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      Zeitgenossen im Heiligen Römischen Reich      

Anton I. von Oldenburg, 1529-1573.
Nach dem Sturz von Heinrich dem Löwen (1180) konnte sich eine selbständige Grafschaft Oldenburg südlich des Jadebusen zwischen Weser und Ostfriesland etablieren. 1448 wurde der Oldenburger Graf zum Kg. Christian I. von Dänemark gewählt. Er wurde auch Stammvater der Herzöge von Schleswig und Holstein, während sein jüngerer Bruder die Oldenburger Linie übernahm. Zu dieser Linie gehört Anton I.
Anton und seine drei älteren Brüder folgten 1526 gemeinsam ihrem Vater. Den Streit der Brüder um die Herrschaft konnte Anton 1529 für sich entscheiden. Er gab sich kaisertreu, zahlte die bis dahin verweigerte Reichssteuer und liess sich 1531 von Ks. Karl V. belehnen. Er führte die Reformation ein, hauptsächlich um sein Land mit dem säkularisierten Kirchengut zu befestigen und durch Neulandgewinnung auszubauen. Die Staatswirtschaft, die er als harter Unternehmer betrieb, trug Gewinn. Er hinterließ ein geordnetes, absolutistisch regiertes Staatswesen.

Der Chronist Hamelmann (*1526) berichtet: "In währender Münsterischer Fehde (1538) hat Graf Anthonius nach des Heil. Reichs Münzordnung an Schrott und Korn vollgeltende Thaler müntzen und schlagen lassen. Auf der einen Seiten des Gepregs stehet sein Bildnuss sampt der Ueberschrift, auf der andern Seiten dieser Spruch: Dominus protector vitae meae, a quo trepidabo". Er erwähnt auch die vom Grafen Anton geprägten Goldgulden: "Er hat auch müntzen lassen Goldfl. [Goldgulden], die sehr gut seyn, item halbe Thaler, Orthsthaler [1/4 Taler] und gute Mariengroschen darauf das Oldenburgische und Delmenhorstische Wappen zu finden".   [K./T., S.65]


Taler o.J. (um 1538).     Ø 41 mm, ca. 28,5 g.   K./T.119; Dav.9606. Neun bekannte Exemplare.
Vs.:  ANTONI9*COME:IN - OLDENB'*Z*DELM'⊱⊰   "Antonius, Graf von Oldenburg und Delmenhorst"
bärtiges Brustbild nach links, über dem Mantel eine Kette,
unten in der Umschrift das Oldenburger Stammwappen.

Rs.:  DNS'*PROTECT*VITE*MEE*A*Q'*TREPID'  aus Ps.27, V.1:
Dominus protector vitae meae a quo trepidabo = "Gott ist der Beschützer meines Lebens, ihn fürchte ich".
Quadriertes Wappen: Oldenburg (2 Balken) | Delmenhorst (Nagelkreuz).
Darüber Helm, feldfüllende Helmdecke, Krone & Helmzier mit Büffelhörnern und Nagelkreuz.
In der Grafschaft Delmenhorst herrschten, mit Unterbrechungen, Nebenlinien des Hauses Oldenburg. 1476 eroberte das Bm. Münster die Grafschaft, konnte sie 1538 noch behaupten, verlor sie aber 1547 im Schmalkaldischen Krieg an Anton I. von Oldenburg.


Dieses Exemplar liegt im Oldenburgischen Landesmuseum, weitere zwei liegen in Berlin und Kopenhagen.
1/2 Taler o.J. (um 1538).     Ø 34 mm, ca. 14,2 g.   K./T.120.
Vs.:  ANTONI'.COMES·IN*OLDENB'*Z*DELM⊱⊰   (mit zwei gekreuzten Knochen ⊱⊰ als Münzzeichen ?)
Brustbild jetzt ohne Kette und ohne Wappen in der Umschrift.

Rs.:  ähnlich wie vor.
Mit der Renaissance verbreitete sich das Bemühen, Bildnisse als naturgetreue Porträts zu gestalten: Anfang des 15. Jh. entstanden erste grosse Gussmedaillen prunkliebender italienischer Herrschaften. 1472 ließ erstmals ein Doge sein persönliches Bildnis auf eine Münze setzen, was für Venedig jedoch eine Ausnahme blieb. Mailands Herrscher folgten und etablierten die Sitte, sich auf Umlaufmünzen mit ihren erkennbaren Gesichtszügen zu verewigen. Solche Münzen sorgten mit ihrer weiten Verbreitung dafür, dass Münzberechtigte in ganz Europa nachzogen.
Als Anregung für Anton I. dürften Münzen gedient haben, die Simon V. zur Lippe (1528) und Enno II. von Ostfriesland (1529) mit ihren Brustbildern versehen ließen.
Einige wenige Exemplare aus Antons 1-, 1/2- und 1/4-Talerausgabe sind erhalten und werden in Museen aufbewahrt. Zeichnungen oder Gemälde von Anton sind unbekannt, so dass diese Münzen möglicherweise die einzigen Zeugnisse seiner Gesichtszügen sind.
Vergleiche das Bildnis auf diesen Münzen mit der Grabplatte von Anton I., um 1573 angefertigt, 1938 in der Lambertikirche wiederentdeckt und jetzt im Vestibül aufgestellt.

Lit.:
Kalvelage, H. / Trippler, H.: Münzen der Grafen, Herzöge und Großherzöge von Oldenburg. Osnabrück 1996.

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