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Herzog RUDOLF AUGUST, 1666-1685 Fürst von B.-Wolfenbüttel
Rudolf August folgte 1666 fast 40jährig seinem Vater August der Jüngere in der Regierung von B.-Wolfenbüttel. Er widmete sich hauptsächlich der Jagd und seiner Bibliothek, die er kurz vor seinem Tod der Universitätsbibliothek Helmstedt als bedeutende Bereicherung schenkte.
Der geruhsame Rudolf August beteiligte seinen aktiven Bruder Anton Ulrich an der Regierung, erst als Statthalter, seit 1685 als Mitregenten.


Löser 1676 auf den Tod seines Neffen, Herzog August Friedrich  -  Löser 1679 auf Braunschweigs Zugehörigkeit

Reiterlöser 1679, 83 & 86   -   Löser 1685 aus Ausbeute der Grube Lautenthals Glück


Löser des Herzogs Rudolf August von 1676 auf den Tod seines Neffen, Herzog August Friedrich,
Sohn des Herzogs Anton Ulrich
Erbprinz August Friedrich starb 1676 19jährig in Speyer, an der Verletzung,
die er sich bei der Erstürmung der Festung Philippsburg zugezogen hatte.


Löser zu 3 Talern 1676, Zellerfeld.   Ohne Wertpunze.   Ø 77 mm, 85,70 g.
Ohne Münzmeistersignatur.   Dav. 97 var.; Duve 1 I (dort unter Anton Ulrich); Welter 2348 var.

Vs.:   *SERENISSIMVS·PRINCEPS·ET·DOMINVS·DOMIN:AVGVSTVS FRIDERICVS DVX BRVNSUICENS:ET·LVNEBVRG·
Brustbild August Friedrichs fast v. v. von Palm- und Lorbeerzweig umgeben, darüber halten zwei Engel einen Helm,
unten zu den Seiten Waffen und Fahnen.
Im Abschnitt:
DVLCE EST PRO·PA / TRIA MORI·   "Süß ist es, für das Vaterland zu sterben"
Rs.:   22 Zeilen Schrift: ·NAT:· / XXIV·AUG·AN·M·DC·LVII / POSTQUAM INGENTES·ANI: / MI·DOTES·EXTERI·STVPVERE· / IPSE·EAS·MIRATVS·CAESAR CHILIAR / CHAM·TVENDAE·PATRIAE CONSTITVIT / AMPLEXUS·SER·GEORGIVS·WILHELMVS / D·B·ET·LVN·GENERVM·IN·VNICA / FILIA·DESTINAVIT / SED·EHEV·GLANDE PLVMBEA·EX·OPPV /
GNATA·PHILIPSBVRGO·AD·D·IX·AVG·ICTVS· / COELESTEM·PATRIAM·PRAEMATVRVS· /
REPETIIT· D XXII·AUG·AN·M·DCLXXVI / UNVS·QVI·HOC·AETATIS·TANTVM PIETATIS /
ET SAPIENTIAE·TANTAE VIRTVTI·IVN: / CTVM·OSTENDIT / PARENTIBVS FAMILIAE·PATRIA / UT·OUONDAM·SPES·AMOR /
ET DELICIAE· / SIC·NVNC·LVCTVS·LACRV: / :MAE·QVE·ET·DESO: / LATIO.
Variante: Vs. ohne Wimpelstange r. zwischen Fahne und Lanze sowie Rs. mit MIRATVS in der 5. Zeile.
Am 22. August 1676 starb der Erbprinz des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel, August Friedrich an seinen Verletzungen. Er hatte eine militärische Karriere eingeschlagen, die für ihn tödlich endete. Bei der Belagerung von Philippsburg erlitt er eine Kopfverletzung, der er wenige Tage später erlag. Seine Eltern hatten große Hoffnung auf den vielversprechenden jungen Mann gesetzt, der bei seinem Tod erst 19 Jahre alt war. Er war 1675 mit der Erbtochter Georg Wilhelms von Celle verlobt worden, wovon man sich die Vereinigung beider Linien erhoffte. Vor allem seine Mutter Elisabeth Juliane, die bereits sechs ihrer dreizehn Kinder im Säuglingsalter verloren hatte, litt sehr. Um die trauernden Eltern zu trösten, gab es im barocken Hofzeremoniell eine ganze Palette von Trauerzeremonien, zu denen zum Beispiel mehrere Leichenpredigten gehörten, in denen die Leistungen des Toten gerühmt wurden. Ferner schickten befreundete Höfe und wichtige Institutionen wie Universitäten Traueradressen, in denen sie die Tugenden des Verstorbenen hervorhoben. Eine umfassende Sammlung all dieser Schrifterzeugnisse wurden aufwändig gedruckt, um sie für die Nachwelt zu erhalten. In diesen Zusammenhang gehören die Begräbnislöser für August Friedrich, die von Rudolph August von Braunschweig-Wolfenbüttel für seinen Neffen in Auftrag gegeben wurden. Deren Rückseitenumschrift fasst sein kurzes Leben mit folgenden Worten zusammen: "Geboren am 24. August 1657 starb er an einer Verwundung im belagerten Philippsburg als kaiserlicher Oberst am Kopf getroffen am 22. August 1676, reifer an Ruhm als an Jahren." Das Thema Krieg wird auch auf der Vorderseite wieder aufgenommen. Unter seinem Porträt wird das berühmte Zitat aus Horaz wiederholt: "Dulce [et decorum] es pro patria mori" (= süß ist es, für das Vaterland zu sterben). Die Büste selbst verschwindet fast in dem Aufbau aus Fahnen und Waffen, dem Lorbeer- und Palmkranz sowie dem großen Helm, mit dem zwei Putten den Verstorbenen bekrönen. Die Löser für August Friedrich wurden wahrscheinlich in Zellerfeld hergestellt, da uns überliefert ist, dass die Stempel dazu später in dieser Münzstätte aufbewahrt wurden. Sie wurden zu 2, 3, 4 und 5 Talern ausgegeben.

Löser 1679 auf die Zugehörigkeit der (1671 eroberten) Stadt Braunschweig zu seinem Herzogtum


Löser zu 5 Talern 1679, Zellerfeld.   Mit Wertpunze.   Ø 78 mm, 144,62 g.
Münzmeister Rudolf Bornemann.   Dav. 99; Duve 1 III; Welter 1830.

Vs.:   D:G:RUDOLPH AUGUSTUS DUX BRUNS:ET LU:
Geharnischtes Brustbild n.r. mit umgelegtem Mantel, umher Blumenkelchkreis.
Rs.:   REMIGIO ALTISSIMI   "Nach dem Willen des Höchsten"
Die Stadtansichten von Braunschweig und Wolfenbüttel übereinander, oben eine Galeere auf See unter dem strahlenden Namen Jehovas,
unten die geteilte Jahreszahl ·16 - 79·, dazwischen die eingepunzte Wertzahl 5.
1671 gelang es Rudolf August und seinem jüngeren Bruder Anton Ulrich die unabhängige Stadt Braunschweig zu erobern und dem eigenen Herzogtum hinzuzufügen. Diesen militärischen Erfolg thematisiert dieser Lösertyp von 1679, indem er im oberen Abschnitt das Staatsschiff zeigt, das unter dem Motto "Remigio Altissimi" (= Nach dem Willen des Höchsten) sich an der Sonne orientiert, in die der Name Gottes einbeschrieben ist. Im Zentrum der Darstellung ist die Silhouette von Braunschweig zu sehen, darunter die von Wolfenbüttel, das Residenz der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel gewesen war, diesen Status dann bis 1753 mit Braunschweig teilte bevor er an Braunschweig verloren ging. Zu diesem Löser kennt man nur einen Rückseitenstempel, der mit drei verschiedenen Vorderseitenstempeln kombiniert wurde. Die Stücke wurden im Gewicht zu 3, 4, 5 und 6 Talern ausgegeben. Sie entstanden wohl in Zellerfeld, wo in späteren Inventaren die zugehörigen Stempel erwähnt werden.


Löser zu 4 Talern 1679, Zellerfeld.   Mit Wertpunze.   Ø 71 mm, 115,82 g.
Münzmeister Heinrich Oeckeler.   Dav. 103a; Duve 1 I; Welter Nachtrag 1831 (dieses Ex.).

Vs.:   D:G:RUDOLPH AUGUSTUS DUX BRUNS:ET LUN
Geharnischtes Brustbild r. mit umgelegtem Mantel, ohne inneren Kreis.
Rs.:   REMIGIO ALTISSIMI   -   Die Stadtansichten von Braunschweig und Wolfenbüttel übereinander,
oben eine Galeere auf See unter dem strahlenden Namen Jehovas, unten die geteilte Jahreszahl ·16 - 79·,
dazwischen die eingepunzte Wertzahl 4.
Dieser kleinere Typ wurde als 5, 4 und 3 Taler geprägt und gepunzt (Dav.102-104).

Reiterlöser 1679, 1683 und 1686


Löser zu 1½ Talern 1679, Zellerfeld.   Mit Wertpunze.   Ø 61 mm, 41,54 g.
Münzmeister Rudolf Bornemann.   Dav. 106; Duve 2; Welter 1828.

Vs.:   D:G:RUDOLPH AUGUSTUS DUX B:E L·
Der Herzog mit Federhut, Kommandostab und langem Mantel reitet auf einem nach l. springenden Roß, darunter die eingepunzte Wertzahl.
Rs.:   ·REMIGIO ALTISSIMI·   "Nach dem Willen des Höchsten"
Fünffach behelmtes, 11feldiges Wappen, unten zu den Seiten die geteilte Jahreszahl 16 - 79.
Diese Reiterlöser meist im Wert von 2 bzw. 1½ Taler tragen die Jahreszahl 1679, 1683 bzw. 1686.
1686 sind auch besonders dicke Löser im Wert von 7 Taler geprägt worden.
Diese Schaustücke wurden im großen Stil im Auftrag von Sammlern nachgeprägt. 1699 erging eine Anweisung
an den Münzmeister Rudolf Bornemann, den Wardein über solche Nachprägungen zu informieren,
da immer wieder untergewichtige Nachprägungen in Umlauf gebracht worden waren.

Löser 1685 aus Ausbeute der Grube Lautenthals Glück


Löser zu 3 Talern 1685, Zellerfeld. Ausbeute der Grube Lautenthals Glück.   Mit Wertpunze.   Ø 75 mm, 78,44 g.
Münzmeister Rudolf Bornemann.   Dav. 111; Duve 4; Müseler 10.3/3; Welter 1834.

Vs.:   D:G:RUDOLPH AUGUSTUS DUX BRUNS:ET LUN·
Fünffach behelmtes, 11feldiges Wappen, unten zu den Seiten die geteilte Jahreszahl 16 - 85, links die eingepunzte Wertzahl 3.
Rs.:   TU TANDEM ABIECTAM REDDES DEUS ALME SONORAM ·REMIGIO ALTISSIMI·
Lautenspielerin steht halbr. auf Schnecke, im Hintergrund Stadtansicht von Lautenthal und Bergwerksanlagen,
oben l. strahlende Sonne mit Gesicht, r. strahlender Name Jehovas.
Die einträgliche große Sankt Jacobs-Grube, aus deren Silber bereits 1625 Löser geprägt worden waren, hatte durch die Vernachlässigung nach dem 30jährigen Krieg erst Verluste eingefahren, um 1681 von ihren Gewerken ganz eingestellt zu werden. Hier griff das Bergamt ein, indem es unter dem Namen "Lautenthals Glück" eine neue, für ein ungewöhnlich großes Gebiet geltende Gewerkschaft gründete, für die pro Kux, also pro Anteil 90 Mariengulden Zubuße fällig sein sollte. Unter Zubuße versteht man einen Geldbetrag, der zum Betrieb eines Bergwerks entrichtet werden muss, und der erst dann rückerstattet wird, wenn das Bergwerk ertragreich arbeitet, also Ausbeute bringt. 11.500 Mariengroschen Anfangskapital wurden für Lautenthals Glück bereitgestellt, und tatsächlich konnte bereits 1685 auf Anweisung des Bergamts die erste Ausbeute in Höhe von 2 Talern pro Kux ausgezahlt werden. Anlässlich dieser erfreulichen Entwicklung ließen Ernst August, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, und Rudolf August von Braunschweig-Wolfenbüttel, die gemeinsam die Rechte über die Harz-Bergwerke und die Münzstätte Zellerfeld hielten, Ausbeutelöser prägen. Man nutzte sogar dieselben Bildseiten-Stempel. Diese zeigen eine Lautenschlägerin in Anspielung auf den Namen der Grube, die auf einer Schnecke steht. Dabei ist die Schnecke - wie auf den Jakobslösern die Muschel - als Symbol dafür zu sehen, dass das Metall so schnell wachsen möge wie das Getier. Das Segel, das von der Laute zum Arm der Spielerin gespannt ist, ruft Assoziationen an Fortuna-Darstellungen wach. Im Hintergrund ist die Landschaft des Lautenthals zu sehen, links der Ort, rechts die Minenanlagen. Die Umschrift ist doppeldeutig. Auf der einen Seite kann man sie auf die Laute beziehen: Du, gütiger Gott, wirst endlich verlorenen Klang zurückgeben. Auf der anderen Seite sind wesentlich materiellere Güter gemeint: Du, gütiger Gott, wirst endlich das hinein geworfene Klingende (= die klingenden Münzen der Zubuße) zurückgeben.
Die Stücke wurden im Gewicht von 2, 3, 4 und 5 Talern ausgegeben, nicht nur im Jahr 1685, sondern auch zwischen 1711 und 1714, allerdings ohne die Stempel neu zu schneiden. Der Münzmeister Heinrich Horst punzte lediglich seine Initialen über die Initialen seines Vorgängers Rudolf Bornemann in die alten Stempel.

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