzen handelt, so müssen wir darauf hinweisen, daß die Absicht des Anthoni vom Ross ohne Zweifel dahinging, Silbergroßmünzen auszuprägen; für den Guldiner wird dieses Bestreben angesichts des schwer erreichbaren Metalls zur Goldguldenprägung umso begreiflicher. In der Praxis stellten sich jedoch diesem Gedanken sowohl die technischen Schwierigkeiten der Ausprägung an sich (Stempelverbrauch), als die umständliche Handhabung und Aufbewahrung solch' großer Gepräge im Zahlungsverkehr entgegen, der das Gold ausgesprochen bevorzugte. Außerdem schien es unrentabel, Groschen ins Ausland wandern zu sehen, wo sie wegen ihres hohen Gewichtes und Feingehaltes umgeprägt wurden. Ihre Verwendung ist daher in der Folge die ausgesprochener Ehr- und Verehrpfennige. Dieser Charakter ist es auch, der anläßlich der Wiederaufnahme der Großsilberprägung durch König Maximilian nach der episodischen Münzung von Guldinern im Jahre 1495 dann 1500 deutlich hervortritt.

Was hier im Anschlusse an die Münzung der "Dreißiger" gesagt wurde, gilt ebenso vom Guldiner. Sei es, daß er uns in der Form des doppelten Halbguldiners als Dickstück, sei es als 1486 neu geschaffener Typ begegnet. Für eine wesentliche Funktion im Geldverkehr dieser zu 8 Stücken aus der Mark geprägten Guldiner spricht es gerade nicht, wenn im besten Falle (1486/7) nicht einmal die dreifache Silbermenge des ersten Betriebsjahres 1478 vermünzt wird (35.091 Mark gegen 11.949 Mark), wobei auf die Groschen aller Nominale nur 31.568 Mark entfallen; meist bleiben aber die vermünzten Silbermengen unter dem Durchschnitt von etwa 15.300 Mark jährlich.

Für die technische Durchführung der Ausprägung dieser größten Silbermünzen bediente man sich ausschließlich wieder der einheimischen Kräfte: des Wolfgang Peck und des Wenzel Kröndl. Das Münzbild der Vorderseite des Dreißigers beschränkt sich auf die vergrößerte Wiederholung des Sechserbildnisses, während das des Guldiners vom Goldgulden herübergenommen ist, offenbar, um die gleichen Nominale in Gold und Silber auch äußerlich als solche zu kennzeichnen. Neu ist auf beiden Groschen die Rückseite mit dem Reiter im Wappenkranze; sie geht auf den Revers der Weidenpusch-Medaille bzw. auf das Reitersiegel Sigmunds zurück. Die große Regelmäßigkeit wesentlicher Teile dieser ersten Großsilbermünzen wurde durch die Verwendung von Punzen bei der Herstellung neuer Eisen ermöglicht.


Es ist eine merkwürdige Fügung, daß noch vor Vollendung des Reformwerkes Anthoni vom Ross allerdings vorübergehend, aber mit der Wirkung bei Erzherzog Sigmund in Ungnade fällt, daß er die Funktion des obersten Amtmannes auf Jahre hinaus verliert. Durch die Verpfändung der Schwazer Silber an die Fugger seit 1488 gerät die Münzstätte Hall unter den maßgebenden Einfluß des Augsburger Hauses, das wohl seinerseits verpflichtet war, prägen zu lassen, teilweise auch freiwillig prägen ließ. Für ihren Bedarf kam aber nur der Sechser in Betracht, wodurch eine Rückentwicklung bedingt war, welche die größeren Silbermünzen beiseite schob und ihres Charakters als Geld vollständig entkleidete. Der Guldiner und sein Teilstück wurden damit ebenso wie der für sie hergestellte Entwurf von selbst zu Schaugeprägen.

IV.   Personal, Betrieb und Technik

1.   Münzmeister

Hermann Grünhofer

Hermann Grünhofer war, wie bereits in der Vorgeschichte dargelegt wurde, der erste Münzmeister in Hall. Ihm fiel die Aufgabe zu, den Betrieb aus Meran herauszubringen und in Hall neu einzurichten. Dem Verbande der Meraner Münze hat Meister Hermann schon lange vorher angehört; als einfacher Münzer ist er bereits 1451 nachzuweisen, als "Meister" wird er zuerst zu Beginn des Jahres 1462 genannt, ebenso als Münzmeister und Bürger in einer Urkunde von 13. Mai 1462, als einer der damals gemeinsam tätigen drei Münzmeister 8. Juni 1465. Da bald nach 1471 der Meister Pranz Kraus aus diesem Konsortium ausschied, blieb Grünhofer mit Lukas Kuchenmann, dem eigentlichen Haupte der Meraner Münze in dieser Zeit, allein zurück. Über Grünhofers Herkunft sind wir bisher im Ungewissen. Schon vor der Übertragung des Münzbetriebes von Meran nach Hall war er am heimischen Bergbaubetrieb beteiligt, so wird in der Kammermeister-Amtsraitung des Jahres 1473 fol. 199 ein von ihm in die Losung abgeliefertes Stück Silber von 46½ Mark verzeichnet und in einer Urkunde vom 5. Mai 1477 erscheint er unter den Schwazer Schmelzern, als welcher er in der Übersicht der Falkensteiner Bergausbeute 1470-1535 schon von 1470 ab aufgeführt wird, ohne daß diese Angabe kontrollierbar wäre. Nach der Einrichtung des neuen Hauses blieb Grünhofer in engem Verkehr mit seinem bisherigen Geschäftsteilhaber Kuchenmann und mit Meran überhaupt; auch die Würde eines Vorstandes der St. Sebastiansbruderschaft daselbst behielt er weiterhin bei.

Grünhofer wandte wohl sein Augenmerk weniger der Münze als seinem viel einträglicheren Bergwerksbetriebe zu. Als "Schmelzherr" erzeugte er Silber und Kupfer in sehr bedeutenden Mengen, so daß er unter den ersten Silberlieferanten der Haller Münzstätte auftritt. Für die Zeit von 23. Feb. 1477 bis 24. April 1478 weist der tirolische Kammermeister in seiner Raitung 1477/78, fol. 324 von Grünhofer 1403 Mark 13 Lot in seiner Hütte selbst gebranntes Silber aus. Im Jahre 1483/4 steht er im Verzeichnis der Losung mit 3999 Mark an vierter Stelle der Schwazer Gewerken nach Virgil Hofer (6279 Mark), Cristan Tenzel (4867 Mark) und Jörg Perl (4168 Mark) und vor Hans Fueger (3659 Mark). Unter diesen Umständen dürfte er auch durch die Entfernung vom Münzmeisteramte im Sommer 1482 in seiner finanziellen Lage nicht wesentlich berührt worden sein. Über die ablehnende Stellungnahme Grünhofers zu den von Anthoni vom Ross angeregten Reformen wurde im Zusammenhang mit deren Darstellung oben gehandelt. Griinhofer starb in der ersten Hälfte Oktober 1484; noch von ihm selbst und aus seinem Nachlasse wurden drei Posten "Münzzeug" im Werte von 51 Gulden rh. für Hall angekauft. Ende Jänner 1485 tritt sein Sohn Hans als alleiniger Erbe des Schwazer Betriebes auf. Seit 1500 verschwindet er jedoch aus der Liste der Gewerken. Um 1503 erwarh er das Schloß Rubein bei Meran, welchen Besitz er jedoch infolge der argen finanziellen Schwierigkeiten, in die er inzwischen geraten war, nicht zu halten vermochte. 1520 war er bereits verstorben. Hermann Grünhofers Witwe Katharina ist nach seinem Tode noch mehrere Jahre in Meran nachweisbar, wo sie ihr Haus in der Klause unter Ortenstein im Steinach bewohnte, das sie aber um 1487 verkaufte. Auch Hermanns Bruder Pranz ist 1486 als Münzer in Hall tätig; im Jahre 1488 kehrte er nach Meran zurück, wo er als Ehemann Margareta's, der Erbtochter des reichen Heinrich Greußhaber, begütert war, und blieb dort bis zu seinem Tode 1498.

Bernhard Beheim

Der Münzmeister Bernhard Beheim ist aus dem Beruf des Goldschmiedes hervorgegangen. Er stand als solcher in spezieller Verwendung an Herzog Sigmunds Hofe; in den Tiroler Kammermeister-Raitungen wird er am 5. November 1461 zum erstenmal genannt. Ein zum 15. Juli 1464 im Raitbuche erwähnter Goldschmied Bernhard von Imst dürfte mit ihm identisch sein, weil in dieser ganzen Zeit kein Goldschmied dieses Namens vorkommt; falls die Eintragung nicht auf einem Irrtum des Schreibers beruht, bleibt diese Nachricht die einzige über seine Herkunft. In einem von ihm ausgestellten Lehensrevers von 14. Feb. 1474 erscheint er zum erstenmal mit seinem vollen Namen Bernhard Beheim.

Zahlreiche Stellen in den Kammermeister-Raitbüchern von 1463 bis 1480 erweisen uns seine ständige und starke Inanspruchnahme für Goldschmiedearbeiten des Hofes.

In die neuerrichtete Münze zu Hall wird Beheim als Vertrauensmann entsendet. Von Anfang ab erscheint er mit der Versehung der Goldmünze betraut; in dieser Eigenschaft wird ihm schon Anfang Dezember 1477 ein Gemach im Münzhause eingerichtet. Im September 1478 nimmt er im Auftrage des Landesfürsten an einer Münztagung in Schlettstadt teil. 1479 erhält er an Stelle des entlassenen Hans Kurz das Versucheramt auch für die Silbermünze, im Sommer 1482 endlich rückt er zum Nachfolger des Münzmeisters Grünhofer auf, in welchem Amte er bis zu seinem Tode am 2. September 1507 verblieb.

An der Schaffung der tirolischen Goldgulden und an der Durchführung der großen Reform des Anthoni vom Ross war Bernhard Beheim gewiß hervorragend beteiligt. Sein Ansehen als Münzsachverständiger auf theoretischem und technischem Gebiete tritt später unter König Maximilian noch stärker hervor. So wurde er 1492 nach Straßburg entsandt und 1493 von Kaiser Friedrich III. zur Erstattung von Vorschlägen für eine neue Münze in Österreich berufen. Nach seiner eigenen Aussage erhielt er von Erzherzog Sigmund ein Wappen, um dessen Besserung er bei Kg. Maximilian mit Berufung auf ein Versprechen Friedrichs III. nachsuchte.

Für die Versehung der Goldmünzung scheint Beheim keinen bestimmten Sold bezogen zu haben; einzelne Zahlungen sind jedoch mehrfach ausgewiesen. Als Münzmeister in Hall erhielt er zunächst 200 Mark jährlich, von 1491 an nur mehr 150 Mark.

2.   Eisenschneider

Konrad Michelfelder

Konrad Michelfelder zog im Dezember 1477 mit dem übrigen Meraner Münzpersonal in Hall ein. Es muß ihm nämlich kurz vorher der Stempelschneiderdienst an der Meraner Münze wieder übertragen worden sein, nachdem Wolfgang Peck infolge zu hoher Entlohnungsansprüche dieses Amt aufzugeben gezwungen worden, das er seit 1472 versehen hatte. Michelfelder war von Haus aus Goldschmied; schon fünfundzwanzig Jahre vorher - um 1450 - hatte er das Eisenschneideramt an der Meraner Münze übernommen und bis 1472 mit einer einzigen, wahrscheinlich nur wenige Jahre dauernden Unterbrechung ausgeübt.

Michelfelder war also ein ziemlich bejahrter Mann, als sich ihm das neue Arbeitsfeld in der Haller Münzstätte eröffnete, ihm neue, wesentlich schwierigere Aufgaben gestellt wurden. Neben den Eisen der alten Nominale - Kreuzer und Vierer - schnitt er noch in Meran die Stempel für die damals verfertigten Goldguldenproben, ebenso nun in Hall die weiteren Goldguldeneisen, eine Aufgabe, die schon wesentlich höhere Anforderungen an seine Hand in sich schloß, mußte doch der Lanndesfürst in ganzer Gestalt und mit seinen charakteristischen Zügen dargestellt werden. Als man 1482, an die Prägung von großen und kleinen Groschen - Pfundnern und Sechsern - schritt, war es wiederum Michelfelder, der die ersten und, was das Pfundnergepräge dieses Jahres betrifft, einzigen Stempel in Auftrag bekam. Er war inzwischen wieder von Hall, wo er sicherlich während einiger Jahre nach Eröffnung des Betriebes geweilt hatte, in seinen alten Wohnort Meran dauernd zurückgekehrt, wo er, nachweisbar schon seit 1475, dem Rate der Stadt angehörte. Nach Meran wurden ihm Mitte Oktober 1482 die ersten Exemplare der neuen Gepräge zur Ansicht übersandt. Von dort aus hat er noch gegen Ende desselben Jahres eine Anzahl von Sechserstempeln - mindestens zwölf Obereisen - geliefert, womit jedoch seine Tätigkeit für Hall beendet erscheint. Nach den Lohnlisten wurde mit Michelfelders Sechsereisen bis zum Ende der Rechnungsperiode, das ist bis zum 2. Februar 1484, gemünzt. MichelfeIder befand sich im Februar 1493 noch unter den Lebenden, von da ab kommt er im Meraner Gebiet nicht mehr vor.

Der Name Konrad MichelfeIders als des Schöpfers der ersten deutschen Bildnismünzen darf besonders unterstrichen werden; seine Leistung ist umsomehr zu würdigen, als er Zeit seines Lebens sonst nur kleinere Gepräge zu schneiden und weniger schwierige Vorzeichnungen in den Stahl zu übertragen hatte. Als besondere Charakteristika seines Stempelschnittes müssen im Gegensatz zu Peck und Kröndl die stark ineinandergeschobenen Buchstaben der Umschrift und der Sinn für das realistische Bildnis bezeichnet werden.

Wolfgang Peck

Wolfgang Peck - in den Quellen meist nur Wolfgang Stempelgraber genannt - spielt als Eisenschneider im Verbande der Haller Münze gegenüber Michelfelder und Kröndl eine verhältnismäßig geringere Rolle; allein Pecks im übrigen interessante Persönlichkeit verdient eine ausführliche Behandlung.

Der Goldschmied Meister Wolfgang Peck tritt unvermittelt am Hofe Herzog Sigmunds in Innsbruck auf, ohne daß wir aus den mehrfach erhaltenen Zahlungen, die sich auf das Jahr 1471 verteilen, eine bestimmte Beschäftigung ersehen könnten; die Eintragungen in den Raitbüchern sprechen wiederholt von Entlohnungen "für Dienste und Arbeit". Daraus ist zu schließen, daß es sich dabei weniger um kunstgewerbliche Tätigkeit, als vielmehr um besondere Künste der Goldscheiderei gehandelt habe. Das liegt umso näher, als ihn der Herzog daraufhin mit dem Titel eines landesfürstlichen Dieners auszeichnete. Zugleich wird ihm als Nachfolger des im April 1471 verstorbenen Versuchers an der Meraner Münze Hans Sachs das Versucheramt dort übertragen. Wenig später vertauscht jedoch Peck dieses Amt, das ihm wohl zu wenig einträglich schien, auf Grund landesfürstlicher Verordnung vom 11. Jänner 1472 mit dem des Stempelgrabers, wodurch er Konrad Michelfelder verdrängte. Eine 1473 März 29 angelegte Liste der Münzpersonen verzeichnet ihn als alleinigen "stempfelgraber". Schon 1475 hören wir jedoch von Differenzen zwischen Peck und den Meraner Münzmeistern, insbesondere mit Hermann Grünhofer, wegen der von jenem beanspruchten, vom Münzmeister als zu hoch abgelehnten Lohnsätze; indes scheint Peck - vom Herzog gehalten - sein Amt noch einige Zeit hindurch versehen zu haben. Noch vor der Übersiedlung des Münzbetriebes nach Hall finden wir ihn im März 1477 neuerlich am Hofe Sigmunds, um hier über Auftrag des Herzogs gemeinsam mit dem Meraner Versucher Hans Kurz Münzungsproben für die in Vorbereitung befindliche Münze zu Hall zu veranstalten. Das Stempelschneideramt hatte Peck bei der Einrichtung derselben nicht mehr inne, dagegen wurde er im Laufe der Jahre 1478/9 mit herzoglichen Sonderaufträgen betraut, die sich wohl vorwiegend auf Beratung in Angelegenheit der geplanten Reform bezogen. So führte er tatsächlich im Sommer 1479 in Hall, jedoch auf Kosten der herzoglichen Kammer selbst, eine Münzprobe durch, die im Gegensatze zu der gleichzeitigen, von Hermann Grünhofer gelieferten, wirklich neue Grundlagen für das Schickungsverhältnis schuf.

Daneben ergab sich nach Aufnahme der Sechserprägung für ihn die Gelegenheit, am Anfange des Jahres 1483 eine Stempelprobe auf Befehl des Anthoni vom Ross zu liefern. Diese Probe läßt sich mit größter Wahrscheinlichkeit als das Stück Taf.X, Nr.45, identifizieren. Auf Grund des stilistischen Befundes ließ sich ferner auch die Zuteilung von Mustereisen für Halbgulden (1484) und Gulden (1486) an seine Hand vornehmen, obwohl urkundliche Daten darüber fehlen. Diese Aufträge deuten die Wertschätzung an, die man an maßgebender Stelle seinen Arbeiten entgegenbrachte.

Gleichwie in der Folge Meister Konrad Michelfelder kehrte auch Wolfgang Peck vermutlich noch 1479 nach Meran zurück, bezog aber weiterhin, sicher von 1482 ab, als landesfürstlicher Diener eine ständige Provision von 30 Mark Berner jährlich, die er aus dem Kelleramte zu Tirol ausbezahlt erhielt. Am 18. Jänner 1485 wurde sie ihm abgekündet, am 25. April 1489 jedoch wieder erneuert, um mit Jahresende für immer aufgehoben zu werden. Diese seine Stellung diente ihm auch Jahre hindurch zum Anspruch auf Steuerfreiheit an seinem Wohnorte; die Meraner Stadtsteuerregister und Steuerrückstandsnachweise verzeichnen von 1479/80 bis 1484/85 den Ausfall seiner Steuer.

Wolfgang Peck hatte außer einem Häuschen im Meraner Vorstadtviertel Steinach größeren Grundbesitz in Mais bei Meran erworben, der ihm den Verzicht auf die Ausübung seines früheren Berufes gestattete. Auf diesem Gute scheint er sich später niedergelassen und vielleicht nebenher dem Abbau seiner gemeinsam mit dem herzoglichen Kämmerer Sigmund Neidecker um 1473 neuaufgeschlagenen Silbergruben zu Persen gewidmet zu haben; seinen Meraner Hausbesitz aber überließ er 1489 seiner Tochter und deren Ehemann. Peck kommt noch am 27. Oktober 1497 als Urkundenzeuge in Meran vor. Vom Münzschreiber Sigmund Yserecker wird er 1475 als Schwager angesprochen.

Wolfgang Pecks augenscheinlich enge Beziehungen zum Landesfürsten dürften noch auf einem besonderen Anlaß beruhen, denn der Erzherzog nahm sich auch seiner Tochter Barbara an, die 1489 den Meraner Goldschmied Leonhard Zopper heiratete, wobei ihr von der erzherzoglichen Kammer ein Heiratsgut und Gnadengeld - zusammen 36 Gulden - bewilligt wurden. Peck hinterließ auch einen ehelichen Sohn Benedikt, der am 27. Jänner 1502 als Benedikt Stempfelgraber einen Gerhaben in der Person des Meraner Goldschmiedes und Ratsbürgers Hans Beheim erhielt. Der Beiname des Vaters war bereits zum Eigennamen des Sohnes geworden!

Wenzel Kröndl

Die bedeutendste Rolle in der Besorgung des Stempelschnittes unter Sigmund fällt dem Meister Wenzel Kröndl zu, da ihm die Aufgabe gestellt war, sämtliche Eisen für den Pfundner mit dem Bildnis sowie die große Mehrzahl jener für den halben und ganzen Guldiner anzufertigen.

Sind wir über die Persönlichkeit und den Lebenslauf der beiden anderen Eisenschneider ausreichend unterrichtet, so ließ sich über Kröndls Herkunft und seine Tätigkeit vor dem Herbst 1482 nichts feststellen. Sollte eine Verwandtschaft mit dem zur gleichen Zeit - von 1484 bis 1491 - für Erzherzog Sigmund tätigen Schlosser und späteren Büchsenmeister Heinrich Kröndl (Krönler, Krönli, Crendli) bestehen, so würde dies auf Murnau (Bezirk Weilheim, Bayern) als Heimat der Familie weisen, da dieser ausdrücklich als von dort stammend bezeichnet wird.

Der Goldschmied Wenzel Kröndl tritt mit einem Mustereisen zu Sechsern Ende 1482 zum erstenmal auf, verfertigt dann Sechsereisen, mit denen bereits eine größere Ausprägung erfolgt, da Michelfelder Hall inzwischen verlassen hatte. Nahezu die ganze Reihe der halben und ganzen Guldiner Sigmunds trägt die Kennzeichen seines klaren und sauberen, wenn auch etwas flachen Schnittes. Auch Eisen zu Goldgulden können ihm zugeteilt werden. 1492 fertigt er Stock und Obereisen zu einem Raitpfennig für den k. Schatzmeister-General Simon von Ungerspach an - es ist das älteste Beispiel solcher Gepräge auf tirolischem und deutschem Boden überhaupt.

In der Rechnung von 1492 wird Kröndl zum letzten mal als Eisengraber der Münze entlohnt; die Rechnung des Jahres 1493 fehlt, in jener von 1494 erscheint bereits sein Nachfolger Konrad Koch, dessen Arbeiten sich jedoch auf die Person Maximilians beziehen. Nichtsdestoweniger muß Kröndl noch im Frühjahre 1494 im Verbande der Haller Münze gestanden haben, da ihm am 5. Mai dieses Jahres durch Vermittlung der Fugger von König Maximilian ein Feiergeld von 10 Gulden ausbezahlt wird.

3.   Das übrige Personal und der Münzbetrieb

Nächst dem Münzmeister und Eisenschneider sind im Haller Betriebe eine Reihe von Posten ständig besetzt, von denen der des Münzschreibers am wichtigsten war; er hatte für die geordnete Rechnungsführung zu sorgen und bezog für sein schwieriges Amt einen fixen Sold, anfangs (1478/9) 32 Mark, von 1485 ab 80 Mark = 160 Gulden jährlich. Münzschreiber war in der ganzen hier behandelten Periode und darüber hinaus bis zu seinem Tode 1508 Sigmund Yserecker, der von Meran nach Hall mit dem Münzbettiebe übersiedelt war. Durchweg von seiner sehr gefälligen Hand sind·die· Münzraitungen geschrieben, über deren Bestand gesondert berichtet wird. Vor allem enthalten sie eine genaue Verzeichnung der in das Münzhaus eingelieferten Silber, deren Weg wir parallel mit einer kurzen Beschreibung des übrigen Personals verfoigen wollen. Da auch die Raitungen innerhalb dieser untergeordneten Posten keine feste Rangfolge kennen, darf diese Reihung vorgenommen werden.

Die Silber wurden fast regelmäßig in dem auf 14½ Lot (900/1000 Feinheit) gerechneten Schwazer Brand eingeliefert. Für die Legierung mußten sie also zunächst fein gebrannt werden; das geschah von Zeit zu Zeit genau nach den übernommenen "Stücken"; der Schwund beträgt durchschnittlich rund 5% des Gewichtes. Diese Arbeit oblag dem Silberbrenner, der hiefür keinen festen Sold, sondern nur einen Wochenlohn von zwei Pfund Berner bezog; der Posten ist mit Hans Sprung besetzt.

Das gewonnene, theoretisch feine Silber wurde hierauf legiert und vom Versucher auf die vorgeschriebene Feinheit probiert. Sein Amt war also die praktische Durchführung, Erprobung und Kontrolle des vom Münzmeister errechneten Feingehaltes. Eine wie große Bedeutung unter Umständen gerade diesem Amte zukam, ersehen wir daraus, daß Bernhard Beheim selbst seit 1479 nach Entlassung des von Meran gekommenen Versuchers Hans Kurz dieses Amt übernahm. Die Entlohnung betrug ab 1479 von je drei Mark vier Vierer.

Mit dem Versucheramt verbunden war anfangs das des Aufziehers, eine verwandte kontrollierende Tätigkeit, die sich auf die Prüfung des Gewichtes der bereits geprägten Münzen wahrscheinlich nach ihrer auf die Mark entfallenden Stückzahl bezog. Nach Hans Kurz erhielt es der Münzschreiber Yserecker. Als Lohn ist ein Vierer von der Wiener Mark ausgesetzt.

Das Manuelle am Feinbrennen, Legieren und Gießen in die Zaine und Weißmachen derselben besorgte eine Gruppe qualifizierter Münzarbeiter, die als Gießer, Brenner, Tiegelwärter (niederer Ordnung) und Bogenhalter unter Aufsicht des besonders erwähnten "Tiegelwärters" und Weißmachers -- zumindest für den Zainguß und das Weißsieden - stehen. In diesem Amte erscheint bis 5. März 1486 Caspar, seit diesem Tage Jorg Tiegelwärter. Die Entlohnung erfolgte nach Arbeitstagen zu einem Pfund Berner.

Von den Obliegenheiten der summarisch behandelten GieBer usf. bedarf wohl das "Bogenhalten" einer näheren Erläuterung. Das Silber goß man zum Unterschiede von der heutigen Übung in freibewegliche "Bogen", die mit "Gießhandschuhen" aus Zwilch gehalten wurden. Die Bogen selbst hüllte man außerdem in Barchent, um das "Halten" bei großer Hitze zu ermöglichen; bedeutende Mengen dieses Gewebes, teilweise aus Ulm bezogen, sind in den Rechnungen ausgewiesen. Die Entlohnung der "Gießer" erfolgte nach der Zahl der Güsse durch Verabreichung einer bestimmten Zehrung an Speise und Wein, bewertet mit 4,. später mit 5 Kreuzern pro Guß, bzw. die Maß "Gießwein" mit 8, später mit 9 Vierern. Schon seit 1482 wird die "Gießerzehrung" nicht mehr getrennt, sondern in der "einzigen Kostung" ausgewiesen. Vom 11. März 1483 an trat ein Abkommen mit den Münzergesellen in Kraft, demzufolge sie in Hinkunft an Stelle der Zehrung für je 100 Mark Groschen-, Kreuzer- oder Viererzaine 10 Kreuzer erhalten sollten.

In der Rubrik "Gesellenlohn" erscheinen die eigentlichen Prägekosten, also das Hämmern der Zaine, das Ausschneiden der Schrötlinge mit der Schere, das Weißmachen derselben, das Prägen . mit dem Hammer und die Bearbeitung des Randes. In der älteren Zeit wurde der Lohn nach Tagen, an welchen geprägt wurde, für die zwei Hauptmomente der Herstellung - Zainbereitung und Prägen - getrennt ausgewiesen; die Zaine werden als die "in der Schmitten" gehämmerten "Schwarzplatten" bezeichnet und nach der geschickten Mark, das Prägen aber nach der weißgemachten Mark entlohnt.

Der Gesellen- oder Schmittenlohn beträgt 1479-1482 bei den Kreuzergeprägen 4 Kreuzer für je eine Mark Tiroler Landgewicht verarbeiteten Silbers, der Prägerlohn 1 Kreuzer für je 2 Mark Silber, 1482 der Schmittenlohn bei den Vierern 5 Kreuzer für die Mark, der Prägerlohn 1 Kreuzer für die Mark. Nach der Raitung 1482 September 14 - 1484 Februar 2 wird der Gesellen- (Schmitten-)Lohn, nach der Wiener Mark berechnet, für die Kreuzer mit 4 Kreuzer 2 Vierer pro Mark, der Prägerlohn mit 1 Kreuzer für rund 29 Lot bemessen. Ab 15. März 1483 wird der Kreuzer-Gesellenlohn auf 5 Kreuzer für die Mark Wiener Gewichts erhöht, an Stelle des Prägerlohns tritt vom gleichen Tage ab das ,,Fürgewicht" von je 100 Mark 5 Lot, in Geld berechnet 15 Kreuzer für ein Lot. Für die seit Oktober 1482 ausgebrachten "großen" Groschen stand anfangs ein Schmittenlohn-Satz von 1 Gulden rh. für je 12 Mark, für die "kleinen" Groschen (Sechser) ein solcher von 1 Gulden rh. für je 10 Mark in Geltung; auf Grund eines Abkommens mit den Münzern vom 24. Dez. 1483 trat für beide Groschensorten eine einheitliche Vergütung von 5 Kreuzern pro 12 Mark ein. Als Entschädigung für das Prägen wurde bei den Groschen gleich vom Beginn der Prägung ab, d. h. seit 1482 Oktober 14 das Fürgewicht als Grundlage angewendet, und zwar ebenfalls 1 Lot 1 Quint für je 100 Mark.

An verschiedenen Stellen der Münzraitungen ist vom gesamten Personal der Münze. die Rede, einmal erfahren wir auch die Namen aller Münzergesellen, häufig werden einzelne derselben oder deren Verwandte oder wenigstens die Zahl der Gesellen mit oder ohne Münzmeister, Münzschreiber und Eisenschneider genannt, etwa wenn es sich um die Verleihung von Gratifikationen in Form von Geldäquivalenten für ein Hofkleid, die Auszahlung der "Lichtgans" zu Herbstbeginn sowie ähnlicher Zuwendungen am Tage des hl. Eligius und am Aschermittwoch handelte. Die Zahl der Münzergesellen schwankt zwischen dreißig (27 + 3, 1487) und fünfzehn (1495). Die Mehrzahl derselben kam aus Meran gelegentlich der Übertragung des Betriebes nach Hall mit; wir finden darunter einen Vetter des ehemaligen Meraner Münzmeisters Lukas Kuchenmann, Hans, und den Bruder des Münzmeisters Hermann Grünhofer, Franz. Die großenteils lange Zeit gleichbleibenden Namen erweisen uns das streng Kastenmäßige, an die Hausgenossenschaften Erinnernde des gesamten Betriebes, dessen Personal in einer "Gesellschaft" zusammengeschlossen war. Als einer der beiden Brudermeister erscheint 1491/92 und 1496 Pankraz Winkler, obrister Schmittenmeister.

4.   Die Münztechnik

Die Münzamtsrechnungen geben auch für die technische Seite so wichtige Aufklärungen, daß sie hier, wenn auch nur kurz, erwähnt werden muß, zumal in Hall der Zusammenhang von Münze und Schaumünze durch die Entwicklung aus dem Kurrantgeld besonders deutlich wird.

Die Einrichtung des Haller Münzhauses erforderte neben den baulichen Herstellungen eine Reihe von Schlosser-, Tischler- und Hafnerarbeiten, schließlich einen größeren Aufwand zur Anschaffung der notwendigen Instrumente, Werkzeuge und Chemikalien. Gleich zu Anfang der Tätigkeit hatte man aus Meran in zwei Fuhren Metallwaagen und Gewichte, Reitern (Siebe) und Schalen herausgebracht, in weiteren vier Fuhren folgten 29 dem Hermann Grünhofer gehörige große Tiegel zum Brennen und Legieren des Silbers, 123 Schöpftiegel zur Entnahme der Feingehaltsproben und zum Abfüllen des Silbers in die Zainformen, desgleichen 15 Star Weinstein, Asche und Kupfer, Quecksilber, Salmiak, Salpeter und Grünspan, endlich die Prägehämmer, Zangen, Scheren und übrigen Werkzeuge.

Das aus den Bergwerken um Schwaz gewonnene Erz wurde zunächst in den dortigen Schmelzhütten der Gewerken "verhüttet" und hierauf in dem großen Unternehmen des Jörg Andorffer auf 14½ lötige Feinheit (Schwazer Brand) gebrannt. Die nach Hall abgelieferten Losungs- und Verkaufssilber hinterlegte man nach sorgfältiger Wägung durch den Münzschreiber in Laden, wie die Bestellung eines größeren Schubladenkastens im Jahre 1490 erweist. In der Münzstätte hatte nun die Legierung des Silbers mit Kupfer nach den Vorschriften zu erfolgen: für alle Groschenmünze haben wir eine Feinheit von 15 Lot (937/1000 fein), für Kreuzer und Vierer eine solche von 8 Lot (500/1000) anzunehmen. Die Silberbrenner besorgten diese Arbeit auf dem Herde des Brenngadens in Tiegeln verschiedener Größe unter Kontrolle des Versuchers und unter Zuhilfenahme von Kleie, Asche und Blei, wobei das letztere zur Vornahme der Kuppelierprobe diente. Die also gewonnene Legierung wurde nicht immer sofort der Verprägung zugeführt. Wir hören von einem Gießgaden, Gießofen, Gießzuber und einer "Ürn" zum Wassertransport in den Gießgaden, was auf getrennte Vorgänge - "Brennen" und "Gießen" - schließen läßt. Von den Bogen, in welche man das flüssige Metall goß, war schon die Rede. Die Gießbogen ("Inguß") waren der gewünschten Dicke der Nominale und ihrem Durchmesser möglichst angenähert, um die weitere Bearbeitung, das Strecken durch Hammerschlag mit dem "Platthammer" und "Zainhammer" möglichst abzukürzen. Vom Groschen-Gießbogen ist 1482 ausdrücklich die Rede, wie denn überhaupt die Reformen dieses und der Jahre 1484 bis 1486 eine Reihe von Neuanschaffungen für das "große Geld" notwendig machten.

Die Art, wie man zu Hall nun aus den zugerichteten Zainen die Schrötlinge für die Prägung der einzelnen Nominale herstellte, scheint bisher noch nicht beobachtet worden zu sein. Mittels einer "Beschlagzange" schnitt man durch einen Hieb mit dem "Beschlaghammer" die Plättchen aus, die dann im Bedarfsfalle noch mit den "Quetschhämmern" - unterschieden nach Hämmern für großes und kleines Geld - bearbeitet wurden. Das Weißsieden der Schrötlinge in Weinsteinlauge hatte einen geringen Gewichtsverlust zur Folge. Das Trocknen und Scheuern derselben erfolgte in den "Scheuersäcken" mittels Sägespänen. Das Wägen der Plättchen zur Ermittlung des vorgesehenen Münzgewichtes führte fallweise zur Justierung durch Scheren verschiedener Größe.

Die Herstellung der Prägeeisen ist - wie in den meisten Fällen - auch hier in Hall nicht in allen Einzelheiten zu verfolgen. Nachrichten über die Personen, welche den ersten zeichnerischen Entwurf zu fertigen hatten, mangeln vollkommen. Wenn wir sehen, daß 1482 in wenigen Monaten drei verschiedene Eisenschneider am Schnitt der Sechserstempel beteiligt sind und vorher schon Probeschnitte in Auftrag gegeben wurden, dann dürfen wir doch einen gemeinsamen, von den zuständigen Stellen genehmigten Vorwurf annehmen. Hiebei ist es gleichgültig, ob der leitende Stempelschneider der Münze oder ein Maler aus dem Kreise der Hofkünstler jeweils als Urheber anzusehen ist. Diese Frage bleibt also offen, soweit nicht das Werk des Reichart Weidenpusch und sein Einfluß in Betracht kommt. Doch auch hier sehen wir für die Gestaltung des Reverses den Einfluß des herzoglichen Reitersiegels fortwirken. Das deutliche Streben nach Bildnismäßigkeit, die ausgezeichnete Verteilung des Brustbildes, der Schrift und Wappen, schließlich die Sorgfalt des Schnittes im Einzelnen müssen uns als Charakteristika für die ganz überwiegende Mehrzahl der Haller Eisen dieser Zeit genügen. Die reichliche Anwendung von Punzen, nicht nur für Buchstaben und Trennungszeichen, sondern sogar für Teile der Bildnis- und Wappendarstellungen läßt sich aus den Geprägen selbst ablesen.

Zu Hall gelangte in der hier behandelten Periode ausschließlich die freie Hammerprägung zur Anwendung. Das Untereisen oder der Stock war in einen Holzklotz eingesenkt, das Obereisen wurde mit der Hand gehalten und darauf der Schlag mit dem Prägehammer geführt. Die stärkere Abnützung des Obereisens im Vergleich zu der des Stockes ergibt bei den Guldinern die Verhältniszahlen 4 zu 12. Die sorgfältige Aufbewahrung und Verschließung der Münzeisen war Sache des Eisengrabers, an dessen Kammer bereits 1478 ein jedenfalls besonders starkes Schloß angebracht wurde; notwendige Transporte von Stahlstücken nach Meran und der gravierten Stempel zurück nach Hall, wie sie sich im Jahre 1482 ergaben, wurden in "Eisenbeuteln" durchgeführt.

Nach der Prägung wurden die Münzen auf Zählbrettern gezählt und in Geldsäcke abgefüllt.

Über die hier gebrachten termini hinaus sind uns in den Münzamtsrechnungen noch eine weitere Anzahl von solchen Fachausdrücken überliefert, die sich vornehmlich auf die Gewinnung und Verwendung der sogenannten Kretz und Abschroten beziehen, also der Reste in den verschiedenen Tiegeln und der ausgestanzten Zaine.


Exkurse

I.   Anthoni vom Ross (Antonio de Caballis)

Auf Anthoni vom Roß, der im tirolischen Wirtschaftsleben im allgemeinen, besonders aber in allen Angelegenheiten des Berg- und Münzwesens unter Erzherzog Sigmund eine so bedeutende Rolle spielt, sind schon Richard Ehrenberg, A. Zycha und Theodor Mayer aufmerksam geworden, ohne daß jedoch das über der eigenartigen Persönlichkeit, insbesondere über deren Herkunft und ursprüngliche Stellung liegende Dunkel aufgehellt worden wäre. Wir haben es hier mit einer jener in der Frührenaissance-Epoche nicht seltenen Erscheinungen zu tun, die es aus kleinen Anfängen dank ihrer Tatkraft, richtigen Erfassung der Wirklichkeit und der Mittel zu ihrer Bezwingung rasch zu ansehnlichen Ämtern und beherrschendem Einfluß an den Höfen brachten.

Nach Eintragungen in den Kammerraitbüchern begegnen wir seit dem Anfang der Sechzigerjahre in der Umgebung Sigmunds einem Kämmerling namens Anthoni Härpfer, der nach Art der Türhüter und Schenken vielfach zur Überbringung herzoglicher Befehle an die Kammer und Entgegennahme von Geldern verwendet, selbst auch einmal (1463) als Türhüter bezeichnet wird; Sigmund pflegte die Stellen des niederen Hofdienstes mit Leuten zu besetzen, die ihm zugleich mit musikalischen Genüssen aufwarten konnten; so erscheint z. B. gleichzeitig mit Anthoni Härpfer und in ähnlicher Verwendung ein Diepolt Singer als Türhüter. Im Jahre 1463 sehen wir Anthoni Härpfer gleich den sogenannten Einspännigen auf größere Botenritte entsendet; so wird er zum Grafen von Görz nach Lienz geschickt, von Bregenz nach Münster im Unterinntal, ferner von Innsbruck wieder nach Bregenz; 1466 begegnet er uns auf einem Ritte nach Venedig zur Beschaffung von Damast und Samt für den Herzog. Zum Jahre 1463 werden unter zwei Malen Soldteilzahlungen auf Rechnung an ihn ausgewiesen. 1467 Oktober 8 überläßt er dem Herzog käuflich zwei Pferde; solche Verkäufe wiederholen sich im Jahre 1471, woraus auf eine Betätigung des Anthoni Härpfer im Pferdehandel geschlossen werden kann. Damals erscheint er noch in seiner Hofstellung, besitzt aber bereits seinerseits einen Knecht und, wie unten ersichtlich wird, auch schon ein eigenes Haus mit Stall und Garten.

Urkundliche Zeugnisse aus diesen und späteren Jahren lassen keinen Zweifel darüber, daß Anthoni Härpfer identisch ist mit unserem Anthoni vom Ross alias Antonius de Cabal (Caballis) Die vom 30. April 1471 datierte Urkunde über eine Jahrtagsstiftung des Innsbrucker Bürgers Jörg Wehinger erwähnt unter den Anrainern seines dieser Stiftung dienenden Hauses in der Rumergasse "hindan und undan an Anthoni de Cabal genant Härpher gartten und stal". Dieses Haus lag demnach in der unmittelbaren Umgebung der Hofburg. Auf der Rückseite des Originalreverses unseres "Anthoni vom Roß" für Herzog Sigmund vom 11. Jänner 1477 verzeichnet eine bekannte Hand der landesfürstlichen Kanzlei dieser Zeit "Anthoni Härpher reverß". Die Identität des Anthoni Härpfer mit Anthoni vom Ross geht zum Überfluß noch aus zwei Eintragungen in den Kammerraitbüchern von 1477 und 1478/79 hervor, wo das eine Mal von Benedicten des Härpfers Knecht, das andere Mal von Benedicten des Anthoni vom Roß Knecht gesprochen wird.

Schon der Name deutet die italienische Abkunft des Anthoni vom Roß an; der deutsche Name "vom Roß" ist nichts anderes als die Übersetzung der Dialektform de Cabal für Caballis, wie wir sie in der genannten Urkunde von 1471 treffen. Man hielt ihn für ein Mitglied der Genueser Familie de Caballis, von anderer Seite vorgebrachte Hinweise auf gleichnamige Familien in Verona, Mailand und Trient trugen zur Lösung nichts bei. Seine in späteren Jahren zutage tretenden Beziehungen zu Venedig lassen die Vermutung der Herkunft zumindest aus der terra ferma sehr wahrscheinlich werden; tatsächlich bezeichnet er in einem Schreiben an den kaiserlichen Protonotar Johann Waldner vorn 10. August 1485 den Piro Lando als seinen Schwager, dem er ein kaiserliches Empfehlungsschreiben an den Papst, das Kardinalskollegium oder an einzelne Kardinäle zu erwirken versucht. Piro Lando ist niemand anderer als der erste Leiter des Neubaues des Fondaco dei tedeschi in Venedig. Dieser Schwager war also vermutlich der Mann einer Schwester des Antonio de Caballis. Seinerseits scheint er mit zwei tirolisch-bayrischen Familien verschwägert. 1479 wird der Haller Bürger Bartolome Hamerspach, der seit dem 7. September 1478 das Salzmairamt zu Hall versieht, als sein Schwager bezeichnet; er selbst nennt in einem Schreiben an Waldner vom 20. Oktober 1482 den verstorbenen Ulrich Landsidier seinen Schwager, dessen Verlassenschaft ihm, bzw. seiner Frau ausgefolgt werden soll; seine Frau gehörte dieser bayrischen, mit den Türndl verwandten Familie an. Die Verbindung mit deutschtirolischen Familien hat jedenfalls zu einer starken Anpassung an die deutsche Art geführt. Das von ihm gebrauchte Siegel und Petschaft tragen rein deutschen Charakter.

Seit 1473 begegnen wir Anthoni vom Ross noch unter dem Namen Härpfer zuerst als Silberproduzenten, seine Betätigung auf dem Gebiete des Bergbaues reicht nach der bekannten Zusammenstellung auf das Jahr 1470 zurück. Noch im gleichen Jahre 1473 am 11. Dezember verkauft Herzog Sigmund "seinem getreuen Anthonien von Caballis, seinem obersten Schenken" das landesfürstliche Haus mit Hof und Stallungen zu Schwaz, angrenzend an Wolfgang im Stockach Haus, an das gemeine Gässel und hinten an weiland Hansen Hau's Goldschmieds hinterlassenen Kinder Haus, zum freien Eigentum um die Summe von 200 rh. Gulden, deren Empfang Sigmund bestätigt. Spätestens um diese Zeit mußte also Anthoni von Innsbruck nach Schwaz übersiedelt sein, wo wir ihn von nun ab als Gewerken und Schmelzherrn finden. Bald darauf wurde er Pfleger zu Tratzberg, als welcher er am 18. Dezember 1477, 29. Dezember 1478 und 20. Februar 1479 erscheint. Ebenso ist er nach diesen Urkunden im Besitze des Ratstitels.

Außer am Silberbergbau finden wir Anthoni vom Ross auch am Kupferhandel stark beteiligt, der seinen Weg damals ganz überwiegend auf Venedig nahm. Nach beiden Seiten hin wußte Roß den Herzog zu interessieren. Mit dem ersten bekannten auf drei Jahre abgeschlossenen Vertrag vom 11. Jänner 1477 tritt er in die Reihe der großen Gewerken und erhält das Recht des Kupferaufkaufes in den tirolischen Landen gegen die Auszahlung eines 50 prozentigen Gewinnanteiles an Sigmund. In ähnlicher Weise war es mit dem aus frei erkauften Erzen in zwei Öfen gewonnenen Silber zu halten, das übrigens von der Einlieferung in die Losung gefreit war. Inwieweit der Emporkömmling mit fremdem, insbesondere venezianischem Kapital arbeitete, entzieht sich leider jeder Kenntnis. Tatsache ist, daß er in wenigen Jahren einer der bedeutendsten Schwazer Gewerken geworden war, der nach seiner späteren eigenen Aussage bald an allen tirolischen Bergwerken große Anteile hatte, nämlich zu Schwaz am Palkenstein, im Weissenschrofen, am Schlittersberg, zu Sterzing, Holzgarten, Klausen und an der Etsch.

Diese seine hervorragende materielle Stellung, gepaart mit persönlichem Scharfblick, verschafften ihm bei Sigmund immer größeren Einfluß, sodaß er als Rat des Erzherzogs in Bergwerks- und den damit ziemlich enge verbundenen Münzangelegenheiten zu einer tonangebenden Rolle gelangen konnte. Nachweislich seit Ende 1477 wird er mit der Durchberatung entscheidender Maßnahmen betraut. Wir dürfen ihn auch, ohne daß seine Mitwirkung bei der Münzreform ausdrücklich bezeugt ist, als deren Schöpfer ansehen.

Über seine im Auftrage des Landesfürsten durchgeführten Geschäfte gibt er gelegentlich schon vor seiner Berufung als oberster Amtmann Rechenschaft, so am 21. Jänner 1480. Im gleichen Jahre zieht ihn der Erzherzog zur Beschaffung einer Summe von 5200 Gulden behufs Losung der Landvogtei Schwaben heran, 1481 verschafft Ross dem Fürsten von Ulrich Ortwein in Augsburg 8000 Gulden gegen 1000 Mark Silber aus Anthoni's Betrieb. Gleich den übrigen Gewerken sehen wir also auch ihn häufig als Gewährer von Darlehen an Sigmund. Der überragende Einfluß, den er sich auf diese Weise sicherte, mußte zwangsläufig auch zu einer offiziellen maßgebenden Stellung führen, die er endlich zu Beginn des Jahres 1482 durch seine Ernennung zum obersten Amtmann mit Amtswirksamkeit vom 2. Februar 1482 erreichte.

Anthoni vom Ross nahm sich seines neuen Amtes sofort mit Feuereifer an und machte es zu der seinen Plänen und Wünschen entsprechenden führenden Zentralstelle in allen Finanzsachen. Gleich bei seiner Bestellung mußte Sigmund drei Verfügungen erlassen, denen zufolge 1. von keinem landesfürstlichen Amtmann Zahlungen ohne Auftrag des obersten Amtmannes geleistet werden durften, 2. insbesondere Jörg Gerstperger als Vertreter der Pfandinhaber der Silberlosung und der Münzmeister Hermann Grünhofer im gleichen Sinne angewiesen werden und 3. alle der landesfürstlichen Kammer zufallenden Todfallseingänge an den obersten Amtmann überwiesen werden sollten. In seiner Hand flossen die Einnahmen aus der Münze, dem Silberverkauf, die Einnahmen aller übrigen Ämter, die Anleihegelder, der Wechsel und die Todfallszahlungen zusammen.

Zum Mittelpunkte der ganzen Geschäftsgebarung machte er die Münze, der er die Gelder zur Durchführung der ihr übertragenen Silberlosung überwies; durch die Münze ließ er nicht nur Zahlungen an den Kammermeister, sondern auch an andere Stellen und dritte Personen in großem Maße durchführen. Über die Vorgänge in der Münze selbst und über seinen urkundlich bezeugten Anteil an der Berufung Weidenpusch's wurde bereits am zuständigen Orte gesprochen. Seine höchst verantwortungsvolle Stellung als oberster Amtmann zeigt sich formell nach außenhin dadurch, daß er nunmehr wie früher der Kammermeister in Schuldbriefen des Landesfürsten als Mithafter in erster Person auftritt.

Die Zeit der Amtsführung des Anthoni vom Ross, die mit so bedeutenden Aussichten eingesetzt hatte, war von verhältnismäßig kurzer Dauer, denn schon im Herbste 1485 (anfangs November) wurde er seines Amtes verlustig erklärt. Das Kanzleikopialbuch dieses Jahres spricht in einem Titel ausdrücklich von einer "Absetzung". Seine letzte Rechnungslegung datiert vom 21. November. Immerhin fällt es auf, daß der abgedankte oberste Amtmann beim Landesfürsten nicht sofort auch in offene Ungnade kam; erst um Neujahr 1486 finden wir plötzlich Anthoni vom Ross über die Grenze auf bayrisches Gebiet - vermutlich in das seit 1483 als Lehen des Erzstiftes Salzburg ihm gehörige Schloß Lichtenwert - geflüchtet und in Verteidigung seiner Person gegenüber dem Fürsten, der sich angeschickt hatte, ihm den Prozeß zu machen.

Bezüglich der Ursachen seines anscheinend plötzlichen Sturzes sind wir auf Vermutungen angewiesen. Mag sein, daß sich Anthoni Eigenmächtigkeiten größeren Stils auch auf anderen als den ihm zugewiesenen Gebieten zu Schulden hatte kommen lassen, die ihn um das Vertrauen des wankelmütigen und Einflüsterungen von allen Seiten her nur allzu leicht zugänglichen Fürsten brachten. Da es sich in dem Schriftwechsel zwischen Sigmund und Anthoni vom Ross hauptsächlich um die Herausgabe des Schlosses Stein (Castel della Pietra) unter Bisein im Lagertale (Beseno) drehte, das er anfangs 1482 von Pauls Liechtenstainer mit Zustimmung des Erzherzogs um 5000 Gulden erworben hatte, kann die Vermutung nicht von der Hand gewiesen werden, daß der eigentliche Grund dieses Zwistes ein politischer war. Wenn wir uns daran erinnern, daß wenig mehr als ein Jahr später der Krieg mit Venedig provoziert wurde, dann können wir schon in diesem Falle an den Einfluß derjenigen glauben, die den Landesfürsten für einen Krieg mit der Republik von S. Marco zu gewinnen suchten. Diesen Kreisen um die Person Sigmunds, an ihrer Spitze Vogt Gaudenz von Matsch, mußte es höchst ungelegen sein, die wichtige Grenzfeste gegen Venedig im Besitze eines Venezianers zu wissen, selbst für den Fall, daß ihm keine hochverräterischen Beziehungen zu seiner Heimat nachgewiesen werden konnten. Ob Anthoni vom Ross politischen Einwirkungen von seiten Venedigs zugänglich war, wird sich nie aufklären lassen.

Die Lage des Bedrängten gestaltete sich umso prekärer, als er gleichzeitig in eine schwere Vermögenskrise und nach seiner Aussage "in eine große, lange Krankheit" verfallen war, die seine Gegner erst recht zu einem Angriff ermutigt haben dürfte. In verschiedenen Eingaben Anthoni's an Sigmund vom Frühjahr 1486 wird auf die schweren Schulden verwiesen, in die er ganz besonders durch den teuren Bergwerksbetrieb geraten sei; so schulde er nicht nur dem Erzherzog 6000 Gulden, sondern sei auch dem Hans Paumgartner von Kufstein und seiner Gesellschaft mit 15.000 und dem Ulrich Fugger von Augsburg, seinen Brüdern und ihrer Gesellschaft mit 6.100 Gulden verpflichtet; Summen, deren Verzinsung ihm große Schwierigkeiten bereite.

Die akute Verwicklung dauerte nur wenige Wochen. Zwischen Anthoni vom Ross und Sigmund wurden in der Zeit vom 10. Jänner bis 18. Februar vier Gesuche um freies Geleit und ebensoviele Erledigungen gewechselt, die zu einer Zusammenkunft der erzherzoglichen Räte Graf Jörg von Werdenberg zu Sargans und Kanzler Dr. Konrad Stürtzl in Schwaz um die Mitte Februar führten. Schon vom 4. März datiert der Begnadigungsbrief des Erzherzogs, der die endgültige Auseinandersetzung wegen des Schlosses Stein und anderer strittiger Angelegenheiten einleitete.

Dem Anthoni vom Ross mußte in erster Linie darum zu tun sein, die notwendige Mithilfe des Erzherzogs zur Abtragung seiner Schulden zu erreichen, da er nach seinen Worten durch die Versehung des Postens eines obersten Amtmannes die persönlichen Geschäfte stark vernachlässigt hatte. Sigmund findet sich hiezu gegen das Versprechen neuerlichen Gewinnes bald bereit. Schon am 14. März 1486 erging ein Auftrag an den Münzschreiber in Hall, den Anthoni tausend Mark Silbers nach und nach gegen Entrichtung des Wechsels und Schlagschatzes verkaufen zu lassen. Auf eine ausführliche Bittschrift des Ross hin wurde diese Vergünstigung am 17. Juli dahin erweitert, daß er seine gesamte Silberausbeute ein Jahr hindurch nach seinem Belieben verkaufen könne; das Angebot Anthoni's - zweifellos gestellt, um den Erzherzog für sein Gesuch günstig zu stimmen - dadurch eine garantierte Erhöhung der Eingänge aus dem Wechsel um mindestens viertausend Gulden zu erzielen, wurde angenommen; durch die Möglichkeit des Silberverkaufes ins Ausland könne er seine Gruben entsprechend intensiver arbeiten lassen. Wenige Tage später bewilligte der Erzherzog des weiteren, daß Ross seine gesamten Silber dem Hans von Steten verkaufe, da er ihm "in seinen Gewerben täglich Fürdrung tue und erschiesslich sei"; Hans von Steten spielte hiebei nur eine vermittelnde Rolle. Durch das Zugeständnis Sigmunds vom 24. August 1486, die Entrichtung des Wechsels nicht sofort bei Einlieferung des Silbers, sondern monatlich vornehmen zu können, sollte Anthoni's Lage noch mehr gebessert werden.

Anscheinend erfüllten sich die mit den landes fürstlichen Gnadenbeweisen verbundenen Erwartungen nicht im entsprechenden Ausmaße, denn bereits im November desselben Jahres sah sich Anthoni vom Ross gezwungen, bei dem Baumgartner von Kufstein unter Bürgschaftsleistung des Erzherzogs durch Verkauf von 1500 Mark Silber in monatlichen Raten zu 100 Mark ein Anlehen zur Verbesserung seiner finanziellen Lage, insbesondere auch zu "fürdrung des perkwerchs" aufzunehmen.

Der vollständige Bankrott Anthoni vom Ross' war dennoch für die Dauer nicht aufzuhalten. Indem er seine alten venezianischen Beziehungen ausnützte, die an regelmäßigen Silberverkäufen seit dem Anfang der Achtzigerjahre, auch gelegentlichen geschäftlichen Aufenthalten ebendort erkennbar sind, verpfändete er dem Paolo Contarini gegen ein Darlehen bis zur Höhe von 20.000 Dukaten seine gesamten Besitzungen an Ländereien, Gruben, Öfen, Häusern in Primör und Lavis; in Bozen den ihm seit 1484 gehörigen Stebelhof und Besitz zwischen Schwaz und Jenbach im Inntale. Hiezu erhielt er am 1. August 1489 die landesfürstliche Bewilligung.

Inzwischen hatte sich der Regierungswechsel in Tirol vollzogen. Maximilian als neuer Landesfürst schenkte dem Gegner der verwichenen Hofkamarilla Sigmunds sein Vertrauen und bestellte Ross alsbald neuerdings zum obersten Amtmann und des weiteren am 20. April 1490 Hans von Stetten zu seinem Stellvertreter. Hiezu mochte sich der König durch die Aussichten auf Beschaffung größerer Anleihen bestimmen lassen, die ihm Anthoni's verführerische Schönfärberei eröffnet zu haben scheint. Seine Amtswirksamkeit begann zufolge der Rechnungslegung vom 12. Oktober 1491 am 4. April 1490 und reichte bis zum 20. März 1491.

Aber auch über seiner neuen Amtsführung waltete kein günstiger Stern. Sein immer mehr ins Uferlose drängender, offenbar schon krankhafter Spekulationsgeist beraubte ihn nicht nur ruhiger Überlegung in der Verfolgung erreichbarer Ziele bei seinen eigenen Unternehmungen, sondern verleitete ihn zu verhängnisvoller Verquickung dieser mit den Rechten und Aufgaben seines verantwortungsreichen Amtes. Die in Finanzangelegenheiteri führenden Persönlichkeiten unter den königlichen Räten, von früherher mit Anthoni's Treiben genügend vertraut, hatten die durch ihn heraufbeschworenen Gefahren rechtzeitig erkannt und es nicht an Warnungen fehlen lassen. Noch vor Ablauf seines ersten Amtsjahres verlangen die Räte und Statthalter zu Innsbruck seine Entfernung. In einem Berichte an den Hof vom 25. März 1491 stützen sie sich dabei auf die Stellungnahme Jörg Gossenbrots, des einflußreichen finanziellen Ratgebers des Königs; sie verweisen auf die Zerrüttung der Finanzen seit der neuerlichen Amtsübernahme durch Ross, auf die nahen Zahlungsfristen gegenüber den Schweizern und dem Paumgartner von Kufstein, auf die aus der Nichteinhaltung dieser Verpflichtungen sich ergebenden Schwierigkeiten fÜr die Belieferung der Haller Münze mit Silber und die Ungeduld des Fugger. Die um diese Zeit von Ross vorgelegte vorläufige Abrechnung fand nicht die Zustimmung der Räte, worüber sie am 20. April neuerlich dem am Nürnberger Reichstage weilenden König und - um ihrer Vorstellung größeren Nachdruck zu verleihen - auch an die einflußreichsten Männer seiner Umgebung berichten.

So wurde damals die Entlassung Anthonis vom Ross schon nach einjährigem Wirken im Amte erzwungen. Seine Aussichten auf finanziellen Wiederaufschwung waren damit endgültig vernichtet. Das erwies sich aus Anlaß seiner im Oktober 1491 erfolgten Schlußraitung. Bezüglich der aus seiner Amtsführung erwachsenen Schuld an den Landesfürsten im Betrage von 29.540 Gulden rh. konnte er den König nur auf Hanns Paumgartner und dessen Gesellschaft verweisen, welche deren Bezahlung in drei Raten, fällig am 1. Februar und 1. August 1496 und 1. Februar 1497, auf sich nahmen. Infolgedessen mußte Ross am gleichen Tage seinen Besitz, soweit er ihn wieder eingelöst hatte, vor allem die Bergwerke im Inntal, das Haus zu Schwaz und diesmal auch das Schloß Stein mit allem Zubehör für 32.000 Gulden rh. an Paumgartner verpfänden. Von diesem Betrag entfielen 2460 Gulden auf den durch den Zinsenverlust bis zur Flüssigmachung obiger Raten erwachsenden Schaden,. den Ross zu einem Drittel auf sich zu nehmen hatte. Infolge seines dadurch herbeigeführten finanziellen Zusammenbruches sah er sich zugleich gezwungen, die Verwaltung seines gesamten Vermögens seiner Gattin Ursula zu überlassen, die von da ab als "gweltige regiererin desselben Anthonien, unser baider kinder und erben hab und güeter" auftritt. Der Grund für diese neuerliche Verschlechterung der finanziellen Lage des Anthoni vom Ross dürfte in erster Linie in der Absatzkrise seiner Silber auf dem Venetianer Markte zu suchen sein. Wir sind diesbezüglich durch den Beschluß des Consiglio degli Dieci vom Jänner 1491 unterrichtet. Es war die gewaltige Konkurrenz von seiten der Fugger, welche den Preissturz des in bisher ungeahntem Ausmaße auf den Markt gebrachten Silbers verursachte.

Anthoni vom Ross wird zum letztenmal in einer Urkunde vom 5. November 1495 als lebend erwähnt und muß noch zu Ende dieses oder anfangs des folgenden Jahres gestorben sein. Er hinterließ die Witwe mit fünf Söhnen, namens Simon, Sigmund, Anton, Wolfgang und Martin, denen Dr. Greidner und Anthoni's Schwiegersohn Hilprant von Spaur, Pfleger zu Freundsberg, als Beistände verordnet waren, in ungeklärten Vermögensverhältnissen, namentlich gegenüber ihren Hauptgläubigern, der Paumgartner-Gesellschaft zu Kufstein, die infolge der erwähnten Verpfändung schon früher die Nachfolgerschaft als Gewerken angetreten hatte. In dem darüber entstandenen, durch Jahre sich hinziehenden Prozeß mußte die Witwe Zuflucht beim Landesfürsten nehmen, um die Rechte ihrer Kinder notdürftig zu wahren, wobei sie gegenüber den mächtigen Finanzleuten nur auf die Verdienste ihres verstorbenen Mannes verweisen konnte.

Solche Verdienste hatte sich Anthoni vom Ross insbesondere um das Tiroler B erg- und Münzwesen zweifellos in hervorragendem Maße erworben; seitdem aber diesen echten Jünger der Renaissance ein übertriebener Unternehmungsgeist von seiner Höhe gestürzt, der äußere Erfolg seines Wirkens sich verflüchtigt hatte, war auch die Anerkennung seiner Person rasch versiegt.

II.   Die geschichtliche Stellung der Münzreform Erzherzog Sigmunds

Im Verlaufe der Darstellung wurde zu wiederholten Malen angedeutet, daß die Reformen des Anthoni vom Roß auf gleichgerichtete Erscheinungen, insbesondere Venedigs und Mailands, zurückgreifen und diese natürlich auf Grund der gegebenen tirolischen Bedingungen dem Sinne nach fortführen und vollenden.

Nur wenn wir die armseligen Zustände im Münzwesen der übrigen österreichischen Länder und des Großteiles der Anrainer Tirols überblicken, wird die ganze Größe der alleinstehenden Neuerungen zu Innsbruck-Hall-Schwaz erst richtig einzuschätzen sein, wird uns der außerordentliche Fortschritt der Neuordnung unter Sigmund deutlich, welche zugleich die Grundlage für alle zukünftigen Reformbestrebungen im Reiche und in Österreich geworden ist. Bedenken wir, daß um diese Zeit in Kärnten und Krain die Münzung überhaupt eingestellt war, Österreich ob und unter der Enns sowie die Steiermark nach dem Zusammenbruche von 1459 erfolglos bestrebt blieben, über den toten Punkt hinwegzukommen, diese Länder, einschließlich des heutigen Burgenlandes, von bayrischen Pfennigen und deren Salzburger Zeitgenossen, später dann von Tiroler Kreuzern gerade Sigmunds überflutet waren! Dabei soll nicht übersehen werden, daß sowohl zu Graz wie zu Wien und Wr.-Neustadt neben einer Goldmünzung ganz ansehnliche Nominale in Silber schon vor Inangriffnahme der Haller Reformen ausgebracht worden waren, ohne sich jedoch länger halten zu können. Insbesondere war dies der Kreuzer nach Tiroler Vorbild. Es ist dann wohl auch kein Zufall, daß gerade im Jahre 1481 (Oktober 4) Kaiser Friedrich III. einen "groß angelegten Besserungsversuch der unbefriedigenden Münzzustände" unternahm, der das Ende des Pfennigs als Währungsmünze bedeutet und das Gewicht auf die schwereren Silber- und auf die Goldmünzen verschieben wollte.

Die Funde bezeugen uns aber den Fortbestand des oben umrissenen Umlaufes fremder Münzen auch weiterhin und das Versagen der mit unzulänglichen Mitteln unternommenen, gewiß gut gemeinten Versuche des Kaisers. Sehen wir weiter, so hatte die Salzburger Offizin ihre Tätigkeit in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts eingestellt und auch Bayern dieselbe wesentlich abgeschwächt. Das gleiche gilt von Augsburg und den übrigen schwäbischen Münzständen. Viel besser stand es in Franken und vor allem in der Schweiz, wo der Tiroler Kreuzer vielfach nachgeahmt wurde. Wenn wir uns auf die für den Geldumlauf an der Brennerstraße in Betracht kommenden Länder beschränken, dann stehen, soweit die Silbermünze in Frage ist, Venedig und Mailand im Vordergrunde. Die Görzer Münzung zu Lienz richtete sich in dieser Zeit nach der tirolischen; sie hatte keine selbständige Bedeutung mehr.

Über die besonderen Zustände, wie sie sich aus dem Überhandnehmen des ungarischen Dukatens in Österreich herausbildeten, der den Rang einer faktischen Oberwährung einnahm, sind wir durch die grundlegenden Untersuchungen von Alfred Nagl und Karl Schaik unterrichtet. Neuerdings hat Hans Gebhart die altbayrischen Zustände auf Grund des Goldguldenfundes von Landau an der Isar untersucht, die im gewissen Sinne auch für Tirol Geltung besitzen. Neben den ungarischen Dukaten fanden sich dortselbst vorwiegend rheinische Goldgulden der Kurfürsten, wie sie sich seit 1400 in Bayern mit dem ungarischen Golde trafen. Also der gleiche Tatbestand wie in Österreich, nämlich die Vorherrschaft fremden Goldes über das schlechte heimische, Silber.

Es war ein wenig erfreuliches Bild, das der mitteleuropäische Geldumlauf um 1480 bot, als Anthoni vom Ross seine Vorschläge zur Verbesserung der Silbermünze Sigmund unterbreitete, die sich insbesondere auch aus dem steigenden süddeutschen Handel ergeben mochten und denen bereits eine ansehnliche Goldguldenmünzung vorausgegangen war. Die Lösung erfolgte in einem Zuge und nach jeder Richtung hin wohl durchdacht. So bildet die große Münzreform unter Erzherzog Sigmund zugleich den Schlußpunkt der mittelalterlichen Entwicklung, noch mehr allerdings die Grundlage für alle künftige Gestaltung des europäischen Großsilbers. Dessen Betrachtung fällt außerhalb der hier zu bietenden Erörterungen. Was aber besonders betont werden soll, das ist das Werden und Wachsen, das sind die verschiedenen ausländischen und die örtlichen Voraussetzungen der Haller Vorgänge. Hierher gehört auch die schon durch die Münzordnung Kurfürst Friedrichs II. und Herzog Wilhelms von Sachsen 1444 erfolgte Gleichsetzung dem Werte nach von 2 Lot Feinsilber mit einem rheinischen Gulden. Ebendort wurde der Guldengroschen erst durch die Münzordnung von 1500, im Reiche durch die Ordnung von Eßlingen 1524 eingeführt. Dazwischen liegt der Beginn einer ausgedehnten Talermünzung durch die Grafen von Schlick in Joachimstal. Zum Teil noch ins 15. Jahrhundert reicht die Herstellung einer Anzahl von Guldengroschen zurück, denen - wie Schrötter schon bemerkt hat - gewiß mehr der Charakter von Schaustücken als Kurrantmünzen anhaftet; eine Erscheinung, die ja über die Medaillons der römischen Kaiser bis auf die Höhepunkte griechischer Münzung mit ihren medaillenartigen Großsilberstücken zurückreicht.

Die Zwitterstellung der Haller Silberguldenmünze - hier schon mehrfach berührt - weist dieser Untersuchung den Weg zurück in der Richtung der Münze wie der Schaumünze. Wir wollen versuchen, beide Gesichtspunkte in gemeinsamer Betrachtung zu vereinigen, zumal bisher ganz überwiegend nur die Herkunft der gegossenen Bildnisschaumünze eingehender verfolgt wurde. Die immer wieder herangezogenen Siegel, vor allem deren Reiterdarstellungen, wirken sich auch auf die Rückseitengestaltung der Guldiner Erzherzog Sigmunds aus. Diese Zusammenhänge werden besonders aus dem unserem Buche beigegebenen Abschnitt über die Tiroler Siegel deutlich, weshalb ich hier nicht mehr näher darauf einzugehen brauche. Die Siegelstempel- und Münzeisenschneider der Zeit Sigmunds waren durchwegs deutschen Blutes, ihre Arbeiten wurzeln im Boden der tirolischen Kunst des 15. Jahrhunderts. Des gewiegteren Weidenpusch bedurfte man, um diesem Wollen einen monumentalen Ausdruck zu verleihen. Nichts also erinnert auf unseren Stücken stilistisch an die großartige Entwicklung, welche seit etwa 100 Jahren Münze und Medaille in Oberitalien durchschritten hatten, ausgehend von den venezianischen und paduanischen Anfängen, von denen die neuerlich durch P. Grotemeyer untersuchten geprägten Carrara-Medaillen und -Marken besondere Beliebtheit genießen (Taf. XVIII, 1-4). Mit Recht, denn sie bedeuten den Bruch mit dem veralteten Grundsatz, demzufolge nur der Kaiser auf Schaumünzen dargestellt werden durfte. Unter dem Einfluß dieser Renaissance-Auffassung von der Persönlichkeit entstanden ja wenig später Pisanellos gegossene Porträtmedaillen völlig privaten Charakters. Ihre Bildnisse wirkten unmittelbar auf die Gestaltung der gleichzeitigen Münzen in der Richtung einer Ausstattung mit wirklichen Porträten ein. In der Übertragung dieser bald zur Regel gewordenen inhaltlichen Neuerung liegt ein guter Teil des Einflusses von Süden her auf die Gestaltung der neuen Nominale, die als erste Münzen im Norden ein wirkliches Bildnis tragen. Von Hall ging auch die Verbreitung dieses Teiles der Reform nach dem deutschen Kulturkreis aus.

Die Zusammenhänge zwischen Bildnismünze und geprägter Schaumünze bedürfen auch für das italienische Gebiet trotz der seit Julius Friedländer mehrfach vorliegenden Untersuchungen und besonders für den Norden noch einer eingehenderen Prüfung. Soweit dieselben für uns in Frage kommen, lassen sie sich kurz etwa folgendermaßen zusammenfassen:

Francesco Sforza (1450-1466) setzte 1462 sein Bildnis auf die zahlreich ausgeprägten Ducati d'oro (Taf. XVIII, 6). Rasch nahm das Porträt auch vom Avers der Silbermünzen Besitz. Was die Verbreitung dieser kunstvoll geschnittenen Münzbilder für die Popularisierung des Fürstenbildnisses, also für die Politik möchte man sagen, bedeutet, geht weit über das hinaus, was wir ihnen mit Recht an Renaissancemäßigem zuzubilligen gewohnt sind. Nicht ohne Stolz sandte Francesco Sforza 1463 tausend Stück dieser neuen Dukaten an seinen Gesandten nach Neapel, dessen König sich beeilte, Goldmünzen nach gleicher Vorschrift und mit seinem Bilde schlagen zu lassen. Alsbald folgte dem Beispiel u. a. Papst Sixtus IV. (1471-1484; Taf. XVIII, 7). Der kulturelle Vorsprung des ferraresischen Hofes gegenüber dem mailändischen könnte sich nicht feiner als durch den bereits 1452 geprägten Dukaten Borso d'Este's (1450-1471) ausdrücken, der ersten Bildnismünze des Quattrocento Taf. XVIII, 5). Die Stempel schnitt kein Geringerer als Antonio Marescotti.

Unter den Nachfolgern der mailändischen Bildnismünzen ist die Lira des Dogen Nicolò Tron (1471-1473) die wichtigste. Erstmals 1472 als Äquivalent der libra denariorum ausgeprägt, trägt sie allein in der gesamten venezianischen Münzung gleich ihren Teilstücken das Brustbild des greisen Dogen von der Hand des Antonello di Piero detto della Moneta (Taf. XVIII, 8). Den nächsten Schritt nach vorwärts machte dann Mailand; Galeazzo Maria Sforza erließ am 4. Juni 1474 eine neue Münzordnung, welche die Ausbringung von Grossi zu 20 Soldi vorsah, die kurz Testone genannten Silbermünzen im Gewichte von je 9.8 g als Äquivalent eines Pfundes schwerer Denare (Lira milanese, Taf. XVIII, 9).

In den mailändischen Münzen der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts sind die Forderungen der Wirtschaft nach einem Ausbau des Systemes der Silbermünze und die nach einer sorgfältigen, künstlerischen Gestaltung des Münzbildes erfüllt worden. Mit Recht konnten die Münzer Galeazzo Maria Sforzas in eben diesem Jahre 1477 sagen, "che le monete de V. Excellenzia son le megliori monete che appareno in Italia". Es entspricht nur diesem Urteil, wenn bereits 1470 die italienische Prägemedaille des Quattrocento in dem berühmten Stück auf Galeazzo Maria Sforza ihre Vollendung findet, das neuerdings dem Stempelschneider Maffeo da Clivate zugeschrieben wird (Taf. XVIII, 10). Diese Schaumünze bildet jedenfalls ein Vorbild für die Testonenprägung; ins Deutsche übertragen begegnet uns jene in den hochreliefierten Schaustücken Sigmunds von Weidenpusch und Maximilians I. 1504 ff. Die in italienischen Veröffentlichungen beschriebenen Schaustücke der Visconti und Sforza aus Gold und Silber und in schwerem Gewicht sind Glieder einer Suite aus späterer Zeit und dürfen nicht etwa als Vorbild für die Haller Guldiner betrachtet werden.

Es ist kein Zweifel darüber, daß der kundige Antonio de Caballis das venezianische und mailändische Vorbild ein Jahrzehnt später in Hall durch Ausprägung des Pfundes Berner im Zwölfkreuzerstück (Pfundner) verwertete. Indem er aber darüber weit hinausgehend das Äquivalent des Goldguldens in Silber darstellte, konstruierte er einen unmittelbaren Anschluß an die Goldmünzung, den er ohne Währungsänderung schrittweise 1485/86 erreichte.

Ganz anders wieder äußert sich der Einfluß, welcher von Westen her auf die tirolische Entwicklung genommen wurde. Kam von Italien der Gedanke zur Ausprägung schwererer Silberstücke, so stellte Burgund die äußere Form für die Guldiner bei. Die Entwicklung der Prägemedaille in Frankreich und Burgund läßt durch ihre Bindung an die großen Münzstätten die nationale Eigenart stärker hervortreten. Dies fällt schon beim Rechenpfennig auf, der seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts in allen Zweigen des höfischen und öffentlichen Lebens Verwendung fand. Die geprägte Schaumünze blieb dann auch bis in die Gegenwart in Frankreich vorherrschend und es ist kein Zufall, daß wir eigentlich nur über sie zusammenfassend unterrichtet sind. An der Spitze der langen Reihe stehen die 1451 ff. geprägten Schaustücke auf die Vertreibung der Engländer. Trotz des großen Durchmessers (bis zu 82 mm) sind sie münzartig im niederen Relief, in der Darstellung (Wappen, Lilienkreuz, thronender König, Turnierritter) und in der mehrzeilig angeordneten Umschrift (Tal. XIX, 1). Diesen Geprägen Karls VII. (1422-1461) aus der Pariser Münze folgt eine ganze Anzahl entwicklungsgeschichtlich hochinteressanter Denkstücke, die sich nicht nur auf den König beziehen, vielmehr auch bereits religiöse Darstellungen aufweisen. Diese "gotischen Medaillen",wie sie Jean Babelon ausdrücklich nennt, erreichen gegen Ende des Jahrhunderts ihre Vollendung in den bestimmten Meistern zuteilbaren Bildnismedaillen auf Karl VIII. und Anna von der Bretagne, 1494 zu Lyon in der Münzstätte geprägt. Auf so ehrwürdiger Grundlage aufgebaut, erhielt sich die konservative Prägemedaille in Frankreich auch neben Laurana und Candida, obgleich diese Meister Neuartiges zu sagen hatten, ohne über die Motive hinausgehenden Zusammenhang mit dem Kurant.

Ähnliche Wege geht die Medaille in Burgund. Zunächst ist auch hier des Rechenpfennigs zu gedenken, der im Amts- und Geschäftsleben des reichen Landes eine besonders starke Verwendung fand. Wie weit sich selbst ein so unscheinbares Stück der Bildnismedaille nähern, ja diese völlig ersetzen konnte, erweist uns der bisher auf den Brügger Münzmeister Marc le Bungneteur bezogene Rechenpfennig mit ausgesprochenem Porträt auf der Vorder- und dem Markuslöwen auf der Rückseite; nach der Umschrift handelt es sich allerdings um einen Münzmeisterjeton. Nach den freundlichen Mitteilungen des Herrn Tourneur bezieht sich die Darstellung auf die für Brügge sehr wichtige Erneuerung der Privilegien der venezianischen Kaufleute im Jahre 1467. Das Bildnis stellt wahrscheinlich den venezianischen Botschafter Antonio Dandolo dar und rührt vermutlich von der Hand des Stempelschneiders Jacotin Dubies her (Taf. XIX, 2). Wenn wir auch der ganzen Veranlassung nach auf italienischen Einfluß schließen können, so bleibt dieses realistische Porträt, noch dazu auf einem Rechenpfennig angebracht und lange vor Candidas Ankunft in den Niederlanden geschnitten, ebenso beachtenswert wie vereinzelt.

Auch die Schaustücke der burgundischen Herzoge aus Gold und Silber reichen nicht entfernt an den unscheinbaren Kupferraitpfennig heran. Dafür geben sie uns die Gotik in der Medaille auf eine bisher durchaus nicht allgemein anerkannte Art und Weise. Nach einem handschriftlichen Valvationsbuch aus der Zeit König Philipps II. in der Bibliothèque Nationale zu Paris (fonds français 4923) dürfen wir die 1434 datierte Prägemedaille Philipps des Guten von Burgund als die älteste nördlich der Alpen entstandene ansehen (Taf. XIX, 3). Gleichwie in Frankreich ist auch hier der bildliche Zusammenhang mit den Goldmünzen des Herzogs (Cavalier d'or) wahrnehmbar, durch die Psalmumschrift eine Bezugnahme auf die Tendenz des 1429 von ihm gestifteten Vließordens wahrscheinlich gemacht. Sicher steht das Stück - ebenso wie die Medaille Sigmunds von Weidenpusch später in Tirol - als ein "Muster" mit der 1433 erlassenen Münzordnung Philipps in Verbindung, derzufolge 1434 mit der Ausprägung des Cavalier (Rijder) begonnen wurde. Der siegelmäßige Typus selbst ist in Burgund bereits unter Herzogin Johanna (1355-1383) nach dem Beispiele des franc à cheval König Johanns des Guten von 1360 eingeführt worden.

Der ungeheure Schwung des vorwärts stürmenden Reiters auf dem Schaustück Herzog Philipps weicht einem ruhigeren Bilde auf der Prägemedaille des Herzogs Arnold von Geldern (1423 bis 1465), das auch die Darstellung des denkwürdigen, 1477 auf die Vermählung des Erzherzogs Maximilian mit Maria, der Erbin von Burgund, geschlagenen Stückes beherrscht (Tafel XIX, 5). Angesichts der im Double patard stecken gebliebenen flandrischen Silberprägung stoßen jene Bestrebungen auf Schwierigkeiten, welche das Denkstück von 1477 als Versuch zu einer Reform des Münzwesens nach Art der einige Jahre später in Tirol durchgeführten hinstellen wollten; dagegen sprechen nicht nur die ganz anders gerichtete Fortbildung der flandrischen Silbermünzung, sondern auch die recht unterschiedlichen Gewichte des Schaustückes von 1477, das übrigens ursprünglich auch in Gold ausgebracht worden war:

Vs. MAXI'‡z‡MARIA‡DEI‡GRA'‡DVX‡z - DVCISS'‡AVSTRIE‡BG'‡LOT'‡BR'‡z+
Der von der Vließkette umgebene, vom Erzherzogshut und der Jahreszahl bedeckte Schild enthält eine Kombination von ziemlich willkürlich ausgewählten Wappen der im Besitz der steirischen Linie befindlichen Länder und der burgundischen Territorien; im Herzschilde ist das Wappen von Flandern mit dem deutschen Königsadier, nicht, wie ältere Beschreibungen meinen, mit dem Tiroler Adler, verbunden, da die Herzoge seit Johann III. (1312-55) den Titel eines Markgrafen des hl. römischen Reiches führen (A. de Witte, a. a. O. I, S.118.)

Rs. Doppeladler TOTA:PVLCRA:ES.AMI - CA:MEA:ET:M - ACVLA:NON:EST.IN:TE
Das Münzbild ist einem gotischen Altarschrein vergleichbar: unter einem dreiteiligen Bogen stehen die Figuren der Muttergottes mit dem Kinde und des hl. Andreas (r.) - die Heiligen des Ordens vom goldenen Vließe -, l. die des hl. Sebastian.

Können wir Darstellung und Stil mit dem zweifellos in Flandern gelegenen Entstehungsorte als übereinstimmend bezeichnen, so liegt in dem Schaustück Herzog Arnolds IV. von Geldern (Taf. XIX, 4) auch für die im Vergleich zu den ältesten französischen Medaillen verminderte Größe des Vermählungspfennigs (Durchmesser 40 mm) das Beispiel vor, das in weiterer Folge für die Gestaltung der Guldiner-Taler von ausschlaggebender Bedeutung geworden ist, nachdem Weidenpusch bereits einer ähnlichen Lösung vorgearbeitet hatte. Dieser formale Konzentrationsprozeß ist also unabhängig von den zunächst auf die Herstellung von Dickstücken gerichteten Tendenzen in Mailand und Tirol und im Anschluß oder parallel mit ähnlichen Erscheinungen in der französischen Prägemedaille erfolgt. Das geldrische Schaustück muß entsprechend den politischen Verhältnissen des Landes schon vor 1465 entstanden sein.

Während die Vorderseite mit dem unter einem Baldachin zwischen Wappen stehenden Herzog durchaus originell anmutet, steht die bildliche Ausstattung des Reverses (thronende Gottesmutter) im allgemeinen den französischen Schaumünzen nahe. Als Münzstätte kommt nur Arnhem in Betracht, das nach einer Mitteilung des Reichsarchives in Gelderland bereits 1281 den Doppeladler als Wappen führt. Damit mußte auch die Frage nach der Bedeutung des nämlichen Abzeichens in der Umschrift der Rückseite des Schaustückes von 1477 aufgeworfen werden; an dieser Stelle wäre - wenigstens nach jüngeren und häufigen Parallelen - das Münzstättezeichen zu suchen. Die schwierige Frage läßt sich durch die Beziehung des doppelköpfigen Adlers auf den Kaisersohn Maximilian lösen. In der heraldisch-sphragistischen Literatur sind Beispiele für den Gebrauch dieses Wappentieres durch die Kinder römisch-deutscher Kaiser von der Mitte des 13. bis in den Beginn des 15. Jahrhunderts zusammengestellt.

Das Eisen des Reverses der Vermählungsmedaille von 1477 kam 1490 noch einmal zur Verwendung. Diesmal allerdings in Verbindung mit einer auf Maxens Sohn, Philipp den Schönen, bezüglichen Vorderseite (Tal. XIX, 6). Die Meinung, es handle sich um ein Probestück zu einem durch die Münzordnung von 1489 vorgesehenen Gepräge, könnte daher zutreffen, zumindest müssen wir aber eine neuerliche Prüfung der Quellen abwarten.

Damit berühren wir die strittige Frage des burgundischen Einflusses auf die Reformen Maximilians I.. Wenn wir die Kapitel Münze und Rechenpfennig betrachten, so scheint hierfür die Lösung auf der mittleren Linie zu liegen. Solch weit hergeholte Beispiele benötigen fürs erste nicht einmal die verwandtschaftlichen Beziehungen zur Erklärung, wie denn auch die Guldiner Sigmunds erstmals 1488 nicht in der unmittelbaren Umgebung Tirols, sondern durch Herzog René von Lothringen in Gestalt, Gewicht (Goldguldenäquivalent) und bis in die Einzelheiten der Bildnisseite nachgeahmt wurden (Taf. XIX, 75).

Der Charakter der Schaumünze ist für das lothringische Stück besonders sinnfällig, denn erst mehr als ein Jahrzehnt später ging Rene zur Prägung von Testonen über, die doch entwicklunggeschichtlich dem Guldiner vorausgehen müßten. Verschieden von dem Bilde der tirolischen Großsilbermünzung ist die entscheidende Initiative des ehrgeizigen und kriegerischen Herzogs, dessen geradezu herausfordernde Stellung auf dem Schaugroschen im übrigen von den viel plumperen Kurrantstücken übernommen ist. Wir dürfen daher annehmen, daß nicht der Stempelschneider von Nancy, Guillaume Hanes, sondern der von Verdun berufene Goldschmied Jehan Bigotel die Eisen geschnitten hätte. Gerade in den Jahren 1486/87 wurde eine Reihe von Versuchen zur Ausgestaltung des lothringischen Münzwesens unternommen. Die Ausbringung rheinischer Goldgulden und Silberdoppelgroschen (4.13 g), schließlich die Belebung des Bergbaues erinnern an die gleichzeitigen Vorgänge im Lande Sigmunds.


Wir sahen, daß die geprägte Schaumünze in Italien, Frankreich und Burgund der Gußmedaille zeitlich vorangeht; zunächst in der anspruchsloseren Form von Marken und Rechenpfennigen, später in teilweise von antiken Vorbildern, von Siegel- und Münzbildern abhängigen, aber ansehnlicheren Stücken. Deren Zahl ist aber verhältnismäßig gering und es bedurfte eines längeren, von starken Kräften geführten Prozesses, um parallel mit der Ausbildung der großen Silbermünze auch der Prägemedaille breiteren Boden zu verschaffen. Diese Voraussetzungen waren für den deutschen Kulturkreis nirgends günstigere als unter Erzherzog Sigmund in Tirol. Die entscheidenden Anregungen des Antonio de Caballis fanden den Boden durch den Humanismus wohl vorbereitet, der damals auch im Norden der Alpen die Oberhand zu gewinnen im Begriffe war. Sigmund war in seinen Ideen erzogen worden, sie fanden Zutritt an seinem Hofe. Individualismus und Naturalismus sind auch die Kennzeichen seines Bildnisses auf den neuen Münzen, die wir mit Recht ebenso wie die deutsche Gußmedaille auf der Grundlage des Humanismus entstehen und sich zur geprägten Schaumünze fortentwickeln sehen. Diese wird aber damit zugleich ein Vorläufer, allerdings ein bisher meist übersehener, der gegossenen Bildnisschaumünze, wie sie dann in Augsburg und Nürnberg erblühte. Dadurch aber erhält auch die deutsche Spätgotik ihre Medaille. Das Werden vollzog sich unter einem mit der Ausbildung des reich gegliederten Münzsystems zu Hall 1482-1486, dessen Entstehung unter stärkster Einwirkung des deutschen Frühkapitalismus nicht geleugnet werden kann, gleichviel ob wir hierbei an die Entwicklung des deutsch-italienischen Warenaustausches über die Tiroler Pässe, die Bergbetriebe, den Edelmetallhandel und die darauf begründete Kredit- und Pfandwirtschaft denken.

Die unten gewürdigte Literatur faßte die Guldiner Erzherzog Sigmunds von ihrer ursprünglichen und epochalen geldgeschichtlichen Bedeutung als "Ahnherren" des deutschen Talers auf, der in jeder Form nur eine Nachahmung des Haller Guldengroschen von 1486 darstellt. Diese ausschließliche Funktion der Tiroler Silberguldenmünze ist aber zuerst schon von Richard Ehrenberg, dem ausgezeichneten Kenner der Finanzgeschichte dieser Zeit, bestritten worden.

Und "jener Silbergulden Sigmunds war nicht der eigentliche Gegenstand seiner Münzreform, der war vielmehr das gleichfeine Sechskreuzerstück". So Friedrich von Schrötter in seiner grundlegenden Kritik des deutschen Münzwesens. Von der anderen Seite gesehen, hat Julius von S chlosser gezeigt, daß die Medaille "nur in den seltensten Fällen ihre Abkunft vom gemünzten Gelde" verleugnet habe. Mit Karl Domanig bezeichnet er das Schaustück Sigmunds als "die älteste deutsche Medaille", wie denn das Wort Medaille selbst von der Münze herkommt.

Im positiven Sinne hat jener dann die Frage beantwortet, ob die Guldiner und Halbguldiner nicht auch die Zwecke einer Schaumünze erfüllt hätten, wozu sie durch die Anbringung des fürstlichen Bildnisses, durch Größe und kunstvolle Ausführung vor allen anderen Geprägen ihrer Zeit geeignet gewesen wären. In fortschreitender Erkenntnis hat Domanig diesem Gedanken in seinen Arbeiten Ausdruck verliehen, der - über die Zufälligkeiten und Schwankungen der Zuschreibungen dieses oder jenes Stückes an irgend einen Meister hinaus - Geltung behielt. Die spätere Forschung hat diese Beobachtungen so ziemlich unbeachtet gelassen. Insbesondere ist in den einleitenden Kapiteln von Georg Habich's "Deutschen Schaumünzen" darauf nicht Bezug genommen worden, obgleich dieselben gegenwärtig die bedeutsamsten Äußerungen zur Frage nach der Entstehung der deutschen Medaillen darstellen. Ausführlicher wird darauf in dem die Zeit Maximilians I. behandelnden Bande des Corpus der geprägten deutschen Schaumünzen zurückzukommen sein.

Die vorstehenden Ausführungen haben nicht die Absicht, die geldgeschichtliche Bedeutung der Haller Guldengroschen zu verdunkeln, ihre Absicht ist es vielmehr, die Anfänge der geprägten Schaumünze von einem weitere Umschau gewährenden Standpunkt aus zu betrachten und im Sinne der Ausführungen A. Loehr's für die Einheit einzutreten, die beide Gruppen von Denkmälern - Münzen und Schaumünzen - bilden. Der an den hier behandelten "Inkunabeln" der Prägemedaille mehrfach beobachtete, im einzelnen noch zu klärende Charakter von im Laufe einer Münzreform hergestellten Musterstücken ansehnlicheren Formates bestätigt diese Zusammenhänge aufs Neue.

...

Zusammenfassung

Die Vielseitigkeit der im Vorstehenden erörterten Materie läßt eine kurze übersichtliche Würdigung an dieser Stelle geboten erscheinen.

Das System der Haller Silbermünzen auf Grund der Reform von 1482 bis 1486 ist ein Ergebnis der besonderen tirolischen Bedingungen in allgemeiner wie in persönlicher Hinsicht und der auf das Land zur Zeit ihrer Durchführung einwirkenden Kräfte. Diese äußern sich einerseits in der oberitalienischen Vorbildern entnommenen grundsätzlichen Anlage des Werkes, das von der Münzung des Pfund Berner Gegenwertes seinen Ausgang nahm, während dessen Halbstück, der Sechser, "als das Zeitgemäßere" zunächst wenigstens die übrigen gleichzeitig oder wenig später geschaffenen Nominale überdauerte. Zweifellos nahm aber auch der Bedarf an handsamer guter Münze des am Durchzugs- und tirolischen Silberhandel vor allem beteiligten Hauses Fugger und anderer Firmen, wie der Paumgartner-Gesellschaft in Kufstein, Einfluß auf die Ausnützung des nun erzielten großen Fortschrittes.

Die Möglichkeit aus dem Vollen zu schöpfen, förderte die Pläne des obersten Amtmannes. Im Frühjahre 1485 hatte der vom Roß mit der Ausbringung des Silberguldiners zunächst als Dickstück von den Stempeln des Halbguldiners das Gebäude fertiggestellt. In die Zeit der bereits erfolgten Absetzung (Spätherbst 1485) vom Amte fällt die 1486 vollzogene formale Umstellung der Guldinerprägung vom italienisch beeinflußten Dickstück auf die breiteren Schrötlinge der flandrischen Schaustücke. Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir auch darin ein Zeichen jenes bedeutsamen Umschwunges in der habsburgischen Politik nach den Niederlanden hin erkennen.

Empfahl sich beim Golde der Anschluß an den rheinischen Gulden, dessen Feingehalt (18 Karat) und Aufschnitt (84 Stück auf die rauhe Wiener Mark) ziemlich genau übernommen wurden, so galt es für die Silbermünze neue Normen zu suchen und zu finden. Rechnungsmäßig fußte Anthonis Reform auf dem alten Meraner zwanzig Berner Stück, dem Kreuzer, der seit 1473 bei einer Aufzahl von 264 Stück auf die rauhe und 528 Stück auf die feine Wiener Mark 8-lötig ausgebracht wurde (Rauhgewicht 1.1 g, Feingewicht 0.53 g). Unter Sigmund endet die Kreuzerprägung erst 1487, nicht wie R. Geyer in seinen, das Wesentliche des Problems von der metrologischen Seite her erschöpfenden Ausführungen bemerkt hat, bereits 1486. Gegenüber dem Kreuzer spielte der bis 1489 gemünzte dreilötige Vierer nur mehr die bekanntere Rolle des stets verschlechterten österreichischen Pfennigs: Aufzahl 564, bzw. 3008, Rauhgewicht 0.5 g, Feingewicht 0.1 g.

Die Haller Groschenmünze bedeutete mit ihrer Fünfzehnlötigkeit ein Hinausgehen über alle damals üblichen Legierungen, ebenso wie sie im Gewichte alles bisher Erreichte weit hinter sich ließ. Der völlige Mangel eines urkundlichen Niederschlages, der dem neuen Münzfuß zugrunde liegenden Ideen wurde oft beklagt. Vielleicht bietet gerade das testimonium ex silentio mit den Nachweis für die entscheidende Beteiligung Anthonis vom Roß an der Gestaltung unserer neuen Nominale. Die Versuche gingen, wie wir gesehen haben, bereits auf das Jahr 1479 zurück. Die von Wolfgang Peck vorgelegte Schickung (95/1000. fein) entspricht fast der 15-Lötigkeit (0.937). Zur restlosen Klärung dieser Fragen erscheint eine exakte Prüfung des Soll-Gewichtes und Feingehaltes aller Gepräge unerläßlich, die zur Haller Reform in irgendeinem Verhältnis stehen. Für die Lira Tron hat Papadopoli eine Feinheit von 948/1000 festgestellt, was nicht übersehen werden kann.

Für die 15-lötigen Sorten lauten die durch unser Material belegten Zahlen nach der Tabelle von R. Geyer folgendermaßen:
    Anzahl auf die Wiener Mark    Raugewicht  Feingewicht
rauhfeingg
Guldiner8,89,3931,93 29,92
Halbguldiner17,618,7715,9614,96
Pfundner4446,936,395,98
Sechser8893,863,192,99

Der mehrfach berührte, sich über das rein münzmäßige hinaus entwickelnde Charakter der ganz schweren Sorten dieser Groschenmünze im Sinne ihrer Verwendung als Verehrpfennige, als Medaillen im Münzgewichte, braucht nicht weiter erörtert zu werden. Eine wichtige Parallele aus späterer Zeit hat neuestens Eduard Holzmair an Hand der Salzburger Talerprägung des Erzbischofs Mathäus Lang von Wellenburg behandelt (Mitteil. der Ges. f. Salzburger Landeskunde, 75. Bd., 1935).




Die Sechser (Sechskreuzerstücke, "kleine Groschen")

Der Beginn der Sechserausprägung fällt in das Jahr 1482; sie wurde mindestens bis zum Tode des Erzherzogs Sigmund fortgesetzt. Die Stempelzahl und die Mannigfaltigkeit der Typen zeugt von einer lange dauernden Münzung dieses Nominales, das eben seit seiner Schaffung auf Jahrzehnte hinaus den Silberreichtum des Landes für den Geldverkehr in geprägter Form vermittelte. Der Sechser war die eigentliche Grundlage der Münzreform unter Sigmund, er war der grossus (Groschen) katexochen und spielte in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts dieselbe Rolle, wie sie bis dahin der Meraner grossus, der Kreuzer, versehen hatte.

Der Charakter als Großmünze drückte sich vor allem in der Aufnahme eines individuell gehaltenen und künstlerisch behandelten Bildnisses des Münzherrn aus. In den Stempelschnitt teilen sich nach der folgenden Übersicht die drei Meister Konrad Michelfelder, Wolfgang Peck und Wenzel Kröndl. Für die zeitliche Anordnung waren die Zeichnung des Bildnisses und die Gestaltung der Umschrift maßgebend.

Reihung und Zuteilung der Stempel.

Dem Vorderseiten-Stempel n.35 kommt, ohne daß allerdings der Meister sicher bestimmbar wäre, ein Platz für sich allein zu, denn die gänzlich abweichende Behandlung dieses Porträts gestattet es nicht, die folgenden Gepräge unmittelbar anzuschließen; dagegen ist die zu n.35 in Verwendung gelangte Rückseite, wie die verschiedene Form des Trennungskreuzes beweist, nicht zugehörig, sondern der folgenden Stempelgruppe entnommen. Diese (n.36-38) kann mit Sicherheit der Hand Conrad Michelfeiders zugeteilt werden, was aus der Übereinstimmung des Teilungskreuzes und ganzen Schriftcharakters einerseits mit den frühen Goldgulden, anderseits mit dem ersten Pfundnerstempel hervorgeht, besonders aber auch durch das auf letzterem ebenso wie auf den Sechserstempeln n.38 und 37 (Vorder- und Rückseite) vorkommende eigenartige Trennungszeichen ʘ bestätigt wird.

Die weiteren Stempel n.39-44 dürfen wir ohne Bedenken der Hand Wenzel Kröndls zuweisen, welcher im Spätherbst 1482 ebenfalls mit der Anfertigung von Sechserstempeln betraut wurde. Der bisher in einem einzigen Exemplar bekannt gewordene Stempel n.39, der sich in dem als Trennungszeichen verwendeten Ringlein auf der Vs. und besonders in der Art der Verteilung der Umschrift der Rs. enge an die ersten Stempel Michelfeiders anschließt, läßt sich als das in HMR VB, fol. 4 ff. zu 1482 Dez. 12 erwähnte, von Kröndl gelieferte "Muster" auffassen; die Seltenheit dieses Stempels würde dafür sprechen. Die ebenfalls selteneren Gepräge n.40 und 41 stellen den Übergang zu den folgenden n.42-44 dar, die unter sich jedenfalls eine engere, durch das breite, gedrückte Brustbild charakterisierte Gruppe bilden. Die einheitliche Verwendung der Röhrenform für den Armteil des Harnisches würde die Zuteilung aller dieser Stücke an Kröndl nahelegen, doch ist andererseits die von den vorhergehenden und nachfolgenden Geprägen verschiedene Behandlung der Haare auf n.42 und 43a,b nicht zu leugnen. In dem mäßig seltenen Stempelpaar n.45, das sich von allen übrigen durch seinen derben Schnitt, die Größe der Buchstaben und das geringelte Haar, von den früheren aber insbesondere auch durch den aus "geschobenen folgen" bestehenden und oben mit der "Schwebescheibe" besetzten Armharnisch unterscheidet, haben wir jenen Musterstempel zu Sechsern, der nach HMR V B fol. 4 ff. auf Befehl des obersten Amtmanns um Neujahr 1483 bei Wolfgang Peck bestellt wurde, zu erkennen. Er diente dann dem damals zum ständigen Eisengraber der Münze bestellten Kröndl als Vorbild für die von ihm weiterhin angefertigten Sechserstempel, wie die Nachbildung der vorerwähnten Armdetails auf den folgenden Stücken 46 bis 49 zeigt (auf den ersten beiden sind noch die "Folgen" zu erkennen, auf den letzteren ist an deren Stelle wieder eine gefurchte "Röhre" getreten, die Schwebescheibe aber geblieben). Darüber hinaus gewinnt dieser Peck'sche Probestempel deshalb außerordentliche Bedeutung, weil er das Leitstück für die Beurteilung der gleichartigen Halbgulden- und Guldenproben bildet, von denen bei den betreffenden Gruppen die Rede sein wird.

Allgemeiner Typus.
Vs. + SIGISMVND[us] ARChIDVX AVSTRIE
Geharnischtes Hüftbild mit auf den Achseln befestigtem, umgehängtem Mantel von r. Auf dem Haupte der Erzherzogshut, in der R. das an die Achsel gelehnte Kugelszepter, die L. am Schwertgriffe ; der Harnisch mit gotischer, geschifteter Brust. Die Umschrift zwischen Strichelkreisen.
Rs. + GROS[sus] COMITIS TIROL[is]
Großes Kreuz mit ausgebogenen Enden, in dessen Winkeln die vier Schilde Haus Österreich, Tirol, Steiermark und Kärnten. Die zwischen Strichelkreisen laufende Umschrift wird durch das Kreuz geteilt.

Es folgen Details zu den n.35 bis n.49.

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