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      Zeitgenossen im Heiligen Römischen Reich      

Simon V., 1511-1536 Edelherr zur Lippe, 1528 Graf.
Die Edelherren zur Lippe stammen aus Lipperode bei Lippstadt an der Lippe. Ihre Herrschaftsgebiete "vor dem (Teuteburger) Walde" konnten sie ab dem 12. Jh. auf die Gegend "hinter dem Walde" ausdehnen. Dort gründeten sie u.a. Detmold und Lemgo und erwarben die Grafschaften Schwalenberg und Sternberg. Hingegen verloren sie Gebiete "vor dem Walde", Rheda verloren sie ganz und Lippstadt teilweise. Simon V. nahm 1528 den Titel "Graf und Edler Herr zur Lippe" an, war er doch Herrscher über zwei Grafschaften.
Um 1200 begannen die Edelherren zur Lippe mit der Prägung von Pfennigen. Eine Münzrechtverleihung ist nicht überliefert. Von 1360-1498 wurde nicht geprägt und man behalf sich mit Gegenstempelung auswärtiger Münzen. Auch von 1509-1595 wurde fast nicht geprägt, nur 1528 prägte Simon V. für kurze Zeit. Erst 1595 begann wieder eine kontinuierliche Münzausgabe, die bis 1913 anhielt.
Der erfolgreiche Bergbau im Erzgebirge und im Harz veranlasste viele Landesherren, so auch Simon V., nach Erzen auf ihren Territorien suchen zu lassen. Zunächst verdiente Simon an der Erteilung von Privilegien zur Erzsuche. Versuche, auf eigene Kosten mit Hilfe von Bergleuten aus dem Erzgebirge und Schmelzern aus dem Harz Kupfer und Silber zu fördern und diese Metalle für Münzprägungen zu nutzen, blieben letztlich erfolglos. Gruben am Köterberg (zwischen Schwalenberg und Holzminden) brachten nicht den erhofften Ertrag.


Guldengroschen 1528, Lippstadt, sog. "Köterbergtaler".   Ø 41mm, 28,68g.
Grote 70; Ihl 1; Schulten 1787; Dav.9373.

Av.:   ‡SIMONon·COMes:ET·NOBILis:DOminus:DE·LIPPia:   "Simon, Graf und Edler Herr zur Lippe"
Büste mit pelzbesetztem Wams, Spitzenkragen und Drahthaube n.l.

Rev.:   ·MONETA·NOVA·ARGENTE:15Z8  
Quadriertes Wappen Lippe (Rose) / Schwalenberg (Schwalbe auf Stern) mit Helm und Helmzier von Lippe.
Dieser repräsentative Porträttaler, auch "Köterbergtaler" genannt, ist eine der frühesten Grosssilbermünzen Nordwestdeutschlands. Sie ist bemerkenswert:
1. Die Münze trägt ersmals den erweiterten Titel "Graf und Edler Herr zur Lippe". Frühere Urkunden führten nur den Titel "Edler Herr". Die erste bekannte Urkunde mit dem noch anspruchsvolleren Titel "von Gottes Gnaden Graf und Edler Herr zur Lippe" stammt vom März 1529.
2. Gleichzeitig mit der Titelerweiterung wandelte Simon sein lippisches Geschlechtswappen zu einem vierfeldigen Besitzwappen um, in das er die Grafschaft Schwalenberg aufnahm (Schwalbe mit dem Stern von Sternberg).
3. Im "Köterbergtaler" von 1528 soll Silber aus dem Köterberg verarbeitet worden sein. Aber möglicherweise sollte die vermeintliche eigene Silbergewinnung nur die Prägeberechtigung untermauern, denn die Esslinger Münzordnung von 1524 verbot die Münzprägung, wenn der Münzherr über keine eigenen Silbergruben auf seinem Territorium verfügte.

Der Taler von 1528 ist Ausdruck von Simons gestiegenem Selbsbewustsein, das er öffentlich machen wollte. Neben diesem Bildnis ist nur noch ein weiteres bekannt: das im Ahnensaal des Schloßes Detmold eingelassene Ölbild. Die Gemälde dieses Raumes wurden auf eine einheitliche Größe beschnitten und nachträglich mit einem Goldhintergrund versehen. Eine Datierung dieses Ölgemäldes ist nicht möglich.

Im Jahre 1528, kurz nach Annahme des Grafentitels, schloss Simon mit dem Münzmeister Gerhard Loyß einen Vertrag zur Errichtung einer Münzstätte in Lippstadt, wo seit ca. 200 Jahren keine Münzen mehr geprägt worden waren. Der Vertrag sah die Ausprägung von zehn verschiedenen Münzsorten vor, u.a. "Stücke im Wert eines Guldens". Von den vier erhaltenen Guldengroschen liegt einer im allg. zugänglichen Münzkabinett des Lippischen Landesmuseums Detmold.

Bernhard Schulte, M&M Basel, schrieb 2001 zu den Stempeln dieses Talers:
"Offensichtlich hatte man in der neuen Münzstätte niemanden, der in der Lage war, ansprechende und technisch einwandfreie Stempel für grosse Silbermünzen zu gravieren, so dass man sie in Auftragsarbeit gab bei den Stempelschneidern der Brüder der Gräfin Magdalena, der zweiten Frau des Grafen Simon aus dem Hause Mansfeld, die er im Jahre 1523 geheiratet hatte. Diese hatten seit sechs Jahren in grossem Umfang Erfahrung mit der Herstellung von Stempeln für Guldengroschen, da ihre Gruben in Mansfeld reiche Ausbeute lieferten. Als Beweis für diese Behauptung verweisen wir beispielhaft auf den Mansfelder Taler von 1526 (Dav. 9475), der bis ins Detail denselben Stempelschneider verrät, zu sehen an den gleichen Buchstabenpunzen, denselben dreieckigen Trennzeichen in der Legende, Wappenumrisspunze, Helm und Helmzierrat, Grafenkrone etc. Namentlich benennen lässt sich der Stempelschneider allerdings bis heute nicht."

Von Simon V. kennt man nur eine zweite Münzsorte, ein silberner "Schüsselpfennig", der in einem Exemplar bekannt ist (siehe Wikipedia: Lippische Münzgeschichte). Simons Silbergewinnung kann also nicht ertragsreich gewesen sein.

Lit.:
• Arnold Vogt: Museumsführer - Lippisches Landesmuseum Detmold, Das Münzkabinett, Detmold 1985.
• Heinrich Ihl: Taler der Grafen und Fürsten zur Lippe, Lemgo 1979, 31 S.
• Peter Berghaus: Die Münzprägung der Edelherren, Grafen und Fürsten zu Lippe, der Grafen von
    Schwallenberg
in: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 48/1: Stadt Detmold (1968) S.65-71
• H. Grote und L. Hölzermann: Lippische Geld- und Münzgeschichte.
    In: Grotes 'Münzstudien'. Leipzig 1867. → Read online und PDF
• F. Köhler: Geschichte des Fürstlich Lippischen Wappens, Detmold 1893. → Read online und PDF
• Johann David Koehler: Wöchentliche Historische Müntz-Belustigung, Heft vom 18. März 1750,
    mit Kupferstich.

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