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Karls Zeitgenossen im Heiligen Römischen Reich

Bistum Trient
Bernhard von Cles, 1514-1539
Cristoforo Madruzzo, 1539-1567

Bernhard von Cles, Fürstbischof von Trient 1514-1539, ab 1530 Kardinal
Bernhard wurde 1485 auf der Stammburg Castel Cles westlich von Bozen geboren. 1512 wurde er zunächst Kanonikus am Dom von Trient (lat. Tridentina), 1514 wählte ihn dann das Kapitel von Trient einhellig zu ihrem Bischof. Als Bischof begann auch seine politische Karriere als Vertrauensmann der Tiroler Landesfürsten, d.h. von Ks. Maximilian und seinem Nachfolger Erzherzog Ferdinand. Bernhard setzte sich seit 1519 für die Kaiserwahl Karls V. ein; 1521 wohnte er seiner Krönung in Aachen bei. Bernhard war massgeblich beteiligt an den Verträgen zur Machtteilung zwischen Ks. Karl V. und Ferdinand.
Als Ferdinands Gesandter erlebte er auch Karls V. Kaiserkrönung 1530 in Bologna. Bei dieser Gelegenheit erhob Papst Clemens VII. Bernhard zum Kardinal und zum Kardinalpriester der Titelkirche S. Stefano al Monte Celio [siehe Rs.-Umschrift des nachfolgenden Doppeltalers]. Anschliessend begleitete er den Kaiser nach Augsburg zum Reichstag von 1530. Die Reise ging über Trient, wo der Kaiser sein Gast war. Auf dem Reichstag setzte sich Bernhard für die Wahl Ferdinands zum König ein.
Bernhard wurde Ferdinands intimer Ratgeber, und so hätte dieser Bernhard gerne als Nachfolger des 1534 verstorbenen Papst Clemens VII. gesehen. 1539 wurde Bernhard zum Apostolischen Administrator des Fürstbistums Brixen ernannt; er starb dort noch im selben Jahr.
Bernhard von Cles war ein kluger und gebildeter Renaissance-Fürst. Er schuf sich ein bleibendes Monument mit der 1528-1536 erbauten prachtvollen Residenz Magno Palazzo im Castello del Buonconsiglio in Trient.

Seit Mitte des 14. Jh. hatten die Bischöfe von Trient keine Münzen mehr geschlagen. Bernhard von Cles erwog, wieder eine eigene Münzstätte einzurichten, gab dies aber auf Anraten aus Hall/Tirol auf. Stattdessen versicherte er sich der Dienste der Habsburgischen Münzstätte in Hall mit Hilfe seiner hervorragenden Verbindung zu Kg. Ferdinand. Hall erfüllte seine Wünsche nach repräsentativen Prägungen. Die Stempel dafür schnitt der tüchtige Ulrich Ursentaler d. Ä. aus Hall, der schon für Salzburg tätig gewesen war. Die Münzreihe mit Bernhards Bildnis beginnt 1520 mit einem Dicktaler und endet 1531 mit dem Doppeltaler.   [Siehe M/T.]


Gußmedaille o. J. (1518/19) von Hans Schwarz.     Ø 62,5 mm , 103,6 g.   Kastenholz 40 (64mm).
Vs.:   ❀BERNARDVS·EPS·TRIDENTINVS·AETATIS·XXXV   -   Büste links.
Rs.:   ❀G·V·D W·I·S·M·A·L·M·S·P·M·Z·V·I   = Anfangsbuchstaben einer Devise Berhards auf deutsch?
Inful und zwei Wappen wie nachfolgend. Vertieft oben Jz. 15 - 19, unten VNITAS
Die Medaille, wenigstens ihre Vorzeichnung, ist während dem Augsburger Reichstag 1518 entstanden.


Gußmedaille 1520. von Hans Schwarz.    Ø 54 mm.  Kastenholz 98.
Exemplar im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums in Wien.

Vs.:   BERNARDVS·ESP·TRIDENTINVS·CZ·AETATIS·SVE·XXXVI
Büste links zwischen Jz. M·D - XX·
Rs.:   OMNE·REGNVM·INSEDIVISVM·DISOLABITVR ᕠM·D·XXᕠ  -   Ähnlich wie nachfolgend.
Die Medaille diente als Modell für nachfolgende Münze.


Tallero 1520, Hall, Dickstück.    Ø 34 mm, 27,73 g.  M/T.98; CNI VI p.222 n.1; Dav.8207 (ohne Abb.)
Stempel von Ulrich Ursentaler.
Vs.:  +BERNARD9us EPiscopuS·TRIDENTIN9us ETATIS·SVE·XXXVII   "... in seinem 37. Lebensjahr"
Brustbild nach links mit Barett und umgelegten Mantel.

Rs.:  OMNE·REGNVM·INSEDIVISVM·DESOLABITVR+
"Jedes Herrschaftsgebiet wird, sobald es aufgeteilt wird, untergehen"
Fürstbistums- und Familienwappen aneinandergelehnt, darüber Mitra zwischen der Jahreszahl I5 - Z0,
unten Stabbündel, von Schriftband umwunden, darauf VN - IT - AS.
Der Anfang 1485 geborene Bernhard wurde Anfang 1521 36 Jahre alt. Sein 37. Lebensjahr begann also erst in 1521.
Der Interaktive Katalog der Münzkabinetts in Berlin zeigt ein weiteres Exemplar.


Doppeltaler 1531, Hall     Ø 45 mm, 52,4 g.   M/T.101; Schulten 4552; Dav.8210
Vs.:  (1) BERNARDus·DIVIna (2) MISERATione·SanCTaE·ROmanae (3) ECCLEsiae·TITVli·SanCTI
MD - XXXI im Feld beidseits des Brustbildes n. l.
Rs.:   + STEPHAni·IN CELIO·MONTe·PresByteR·CARDInalis·ET·EPiscopPVS·TRIDENtinus:
Vierfeldiger Wappenschild, im Feld I5 - 3I und oben Kardinalshut mit herabhängenden Quasten.
Umschrift über beide Seiten: "Bernhard aus göttlicher Barmherzigkeit Presbyter der Heiligen Römischen Titelkirche von St. Stefano in Celio Monte [Rom], Kardinal und Bischof von Trient".
Die Umschrift der Vs. enthält die Wappen von Trient (1), von Cles (2), sowie das Cles-Emblem (3). Das Emblem besteht aus meist 7 Ruten, gehalten von einem Band mit der Aufschrift "VNITAS". Damit soll der einträchtige Zusammenhalt der sieben Cles-Bruder gemeint sein.
Der gevierte Wappenschild besteht aus dem Adler (Bistum Trient) und den zwei aufrecht schreitenden Löwen auf rotem bzw. weißem Grund (Geschlecht Cles).
Das dekorative Cles-Wappen findet sich im Magno Palazzo u.a. als Gewölbefresko im unteren Turmzimmer.
Ein Gemälde von Bartholomäus Bruyn d. Ä. zeigt Bernhard und sein Wappen auf einer Glocke:
Gemälde nach 1530 [62x45 cm, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie].

Der Trient-Besucher findet Bernhard von Cles in Gesellschaft römischen und habsburger Kaiser auf dem
Fries zwischen 1. und 2. OG des Palazzo Tabarelli in der Via Oss Mazzurana.

Lit.:
• H.Moser / H.Tursky [M/T.]: Die Münzstätte Hall in Tirol 1477-1665, S.58f. Innsbruck 1977
• R. Kastenholz: Hans Schwarz, Ein Augsburger Bildhauer und Medailleur der Renaissance, Mü-Berlin 2001
• Allg. und Neue Dt. Biographie online: ADB- und NDB-Artikel über Bernhard von Cles.

Cristoforo Madruzzo, Bischof von Trient 1539-67, seit 1543 Kardinal
Bischof von Brixen 1542-78
Cristoforo Madruzzo (*1512 †1578) entstammt einer Politikerfamilie aus Castel Madruzzo. 1539 wurde er Fürstbischof von Trient, 1542 dazu Bischof von Brixen. Die Ernennung zum Kardinal folgte 1543. 1545 eröffnete er das Konzil von Trient. Er war im Wesentlichen Politiker und ein getreuer Habsburger. Kg. Philipp II. bestellte ihn 1556 zum Gouverneur von Mailand (bis 1558). 1567 verzichtete Cristoforo auf das Bistum Trient zugunsten seines Neffen Ludovico, der bereits Koadjutor und ernannter Nachfolger war. Er ging nach Rom, wo der Schwerpunkt seiner Interessen lag, behielt aber das Bistum Brixen bis zu seinem Tod 1578.


Gussmedaille o. J. (1547).     Ø 45 mm.   Armand II 183/14 (42 mm).
Vs.:   CHRISTO·EX·BARONIBS·MADRVCI·ETA·SVE·XXXV   -   Büste nach rechts.
Rs.:   CARDINA·ET·EPIS·TRIDEN·ADMINISTRA·BRIXENSIS   -   Unter dem Kardinalshut das vierfeldige Wappenschild mit 2x Adler (Bistum Trient), Gotteslamm (Bistum Brixen),
Adler mit aufgelegtem Bischofsstab (Domkapitel Brixen),
Mittelschild (quadriert: Familien Nero / Sparrenberg) und Herzwappen (Familie Madruzzo).


Medaille 1552 von Pietro Paolo Galeotti (il Romano)     Ø 35 mm.
Armand I 231/20 & II 297; Kress 352.

Vs.:   CRISTOPHORVS·MADRucius·CARdinalis·EPiscopuS·PRINceps·Que·TRIDentinus
Kopf nach links. Darunter PPR·1552
Rs.:   Rechts steht eine Frau auf einem Podest am Rand eines Flusses und zeigt sowohl auf die Sonne wie auf dessen Spiegelbild auf dem Wasser.


Bronzemedaille o. J. (um 1555) von Pietro Paolo Galeotti (il Romano)     Ø 72 mm, 103,7 g.   vgl. Armand I 236/43 (71 mm).
Exemplar der Robert Lehman Collection, The Metropolitan Museum of Art, N.Y..

Vs.:   CHRISTOPHORUS·MADRucius·EPiscopuS·CARdinalis·PRINceps·Que·TRIDentinus
Büste nach links.
Rs.:   Links steht eine Frau auf einem Podest am Rand eines Sees und zeigt auf die Sonne und dessen Spiegelbild auf dem Wasser.
Madruzzo bestellte bei Galeotti insgesamt sechs Medaillen mit seinem Bildnis.


Bronzegussmedaille o. J. um 1557.     Ø 61 mm.   Armand I 177/1; Attwood 108.
Exemplar in der Frick Collection, Schenkung S. Scheer, 2016.

Vs.:   CHRISTophorus·MADRVcius·CARDINalis· - EPIScopus·ET·PRINceps·TRIDENti·ET·BRIXiae
Brustbild nach links im geistlichen Ornat. Am Armabschnitt: ANN
Rs.:   STATVS·MEDIOLanensis·RESTITVTORI·OPTIMO - SECVRITAS·PADI
"An den besten Restaurator des Landes Mailand"
Figur am Altar reicht einem sitzenden Krieger die Hand. Im Vordergrund liegender Flussgott Po mit Urne.
1556 wurde Cristoforo Madruzzo zum Statthalter in Mailand und der Lombardei ernannt. Auf diese Gelegenheit entstand wohl diese Medaille [Bergmann(1844)S.23]. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem spanischen Befehlshaber der dortigen Armee dankte Critoforo 1557 von dieser Position ab und kehrte nach Trient zurück.


Geprägte Bronzemedaille o. J. (1570) von Lorenzo Fragni (Parmense)    Ø 41,4 mm, 15,64 g.
Armand I 278/1; Attwood 998; Toderi/Vannel 2301.
Möglicherweise anlässlich einer Ernennung zum Bischof von Ostia [Toderi/Vannel].

Vs.:   ·CHRITOPHORVS·MADrutius·ET·Cetera·CARDinalis·TRIDENtinensis·
Brustbild mit Barett n. links, darunter LAV.PAR [Laurentius Parmense = Lorenzo Fragni (1538-1619), Medailleur].
Rs.:   ·REVIXIT·   "Er ist wiedererstanden"
Phönix steht auf rauchendem Holzhaufen, darüber ein Lorbeer/Palmblatt-Kranz und eine Schlinge,
jeweils mit Monogramm LP.   LP = Laurentius Parmense.
Madruzzo war 1564-1570 Bischof der Titularkirche von Palestrina. Dieses Amt hat er 1570 an Kardinal Otto von Waldburg abgegeben, jedoch ohne das Bistum Ostia als Ersatz zu erhalten. Sollte Madruzzo in Ostia wie ein Phönix wiedererstehen? (Madruzzo war 1570-78 Bischof der Titelkirche Porto-Santa Rufina.)
Für das ungewöhnliche Bild auf der Rückseite gibt es keine Erklärung.


Bronzegußmedaille o.J. (um 1578) von Pietro Paolo Romano.
Ø 45,62 mm, 30,49 g.   Armand I 231/19 (unter Galeotti); Attwood 831a.
Möglicherweise auf das Leben nach dem Tod.

Vs.:   CHRISTOPHORus·MADRVCIVS·CARdinalis·AC·PRINceps·TRIDENTInus·BRIXINensis Que EPiscopuS  /  PETRVS·PAVLVS·ROManus·  -   Brustbild nach links im geistlichen Ornat.
Rs.:   Aus Asche aufsteigender Phönix, darüber strahlende Sonne und V - E - V
unten Spruchband: VT VIVAT.


Medaille o. J. von Pietro Paolo Galeotti (il Romano)     Ø 44 mm,   Armand I 231/17; Kress 353.
Exemplar in der Kress Collection der National Gallery of Art, Washington D.C.

Vs.:   genau wie vor.
Rs.:  Schiffe in einem Hafen, der durch eine Kette gesperrt ist; davor Neptun auf dem Rücken eines Delfins, mit seiner linken Hand an der Hafenkette.     Armand erkennt auf der Rs. die Signatur P.P.RO.

Lit.:
• G.Toderi / F.Vannel: Le medaglie italiane del XVI secolo, 3 Bd., Florenz 2000
• A. Armand :  Les Médailleurs Italiens des quinzième et seizième siècles. 3 Bd., Paris 1883-87
• Joseph Bergmann: Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des Österr. Kaiserstaates
    im 16 bis 19. Jh.
Bd.1, Wien 1844 & im Netz
• R. Kastenholz: Hans Schwarz, Ein Augsburger Bildhauer und Medailleur der Renaissance. Mü-Berlin 2006
Ergänzt 7.2018.

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