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Gruppenbildnisse
(Schaumünzen für den Liebhaber)

sog.   "Enkeltaler"   und   "Dreikaisertaler"

"Enkeltaler"
- Kaiser Maximilian und seine Enkel Karl und Ferdinand -


Schauguldiner "Enkeltaler" 1518, Sankt Veit.   Ø 42 mm, 33,15 g.
Voglh.21; Egg 35; J.D.Köhler III St.23 p.177

Vs.:   MAXImilianus·ROManorum·IMperator·ARCHi·DVx·AVSTriae· ET·DOminus·TERrarum·OCCIdentis·ORIentisque·
"Maximilian, ..., Herr über die Länder des Okzidents und Orients"
Büste Kaiser Maximilians mit Barett, Pelzschaube und umhängender Kollane
des Ordens vom Goldenen Vlies.
Rs.:   SVI:NEPOtes:CAROLus·HISPAniae·AC·FERTInandus·SICILiae·REx·AC·T(?)·AVstriae·BVrgundiae·
Sich anschauende Büsten der Erzherzöge Karl (mit Barett und Ordenskette mit dem Goldenen Vlies)
und Ferdinand (barhäuptig, nach dem Kreuz an seiner Halskette fassend), darunter '1518',
in der Mitte ein Zentralpunkt.
Das Bildnis der Vorderseite erinnert ein wenig an Abbildungen Maximilians in der zeitgenössischen Graphik. Nach dem Leben ist es nicht entstanden, weil der Kaiser, ungeachtet seines großen Interesses für die eigenen Prägungen, den Stempelschneidern doch nie eine Sitzung gewährt oder eine gute Vorlage überlassen haben soll.   [E.Holzmair, 1948]
Das Doppelbildnis der Enkel Karl und Ferdinand ist eine Erfindung des Stempelschneiders aus Kärnten. Beide Seiten des Schaustückes sind auch in anderen Stempelkombinationen bekannt. Diese Schaustücke waren keine offiziellen Geschenkprägungen des Kaisers, sondern Souvenirs, die bei der Beliebtheit Maximilians guten Absatz fanden. Maximilian selbst hätte keine Schaustücke verschenkt, die ihn nicht als Herrscher zeigen.   [E.Egg, o.J.(1969)]

"Dreikaisertaler"
- Ks. Maximilian I., Ks. Karl V., Ks. Ferdinand I. -

    1.   Vorbild aus Wien    


einseitige Silbermedaille 1536, Wien (?).   Ø 44 mm, 21,8 g.
im Wiener Münzkabinett aufbewahrt.

¤MAXIMILIANVS¤CAROLVS¤FERDINANDVS MDXXXVI
nach rechts gestaffelte Porträts von Maximilian, Karl und Ferdinand, jeweils mit Vliesorden.
Auf ihren Hüten: Zwei Löwen halten den gekrö. Doppeladlerschild und die Ordenskette.
Halačka hält diese Medaille für das älteste Vorbild späterer Dreikaiser-Prägungen.


    2.   Prägungen aus Hall    
( zur Regierungszeit von Ks. Ferdinand I. bzw. Erzherzog Ferdinand )


1/2 Dreikaisertaler o. J., Hall.     Ø 35 mm.   M./T.vgl.165; Voglh.vgl.45; Dav.vgl.8053.
Vs.:   + MAXI:CARO:(ET):FERD:D:G:RO:CÆS:REG:HISP   (ET) ligiert.
nach rechts gestaffelte und gekrö. Brustbilder mit Vliesorden am Band:
Maximilian bartlos, Karl V., Ferdinand I.
Rs.:   + HVNG:BO:DAL:CRO·ZC·ARCHID:AVST:D:BVR
Doppeladler ohne Nimben mit U-förmigem Wappenschild Kastilien-Österreich auf der Brust.


Zwei weitere Stempelkombinationen:


Dreikaisertaler o. J., Hall.     Ø 35 mm, 33,6 g.   M./T.-; Voglh.46; Dav.8054.
Vs.: wie vor.
Rs.:+ FRIDERICVS·III·RO:IMPRRATOR·S·AVG
Geharnischtes Brustbild Friedrichs III. mit Vliesorden und Krone, ganz passend zu den übrigen Kaiserbüsten.

Die Kombination obiger "Dreikaiser-Seite" mit nachfolgender Wappenseite stammt vermutlich
aus der Zeit von Erzherzog Ferdinand, der 2. Sohn von Ks. Ferdinand I.


Dreikaisertaler o. J., Hall.     Ø 35 mm, ca.33 g.    M./T.165a; Voglh.85; Dav.8103.
Vs. genau wie vor: + MAXI:CARO:(ET):FERD:D:G:RO:CAES:REG:HISP
Rs.:+ DVX·BVRGVNDIAE:COMES·TIROLIS:
Grosses vielfeldiges Wappen: Altungarn-Böhmen (oben), Kastilien-Leon (links unten), Österreich-Burgund.
Herzwappen: Tiroler Adler.
Obige drei Haller Prägungen tragen die gleiche Vorderseite und
das typische Anfangszeichen "+" in den Legenden.


    3.   Prägungen aus Böhmen    
( zur Regierungszeit von Ks. Rudolf II. bzw. Ks. Matthias )

  3a.   Mit Jahreszahl "90" und Blickrichtung nach links (Halačka: Typ 1)  


"Dreikaiser-Prägung" 1590, Joachimstal (?).   Ø 41 mm, 29,14 g.
Diet.-; Halacka 387a; Voglh.86(Hall); Dav.8105(Hall).

Vs.:   +MAXImilianus·CAROlus·Et·FERDinandus·Dei·Gratia·ROmanorum·CAESares·REGes·HISPaniae·90
Die gekrönten Büsten der Kaiser Maximilian (bartlos), Karl V. und Ferdinand I. (mit Schnurr- und Vollbart) sind hintereinander gestaffelt, jeder mit Vliesorden am Band.
Rs.:   ¤HVNGariae◦BOhemiae◦DALmatiae◦CROatiae◦&◦ARCHIDuces◦AVSTriae◦Duces·BVRgundiae
Nimbierter Doppeladler und Brustschild (Kastilien/Österreich).
Dieser Typ ist als Halbtaler, Taler, 1½-, 2-, 3-, 4-fach Taler und als Abschlag in Gold im Gewicht von 5, 10 und 20 Dukaten bekannt.
Diese Gedenkstücke von 1590 stammen aus der Zeit von Ks. Rudolf II., aber ein Münzherr wird in der Legende nicht benannt. Wo dieser Typ geprägt wurde ist noch immer nicht ganz geklärt. Er stammt sicher nicht aus Hall, wie man lange Zeit vermutete, da in der in Frage kommenden Periode dort nur mit Walzen produziert wurde. Halačka (1987) legt diese Prägungen (Nachtrag Nr. 387a) nach Joachimstal und gibt als Münzmeister Paul Hofmann an. Es könnte aber auch Prag als Münzstätte in Frage kommen.

  3b.   ohne Jahreszahl, Blickrichtung nach rechts (Halačka: Typ 2)  


Goldabschlag im Gewicht von 5 Dukaten von der "Dreikaiser-Prägung" o.J., Prag.
Ø 41 mm, 17,35 g.   Diet.552; Friedb.111; Voglh.120/2 (in Silber); Dav.3066 (in Silber).
Aus der Zeit von Ks. Rudolf II., wieder mit Titel der verstorbenen Kaiser,
aber ohne Namen eines Münzherren.
Gestaltung ähnlich wie vor, jedoch Blickrichtung geändert und Krone jetzt
mitraförmig im Stil der Rudolfskrone.
Vs.:   ❀MAXI·I·CARO·V·ET FERD·D·G·ROM·CÆS·REG·HISP.
Rs.:   +HVNG·BO·DAL·CRO·zc ARCHID·AVST·DV·BVRG
Dieser Typ ist in Silber im Gewicht von 1, 1½, 2, 3 Talern und als Abschlag in Gold im Gewicht von 5, 10 und 15 Dukaten bekannt. Halačka (1992) spricht generell von "Dreikaiser-Prägungen" und meidet die Bezeichnung "Taler".

Zur Frage der Herkunft und Zuteilung an böhmische Münzstätten schrieb Halačka 1992:
"Am Jahresbeginn 1590 verließ der Eisenschneider Zacharias Kempf die Joachimstaler Münzstätte aus Gesundheitsgründen. Es wurde ihm eine Rente in Höhe von 15 Weissgroschen pro Woche zuerkannt. Kempf beantragte die Erhöhung dieses Betrages bei Kaiser Rudolf II. und unterstützte seine Bitte durch ein Stempelpaar für diese Festprägung, die er dem Gesuch bei fügte.
Da Kaiser Rudolf II. sich die ganze Regierungszeit hindurch in Prag aufhielt, scheint es am wahrscheinlichsten zu sein, daß die Prägestempel nach Prag gebracht und hier der Münzstätte übergeben wurden. Zu dieser Zeit (Anfang der 90er Jahre des 16. Jahrhunderts) prägte nur die Prager Münzstätte im Königreich Böhmen neben Talerprägungen auch Goldmünzen. ... Man kann also diese Prägungen aller Wahrscheinlichkeit nach der Prager Münzstätte zuteilen und in die erste Hälfte der 90er Jahre des 16. Jahrhunderts datieren."

  3c.   ohne Jahreszahl, mit Bildnis und Titulatur des Kaisers Matthias (Halačka: Typ 3)  
Erstmals erscheint ein Münzherr auf einem der sog. "Dreikaiser-Taler".
Die Dreikaiser-Seite wird hier zum Revers einer Prägung mit Bildnis und Titulatur des Kaisers Matthias.


Taler o. J. (1612-19), Prag.     Ø 41 mm, ca.29 g.
Voglh.120/1; Diet.521; Halacka 493; Dav.3064.

Vs.:  + MATTHIAS Dei·Gratia·ROManorum·IMPerator·Semper·Augustus·Germanie·Hungarie·BOhemie·REX
Brustbild Matthias nach re. mit Schnurr- und Vollbart, drapierter Zierharnisch, Mühlsteinkragen und der
Ordenskette mit dem goldenen Vlies auf der Brust.
Unten: gekrö. böhmischer Löwe und Mmz.
(Mond+Stern).
Rs.:   ¤ MAXI·I·CARO·V·ET FERD·D·G·ROM·CÆS·REG·HISP   Umschrift und Münzbild wie zuvor.
Diese Stücke sind als Taler, 1½-, 2-, 3- und 4-fach Taler bekannt.
Wegen des Titels "Romanorum Imperator" auf der Vorderseite muss diese Prägung in die Zeit 1612-1619 fallen. Diese Festprägung erfolgte anlässlich der Wahl und Krönung Matthias zum römischen Kaiser am 24. Juni 1612. Das hier als Vorderseite eingesetzte Münzbild wurde 1613-17 auch bei der laufenden Talerprägung in Kuttenberg benutzt (Voglh.115/2).

Lit.:
• Halačka, Ivo: Die sog. "Dreikaiser-Prägungen" aus den böhmischen Münzstätten.
    in Haller Münz Blätter, Bd.V, S.323-8 (1992)
• Mince zemí Koruny Ceské 1526-1856 [The coins of the Bohemian crown-lands], Bd.1: 1526-1620. (1987)
• Moser, H. / Tursky, H. (M./T.):   Die Münzstätte Hall in Tirol 1477-1665.   Innsbruck 1977.
• Voglhuber, R.:  Taler und Schautaler des Erzhauses Habsburg.   Frankfurt 1971.

überarbeitet 9.2015.

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