Schmalkaldischer Bund

Münzen und Medaillen mit Bezug auf den Schmalkaldischen Bund

Augsburger Reichstag 1530 und Gründung des Schmalkaldischen Bundes 1530/31
Unterzeichnung der "Verfassung zur Gegenwehr" 1535 in Schmalkalden
Bundestag 7.2.-6.3.1537 in Schmalkalden zur Konzilsfrage
Vertreibung Herzog Heinrichs d. J. 1542
Restitutionsversuch und Gefangennahme Herzog Heinrichs d.J. 1545
Reichstag 1546 zu Regensburg
Schmalkaldische Krieg 1546 - 1. Phase an der Donau
Schmalkaldische Krieg 1546/47 - 2. Phase in Sachsen
Braunschweigs Kampf um Unabhängigkeit gegen Herzog Heinrich d.J.

Augsburger Reichstag 1530 und Gründung des Schmalkaldischen Bundes 1530/31
Nach seiner Kaiserkrönung in Bologna begab sich Karl V. 1530 zum Reichstag nach Augsburg, wo er sich persönlich um die Kontroverse in Religionsfragen im Reich kümmern wollte. Seit dem Reichstag in Worm 1521, der mit einem Edikt gegen Luther geendet hatte, konnten die Lutheraner ihre Position zwar ausweiten, sie standen aber einer altgläubigen Mehrheit auf den Reichstagen gegenüber. Ausserdem bedrohte das Reichskammergericht die Ausbreitung der neuen Lehre und die damit verbundene fortschreitende Säkularisation von Kirchengütern.
Als Reaktion auf diesen Reichstag gründete sich zur Jahreswende 1530/31 der Schmalkaldische Bund, später so genannt nach dem häufigsten Tagungsort Schmalkalden. Das Bündnis von mehreren protestantischen Fürsten und Reichsstädten wollte gemeinsam gegen die zu erwartenden Religionsprozesse vor dem Reichskammergericht vorgehen. Ausserdem wurden die Grundlagen für eine militärische Verteidigungsgemeinschaft bei Konflikten in "Sachen der Religion" als ultima ratio gelegt.

Unterzeichnung der "Verfassung zur Gegenwehr" 1535 in Schmalkalden
Nach jahrelangen Verhandlungen wurde schliesslich die "Verfassung zur Gegenwehr" am 23.12.1535 auf dem Bundestag in Schmalkalden in Kraft gesetzt. Die bislang in das Ermessen jedes einzelnen Bündnisteilnehmers gelegte Ausgestaltung der gegenseitigen Hilfe, die sich die Bündner 1530/31 vertraglich zugesagt hatten, wurde nun als gesamtbündnische Verpflichtung organisiert. Die Verfassung regelte die Stimmverteilung und die finanziellen Lasten unter den Verbündeten, den Oberbefehl und die Truppenstärke. Die beiden mächtigsten Bündnismitglieder, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, wurden Hauptleute des Bundes und hatten eine führende Rolle bei der Entscheidungsfindung.


Medaille 1535, auf die Erneuerung des Schmalkaldischen Bundes
von Hieronymus Magdeburger.     Ø 39 mm, 17,20 g.   Hoffmeister 280; Schütz 402; Tentzel 7/6.
Hessische Seite:   +VON·GOTTES·GNADEN·PHILIPS·LANTGRAVE·ZV·HESSEN
Brustbild Philipps von vorn mit Federhut. Jahreszahl 15 - 35 im Feld.
Sächsische Seite :   +VON·GOTS·GNADEN·IOHANS·FRIDERICH·HERZOG·ZV·SAchsen
Brustbild Johann Friedrichs im Profil und mit bloßem Haupte. Jahreszahl wie vor, aber
die Ziffer 3 steht seitenverkehrt, was von Zeitgenossen post festum als böses Omen gedeutet wurde.
Kurfürst Johann Friedrich wird hier versehentlich nur als Herzog betitelt.
Die deutsche Umschrift betont das nationale Bewußtsein, denn eigentlich waren lateinische Umschriften üblich. Ausserdem wurden die geprägten Originalstücke direkt an das interessierte Publikum verkauft.


Medaille 1536 von Wolf Milicz.     Ø 42,5 mm, 24,9 g.   Katz 270.
Vs.:   ·CONTRAFRAITWRA·IOAN·FRIDERICI·ELECTORIS·DVCIS·SAXONIE·MDXXXVI
Fehlerhaftes Latein: CONTRAFACTURA = Bildnis.   Brustbild Johann Friedrichs halbrechts mit Halskette.
Rs.:   NON·FRVSTRA·GLADIVM·GESTAT·NAM·DEI·MINISTER·EST·VLTOR·AD·IR·
Fehlerhaftes Bibelzitat, nach Tentzel übersetzt:
"Sie (die Obrigkeit) führt das Schwert nicht umsonst, denn sie ist Gottes Dienerin als eine Rächerin"
Drei Ritter mit meißnischen (links), kursächsischen und thüringischen (rechts) Helmen im Kampf
mit Fußsoldaten, am Boden zwei Gefallene.
Tentzel ordnet diese Medaille der Bundestagung 1536 in Frankfurt am Main zu, Wieland Jung einer
Tagung in Schmalkalden. Beide Ereignisse waren jedoch wenig bedeutsam. Die vorgeschlagenen
Zuordnungen sind daher wenig überzeugend.

Bundestag 7.2.-6.3.1537 in Schmalkalden zur Konzilsfrage
Auf dem "glanzvollsten Fürstentag" in Schmalkalden erschienen 11 Fürsten, 6 Grafen, Vertreter von 28 Reichsstädten, Gesandte des Kaisers, des Papstes und der französischen und dänischen Könige sowie Vertreter von 5 weiteren Fürsten. Angereist waren auch 42 ev. Theologen, darunter Luther und Melanchthon. Marin Luther erkrankte jedoch und musste vorzeitig abreisen. Man beriet über das für 1537 nach Mantua einberufene Glaubenskonzil. Eine Beteiligung am Konzil wurde abgeleht, "da der Papst Richter in eigener Sache sein wolle". Durch die Absage geriet der bis zum Konzil vereinbarte Religionsfrieden in Gefahr. Doch weiterer Widerstand gegen das Konzil und seine mehrfache Vertagung relativierten die Bedeutung der schmalkaldischen Absage.


Geprägte Silbermedaille 1537 von Wolf Milicz.     Ø 50 mm, 35,95 g.   Slg.Merseb.545; Katz 274.
auf die Bundestagung von 1537 in Schmalkalden.

Vs.:   · IMAGO · IOANNIS · FRIDERICI · ELECTORIS · DVCIS · SAXONIAE ·
Brustbild Johann Friedrichs halbrechts, jetzt fälschlicherweise mit dem Orden vom Goldenen Vlies (!)
an einer Perlenkette.

Rs.:   Kampf von sechs Turnierreitern.   Im Abschnitt:
NON·FRVSTRA·GLAD / IVM·GESTAT·NAN·D / EI·MINISTER·EST / VLTOR·AD·IR· / MDXXXVII
(Text analog der vorherigen Medaille)
Falls Johann Friedrich diese Medaille bestellt haben sollte, dann sicher ohne dem Orden seines Kontrahenten!

Beide Medaillen verwenden auf der Rückseite den selben Bibelspruch, jedoch in Verbindung mit abweichenden Bildern: auf der Medaille von 1536 besiegen die sächsischen Reiter Fußsoldaten, während die Medaille von 1537 sächsische Reiter zeigt im Kampf gegen gleichstarke "von Stande", mit noch offenem Ausgang. Es erscheint naheliegend, den im Bibelspruch angezeigten Machtanspruch des indulgenten Kurfürsten 1536 auf die unterlegenen Wiedertäufer zu beziehen und 1537 auf die drohende Gefahr durch die kaiserlichen Altgläubigen. Der Kurfürst hatte sich bei der Niederwerfung der Wiedertäufer 1535 in Münster mit Hilfstruppen beteiligt, war aber auch 1536 noch mit der Verfolgung von ketzerischen Untertanen und Wiedertäufern befasst.   [P. Gaschütz].


Vertreibung Herzog Heinrichs d. J. 1542
Im Streit zwischen der Reichsstadt Goslar, ein Mitglied des Bundes, und Heinrich d. J., Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, vor dem Reichskammergericht kam es zur einem einseitigen Urteil gegen die Stadt. Heinrich wollte die damit verbundene Acht vollstrecken, obwohl der Kaiser die Acht suspendiert hatte und Heinrichs Freunde ihm davon abrieten. Deshalb führten der Kurfürst und der Landgraf - als Präventivmaßnahme zum Schutz Goslars - ein überlegenes Heer gegen Heinrich, der schließlich fliehen musste. Wolfenbüttel kapitulierte am 13.8.1542, das Herzogtum wurde besetzt und die Reformation allgemein eingeführt.
Den Rammelsberg, um den sich Goslar und Herzog Heinrich d.J. gestritten hatten, nutzten nun die Sieger. Aus dem Westharzer Silber schlugen die Hauptleute des Schmalkaldischen Bundes ihre Bundesmünzen: Taler, Halb- und Vierteltaler. Dafür wurde in Goslar eine eigene "Bundesmünzstätte" eingerichtet. Die von 1542 bis 1547 reichlich geprägten Bundesmünzen dienten auch der Propaganda.

1. Typ (1542): Doppeltaler, Taler, halbe und viertel Taler von den selben Stempeln.


1. Schmalkaldischer Bundestaler 1542, Goslar.     Ø 40 mm, 28,93 g.
Schnee 119; Schütz 415; Dav.9737.

Hessische Seite:   PARCER - E:SVBI - E - CTIS.ET - DEBELL / ARE: - SVP - ER - BOS
d.h auf zwei Schriftkreise verteilt: PARCERE SVBIECTIS ET DEBELLARE SVPERBOS
"Schone Unterworfene und bezwinge Hochmütige" (Virgil, Aeneis)
geharnischtes Hüftbild Philipps des Großmütigen, in der Rechten Kommandostab,
die Linke am Schwertgriff. Im Feld um den Kopf:
4-Z | PH - LA G   (Jahreszahl | Titel Philipps).
Sächsische Seite:  IOHANNES FRIDERICVS DVX SAXONIAE BVRGGRAVIVS MAGDEBVRGENSIS
hier aber :  IOHAN.ER - IDERIH D - SAC:BVRG: - MADEBV:   von Wäppchen unterbrochen,
innerer Schriftkreis : 
:SOLI: - :DEO: - :VICTO - RIA:   "Unser Sieg ist allein von Gott"
Brustbild von Johann Friedrich, Kurfürst von Sachsen, mit Kurzschwert und umgelegtem Hermelinmantel.

Die gemeinsame Gegnerschaft zum Kaiser hinderte den Kurfürst und den Landgrafen nicht, eigene Interessen zu verfolgen, auch gegeneinander:
Als der Landgraf 1534 seinen Einfluss auf Süddeutschland erweiterte durch die Rückführung Herzog Ulrichs nach Württemberg, musste dies ohne die Unterstützung des Schmalkaldischen Bundes geschehen, da der Kurfürst die Verabschiedung der bereits fertig gestellten "Verfassung zur Gegenwehr" verzögerte. Der Kurfürst wiederum hatte schon viel früher gegen Herzog Heinrich d.J. zu Felde ziehen wollen, war aber lange vom Landgrafen davon abgehalten worden.

2. Typ (1542-1547): Taler sowie Doppeltaler und 1½-fache Taler mit vielen Stempelvarianten,
darunter 1542 eine sehr seltene Variante mit dem Kürfürsten im Profil (Keilitz 227.1; Schütz 419)


2. Schmalkaldischer Bundestaler 1543, Goslar.     Ø 40 mm.
Keilitz 228; Schnee 131; Schütz 428; Dav.9740,     geprägt mit Jahreszahlen 1543 bis 1547

Hessische Seite:   ·PHILIP. - D:G·LANd - Gravius - HASSIaE - C.K.D3N
[ Philippus Dei Gratia Landgravius Hassiae Comes Katzenelnbogen Dietz Ziegenhain Nidda ]
Wappen in der Umschrift: Lgft. Hessen (oben), Gft. Katzenelnbogen (rechts), Gft. Diez,
Gft. Ziegenhain und Gft. Nidda (links).
Geharnischtes Hüftbild von Philipp, in der Rechten Kommandostab, die Linke am Schwertgriff, Jz. im Feld.

Sächsische Seite:   IOHAN·F - REDERIC - D·SAC·B· - MAGDE·  
"Johann Friedrich Herzog von Sachsen, Burggraf von Magdeburg"
Wappen in der Umschrift: Kurfürstentum Sachsen (oben), Lgft. Thüringen (rechts),
Bgft. Magdeburg und Mgft. Meißen.
Brustbild des Kfst. Johann Friedrich von Sachsen im Hermelinmantel mit geschultertem Schwert fast v. v.
Beide Münzseiten können als Vorderseite betrachtet werden, da sie je einen der Münzherren anzeigen.

Auf beiden vorangehenden Münzen sind Kurschwert und Kurmantel unübersehbar, dafür fehlt ELECTOR, der Titel des Kurfürsten. Johann Friedrich scheint der Titel Burggraf von Magdeburg hier wichtiger zu sein. Als solcher versuchte er in Magdeburg seine weltlichen Befugnisse als Schutzherr gegen dem Erzbischof Albrecht auszubauen und die Reformation einzuführen. Zugleich versuchte sein Rivale Herzog Moritz von Sachsen, die Stelle des Koadjutors für seinen Bruder August zu erwerben. Der Kurfürst betont hier einen Machtanspruch, den er nicht wird durchsetzen können.

Doppeltaler 1543.     Silberguß, Ø 51 mm, 48,8 g.  Schnee 122; Keilitz 232; Schütz 423.
Exemplar im Münzkabinett, Staatliche Kustsammlung Dresden.

Sächsische Seite:
♣IOHANNS FRIDRICVS·ELECTOR·DVX·SAXONIE·BVRGGRAVI·MAGBEBVRG·D·1·5·4·3· /
SI·DEVS - PRO·NOBQVIS·CONT·NOS   Doppelzeilige Umschrift:
"Johann Friedrich, Kurfürst (und) Herzog zu Sachsen, Burggraf von Magdeburg /
Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?" (Brief des Paulus an die Römer 8,31)
Hüftbild des Kurfürsten im Kurornat n. r., mit geschultertem Schwert und seinem Wappen in der l. Hand.

Hessische Seite:
♣PHILIPVS·DEI·GRATIA·LANDGRAVIVS·HASSIÆ·COMES·KATZENELLEN·DIETZ·ET·NIDDA·1543 /
VICTORIA·NOSTRA·A SOLO·DEO·EST♣   Doppelzeilige Umschrift: "Philipp von Gottes Gnaden Landgraf
von Hessen, Graf von Katzenelnbogen, Dietz und Nidda / Unser Sieg ist von Gott allein".
Hüftbild des Landgrafen in Rüstung nach links, mit der linken Hand am Schwertgriff und
seinem Wappen in der rechten Hand.

1/2 und 1/4 Schmalkaldische Bundestaler 1542-1546


1/2 Schmalkaldischer Bundestaler 1544, Goslar.     Ø 34 mm, 14,18 g.
Schütz 434; Keilitz 234.

Sächsische Seite:   IOHANnes·FRIdericus·ELECtor·DVX·SAXoniae·BVRGgravius·MAGDEburgensis
Sächsischer Wappenhelm
Hessische Seite:  ·PHILLPpus·Dei·Gratia·LANDGravius·HASSiae·Comes·CAtzenellen·Dietz·3I(et)·NIdda
Hessischer Wappenhelm, zwischen den Büffelhörnern die Jahreszahl "44"


1/4 Schmalkaldischer Bundestaler 1545, Goslar.     Ø 28 mm, 7,20 g.
Keilitz 236; Schütz 440.3.

Sächsische Seite:  *IOHANnes·FRIdericus·ELECtor·DVx·SAXoniae·BVRggravius·MAGdeburgensis
Wappen von Kursachsen, Hzm. Sachsen und Lgft. Thüringen, darunter die abgekürzte Jz. 45.
Hessische Seite:   *PHILIPpus·Dei·Gratia·LANdgravius·HASSiae·Dietz·3(Z)iegenhain·Et·NIdda
Wappen der Lgft. Hessen (Löwe), Gft. Ziegenhain (links) und Gft. Diez.

Restitutionsversuch und Gefangennahme Herzog Heinrichs d.J. 1545
Der 1542 vertriebene Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel betrieb die Wiederherstellung seiner alten Rechte bei Kaiser Karl V. und auf den folgenden Reichstagen. Karl V. ernannte eine unabhängige kommissarische Zwangsverwaltung für Heinrichs Land. Weil der Schmalkaldische Bund diese Entscheidung nicht akzeptierte, rüstere Heinrich d. J. ein Heer und begann am 29. September 1545 mit der Belagerung von Wolfenbüttel. Landgraf Philipp führte ein Entsatz-Heer heran und konnte am 21.10.1545 Herzog Heinrich d. J. ohne Kampfhandlung festnehmen (Begegnung bei Bokolom). Erst nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes (1547) kam Heinrich wieder frei.


Schautaler 1545, Goslar.     Ø 51 mm, 29,10 g.   Schnee 127 ; Schütz 437.1.
Auf die Festnahme Herzog Heinrichs d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel.

Vs.:   ·IVSTVS·Non·RELINQ·   "Der Gerechte wird nicht verlassen", nach Ps.35,25
oder ·IVSTVS·Nunc·RELINQ·   "Der (scheinbar) Gerechte wird nun verlassen" (vgl. Tentzel S.152).
Landgraf Philipp von Hessen, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz von Sachsen in
vollem Harnisch mit Wappenschilden nebeneinander von vorn, über ihren Köpfen Spruchbänder mit
ihren Namen:
PHILIPVS, IOHANIS·FRIEDE, und MAVRITZ.
Rs.:   15 Zeilen Schrift: ·DES·Z1· | OCTOBRIS·ANNO | 1545·WARD·HERTZO | G·HANNRICH·V·BRVNS· | MIT·SEINEM·SON·KARLL | BEI·BOCKOLOM·DVRCH·DI· | KRISTLICHE·BVNT3·OBERST· | LANTGRAF·PHILIPS·VAN·H | ESSEN·BEISEIN·HERT3OG· | MORIT3·VAN·SACHSEN·E· | MIT·GROSSER·HERES·KR | AFFT·ERLEGT·GEFFAN | GEN·VND·GEN· | KASSELL·GEF | VRT·
Diese Stücke wurden in verschiedener Dicke geprägt, im Gewicht von 1/2, 1, 1½, 2 und 3 Taler.
Hoffmeister (1880) nennt sie "Volksmedaillen, die keineswegs von den darauf befindlichen Fürsten geschlagen wurden". Fiala (1906) hält sie für offizielle Prägungen aus Goslar. Die Stempel wurden in der alten Goslarer Münzstätte gefunden. Röblitz hält sie für Gedenkmünzen und stellt genau zwei Stempelpaare fest, die gleichzeitig eingesetzt wurden (mt 1/1990, S.10-13).

Herzog Moritz von Sachsen war 1542 in Ungarn, wo er gerade für Kg. Ferdinand gegen die Türken kämpfte, als er dem Schmalkaldischen Bund einen Zuschuß von 50.000 Gulden für die Vertreibung von Heinrich dem Jüngeren bewilligt. Von Ks. Karl V. persönlich erhielt er dann 1544 den Auftrag, zwischen dem vertriebenen Heinrich d.J. und den Schmalkaldern zu vermitteln. Als Heinrich dann 1545 rüstete, fühlte sich Moritz zunächst mitbedroht und eilte seinem Schwiegervater Landgraf Philipp zur Hilfe. Doch er gab seine Vermittlungsversuche zwischen Heinrich und Philipp nicht auf: Als sich die Truppen in Bokolom am 21.10.1545 schon gegenüberstanden, überredete er Heinrich auf dem Felde, auf Treu und Glauben zu Philipp zu reiten, in völliger Fehleinschätzung von dessen Intentionen. Denn statt Heinrich die Hand zu reichen, liess Philipp ihn festnehmen.
Moritz mied eine enge Kooperation mit dem Schmalkaldischen Bund, dem sich sein Vater 1539 nur locker angeschlossen hatte. Als 1546 eine militärische Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser und dem Schalkaldischen Bund immer wahrscheinlicher wurde, verhandelte er mit beiden Seiten. In Glaubenssachen wollte er den Schmalkaldern beistehen, in politischen Sachen dem Kaiser treu bleiben!


Reichstag 1546 zu Regensburg
Am Rande des Reichstages betrieb Ks. Karls V. seine Kriegsvorbereitung: Papst Paul III. sagte dem Kaiser militärische Hilfe zu. Bayern versprach eine verdeckte Unterstützung (Scheinneutralität). Moritz von Sachsen wurde mit vagen Vesprechungen zur Neutralität verpflichtet. Der Kaiser konnte auch weitere junge protestantische Fürsten an sich ziehen. Schliesslich verhängte der Kaiser die Reichsacht über den Kurfürten von Sachsen und den Landgrafen von Hessen wegen Störung des Reichsfriedens und wegen der Gefangennahme des Herzogs Heinrich von Braunschweig, und zwar ohne den dazu eigentlich nötigen Prozess veranstaltet zu haben. Karl V. führte formell also keinen Religionskrieg, sondern vollstreckte die Reichsacht.

Schmalkaldische Krieg 1546 :   1. Phase an der Donau
Obwohl gut vorbereitet, verhielt sich das schmalkaldische Bundesheer entschlusslos und nutzte seine anfängliche Überlegenheit nicht. So konnte der Kaiser ungehindert sein Heer in Bayern aufbauen und mit dem Nachschub aus Italien und den Niederlanden vereinigen.
In der ersten Phase des Krieges gab es nur einige Manöver an der Donau. Mehrmals versuchte Landgraf Philipp vergeblich, eine Schlacht herbeizuführen. Schlechtes Wetter, Geldmangel und der Einfall seines Vetters Moritz in das Kurfürstentum Sachsen veranlassten den Kurfürsten am 22.11.1546, das Lager bei Giengen an der Brenz zu verlassen und mit seinen Truppen nach Norden abzuziehen. Dadurch blieben die süddeutschen Reichsstädte des Bundes ungeschützt. Sie mussten sich den kaiserlichen Truppen ergeben und teuer Tribut leisten. Auch Herzog Ulrich von Württemberg und Pfalzgraf Friedrich unterwarfen sich und zahlten hohe Geldstrafen.


Medaille, sog. "Schmalkaldischer Siegestaler" 1546.     Ø 44 mm, 29,66 g.   Köhler 1731.
Vs.:   VICTORIA·INVICTISSimi·CAROLI·V·IMPERATORIS·GERMANICI·SEMPER·AVGusti
"Sieg des unüberwindlichen Karl V., Kaisers der Deutschen, immer erhaben"

Wappen von Kaiser Karl V. umgeben von
VICTOR·GAVDET· - ·VICTVS·MOERET   "Der Sieger freut sich - der Besiegte trauert"
über dem Wappen das Datum:
·M·D·XLVI· / XXII·NOVEMBRIS   "22.11.1546"
Rs.:   LAQVEVS·SCHMALKALDIENSIS·CONTRITVS·EST·ET·NOS·LIBERATI·SVMVS
"Der schmalkaldische Strick ist zerrissen und wir sind frei"
doppelköpfiger Reichsadler, der in jedem Schnabel einen Kopf hält. Von den Köpfen gehen Stricke aus,
die sich beiderseits der Schwanzfedern des Adlers in gerissenen Stücken um vier Stadtansichten schlingen.
Das Datum weist auf die Auflösung des schmalkaldischen Bundesheeres in Giengen an der Brenz nahe Ulm hin. Die beiden Köpfe in den Schnäbeln des Adlers werden als Kurfürst von Sachsen und Landgraf von Hessen gedeutet. Die in Seilstücken verfangenen vier unidentifizierten Städte stehen für die sich ergebenen süddeutschen Reichsstädte Nördlingen, Dinkelsbühl, Ulm, Reutlingen, Memmingen, Lindau, Biberach, Isny, Augsburg, Kempten, Heilbronn, Schwäbisch Hall und Esslingen, später auch Konstanz. Nur Strassburg blieb wegen seiner französichen Verbindungen ungeschoren und musste sich nicht unterwerfen.

Schmalkaldische Krieg 1546/47 :   2. Phase in Sachsen
Als Truppen Kg. Ferdinands in kursächsische Gebiete des Erzgebirges eindrangen, wollte Herzog Moritz den Habsburgern zuvorkommen: Er besetzte im November grosse Teile Kursachsens und liess sich huldigen. Doch Anfang 1547 gewann der aus Süddeutschland zurückgeeilte Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen sein Land zurück und marschierte sogleich gegen Moritz. Die Belagerung Leipzigs überstand Moritz zwar, verzweifelte aber zunehmend an seiner Lage. Schliesslich kam der Kaiser mit seinem Heer nach Sachsen und verfolgte Kurfürst Johann Friederich, der sich in das befestigte Wittenberg zurückziehen wollte. Kaiserliche Truppen überraschten den Kurfürsten und nahmen ihn nach einem kurzen Gefecht gefangen (24.4.1547 bei Mühlberg an der Elbe). Landgraf Philipp kam freiwillig zum Kaiser, leistete den Fussfall und wurde festgenommen. Damit war der Schmalkaldische Bund aufgelöst.

Die Schlacht bei Mühlberg wurde auf einer der frühesten Geschichtsmedaillen dargestellt:


Silbergußmedaille 1547, auf die Schlacht bei Mühlberg. Ø 59 mm.
Werkstatt Nickl Milicz zugeschrieben.

in Silber geprägt: Habich 1909 (Monogrammist WS zugeschrieben); Bernhart 135 ; Katz 313.
Vs.:   LVMIna·ET·ORA·CAROLI·V·IMPERATOREIS(!)·GRE(!)maniae· FERDINAnDVS·D·G·ROMANOrum·BOEemiae·HVNGariae·Z·REX
"Augen und Gesicht Karls V. ..." ?
Büsten der Brüder Karl V. und Ferdinand I., einander zugewandt;
unten hält ein Putto die Wappen von Kastilien und Österreich.

Rs.:   Darstellung der Schlacht auf der Locherheide an der Elbe: Reiter, Soldaten zu Fuß, Boote.
darüber:
  CAPTIVITAS / IOANIS.FRIDERICI   "Gefangenschaft Johann Friedrichs"
darunter:
  DVCIS SAXONIAE / ·M·D·XLVII·   "Herzog Sachsens / 1547"

Der siegreiche Kaiser Karl V. erlebte auf dem folgenden "geharnischten" Reichstag 1547 zu Augsburg den Höhepunkt seiner Macht im Reich.
 


Berühre die Abbildung, um die Rückseite zu sehen.
Silbergußmedaille auf Kaiser Karl V., 1549 von Leone Leoni,   Ø 74 mm,   Bernhart 163-2.
Exemplar im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums, Wien.

Vs.:   IMPerator·CAESar·CAROLVS·V·AVGustus
Brustbild des Kaisers mit Lorbeerkranz, Prunkharnisch und Orden vom Goldenen Vlies am Band.
Rs.:   DISCITE IVSTITIAM·MONITI   "Lernt Gerechtigkeit - ihr seid gewarnt!"
Der Sturz der Titanen: oben der Blitze schleudernde Jupiter im Kreis verschiedener Götter, im Mittelfeld versuchen die Titanen mit Leitern den Olymp zu erstürmen, auf der Erde liegen die gestürzten Titanen.
Leone Leoni kam 1549 nach Brüssel und erhielt den Auftrag, Porträtmedaillen auf den Kaiser und seine verstorbene Gemahlin Isabella zu schaffen. Das Rückseitenmotiv der Medaille, der Sturz der Titanen nach der Aeneis von Virgil, bezieht sich auf den Sieg Karls V. über den Schmalkaldischen Bund in der Schlacht bei Mühlberg im Jahre 1547.
[Katalog zur Ausstellung "Kaiser Karl V. Macht und Ohnmacht Europas", Gent - Bonn - Wien - Madrid, 2000. S.272]

Siehe weitere Medaillen von Leone Leoni auf dieser Website.


Braunschweigs Kampf um Unabhängigkeit gegen Herzog Heinrich d.J.
Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel hatte sich mit den Bürgern seiner eigenen Residenzstadt Braunschweig überworfen, die 1528 die Reformation eingeführt hatte und 1531/2 dem Schmakaldischen Bund beigetreten war. Zum Beispiel wollte Heinrich den Braunschweigern den Fleischverkauf in der Fastenzeit verbieten. Die Stadt wiederum verhängte ein Ausgehverbot für die Mönche eines Klosters, das unter dem Patronat des Herzogs stand. Nachdem der Schmalkaldische Bund Heinrich und seine Familie 1542 vertrieben hatte, kam es in Braunschweig zu Plünderungen von Klöstern und Ausschreitungen gegenüber Altgläubigen.
Nach Heinrichs Niederlage bei Bokolom prägte die Stadt Braunschweig 1545 und 1546 ihre ersten Taler:


Taler 1546, Braunschweig.     Ø 40 mm, 28,7 g.   Jesse 36; Dav.9098.
auch "Auferstehungstaler" oder "Triumphtaler" genannt, sowie unrichtig "Schmalkaldischer Bundestaler"

Vs.:   ❀·MONETA·NOVA·BRVNSSVICENSIS·  -  aufrechter Löwe: Braunschweigs Wappen
Rs.:   VERBVM·DOmini· - MAnet·IN·Æternal   "Gottes Wort bleibt in Ewigkeit"
Der auferstandene Heiland mit Fahne, auf einem Skelett stehend, hinter ihm sein Grab; Jz. 15 - 46
Hier soll der Heiland den Landgrafen Philipp von Hessen symbolisieren und der Teufel unter den Füßen des Heilands steht für Heinrich von Braunschweig.
Diese Braunschweiger Taler (28,87 g roh, 25,49 g fein) wurden - wie die Schmalkaldischen Bundestaler - ungefähr im Münzfuß der sächsischen Münzordnung vom 20. Januar 1534 geprägt, also ohne Rücksicht auf die offizielle Reichsmünzordnung von 1524. Es wurden Taler, Halb- und Vierteltaler mit den Jahreszahlen 1546 und 1548 im Wert von etwa 11.000 Talern geprägt. Die Talerprägung wurde unterbrochen, als sich der Triumpf von 1545 drei Jahre später in die Niederlage des Schmalkaldischen Bundes wandelte und auch Braunschweig schwer traf. Erst 1557 konnte die Talerprägung fortgesetzt werden.
Der aus der Haft befreite Herzog Heirich d.J. kehrte 1547 in sein Herzogtum zurück. Er belagerte die Stadt Braunschweig, zunächst 1550 ohne Erfolg, aber nach dem Sieg in Sievershausen mußte die Stadt den Herzog um Verzeihung bitten und seine Landeshoheit anerkennen. Gegen Zahlung von 80.000 Talern konnte sich Braunschweig jedoch ihre wichtigsten Privilegien, insbesondere die mühsam errungene Religionsfreiheit bestätigen lassen. Die nahezu freie Stadt Braunschweig kam schließlich 1671 unter die Herrschaft des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel.


Lit.:
• P. Handy / K.-H. Schmöger,  Fürsten, Stände, Reformatoren - Schmalkalden und der Schmalkaldische
  Bund
, Gotha 1996
• Gabriele Haug-Moritz,  Der Schmalkaldische Bund (1530-1541/42). Eine verfassungsgeschichtliche
  Fallstudie ...
, 2002
• Ausstellung in Torgau, 2004: Glaube & Macht. Sachsen im Europa der Reformationszeit, 2 Bde.
  (Katalog & Aufsätze)
• Wieland Jung,  Der Schmalkaldische Bund - Numismatische Zeugnisse zur Geschichte. Teil I.
  Beiträge zur Münzkunde in Hessen-Kassel, Heft 16 (1989).
• Wieland Jung,  Eine Medaille Kaiser Karl V. auf den Abzug des Bundesheeres 1546 von Giengen an
  der Donau
, Erfurter Münzblätter, Bd.13 (2006), S.83-87
• Peter Gaschütz,  Turnierritter oder Wiedertäufer? Bemerkungen zu einer Medaille aus dem
  Kurfürtentum Sachsen von 1536
,   NNB 10/1985, S.276ff