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Die kaiserliche Münzstätte in Verona

Erich Egg
in: Die Münzen Kaiser Maximilians I., S.84-85

Schließlich ist noch eine Münzstätte zu nennen, die zeitweise von Maximilian betrieben wurde: Verona. Die Stadt am Alpenrand, das Einfallstor nach Italien, war eines der Ziele im Kriege Maximilians gegen Venedig. Tatsächlich war sie von 1509 bis 1516 in kaiserlichem Besitz. Im Friedensvertrag mußte sie Maximilian aber 1517 wieder an Venedig zurückgeben. Viel Blut war vor den heißumkämpften Mauern der Stadt umsonst geflossen. In dieser Stadt ließ der Kaiser eben in den Jahren 1510 bis 1516 eine Reihe von Münzen nach dem oberitalienischen Münzfuß, aber mit seinem Bildnis, prägen. Die Großmünzen sind 1515 und 1516 entstanden. Voran stehen Golddukaten in zwei Stempeln, die nach schriftlichen Quellen 1515 geprägt wurden. Die Dukaten zeigen auf der Vorderseite das Brustbild Maximilians nach links in Harnisch und Krone und auf der Rückseite den sitzenden hl. Zeno, den Patron Veronas. Der Titel kommt sowohl als MAXIMILIANVS▴CAESAR als auch als MAXIMILlANVS▴IMPERA(TOR) vor. Das Gewicht beträgt 3.5 g.
  Als Großsilbermünze wurden 1515 und 1516 Testoni (Lira, Drittelguldiner zu 20 Kreuzern) geprägt. Die Vorderseite zeigt das Brustbild Maximilians im Harnisch (Bild 1), die Rückseite den doppelköpfigen Kaiseradler. Das Münzbild ist eindeutig nach dem Vorbild der Haller Viertelguldiner Marco Cavallis (1506) geprägt. Das Untereisen dieses Testone mit dem Bildnis Maximilians und der Jahrzahl 1516 befindet sich im Besitz des Tiroler Landesmuseums Innsbruck (Bild 2). Ursentaler bildet in einem Gutachten vom 14. Juni 1527 (LRA; Egg, a. a. O., Kat.-Nr. 155) diese Testoni ab und gibt ihren Wert mit 20 Kreuzern und ihren Feingehalt mit 15 Lot an (Bild 3). Sie waren also eindeutig Drittelguldiner. Daneben gibt es noch weitere Testoni ohne Jahrzahl mit dem Brustbild Maximilians und dem hl. Zeno auf der Rückseite, mehrere Typen von halben Testoni und Sechsdenarstücken (Sesino) mit dem Bildnis des Kaisers.
Die Rückseite trägt immer die Umschrift VERONA▴CIVITAS▴METROPOLIS oder S▴ZENO▴PROTECTOR▴VERONAE. Die Vorderseite lautet MAXIMILIANVS▴CAESAR.

Die Denare (Bagattino) aus Kupfer haben auf der Vorderseite die Büste des hl. Zeno und auf der Rückseite den kaiserlichen Doppeladler mit dem Herzschild Österreich und der Umschrift DVX▴AVSTRIAE. Die Testoni wiegen 9.6 g, die Halbtestoni 3.8 g, die Sesini 6.7 g und die Denare 1.5 g. Die größeren Münzen haben alle eine Blüte, die als Zeichen des Stempelschneiders oder Münzmeisters angesehen werden kann. Die Eisen wurden vermutlich in Mantua geschnitten, denn am 27. März 1516 erhielt "Vincentz de Caballis, Baumeister des Markgrafen von Mantua, der uns im nächstvergangen 1515 jar etliche müntzeysen von Mantua untz gen Hall nachgefuert hat", 60 Gulden Abfertigung. Vinzenz dürfte ein Nachkomme Marco Cavallis (Caballi) gewesen sein, der 1506 in Hall mehrere Eisen geschnitten hat, zumal das Bildnis Maximilians auf den Veroneser Testoni mit Haller Stempeln Marco Cavallis sehr eng verwandt ist. Wer in Mantua die Eisen geschnitten hat, ist nicht bekannt. Da aber die Testoni von Verona die Jahrzahlen 1515 und 1516 tragen, handelt es sich ziemlich wahrscheinlich um die Münzeisen, die Vinzenz Caballis 1516 von Mantua gebracht hat.

Bild 1: Testone von Verona, 1516.
Abschlag nach dem Untereisen im
Tiroler Landesmuseum Innsbruck (vergrößert)

Bild 2: Prägestock (Untereisen) vom
Testone 1516 (Tiroler Landesmuseum Innsbruck)

Die Münzprägung in Verona ist einerseits durch die Haller Prägungen Marco Cavallis angeregt und anderseits durch die späten Haller Viertelguldiner, die den Testoni an Gewicht und Größe ähneln, beeinflußt. In der Münze von Verona trafen die italienischen Errungenschaften des Prägebildes mit den Ideen, die Maximilian von der Münze hatte, für wenige Jahre glückhaft zusammen. Mit dem Testone als Drittelguldiner war eine Konvertierbarkeit des italienischen Münzsystems mit der österreichischen Guldenwährung gegeben.


Bild 3: Älteste Abbildung des Testone von Verona, 1516, in einem Valvationsbericht
Ulrich Ursentalers vom 14. Juni 1527 (Landesregierungsarchiv Innsbruck)

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Ks. Maximilian in Verona 1509-1516


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