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Herzog HEINRICH JULIUS, 1589-1613 Fürst von B.-Wolfenbüttel und von Calenberg
1566-1613 Administrator von Halberstadt

Zweijährig wurde Heinrich Julius, der älteste Sohn von Herzog Julius, 1566 postulierter Bischof von Halberstadt. 1578 trat er die Regierung in Halberstadt an, wo er endgültig die Reformation einführte. 1589 übernahm er auch das Land des Vaters. 1596 besetzte er die Gebiete der ausgestorbenen Linie Grubenhagen gegen den Protest der Lüneburger Welfen. Im Harz erwarb er 1593 die Gft. Hohenstein (einschl. Lauterberg und Klettenberg) und 1599 die Gft. Blankenburg-Regenstein. Die Unterwerfung der Stadt Braunschweig misslang.
Heinrich Julius war ein gelehrter Jurist. Er wurde 1607 Mitglied des ksl. Rates in Prag und vermittelte zwischen Ks. Rudolf und seinem Bruder Matthias sowie in Streitigkeiten mit den böhmischen Protestanten.
In seiner Zeit wurden die Juden aus seinem Land vertrieben und die Hexenverfolgung erreichte den Höhepunkt.
Er verfaßte elf Dramen, berief englische Komedianten nach Wolfenbüttel und ließ den "Aviso", die erste deutsche Zeitung drucken.
Seinem ältesten Sohn und Nachfolger Friedrich Ulrich hinterließ er Schulden von 1,2 Millionen Talern.



Schaustück (Löser) zu 5 Talern 1608, Zellerfeld.   Mit Wertpunze.   Ø 68 mm, 145,60 g.
Münzmeister Heinrich Oeckeler.   Dav. 24; Duve 1; Welter 610.

Vs.:   ✴HENRICVS·IVLIVS·D:G·POSTVL·EPISCOP·HALBE·DVX·BRVNS·ET·LV
Der geharnischte Herzog reitet nach links mit Kommandostab und umgelegtem, wehenden Mantel.
Rs.:   HONESTVM·PRO - PATRIA·1608·   "Ehrenvoll für (mein) Vaterland"
Fünffach behelmtes, 11feldiges Wappen mit Halberstädter Mittelschild, unten Kartusche mit eingepunzter Wertzahl ·5·.

Mehr als 20 Jahre nach den letzten Lösern Julius' ließ dessen Sohn Heinrich Julius wieder Großsilbermünzen ausgeben. Diese werden auf den Münzen und in zeitgenössischen Texten nicht mehr als Löser bezeichnet. Spätere Kataloge benutzen jedoch weiterhin diesen Begriff, nicht aber Prof. Wolfgang Leschhorn 2010 in seiner Münzgeschichte Braunschweigs.
Heinrich Julius dienten seine Großsilbermünzen als Schaustücke und für Geschenke. Die Erstausgabe erfolgte 1608, als sich der Herzog als Ratgeber Kaiser Rudolfs II. zumeist an dessen Hof in Prag aufhielt, wo der Austausch von Geschenken üblich war. In den Jahren bis zum Tod des Kaisers hatte der braunschweigische Herzog als Direktor des Geheimen Rates großen Einfluss auf die Reichspolitik. Tatsächlich erscheint Heinrich Julius auf seinen grossen Schaustücken in spanischer Hofkleidung mit der hohen Halskrause, einer bestickten Weste und dem Mantel, wie sie am Hof Rudolfs II. getragen wurde.
Im Jahr 1608 wurden mit dem gleichen Stempel Löser im Wert von 5, 4 und 3 Talern geprägt (Dav. 24-26). Bei gleichem Durchmesser waren sie unterschiedlich dick.

Für 1609 schuf man einen neuen Typ mit leicht veränderter Darstellung. Er zeigt unter dem Pferd das Schloss Wolfenbüttel.


Löser zu 10 Talern 1609, Zellerfeld.   Mit Wertpunze.   Ø 83 mm, 285,67 g.
Münzmeister Heinrich Oeckeler.   Dav. 27; Duve 2; Welter 613.

Vs.:   ✴HENRICVS·JVLIVS·DEI:GRA·POSTVLAT·EPISCOPUS·HALBERSTAD·DUX·BRVNSVIC·ET·LUNE
Der geharnischte Herzog reitet nach links mit Kommandostab und umgelegtem, wehenden Mantel; im Hintergrund Stadtansicht von Wolfenbüttel.
Rs.:   ✴ HONESTVM ✴ PRO - PATRIA ✴ 1609 ✴ (Mz.)   "Ehrenvoll für das Vaterland" und Münzmeisterzeichen von Heinrich Oeckeler.
Fünffach behelmtes, 11feldiges Wappen mit Halberstädter Mittelschild, umher Zierkreis, unten Kartusche mit eingepunzter Wertzahl.
Der Erwerb von Hohnstein (einschl. Lauterberg & Klettenberg) sowie Blankenburg-Regenstein ließ das Wappen von 6 auf 11 Felder wachsen.
Vergleiche das dreifeldige Wappen (Hohnstein, Lauterberg, Klettenberg) von Graf Ernst V. von Hohenstein, 1508-52.
Diese Löser wurden im Gewicht von 10, 5 und 4½ Talern ausgebracht (Dav.27-28A). 1610 und 1612 kehrte man zur ersten Darstellung ohne Schloss zurück. 1610 prägte man im Gewicht von 5 und 3 Talern (Dav. A29-29), 1612 im Gewicht von 4, 3 und 2½, 2 und 1½ Talern (Dav. 30-33).

Heinrich Julius war der erste Herzog von Braunschweig-Lüneburg, der sich auf Schaumünzen hoch zu Ross darstellen liess. Vorbilder waren der Guldiner von Erzherzog Sigismund von Tirol und die Schaumünzen von Ks. Maximilian sowie Ks. Ferdinand I., die sich in Ritterrüstung auf einem Turnierpferd präsentieren.
Reiterbilder der Kaiser dienten schon im antiken Rom zur Darstellung der Staatsgewalt. Kardinal Richelieu (1585-1642) wurde der erste Nicht-Souverän, der sich in dieser hervorgehobenen Reiterstellung porträtieren liess.

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