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Antoine Perrenot de Granvelle (1517-86)
1538 Bischof von Arras, 1550 oberste Ratgeber Ks. Karls V., 1560-82 Erzbischof von Mechelen
und 1561 Kardinal, 1584 zum Erzbischof von Besançon gewählt.
 
Sein aus Burgund stammende Vater, Nicolas Perrenot de Granvelle (1484-1550), wurde Jurist und Mitglied des Gerichtsthofes in Dôle. 1519 kam er in die Niederlande. 1525 fand er am spanischen Hof von Ks. Karl V. Verwendung für diplomatische Missionen. Nach dem Tod des Kanzlers Mercurino Gattinara 1530 vertrat Nicolas maßgeblich die kaiserliche Politik in Deutschland. Er starb vor Beginn des Reichstages von 1550 in Augsburg.
Antoine Perrenot de Granvelle (*1517 Besançon, †1586 Madrid) studierte Theologie und Recht, erhielt Priester- und Bischofsweihe sowie 1538 21-jährig das Amt des Bischofs von Arras, in dem er sich vertreten liess. Er wurde enger Mitarbeiter seines Vaters Nicolas Perrenot. 1547 war er an den Kapitulationsverhandlungen des Schmalkaldischen Bundes beteiligt, 1550 folgte er seinem verstorbenen Vater als oberste Ratgeber Karls V. und behielt diese Stellung auch unter Kg. Philipp II. Antoine wurde 1560 Erzbischof von Mechelen und 1561 Kardinal. Der als einflussreicher Minister der Regentin Margarete von Parma in Brüssel lebende Antoine musste 1564 das Land verlassen, weil der Konflikt mit der niederländischen 'Adelsopposition' (Grafen von Hoorn, Egmond sowie Wilhelm von Oranien) eskalierte. 1570-75 war er Philipps Statthalter im Königreich Neapel. Als leitender Minister Philipps II. war er auch in Rom und Madrid tätig. Er starb bevor er sich in sein neues Amt als Erzbischof von Besançon zurückziehen konnte.
Neben seiner vielbeschäftigten politischen Karriere betätigte er sich als Kunstliebhaber und -sammler, darunter auch von Münzen und Medaillen. Er ließ an die 30 verschiedene Medaillen mit seinem Bildnis anfertigen, zum Verschenken und für seine eigene Sammlung. Sie sind Ausdruck der enormen Beharrlichkeit, mit der er seine Ziele durchsetzen wollte.

Medaille auf den Vater Nicolas


Silbergußmedaille 1533 von Jean Second.     Ø 63 mm, Münzkabinett im KHM, Wien.
Vs.:   NICOLaus PERRNOTVS - SIC VISVM SVPERIS   "..., so erschien es den Göttern richtig"
Brustbild n. r. mit Mütze und Pelzmantel. Im Abschnitt vertieft:
AETatis·XLVII
Rs.:   Gottvater zerstreut die Wolken. Im Abschnitt: SATIABOR CVm / APPARV / ERIT gloria tua
"Ich werde satt werden wenn deine Herrlichkeit erscheinen wird" (aus Ps.16,15)

Medaillen auf den Sohn Antoine


Bronzegußmedaille 1541 von Matthes Gebel.     Ø 57 mm.
Luc Smolderen 1; Bernhart 1; Habicht I,2 1202; das Stück liegt im Museum Neuchâtel, CH.

Vs.:   ANTONIVS·PERRENOT·E·EPS·ATREBATENSIS·M·D·XXXXI   -   Im Armabschnitt Æ·TA Z4.
Rs.   Wappen auf Krumstab aufgelegt unter Bischofshut, das Ganze in breitem Kranz.
Dies ist die früheste Medaille auf Antoine Perrenot de Granvelle.


Einseitige Bronzegußmedaille 1548 von Joachim Deschler.     Ø 48 mm.
LS 3 [Ø 48 mm]; Bernhart 2; Habicht I,2, 1578; Paris [Bronze 47 mm]; München [Blei 48 mm].

ANTONIVS·PERRENOTVS·EPISCOPVS·ATREBATEN:ÆTATIS SVE·30
Im Abschnitt erhaben I548 und vertieft DJ als Monogramm.

Ab ca. 1555 bestellte Antoine eine ganze Reihe von Medaillen bei den für den Habsburger Hof
tätigen Künstler Leone Leoni und Jacques Jonghelinck. Sie tragen alle sein Bildnis.


Einseitige Bronzegußmedaille o. J. (ca. 1555) von Leone Leoni.     Ø 66 mm, 70,20 g.
LS 5; Bernhart 5; van Loon I S.48 3; Armand I S.166 19 (Vs.)

·ANTonius·PERRENOT·EPIscopus·ATREBATENsis·   "... Bischof von Arras (niederl. Atrecht)"
Büste im Priestergewand mit spitzen Bart nach links.
Dazu gehört eigentlich die selbe Rückseite wie bei nachfolgender Medaille.


Silbermedaille (ca. 1555) von Leone Leoni.     Ø 65 mm.
LS 6; Bernhart 6; Attwood 33; Armand I S.166 19; Middeldorf/Stiebral LV, dieses Stück.

Vs.:   ·ANT·PERRENOT·EPI·ATREBATEN·   Umschrift wie vor.
Bild wie vor, mit weniger spitzen Bart, im Armabschnitt incus die Signatur: LEO

Rs.:   Schiff von Aeneas im Sturm mit Winde, Blitze und Hagelsteine, die von oben einwirken.
Im Vordergrund rudert ein Mann in einem Boot. Unten Band mit Granvelles Motto:
DVRATE = Mach weiter, Halte durch, Ertrage.
In der von Virgil überlieferten antiken Mythologie flieht Aeneas aus Troja und wird Stammvater Roms.
Das Wort DURATE ist Teil von Aeneas Ermahnung an seine Männer: "Durate et vosmet rebus servate secundis" ("Mach weiter und erhalte dich für bessere Zeiten", Aeneid, I, Vers 207).   [Scher, S.352]
Granvelles Kampf gegen die Häresie der Protestanten wird mit Aeneas Widrigkeiten veranschaulicht.


Bronzegußmedaille o. J. (ca. 1555)   unsigniert.     Ø 90,5 mm, 150,4 g.
vermutlich von Leone Leoni, auch Jacopo da Trezzo kommt als Medailleur in Frage.
LS 7 [ca.1555, Ø 95 mm]; Bernh.7; v.Loon I S.48 Abb.1 (1560); Armand II S.255 34; Attwood 31; Börner 756.

Vs.:   ·AN - TON·PERRENOT·EPI·ATREBATEN   -   Brustbild l. im Bischofsornat mit Krummstab.
Rs.:   CAETERIS·AEQVE·AC·SIBI·   "Für andere wie für ihn"   -   Das irdische Paradies:
Einhorn an einer Quelle in bergiger Landschaft, umher Elefant, Bär, Hirsch und weitere Tiere.
Die Darstellung der Rückseite weist auf Granvelles Bestreben hin, die christliche Kirche
von der "protestantischen Kontaminierung zu reinigen" (Attwood, S.103).


Silbermedaille o. J. (1555) von Leone Leoni.     Ø 50 mm, 33,15 g.
LS 8 [Ø 51 mm]; Bernhart 3 [München, 51 mm]; van Loon I S.48 Abb.3; Armand II S.255 36.

Vs.:   ANTONII PERRENOT·EPI ATREBAT   -   barhäuptige Büste nach links.
Rs.:   DVRATE   -   Das Schiff von Aeneas versucht Scylla (Ungeheuer mit weiblichen Oberkörper)
zu entkommen. Neptun stellt sich dazwischen und droht dem Seeungeheuer mit seinem Dreizack,
um den Sturm zu beruhigen. Im Vordergrund Schiffsbrüchige und ein Triton mit einer Doppeltrompete.
Hier: Neptun u. Triton mit Doppeltrompete. Später (Jonghelinck, 1561): Neptun begleitet von zwei Seepferden.


Silbermedaille o. J. (ca.1555) von Jacques Jonghelinck     Ø 38,5 mm, 20,07 g.
LS 9 [42 mm]; Bernhart 10 [München, 42 mm]; van Loon I S.48, Abb.4.

Vs.:   ANTONII·PERRENOT·EPI·ATREBAT·  -  Büste n. links.
Rs.:   DVRATE  -  Wappen des Kardinals Granvelle, eingerahmt von Kardinalshut und Quasten.


Bronzegußmedaille o. J. (ca.1555)   unsigniert, von J. Jonghelinck.     Ø 78,6 mm.
LS 11 [79 mm]; Bernhart -; Armand II S.255 35; Attwood -; Börner -; Smolderen 22.

Vs.:   ·ANTONIVS PERRENOTVS EPISCopus·ATREBATENSIS:   -   Brustbild l.
Rs.:   Schiff, darauf mehrere Männer, teils an den Mast gefesselt, rechts dahinter
auf Felsen drei Satyre mit Instrumenten, unten Schriftband DVRATE.


Bronzegußmedaille o. J.(ca.1555) von Leone Leoni oder J. Jonghelinck.    Ø 61,5 mm, 60,5 g.
LS 12 [61 mm]; Bernhart 5; v. Loon I S.48 Abb.2var; Köhler Belust. Bd.4, Stück 22, S.169.

Vs.:   ANTONII PERRENOT - EPISCopus ATREBATENsis   -   Brustbild r. mit umgelegtem Mantel.
Rs.:  DVRATE   "Ertragen"  -  Triton (griech. Meeresgott mit menschlichen Oberkörper und fischartigem Unterkörper) hebt mit beiden Händen ein Ruder gegen hundeähnliche Meeresungeheuer, die einen Schiffbrüchigen in stürmischer See zerbeißen.

ab 1560/61: Antoine als Erzbischof und Kardinal
1560 wurde er vom König zum Erzbischof von Mechelen ernannt und 1561 vom Papst zum Kardinal erhoben.


Silbermedaille (1561) von J. Jonghelinck     Ø 56 mm, 32,36 g.
LS 19 [56 mm]; Bernhart 14; v. Loon I S.59 Abb.1; Armand II S.255 38; Smolderen 33.

Vs.:  ANTonius·PERRENOT·Sacræ·Romanæ·Ecclesiæ·PresBiteRI·CARDinalis·ARCHIEPIscopus·MECHLiniensis·
"Antonius Perrenot, Priester der Heiligen Römischen Kirche, Kardinal, Erzbischof von Mechelen"
Brustbild r. mit Mütze und Mantel, am Armabschnitt die gravierte Jz. 1561.

Rs.:   DVRATE  -  Das von Aeneas (steht für Granvelle) gelenkte Segelschiff droht zu kentern
während Neptun (für Kg. Philipp ?) in seinem von Seepferden gezogenen Wagen zur Hilfe kommt.
Vorbild ist eine Unikat von J. Jonghelinck, Ø 59 mm [Scher Nr.159, LS 17] im Rijksmuseum Leiden.
Hier: Neptun begleitet von zwei Seepferden. Früher (Leoni, 1555): Neptun und Triton mit Doppeltrompete.


Einseitiger Guß o. J. (1567)  von Jacob Jonghelinck nach einem Wachsmodell von Domenico Compagni.
Ø 74 mm.    LS 22; Bernhart 18; Kress 631 (dies Stück); v.Loon I S.57; Armand I S.170 37 (unter L.Leoni).

ANTonius·Sacrae·Romanae·Ecclesiae·PresByteR·CARDinalis·GRANVELANVS


Silbergußmedaille o. J. (1571) unsigniert, nach G. Melon.     Ø 40,67 mm; 29,65 g.
LS 24; Bernhart 21; v.Loon I S.138 1; Armand I S.265, 12; Attwood 985 u. Börner 943 (Bronze mit Sign.).
Auf den Siegeswunsch über die türkische Flotte im Mittelmeer durch Kard. Antonius Perrenot de Granvella.

Vs.:   ANT·S·R·E·PBR·CARD·GRANVELANVS   -   Büste nach links in geistlichem Ornat.
Rs.:   Oben: IN HOC VINCES   -  ("mit diesem [Zeichen] wirst du siegen"). Der thronende Papst Pius V.
[oder der Kardinal?] überreicht dem vor ihm knienden Don Juan d'Austria eine Standarte,
darauf Kreuzigungsszene, rechts ein Heiligtum, im Hintergrund Soldaten.
Eine Variante trägt die Büste nach rechts (Bernhart 22) und die Signatur IO·V·MELON·F·
Als Leiter der spanischen Delegation in den Vertragsverhandlungen zu Rom machte Antoine Don Juan d'Austria
zum Anführer der Bündnis-Flotte, die dann in der Seeschlacht von Lepanto die türkische Flotte vernichtete.


Silbermedaille o.J. (um 1572) von Giovanni Melon.     Ø 42,8 mm, 26,18 g.   LS 28 [43 mm];
Bernhart 24; v. Loon I S.59, Abb.2; Armand I S.265, 13; Kress 635; Börner 942 im Berliner Münzkabinett.

Vs.:   ANT·S·R·E·PBR·CARD·GRANVELANVS
Büste nach links, im Abschnitt eingraviert: IOannes MELON Fecit
Rs.:   DVRATE  -  Segelschiff auf See von zwei Winden angeblasen.
Diese schein eine der letzte Medaillen auf Antoine Granvelle zu sein. [Kress]


Lit.:
• Luc Smolderen [LS] :  Les médailles de Granvelle, in: K. de Jonge, G. Janssens (Hrsg.),
    Les Granvelle et le anciens Pays-Bas, Louvain 2000, S.293-320.
• Max Bernhart :  Die Granvella-Medaillen des XVI. Jahrhunderts. Archiv für Medaillen- und
    Plakettenkunde, Bd.2-3 (1920) S.101-120 & Taf. IV-VII.
• G. van Loon :  Beschryving der Nederlandsche Historipenningen.   Teil 1, Den Haag 1723   im Netz verfügbar.
• A. Armand :  Les Médailleurs Italiens des quinzième et seizième siècles. 3 Bd., Paris 1883-87 u. im Netz.
• Luc Smolderen :  La Médaille en Belgique des origines à nos jours, Wetteren, 2009, 294 S., 490 Abb.
• Victor Tourneur :  Le Médailleur Jacques Jongheling et le cardinal Granvelle 1564-1578. Rev. Belge
    de Numismatique 87(1927)79-93, im Netz verfügbar
• Scher, Stephen K. (Hg.):  The Currency of Fame - Portrait Medals of the Renaissance, 1994.
• Hill/Pollard [Kress]:  Renaissance Medals from the Samuel H. Kress Collection, complete Catalogue, 1967.

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