Startseite Karl V. TOUR :  Siegmund von Dietrichstein

      Zeitgenossen im Heiligen Römischen Reich      

Augsburger Kaufleute, Patrizier und Handwerker
 
Handelshaus Fugger
Jakob II. Fugger, der Reiche 1459-1525, Großkaufmann
Anton Fugger 1493-1560, Großkaufmann, Ehefrau und Tochter
Raymund Fugger 1489-1535, Großkaufmann
Georg II. Fugger 1518-1569, Graf von Kirchberg-Weißenhorn
Karl I. Fugger 1543-1580, Graf von Pfirt
Castulus Fugger vom Reh 1475-1539, Kaufmann
Mitarbeiter des Hauses Fugger
Stefan Kiesling *1495, Leiter der Fugger-Niederlassung Wien
Matthäus Schwartz 1497-1574, Fuggersche Buchhalter
Christoph Mülich 1493-1554?, Faktor im Fuggerdienst in Spanien und Neapel
Georg Hermann 1491-1552, von Kaufbeuren
Drei Freunde: Heinrich Ribisch, Georg Hermann und Konrad Maier

Handelshaus Welser
Bartholomäus V. Welser d. Ä. 1484-1561, Patrizier und Großkaufmann
Hans VII. Welser d. Ä. 1497-1559, Ratsherr und Bürgermeister
Philippine Welser 1527-1580, Ehefrau von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol
im Auftrag der Welser
Ulrich Ehinger 1485-1537, Kaufmann in Spanien

Weitere Bürger Augsburgs
Hans Schwarz 1492-1550, Medailleur und Bildhauer
Hans Burgkmair der Ältere, 1473-1531, Maler und Graphiker
Konrad Peutinger 1464-1547, Jurist und Humanist
Adolf (III.) Occo 1524-1606, Arzt und Numismatiker
Laux (Lukas) Kreler ca.1486-1552, Goldschmied in Augsburg & Straßburg
Kolmar Helmschmid 1471-1532, Plattner
Drei befreundete Doktoren

Handelshaus Fugger
Der Aufstieg der Familie Fugger begannen mit Hans Fugger (in Augsburg ab 1367-1408) als Weber und Tuchhändler in Augsburg. Seine Söhne trennten sich und gründeten die Linie "von der Lilie" (Jakob I. d. Ä.) und "vom Reh" (Andreas). Die erfolgreiche Linie von der Lilie (2 Lilien im Wappen) beteiligte sich am Silberbergbau im Tirol und anderswo, betrieb viele Handelsniederlassungen und vergab Kredite mit geliehenen Geld. Die Linie vom Reh (Reh im Wappen) war weniger erfolgreich.

Jakob II. Fugger, der Reiche 1459-1525, Großkaufmann
- Sohn von Jakob I. Fugger, dem Stammvater der "Fugger von der Lilie" -
Jakob II. der Reiche erwarb wichtige Handelskonzessionen und errichtete ein internationales Netz von Handelsstützpunkten. Der erworbene Reichtum versetzte Jakob in die Lage, Kaiser Maximilian große Darlehen zu geben und in der Folge auch die Wahl von Kaiser Karl V. zu finanzieren. Als Pfand erhielt er dafür Bergwerke u.a. in Tirol. Für sein Seelenheil errichtete er die "Fuggerei" für mittellose Augsburger Bürger. Die Ehe mit Sibylla, geb. Artzt, blieb kinderlos. In seinem Testament bestimmte Jakob seinen erfolgreichsten Neffen Anton Fugger zum Nachfolger in der Geschäftsführung des Handelshauses.


1/2 Schauguldiner, 1518, Augsburg.     Ø 38 mm, 14,7 g.  Kull 3; Schulten 921; Forster 1060.
Vs.:   ·IACobus:FVGGER:AVGVSTAnus:VINdelicorum:ANNO:DomiNI:1518·:
"Jacob Fugger aus Augsburg, im Jahre des Herrn 1518"   -   Brustbild mit Drahthaube nach links.
Rs.:   ADSIT - APOLLO     "Apoll möge (mir) beistehen"
Der herabschwebende Apollo bekrönt links Neptun, der mit Dreizack auf einem Delphin steht (Jakob Fugger?),
und rechts Merkur, der mit seinem Merkurstab auf einem kleinen Globus balanciert (Raimund Fugger?).
Jakob II. verweist damit auf seine Stellung als erfolgreicher Handelsherr zu Wasser und zu Lande:
Apollo, Gott der Künste, krönt Merkur, den Gott des Handels und der Kaufleute.
Diese privaten Schaumünzen sind auch im Gewicht eines Talers geprägt worden, obwohl sie kein zugelassenes Zahlungsmittel waren. Sie wurden auf dem Augsburger Reichstag 1518 als Geschenk verteilt zur Förderung des Prestiges der Fugger. Später wurden sie auch verschenkt, wenn es darum ging Geschäfte anzubahnen. Ein eigenes Münzrecht verlieh Karl V. erst 1535 an Jakobs Neffen und Erben.

Vorbild war die von Hans Schwarz gefertigte Gußmedaille, Ø 64 mm, Münzkabinett im KHM Wien.

Als Vorlage für das Bildnis diente der Holzschnitt um 1511 (21x14 cm) von Hans Burgkmair (1473-1531), beschriftet mit "Jakob Fugger, Bürger von Augsburg". Wenn die Vorlage (Blick nach rechts) auf den Stempel seitengetreu übertragen wird, entsteht auf dem Stempelabdruck ein seitenverkehrtes Abbild (Blick nach links).
Auch Hans Holbein d. Ä. und Albrecht Dürer haben Jakob Fugger porträtiert. Doch Burgkmairs einprägsame Darstellung war seinerzeit bekannter, als die seiner berühmten Kollegen.


Medaille 1525     Ø ca.21 mm.   Kull 7.
hier: Paar einseitige vergoldete Galvanos von Vs. und Rs.

Vs.:   IACOB - ·FVGGER·  -  Büste mit Drahthaube nach links.
Rs.:   Geburtsjahr 1459 über Lilienschild zwischen Æ - 66, unten Todesjahr 15Z5.

Jakob der Alte, Vater von Jakob II. der Reiche, ist der Stammvater der "Fugger von der Lilie".
Das gespaltene Wappen der "Fugger von der Lilie" trägt zwei Lilien.


Einseitige ovale Bleimedaille o. J., nach 1563 von Valentin Maler?     Ø 42/47 mm.
Habich II 2559; Kull 8, vgl.Tf.I/1; Kress 613.
Hier das Exemplar der Kress-Collection, National Gallery of Art, Washington.

IACOB FVGGR - DER ELTER   -   Brustbild nach halbrechts mit Klappmütze.

Lit.:
• J.V. Kull: Die Münzen des gräflichen und fürstlichen Hauses Függer. MBNG 8 (1889) 1-96 & 2 Tfn
      und Nachdr.2012     -   Zusammenstellung
• "Wettstreit in Erz - Porträtmedaillen der deutschen Renaissance" - Katalog der Ausstellung in
      München/Wien/Dresden (2013-15)
• faz.net:   Augsburger Bankiers der Krone und der katholischen Kirche

Anton Fugger 1493-1560, Großkaufmann und Bankier
- Neffe und Nachfolger von Jakob II. der Reiche, jüngere Bruder von Reymund Fugger -
Anton qualifizierte sich erfolgreich unter anderen in verschiedenen Filialen des Fuggerschen Handelshauses, darunter in Rom, wo er Dr. Johannes Eck am päpstlichen Hof einführte. 1525 erbte Anton zusammen mit seinem Bruder Raymund das Fuggersche Handelshaus von seinem kinderlos verstorbenen Onkel Jakob II. der Reiche, der Anton testamentarisch zu Geschäftsführer bestimmte. 1530 wurde er von Ks. Karl V. zum Grafen von Kirchberg-Weissenhorn erhoben. Anton unterstützte Karl V. und Ferdinand I. mit immer mehr Darlehen und galt als "Fürst der Kaufleute" sowie heute als reichster Mensch der Geschichte. Er versuchte seine finanziellen Abhängigkeit von den Habsburgern zu verringern - die Verbrennung von Schuldscheinen in einem Feuer aus kostbaren Zimtstangen vor den Augen Karls V. ist eine Mär. Er erwarb zielbewusst Territorien (u.a. Babenhausen, Glött und Kirchheim), welche die Existenzgrundlage der weniger wirtschaftlich interessierten Söhne und Neffen wurde.


Spielstein nach 1525. aus Laubholz von Friedrich Hagenauer(?).     Ø 34,5 mm, Höhe 9,5 mm.
Standort: Landesmuseum Württemberg (Stuttgart), Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen.
Davor Anton, der Nachfolge seines Onkels Jakob, dahinter Jakob Fugger.

Siehe das Ölbild 1525 auf Anton Fugger, gefertigt von Hans Maler zu Schwaz (42x34 cm),
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

Die Medaille mit Antons Bildnis, Kull 35 (1527, Ø 42 mm, F. Hagenauer) fehlt hier leider.

Medaille auf Antons Gemahlin Anna Rehlinger (1505-48)
aus dem Augsburg Patriziergeschlecht der Rehlinger (auch Rechlinger)


Bronzegussmedaille 1529, Modell von Friedrich Hagenauer.     Ø 61,5 mm, 61,15 g.
Habich 533; Kull - (vgl.36 & 37).

Vs.:   ANNA RECHLINGERIN VIRGO AVGVSTANA. ANNO ETATIS SVE XXII*
"... im Alter von 22 Jahren"   -   Büste links mit großem Hut über einer Drahthaube.
Rs.:   ANNO SALVTIS. M.D.XXIX.  -  Wappen der Familie Rechlinger (zwei Rosen auf zwei Spitzen).
Anna hatte 22-jährig 1527 Anton Fugger geheiratet und war die erste Patrizierin im Hause Fugger.
Aus der Ehe gingen vier Söhne und sechs Töchter hervor.

Medaille auf Antons Tochter Susanna
Susanna (1539-88) heiratete 1555 Balthasar II. Freiherr von Trautson (†1588).


Silbergußmedaille o. J. (um 1555), Stempelschneider Lorenz Rosenbaum.     Ø 34,5 mm, 12,52 g.   Habich I/2 1512; Kull 160; Wettsteit in Erz 129.
Medaille bestellt von Anton Fugger anlässlich der Vermählung seiner Tochter.

Vs.:   SVSANNA·TRAVTSONIN·FREYN·GEBORNE·FVGGERIN
Brustbild im verzierten Kleid mit Kopfbedeckung nach rechts.
Rs.:   Weibliche Figur sitzt nach links, linke Fuß auf Schildkröte, einen Finger auf den Lippen
und einen Schlüssel in der Rechten darreichend.

Raymund Fugger 1489-1535, Großkaufmann
- Neffe von Jakob II. der Reiche, älterer Bruder von Anton Fugger -
Raymund (auch Raimund) verlor 13jährig seinen Vater. Onkel Jakob sorgte dann für seine Ausbildung. 1509-10 vertrat Raymund seinen Onkel am Hof Kaiser Maximilians und ist danach bei einem Gesandtenkongreß in Mantua (1511) und bei Papst Julius II. belegt (1512). Am 16. Januar 1513 heiratete er in Krakau die Kaufmannstochter Katharina Thurzo, bevor er sich 1515 in Augsburg niederließ. Nach dem Tod von Jakob Fugger II. übernahmen Raymund und sein Bruder Anton das Familienunternehmen. Sie wurden beide von Ks. Karl V. in der Grafenstand erhoben (1530) und erhielten das Münzrecht (1534).
Ihr Onkel Jakob II. der Reiche hatte ohne einen Adelsbrief zu besitzen 1507 Kirchberg-Weißenhorn von Ks. Maximilian pfandweise erworben. Erst mit der Erhebung seiner beiden Neffen wurden die niederadligen Kirchberger Lehnsleute der Fugger. Diese blieben aber Teil der vorderösterreichischen Landstände, und erhielten daher keine Stimme auf Reichstagen.
Raymund war ein kenntnisreicher Kunstsammler. Aus der Antike sammelte er neben Skulpturen auch Bildnismünzen. Von sich liess er zahlreiche Medaillen anfertigen.
Von zarter Gesundheit und gelehrter Neigung überliess Raymund seinem Bruder Anton die Geschäftsführung des Handelshauses Fugger. Raymund starb 46-jährig an einem Schlaganfall.


Bleigußmedaille 1527 von Friedrich Hagenauer.     Ø 41 mm, 25,22 g.   Habich 470; Kull 13.
Vs.:  ✱RAIMVNDVS·FVGGER·AVGVSTANuS·VINDelicorum·aETATIS·ANNO XXXVII·  -  mit Signatur H.
Rs.:   Fünf Zeilen: PVDE / AT AMICI / DIEM PERDI / DISSE. / M.D.XXVII. / Ꮺ
"Schämt euch, ihr Freunde, einen Tag vertan zu haben. 1527"


Zinnmedaille 1527 von Hagenauer.    Ø 71 mm, 101,76 g.  Habich 471; Kull 15; Wettstreit in Erz 35a.
Vs.:   ·RAIMVNDVS·FVGGER·AVGVSTANVS·VINDelicorum·ETATIS ANNO XXXVII
Barhäuptige, bärtige Büste n. links, darunter Lilien-Wappen zwischen Jz. MD - XXVII.
Rs.:   *PVDEAT AMICI DIEM PERDIDISSE / LIBERALITAS
"Schämt euch, ihr Freunde, einen Tag vertan zu haben / die Freigibigkeit"
Mann in antikem Umhang steht auf der Weltkugel und hält eine Kanne und eine Schale mit Früchten
in Händen. Unter seinem rechten Fuß ist ein Geldsack, aus dem Münzen herausfallen.
Fünf Vögel umschwärmen den Mann.


Silbermedaille o.J. (1530) von Matthes Gebel.     Ø 41 mm, 23,41 g.   Habich 1014; Kull 16.
Vs.:   RAIMVNDVS∗FVGGER - AVGVSTanus∗VINDelicorum∗ÆTATIS∗XXXX∗
Barhäuptige, bärtige Büste n. rechts im 40. Lebensjahr.
Rs.:   ∗PVDEAT∗AMICI∗DIEM∗PERDIDISSE∗ / LIBERALITAS
"Schämt euch, ihr Freunde, einen Tag vertan zu haben / die Freigibigkeit"
Mann in antikem Umhang steht auf der Weltkugel und hält ein Krug und eine Schale mit Früchten
in den Händen. Unter seinem rechten Fuß ist ein Geldsack, aus dem sich Münzen ergießen.
Fünf Vögel umschwärmen ihn.
Vergleiche ein ähnliches umschriftloses Holzmodell (Ø 45 mm, Wettstreit in Erz 35b) zur Rückseite,
ausgestellt im Raum 244, Bodemuseum, Berlin.


Bleigussmedaille 1530 von Matthes Gebel.     Ø 41,5 mm.   Habich I,2 1016; Kull 18.
Vs.:   RAIMVNDVS·FVGGER - AVG·VIND·ÆTATIS·XXXX·  -  Barhäuptige, bärtige Büste nach rechts.
Rs.:   NIHIL·est AB OMNI·PARTE·BEATVM·M·DXXX*  "Nichts ist in jeder Hinsicht beglückt" [Horaz]
Schild mit dem gespaltenen Lilien-Wappen neben Helm mit Helmzier, darunter liegt ein Harnisch.


Kleine Silbermedaille 1530 von Matthes Gebel.     Ø 22 mm, 4,38 g.   Habich I,2 1015; Kull 19.
Vs.:   RAIMVNDVS.FVGGER-AVG.VIND.AETATIS. XXXX.  -  Barhäuptige, bärtige Büste nach rechts.
Rs.:   NIHIL·AB OMNI·PARTE·BEATVM·MDXXX·
Wappenschild, Helm mit Helmzier auf Harnisch, wie zuvor.

Georg II. Fugger 1518-1569, Graf von Kirchberg-Weißenhorn
- Sohn von Raymund Fugger -
Georg II. Fugger hat im Ausland studiert und wurde 1538 ins Augsburger Patriziat aufgenommen. Er machte sich einen Namen als Reiter und Mathematiker. Er heiratete 1542 Ursula von Lichtenstein, die ihm 14 Kinder gebar.


Bleigußmedaille 1541 von Hans Kels.     Ø 74,5 mm, 92,59 g.
Habich 789; Kull 25; Wettstreit in Erz 204.   Hier das Exemplar in der Staatlichen Münzsammlung München.

Vs.:   GEORGIVS·FVGGERVS·ETATIS·SVAE - XXIIII·ANNO·M·D·XLIᏪ
"Georg Fugger, 23 Jahre alt, im Jahr 1541"  -  Fast frontales Hüftbild mit Kopfbedeckung.
Rs.:   IMPROBE·AMOR·QVID·NON·MORTALIA·PECTORA·COGIS✱
"Frecher Amor, wozu treibst du nicht die sterblichen Herzen?"
Geflügelter Amor, mit Pfeilköcher, sendet mit verbundenen Augen einen Pfeil
und balanciert auf geflügeltem Globus, der auf Wellen rollt.
Als Vorlage für das Bildnis auf der Medaille diente ein 1541 von Jakob Seisenegger gemaltes Porträt.

Karl I. Fugger 1543-1580, Graf von Pfirt
- Enkel von Raymund Fugger, Neffe von Georg II. Fugger -
Karl führte im Dienste des Königs von Spanien ein Regiment deutscher Krieger nach den Niederlanden.


Einseitige Medaille 1559 von Pastorino Pastorini.     Ø 69 mm.
Kull 33; Wettstreit in Erz S.83.   Exemplar der Staatlichen Münzsammlung München.

CAROLVS FVGGERVS A·A·XVI   "... im Alter von 16 Jahren"
Jügendliches Brustbild rechts. Im Armabschnitt 1559, rechts davon ·P·.
Die Medaille entstand während eines Bildungsaufenthaltes Karls in Italien.
Pastorino war seit 1554 Münzmeister in Ferrara.

Handelshaus Fugger vom Reh
Die Firma der Fugger vom Reh war weniger erfolgreicher als die der Verwandtschaft "von der Lilie". "Vom Reh" betrieb allerdings bereits um die Mitte des 15. Jahrhunderts Handel zwischen deutschen Hansestädten, Antwerpen und London, Mailand und Venedig. Für die Zahlungsunfähigkeit der Firma der Fugger "vom Reh", sorgte letztlich eine einzige Fehlentscheidung, ein ungenügend abgesicherter Kredit an Erzherzog Maximilian I. Für seine Schulden ließ der Habsburger die Stadt Leuwen bürgen, bei der die Forderungen der Fugger "vom Reh" dann jedoch nicht einzutreiben waren. In den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts ging die Firma Fugger "vom Reh" deshalb bankrott.

Castulus Fugger vom Reh 1475-1539, Kaufmann
- Enkel von Andreas Fugger, Stammvater der "Fugger vom Reh") -
(Andreas Fugger war Bruder von Jakob I. Fugger d. Ä., Stammvater der "Fugger von der Lilie")
Castulus (Gastel bei Wikipedia) Fugger war als Kaufmann in Diensten der Fugger von der Lilie. Er gehörte ab 1515 dem Großen Rat in Nürnberg an. Im Jahre 1529 wurden Castulus und seine Familie in den erblichen Adelsstand erhoben, das Wappen der Fugger vom Reh wurde mit einer goldenen Krone und einem Bügelhelm, den heraldischen Zeichen des Adels, versehen.


Bronzegussmedaille 1528 von Matthes Gebel.     Ø 39,2 mm, 18,9 g.
Habich I,2 975; Kull S.46 Anm.2.

Vs.:  BILDTNVS·KASTVLLVS·FVCKER·DES·M·D·XXVIII·IARS·
Bärtiges Brustbild rechts mit Drahthaube.
Rs.:  BERICHTTE·MICH·HERRE·DEINNEN·WEG·DAS·ICH·GEHE·IN·DEINNER·WARHAIT·PSAL·LXXXVI·
Harnisch, darüber Schild mit steigendem Reh (links) und Helm mit steigendem Reh als Zier (rechts).

Die Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin besitzt ein Medaillon mit Rahmen 1528 (Speckstein im Holzrahmen, Ø 75 mm, Tiefe 14 mm), passend zur Vorderseite obiger Medaille.

    Mitarbeiter des Hauses Fugger    

Stefan Kiesling *1495, Leiter der Fugger-Niederlassung Wien


Bleimedaille 1530 von Matthes Gebel.     Ø 36,5 mm.   Habich 1024.
Vs.:   STEFFANVS·KISLING·VIEN·ÆTA·XXXV  -  Brustbild nach rechts
Rs.:   SOLI·DEO·GLORIA·A·NATO·CHRISTO·M·D·XXX·
"Gott allein die Ehre, im Jahr 1530 nach Christi Geburt"
Harnisch, darüber Wappen mit drei Kugeln und Helm mit Zier.

Matthäus Schwartz 1497-1574, Fuggersche Buchhalter


Bronzemedaille 1527. von Friedrich Hagenauer.     Ø 67 mm.   Habich 496 (70 mm).
Vs.:   MATHEVS SCHWARTZ VINDE ETATIS ANNO XXX  -  Brustbild links mit Hut und Mantel mit vielgeschlitztem Schulterkragen zwischen Jz. M.D. - XXVII.; links Monogramm FH (ligiert).
Rs.:   FIAT VOLVNTAS TVA   "Dein Wille geschehe"  -  Behelmtes Familienwappen.

Christoph Mülich 1493-1554?, Faktor im Fuggerdienst in Spanien und Italien
Christoph Mülich vertrat das Haus Fugger vor allem in Italien. Dort schätzte man ihn wegen seiner Bildung und seiner Fähigkeit für "dolce conversazione". Er war beauftragt, Kreditrückzahlungen aus in Neapel anfallenden Habsburger Einnahmen einzutreiben.
Karls V. Bruder Ferdinand hatte von seinem Grossvaters Ferdinand von Aragon eine Rente aus Neapels Steuerabgaben geerbt, die Karl V. sogar auf 60.000 Dukaten im Jahr erhöhte. Doch Ferdinands Schulden waren 1527 auf 650.000 Gulden angewachsen, von denen 240.000 Gulden aus den süditalienischen Einkünften getilgt werden sollten. Anlässlich seiner Königswahl 1530 in Augsburg nahm Ferdinand einen weiteren Kredit von 173.300 Gulden auf, der mit 16.000 Dukaten jährlich zurückgezahlt werden sollte. Ende 1530 war Ferdinand mit einer Million Gulden Gesamtschulden pleite und das Haus Fugger übernahm unter Leitung von Christoph Mülich die Gesamtverwaltung des Einnahmeamts in Neapel. [Häberlein, S.85f]


Modell in Buchsbaumholz, 1530 von Christoph Weiditz.     Ø 67,3 mm.
Habich 378; Wettstreit in Erz 113.   Hier das Exemplar in der Staatlichen Münzsammlung München.

Vs.:   ✱CHRISTOPHORI·MVELICHI·M·D·XXX·ÆTAT·SVÆ·ANN·XXXVII
"Christoph Mülich, 1530 in seinem 37 Lebensjahr"  -  Brustbild halb nach links.
Rs.:   ✱NEMO·ADEO·FERVS·EST·QVI·NON·MITESCERE POSSIT   "Niemand ist so wild, dass er
nicht mild gestimmt werden kann"  -  Auf einem Baumstumpf sitzender Simson, in der Rechten
ein abgeschlagener Löwenkopf, aus dem Bienen zu einem Stern aufsteigen.
Von beiden Modellen gibt er keine Abgüsse.


Bronzegußmedaille 1534 von Christoph Weiditz.    Ø 36,3 mm.  Habich 419; Wettstreit in Erz S.82.
Vs.:   ⁕CHRISTOPHORI·MVELICHI·M·D·XXXIIII·ÆTAT·SVÆ·ANN·XXXX  -  Büste halblinks.
Rs.:   ⁕FEMINEO·IMPERIO·MITESCVNT - EFFERA·CORDA
"Sehr wilde Herzen werden unter der Herrschaft einer Frau sanft"
Antik gekleidete weibliche Figur führt einen Löwen an ein Feuer heran. Im Abschnitt Gorgoneion.


Bronzegußmedaille o. J. (1545-51) von oder im Stil von Leone Leoni.     Ø 49 mm, 45,51 g.
Börner 777; Wettstreit in Erz S.83.   Hier das Exemplar im Münzkabinett, Bode Museum zu Berlin.

Vs.:   CHRISTOPHORI·MVELICHI·AVGVSTANI·VINDELIC  -  Drapierte Büste nach rechts.
Rs.:   AVREA·FOELICIVS·LIBERTATE·NIHIL  -  Eine stehende weibliche Gestalt (Prudentia) blickt nach links auf einen auf einem Podest befindlichen Spiegel und ein daran angelehntes Buch.
Diese Medaille wurde möglicherweise 1551 in Augsburg von Leone Leoni geschaffen, als er sich mehrere Wochen in Augsburg aufhielt, um dort Medaillen auf Ferdinand I. von Österreich, seinem Sohn Maximilian, Antoine Pierot de Granvelle und Philippine Welser anzufertigen.   [Wettstreit in Erz S.82]

Lit.:
M. Häberlein: Die Fugger, Geschichte einer Augsburger Familie (1367-1650). Stuttgart 2006 - Leseprobe im Netz

Georg Hermann (1491-1552) von Kaufbeuren
- im Dienst Fuggers und Verwalter tiroler Bergwerke -
Georg Hermann (Hörmann) studierte in Tübingen, bereiste das Ausland und ließ sich in seiner Vaterstadt Kaufbeuren nieder. 1513 heiratete er Barbara Reihing aus Augsburg. 1520 trat er in die Dienste des Hauses Fugger ein und verwaltete 1524-1550 deren Tiroler Bergwerke in Schwaz, wo er seinen Wohnsitz nahm. 1528 wurde er von Ks. Karl V. geadelt. Später nannte er sich "von und zu Gutenberg". 1536 trat er als Rat in die Dienste Kg. Ferdinand I. 1550 überzusiedelte er nach Kaufbeuren. Aufgrund der guten Beziehungen Hermanns zum kaiserlichen Hof erhielt Kaufbeuren als erste Reichsstadt im Allgäu das Münzrecht auch zu Goldmünzen. Er starb 1552 auf seinem Schloß Gutenberg im Allgäu.


Silbergußmedaille 1529 von Matthes Gebel, Nürnberg.     Ø 38,0 mm, 17,19 g.
Habich I,2 1001; Kress Coll.597b (in Blei).

Vs.:   ⚛GEORGIVS⚛HERMAN - ÆTATIS SVÆ⚛AN⚛XXXVIII  -  Bärtige Büste mit Drahthaube rechts.
Rs.:   Leuchter mit brennender Kerze zwischen geteilter Jz. 1529. Darunter seine Devise FVNGENDO CONSVMOR, zwei Schilde - eines mit Familienwappen (Stern und Mond) - und Helm mit Helmzier.


Zinngußmedaille 1529 von Matthes Gebel.     Ø 37,5 mm.   Habich ?
Vs.: wie von, Brustbild im Alter von 38 Jahren.
Rs.: ⚛SOLI⚛DEO⚛CONFID⚛M⚛D⚛XXIX

Matthes Gebel hat Georg Hermann auch zusammen mit zwei Freunden porträtiert, siehe unten.

Medaillen auf die Eheleute Georg Hermann und Barbara Reihing


Silbergußmedaille 1538, vermutlich von Hans Kels d.J.     Ø 37 mm, 23,6 g.
Habich 774; Bernhart (Kaufbeuren) 269.

Vs.:   ✱GEORGIVS HERMAN ÆTATIS AN·XXXXVII·M D - XXXVIII
Barhäuptige, bärtige Büste Hermanns nach links, im Alter von 47 Jahren.
Rs.:   ✱BARBARA·REIHINGIN·VXOR·AETATIS·ANno XXXXVII
Brustbild seiner Frau Barbara Reihing mit Haube und langem Zopf nach links

Das Bode-Museum Berlin stellt im Raum 224 ein prächtiges Exemplar (Ø 53 mm) aus:
Vs.: Georg Hermann ähnlich wie vor  /  Rs.: Barbara Reihing ohne Zopf, ähnlich wie zweitnachfolgend.

Medaillen auf Barbara Reihing alleine


Vergoldete Bronzegußmedaille 1538.     Ø 38 mm; 18,04 g.   Habich 774a.
Vs.:   Umschrift und Bild wie Rs. zuvor.
Rs.:   ✱IN DOMINO CONFIDO ANNO M D XXXVIII   "Auf Gott vertraue ich. 1538"
Schild mit dem Familienwappen von Reihing.


Versilberte Bronzegussmedaille 1538, Modell von Hans Kels d.J.?     Ø 49 mm; 38,9 g.
Habich 777; Kress Coll.596a; Scher 102.

Vs.:   Umschrift wie zuvor. Kopf ohne Zopf und mit geänderter Kopfbedeckung.
Rs.:   ähnlich wie vor.
Die Buchsbaummodelle (Ø 51 mm) dieser Medaille liegen in in The Metropolitan Museum of Art, N.Y.
Die Autorenschaft von H.Kels wird bezweifelt, weil dieser in Stein und nicht in Holz modellierte. [Scher S.244]

Drei Freunde in Diensten der Fugger:
Heinrich Ribisch, Georg Hermann und Konrad Maier
Heinrich Ribisch (auch Rybisch und Reibisch, 1485-1544), promovierter Jurist, war 1520-1531 Wirtschaftsjurist der Fugger in Breslau. 1527 wurde er Königlicher Rat Ferdinands von Österreich, 1529 Rentmeister für Schlesien, 1530 auch für die Lausitz. Bis zu seinem Lebensende war er Generalsteuereinnehmer für die böhmischen Kronlande Schlesien und Lausitz.
Georg Hermann (1491-1552) stammt aus Kaufbeuren, kam in den Dienst Fuggers und wurde bereits 1529 von Matthes Gebel auf Medaillen porträtiert, siehe oben.
Konrad Maier (1493-1565), Sohn eines Memminger Patriziers, heiratet 1531 eine Augsburger Patrizierin, wurde Augsburger und ein enger Vertrauter von Anton Fugger.


Medaille 1531, von Matthes Gebel (1500-74).     Ø 40 mm, 30,35 g.
Habich 1061, Wettstreit in Erz 109.
Auf die Freundschaft der Doktoren Heinrich Ribisch, Georg Hermann und Konrad Maier.

Vs.:  ·HENricus·RIBISCH·DOCTOR·GEORgius·HERMAN·CVNRAdus·MAIR - Drei gestaffelte Büsten n.r.
Rs.:   QVAM·IVCVNDVM·HABITARE·FRATRES·IN·VNVM·M·D·XXXI·
"Wie lieblich ist es, wenn Brüder in Eintracht beisammen wohnen, 1531" (Psalm 133)
Die drei behelmten Familienschilde nebeneinander.

Matthes Gebel hatte Georg Hermann bereits 1529 porträtiert, siehe oben.
Auch Konrad Maier wurde auf einer eigene Medaille porträtiert, siehe WIKI-Commons.

    Handelshaus Welser    

Bartholomäus V. Welser d. Ä. 1484-1561, Patrizier und Großkaufmann
1519 übernahm er von seinem Vater Anton I. die erfolgreiche Welser-Gesellschaft, ein weit verzweigtes Handels-, Bank-, Schiffs- und Minenunternehmen. Der hochverschuldete Ks. Karl V. verpfändete 1528 dem Handelshaus Welser eine Region in Venezuela. Deutsche Abenteurer suchten dort vergeblich nach dem Goldreich "El Dorado". Dieses Abenteuer endete dort 1546 mit der Ermordung seines Sohns Bartholomäus VI.. 1552 zog sich Bartholomäus V. aus der Gesellschaft zurück. Die Welser-Firma ging nach langer Agonie 1614 in Konkurs. Anders als die Fugger haben die Welser niemals bedeutenden Landbesitz erworben, der sich bis heute hätte erhalten können.
Seine Schwester Margarete heiratete Konrad Peutinger (siehe unten).


Silbergußmedaille 1534 von Hans Kels.    Ø 25 mm, 8,35 g.
Habich 771; Wettstreit in Erz 115.   Hier: Staatliche Münzsammlung München, Inv.11-0386.

Vs.:   BARTHOLOMEVS WELSER AVGVSTAN AET AN L  -  Brustbild mit Kopfbedeckung n. rechts.
Rs.:   Wappenschild (gespaltene Lilie) und Helm mit Helmzier, oben Jz. M D / XXXIIII.
Bartolomeus war demnach 50 Jahre alt, als er die Medaille 1534 bestellte.

Hans Kels ist heute vor allem wegen seines 1537 gefertigten Spielbretts für den späteren Kaiser Ferdinand I. bekannt. Als herausragender Schnitzer von Holzminiaturen fertigte Kels auch Modelle für Medaillen und ließ diese gießen.

Vergleiche den postumen Kupferstich (16x12 cm) von Georg Christoph Eimmart (1638-1705),
fälschlich mit dem Todesjahr 1546 von Sohn Bartholomäus VI.

Hans VII. Welser d. Ä. 1497-1559, Ratsherr und Bürgermeister
- Vetter von Bartolomäus V. Welser -
Hans förderte in den entscheidenden Jahren der konfessionellen Auseinandersetzungen in Augsburg die Reformation und stärkte die zwinglianische Fraktion. Er heiratete Barbara Adler.
Barbara (*1507) war Tochter von Philipp Adler (1461-1532), ein Augsburger Bürger, bei dem Ks. Maximilian 1500 Schulden aufnahm, die sich 1509 auf über 25000 Gulden beliefen. 1522 war Philipp Adler nach Jakob II. Fugger der zweitreichste Bürger der Stadt.

Medaille auf Hans Welser und seine Frau Barbara geb. Adler


Bronzemedaille 1536 von Matthes Gebel.     Ø 41 mm, 36,3 g.  
Victoria & Albert Museum London, Objekt 133-1867.

MENSIS·IANVARI·M·D·XXXVI   //   BARBARA·WELSERIN·EIN· - GEPORNE·ADLERIN·XXV·

Philippine Welser 1527-1580, Ehefrau von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol
- Nichte von Bartolomäus V. Welser und Schwiegertochter von Ks. Ferdinand I. -
Philippine Welser, Tochter von Franz Welser, lernte Erzherzog Ferdinand II. spätestens 1555 auf einer Faschingsbelustigung in Pilsen kennen. Die heimliche Eheschließung erfolgte im Januar 1557. Sie wurde erst 1576 allgemein bekannt. Ihr Lieblingssitz wurde Schloss Ambras bei Innsbruck.

Medaille auf Bartholomäus V. Welser und seine Nichte Philippine Welser


Silbermedaille 1550, unbekannter Meister.     Ø 33 mm, 22,49 g.   Habich 771 (Vs.) & 1760 (Rs.).
Vs.:   BARTH - WELSER - 1528   //   PHILIP:FRANC - WELSER:FIL - 1550
Philippine trägt hier den Orden vom Goldenen Vlies, als Zeichen der Verbundenheit mit Habsburg,
doch es gab nie weibliche Vliess-Ordensträger. Auch die Jahreszahl 1550 ist zweifelhaft.

    Im Auftrag der Welser    

Ulrich Ehinger 1485-1537, Handelsherr in Spanien
Ulrich Ehinger gehört zusammen mit seinem älteren Bruder Heinrich zu den zweifellos aktivsten und einflußreichsten deutschen Kaufleuten in Spanien. Dort waren beide auch lange im Auftrag der Augsburger Familie Welser tätig. Sie versicherten, dass Anton Welser bereit war, die Wahl Karls V. zum römischen König zu unterstützen. 1530 zogen sich die Brüder Ehinger aus dem Welserschen Geschäft zurück. Ulrich wurde kaiserliche Rat Karls V. und Mitglied des Ordens von Santiago und war als Kaufmann am spanischen Hof auch sehr stark in den neuen Kolonien tätig.


Bleigußmedaille 1531, von Christoph Weiditz.     Ø 62,2 mm, 20,11 g.
Habich 391; Wettstreit in Erz 114.   Hier: Staatliche Münzsammlung München, Inv.11-0264 .

VLRICVS·EHINGER·COMes·CONSultus·ET·AVLICVS·CAESaris·MaiesTatIS·A·M D XXXI·
"Ulrich Ehinger, Graf, Ratsherr und Hofrat seiner kaiserlichen Majestät, im Jahr 1531"
Dreiviertelbild nach vorne, übergehängt eine Lederschürze mit dem Zeichen des Ordens von Santiago.
Der Ritterorden von Santiago war im 12. Jh. zum Schutz der Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela gegründet worden, und als später der hl. Jakobus zum "Matamoros" (Spanisch für Maurentöter) geworden war, unterstützten die Ritter die Reconquista. Gegen Ende des 15. Jh.s übernahm die spanische Krone die Verwaltung des Ordens, die 1516 an den späteren Ks. Karl V. überging.
Schon im 12 Jh. führte der Oden als Zeichen das Santiagokreuz, auch Jakobskreuz genannt, das Elemente eines Stichwaffe trägt.

    Weitere Bürger Augsburgs    

Hans Schwarz 1492 - nach 1527, Medailleur und Bildschnitzer
Er absolvierte ab 1506 eine Bildhauerlehre bei seinem Onkel. Nach der Gesellenwanderung wohnte er ab 1515 wieder in seiner Heimatstadt Augsburg. Seine ersten drei Porträtmedaillen galten den Augsburger Mitbürger Konrad Peutinger, der ihn wohl entdeckt hat, Jakob Fugger und Hans Burgkmair d.Ä.. Anläßlich der Augsburger Reichstages 1518 entstanden daraufhin zahlreiche Porträtmedaillen, so auf Kardinal Albrecht von Brandenburg, Herzog Georg von Sachsen und dem Pfalzgrafen Friedrich II. So wurde er 1518-21 der erste deutsche Portätmedailleur. Zurück nach einem Aufenthalt 1519/20 bei Melchior Pfinzing in Nürnberg besuchte Hans Schwarz den Wormser Reichstag 1521, wo er unter anderen eine Medaille auf Ks. Karl V. schuf. 1527 verliert sich seine Spur in den Niederlanden.
Seine Modelle für Gußmedaillen fertigte Hans Schwarz immer in Holz. Die Umschrift schnitzte er anfangs in das Modell. Später punzte er die Umschrift mit verkleinerten Buchstaben in die Gußform.
R. Kastenholz katalogisierte 2006 14 Kleinplastiken, 96 Medaillen und 177 Entwufszeichnungen.


Einseitige Bleigußmedaille o. J., auf Hans Schwarz    Ø 42,5 mm, 50,88 g.
Exemplar der Staatlichen Münzsammlung, München     Habich 171; Kastenholz -; Wettstreit in Erz 60.

HANNS - SCH(A)WA / RCZ
Brustbild mit aufwendigen Hut und in vornehmer Kleidung nach links, ein Zirkel (oder einen Zange) in der linken Hand, die Rechte am Mantelsaum.
Siehe die Silberstiftzeichnung um 1505 von Hans Holbein d.Ä., bewahrt im Kupferstichkabinett Berlin.

Siehe von Hans Schwarz angefertigte Porträtmedallen auf dieser Website.

Lit.:
• R. Kastenholz: Hans Schwarz. Ein Augsburger Bildhauer und Medailleur der Renaissance, Mü./Berlin 2006
• P. Volz: Conrad Peutinger und die Entstehen der deutschen Medaillensitte zu Augsburg, Heidelberg 1972

Hans Burgkmair der Ältere 1473-1531, Maler und Graphiker
Der gebürtige Augsburger wurde nach Wanderjahren 1498 als Meister in die Augsburger Zunft der Maler, Glaser und Bildschnitzer aufgenommen. Auf dem Augsburger Reichstag von 1500 lernte er seinen wichtigsten Auftraggeber Kg. Maximilian I. kennen. Dieser bestellte bei Burgkmair zahlreiche Holzschnitte für seine Rum förderlichen Publikationen Theuerdank, Weißkunig und Triumphzug. Burgkmair gilt mit seinem vielseitigen Schaffen als Wegbereiter der Renaissance in Augsburg.


Einseitige Bronzegußmedaille 1518 von Hans Schwarz.     Ø 69 mm.
Habich 129; Kastenholz 16; Wettstreit in Erz 61.
Hier: Exemplar des Münzkabinetts Berlin, im Bode-Museum ausgestellt.

Sacre CÆSsarea MAIESTATis A PICTVRIS IOANNis BVRGKMAIRi AVGVSTANI
Innen:  ANNO MDXVIII ÆTATIS - SVE XLIIII.
"Hofmaler seiner Heiligen Kaiserlichen Majestät, Johannes Burgmair aus Augsburg / im Jahr 1518, in seinem 44. Lebensjahr"
Umschriften nachträglich gefertigt, aussen eingestanzt und innen eingraviert.
Brustbild nach links, Drahthaube und mit Ornamenten verzierte Schaube.
Als Vorlage diente wahrscheinlich ein Selbstbildnis von 1517, aufbewahrt in der Hamburger Kunsthalle.
Das Monogramm Albrecht Dürers ist vermutlich später hinzugefügt worden.

Lit.:
R. Kastenholz: Hans Schwarz. Ein Augsburger Bildhauer und Medailleur der Renaissance, München/Berlin 2006

Konrad Peutinger 1465-1547, Jurist und Humanist
Er stammt aus einer angesehenen Augsburger Kaufmannsfamilie und promovierte in Bologna und Padua, zum Doktor beider Rechte (Zivil- und Kirchenrecht). 1497 kam er an die Spitze der Stadtverwaltung Augsburgs. Er vertrat die Stadt erfolgreich auf Reichstagen und in anderen Missionen. 1498 heiratete er Margarete, die Schwester von Batholomäus V. Welser. Sowohl Ks. Maximilian I. wie Karl V. schätzten Peutinger als Ratgeber. Als Augsburg 1534 die Reformation einführte, legte Peutinger sein städtisches Amt nieder. Peutinger pflegte rege Kontakte zu anderen Humanisten, legte sich eine umfangreiche Bibliothek zu, publizierte historische Quellenwerke und sammelte auch Altertümer und Münzen.

Peutinger gehört zu den ersten, die nördlich der Alpen eine Porträtmedaille von sich in Auftrag gaben.


Einseitige Bronzegußmedaille (1518) Modell von Hans Schwarz.     Ø 86,9 mm, 311,42 g.
Habich 111; Kastenholz 17; Wettstreit in Erz 4.

CHVONRADI·PEVTINGER·IVRISCONSVLTI·AETAT·LIIᏪ    CONRADI verschrieben zu CHVONRADI
"Konrad Peutinger, ein Rechtsgelehrter, im Alter von 52"
Die wohl von Peutinger gewünschte Darstellung mit nackter Büste geht auf römischen Münzen zurück und führt zur wohl ersten in Deutschland aus unmittelbarer Anschauung der Antike hervorgegangene Renaissance-Medaille.
Dieser moderne Guß bekam Hans Füssel 1914 von seinem Lehrmeister Prof. Carl Otto zum Geburtstag geschenkt. Der Durchmesser der Medaille im Münzkabinett Wien beträgt 89,7 mm.


Einseitige Bleigußmedaille 1527. Modell von Friedrich Hagenauer.   Ø 72,1 mm, 64,51 g.
Habich 479. Juncker S.184.

CHVONRADVS·PEVTINGER·AVGVSTAN·IVRIS·VIRIVSQVE·DOCTOR·AETATIS·ANNO·LX
"Konrad Peutinger aus Augsburg, Doctor beider Rechte im 60. Lebensjahr"
Büste links, mit Klappmütze, flachem Hut und Pelzmantel.
Im Feld ANNO· - SALVT· / M·D· - XXVII: / FH (ligiert = F. Hagenauer)

Lit.:
R. Kießling / G.M. Müller (Hsg.): Konrad Peutinger, Ein Universalgelehrter zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit - Bestandsaufnahme und Perspektiven. Berlin 2018

Adolf (III.) Occo 1524-1606, Arzt und Numismatiker
Adolph Occo wurde als Sohn des gleichnamigen Stadtarztes in Augsburg geboren. Er studierte in Ferrara, wo er 1549 auch die philosophische und medizinische Doktorwürde erlangte. Nach Augsburg zurückgekehrt, arbeitete Occo zuerst als Assistent seines Vaters. Er wurde 1564 zum Stadtphysikus - ein Amt, das u.a. die Aufsicht über die Apotheken und Hebammen beinhaltete - und 1582 zum ersten Dekan des neugegründeten Collegium Medicum ernannt. Weil er in der Einführung des Gregorianischen Kalenders einen Anschlag auf seine evangelische Gewissensfreiheit zu erkennen glaubte und sich daher mit dem Magistrat der Reichsstadt zerstritt, wurde er 1584 vom Rate ausgeschlossen und verlor auch sein Physikat und damit seine städtische Besoldung. [Rosemarie Grieco, mt 4/1993, S.12-15]


Bleigußmedaille 1552   aus dem Umkreis Christoph Weiditz.   Ø 74,5 mm, 92,59 g.
Habich 434; Wettstreit in Erz 207.   Hier: Staatliche Münzsammlung München, Inv.11-0286.

Vs.:   AΔOΛΦOΣ O OKKΩN A.Y(?).EK TPIΓONIAΣ IATPOΣ ETH ΓEΓONOΣ:KH
"Adolf Occo, Arzt in. 3. Generation, 28 Jahre alt"   -   Dreiviertelporträt mit Kopfbedeckung nach rechts.
Rs.:   MIA MEN ΠANTON EIΣOΔOΣ EIΣ TON BION EΞOΔOΣ TE IΣH
"Es gibt für alle (Menschen nur) einen Eingang zum Leben und einen gleichen Ausgang"
Auf dem Würfel: ΓINOY ΠIΣTOΣ AΞPIΘANATOY   "Werde vertrauenswürdig bis zum Tod"
Skelett mit Stundenuhr stützt sich auf beschrifteten Würfel.

Über seinen Tod hinaus blieb Occo bekannt wegen seinem Buch Imperatorum Romanorum numismata a Pompeio M. ad Heraclium (Die Münzen der röm. Imperatoren von Pompeius dem Gr. bis zu Heraclius).
J. D. Köhler publizierte eine Medaille auf ihn von 1606: Hist. Münzbelustigungen, 8(1736)369, Stück 47.

Laux (Lukas) Kreler ca.1486-1552, Goldschmied in Augsburg & Straßburg
Aus Landsberg am Lech kommend erhielt Laux Kreler 1509 in Augsburg die Bürgerschaft als Goldschmiedemeister. 1527 wurde er und seine Frau in die Kontroverse über die Täufer verwickelt. Trotz Aufforderung des Augsburger Rats, ihre Verbindung zu den Täufern zu lösen, behielten sie dort eine führende Rolle. Als dies öffentlich wurde mussten sie die Stadt verlassen. In Oktober 1528 wurde Laux Bürger und Mitglied der Goldschmiedezunsft in Strassburg, wo er als bekennender Täufer 1552 starb. [siehe Scher, S.247f]


Silbergussmedaille 1520 (richtig 1537), nicht von Hans Kels?     Ø 56,4 mm,101,2 g.
Habich -; Beierlein, Berühmte Bayern 3(1852)S.15, Tf.I/10&11; Scher 103; Wettstreit in Erz 142.

Vs.:   *LAVX.KRELER.WAS.ALT.LI. - .M.D.XX??(=XVII)   "Laux Kreler war 1537 51 Jahre alt"
Bärtige Büste rechts, mit Haube und Hut.

Rs.:   ·ELISABET·KRELERIN·??(=Jz.?) - ·HET·ICH·DIEGE / STHALT·VND· - WAS·47·IAR· / ALT
"Elisabeth Krelerin. Ich habe diese Gestalt und war 47 Jahre alt"
Brustbild der Gemahlin Elisabeth nach links; die Stirn mitbedeckendes Kopftuch, daran eine Zierborde mit einer Stecknadel befestigt; Hemd mit hohem Kragen und offener Wams mit Brokat.
Auf den im Münzkabinett München aufbewahrten einseitigen Holzmodellen (Ø 59/58 mm) dieser
Medaille konnte man die entfernte Buchstaben XVII der Jz. MDXXXVII (1537) identifizieren.
Zu Entstehungszeit 1537 der Medaille lebte Laux Kreler in Straßburg.

Kolmar Helmschmid 1471-1532, Plattner
Kolmar Helmschmid (wie Helm Schmied) war der begabtester Vertreter der berühmten Plattnerfamilie, die sein Vater begründet hatte. Kolmar fertigte prunkvolle Harnische für Ks. Maximilian und Karl V. und lieferte auch nach Mantua und Spanien.


Bleigussmedaille 1532, Modell von Hans Kels.     Ø 50 mm, 44,96 g.
Habich 767; Forrer Bd.5, S.417 var.

Vs.:   ✱KOLMAN∗HELSCHMID∗ALT∗LXII∗IAR∗M∗D∗XXXII
Büste rechts, flacher Hut, umgehängte Schürze.
Rs.:   Wappen umgeben von Kranz, oben und unten gebunden.
Diese Medaille mit dem Sterbejahr ist posthum entstanden.
Hans Schwarz schuf bereits 1518 eine Medaille auf ihn.

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