Stadt Bologna 1530
Nach internen Streitigkeiten in Bologna konnte sich der Kirchenstaat die Stadt 1506 einverleiben. Als Prägeherr unterhielt er seither eine ständige Münzstätte. Gleichwohl werden der Stadt Bologna eigene Prägungen aus dem Jahr 1530 zugeschrieben. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch wohl um Münzen von Ks. Karl V.
Ks. Karl V. in Bologna (4. November 1529 - 22. März 1530)
Nach dem unglücklichen Sacco di Roma (Mai 1527) versöhnten sich Karl V. und der Medici-Papst Clemens VII. im Frieden von Barcelona (29.6.1529). Nun erst konnten sie die Kaiserkrönung angehen. Am 28.7.1529 schiffte sich Karl V. in Barcelona auf der Galeere von Andrea Doria ein. In Genua betrat er erstmals italienischen Boden und am 4. November erreichte Karl Bologna. Bei seinem feierlichen Einzug in die Stadt wurde er nicht nur von vielen Noblen sondern auch von 8000 Soldaten begleitet.
Karl und Clemens wohnten im Stadtpalast in der gleichen Etage, was die umfangreichen Verhandlungen vereinfachte, die vor Karls Krönung geführt werden mussten. Die Einigung sah vor, dass der Kaiser den Papst militärisch unterstützen würde bei der Rückgewinnung von Florenz für die Medici-Familie. Außerdem würde Karl dem künftigen Herzog Alessandro Medici die Hand seiner Tochter Margarete gewähren. Der Kaiser sollte Francesco II. Sforza wieder als Herzog von Mailand einsetzen, der wiederum dafür die spanische Besatzung akzeptieren musste. Schließlich erkannten die Herzöge von Savoyen, Mantua und Ferrara Karls Oberhoheit an. Damit wurde Karl Oberhaupt von ganz Italien, mit Ausnahme des Kirchenstaates und der Republik Venedig.
Am 22. Februar 1530 setzte der Papst Karl die Eiserne Krone der Lombardei in der Kapelle des Stadtpalasts auf. Nach einem Ruhetag folgte endlich am 24. Februar, Karls 30. Geburtstag, die prunkvolle Kaiserkrönung in der Basilica di San Petronio im Beisein von Repräsentanten aus der ganzen Welt. Der einzige deutsche Fürst darunter war Pfalzgraf Friedrich II. Ein Festzug, Bankette und ein Volksfest begleiteten das Ereignis. Es sollte das letzte Mal sein, dass ein Kaiser von einem Papst gekrönt wurde.
Schon bei seinem Einzug in die Stadt hatte Karl eigens mitgebrachte Münzen unter das Volk werfen lassen. Auch dem Papst hatte er bereits bei der Begrüßung Münzen im Wert von 1000 Dukaten überreicht. Ein Beschluss des Rates der Stadt Bologna vom 11.2.1530 erlaubte dem Kaiser außerdem, Münzen im Wert von 3000 Dukaten in der Stadt prägen zu lassen, und zwar ganz nach seinen Vorstellungen. Die Chronisten berichten, dass entlang des Festzuges Gold- und Silbermünzen unter das Volk geworfen wurden, die Karls Bildnis und die Säulen des Herkules zeigen. Diese Münzen wurden zunächst "Imperiale d'oro" und "Imperiale d'argento" genannt.
Ein Bild des Geschehens wie es sich ein Maler der Zeit vorstellte, hat sich in Antwerpen erhalten.
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Reale 1530, Bologna. Ø 22,3 mm, 3,12 g. CNI X p.84 n.4; Muntoni 5; Chimenti 299.
CAROLVS ◦ V ◦ IMPERATOR - Münzbild wie auf der nächsten Münze.
Mezzo ducato d'oro 1530, Bologna. Ø 19 mm, 1,72 g.
CNI X p.84 n.1; Muntoni 2; Chimenti 296; Friedb.120a.
Vs.: CAROLVS ◦ V ◦ IMPERATOR - gekrönter Kopf nach links.
Rs.: Datum MDXXX zwischen den Säulen des Herkules, von Lorbeerzweigen umringt.
Beide Münzseiten beziehen sich auf den Kaiser. Bologna und der Papst als Herr der Stadt bleiben unerwähnt, denn es handelt sich um die Prägung eines fremden Fürsten, wenn auch auf dem Boden des Kirchenstaates.
Von den sehr seltenen "Imperiale" gab es lange verwirrende Gewichtsangaben. Inzwischen wurde klar, dass Karls Imperiale dem spanischen Münzsystem zugehörten. Es gab vier Nominale dieser Auswurfmünzen: Dukaten und Halbdukaten in Gold sowie 3-Reali und 1-Reale in Silber. Die Dukaten waren wohl kaum für das Volk bestimmt. Heute weiß man nur von einem einzigen erhaltenen Dukaten.
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Das Münzbild des obigen Halbdukaten wiederholt sich auf dem Dukaten (Ø 23 mm, 3,5 g)
und dem Reale (Ø 22 mm, 3,1 g). Nur der nachfolgende 3-Reali weicht davon etwas ab.
3 Reali d'argento 1530, Bologna. Ø 28 mm, 9,60 g. CNI X p.84 n.3; Muntoni 3; Bernhard 199.
ähnlich wie vor, jedoch: Büste statt Kopf // Datum um statt zwischen den Säulen.
Das 3 Reali (im spanischen Münzsystem) entspricht dem Testone (im italienischen Münzsystem).
Goldmedaille im Gewicht von 2 Dukaten. Ø ca.22 mm, 6,89 g. Unikat ?
Geprägt anlässlich der Krönung?
Gekrönte Büste // sitzende Gerechtigkeit hält Balkenwaage.
Lit.:
• Mario Traina, La monete battute a Bologna da Carlo V nel 1530. Bollettino del Circolo Numismatico Napoletano, Vol.57 (1972-75), pp.35-47
• Claire van Nerom, Monnaies frappées à Bologne par Charles Quint en 1530. RBN 146 (2000) 139-154 & Tf.2
• F. Muntoni, Le moneta dei papi e degli stati pontifici. Rom 1972-4, Vol.4, S.206-7 & Tf.216
• Michele Chimienti, Monete della zecca di Bologna, 2009
• M & M, Basel, Auktion 50 (27.2-1.3.1975), Lots 662 & 663 (Mezo ducato d'or & Reale d'argento)
• Ernst Nathorst-Böös, Auswurfmünzen - noch einmal. LAGOM - Festschrift für P. Berghaus, 1981, S.269-275
• Corpus Nummorum Italicorum (CNI), vol.X - Indice vol. X
• S. Di Virgilio, La zecca di Bologna. VI: 1503-1534. Bollettino di numismatica: Coll. di Vittorio Emanuele
III - Materiali 20. Roma, 2014
• British Library, Renaissance Festival Books :
- Eynreitung Keiserlicher Maiestat auff die Kronung gen Bonania. 1529
- Hienach volgt Kaiserlich Maiestat Krönung, Geschehen inn Bononia. auff den vier vnd zwaintzigstenn tag Februarij. Augsburg, 1530.
- La cavalcata dell'Imperator Carlo V nel suo ingresso in Bologna. Venice? 1530?
- Prima e seconda coronatione di Carlo Quinto sacratissimo imperatore re de Romani, fatta in Bologna. Bologna 1530.
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