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      Chronogramme auf Münzen      

Legende einer Münze erkennt man als Chronogramm durch hervorgehobene Buchstaben, die als römischen Ziffern gelesen und zusammengezählt die gewollte Jahreszahl ergeben. Die Reihenfolge spielte keine Rolle, die Folge IV stand nicht für 4 sondern für 1+5=6.
Im Barock waren solche Spielereien besonders beliebt, obwohl die in Gelehrtenlatein formulierten Aussagen oft schwer verständlich waren und die im Text versteckten Ziffern mühsam zusammengesucht werden mussten.

I = 1     V (U) = 5     X = 10     L = 50     C = 100     D = 500     M = 1000


Stadt Nürnberg.   4 Dukaten 1631.   Abschlag von den Stempeln des Talers.     Ø 42 mm
im Abschnitt die Devise mit Chronogramm :   VIVIDA PAX CHRISTI SERVET NOS TEMP=ORE TRISTI
"Christi lebendiger Friede rette uns in dieser unglücklichen Zeit" im 30-jährigen Krieg.
Hervorgehobene Buchstaben :   VIVID XC I I V M I I = MDCVVVIIIIII = 1000+500+100+3x5+6x1 = 1631
Beide Seiten der Münze weisen ein besonderes technisches Detail auf. Welches? Dazu die nächste Seite.


Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel,   August der Jüngere, 1635-1666.
Reichstaler 1666, Zellerfeld.   Auf seinen Tod.
  Ø 48 mm
Die Rückseite enthält gleich drei Chronogramme:
1.OMNIA NON NISI PROVIDO ET VEGETO CONSILIO       M+D+C+L+VV+IIIIII = 1666
("Alles nur nach umsichtiger und reiflicher Überlegung.")
2a.QUAE LAETA FRONDE VIREBAM - NUNC - M+D+C+L+VVV+I = 1666
2b.- RIGUI - SIC TRANSIT GLORIA MUNDI M+D+C+L+VV+IIIIII = 1666
("Einst stand ich da in üppigem Laub - jetzt starre ich empor.
So geht die Herrlichkeit der Welt dahin.")

Grafschaft Stolberg,   Christof Friedrich und Jost Christian, 1704-1738.
Ausbeute 2/3 Taler 1730.
    Auf das Reformationsjubiläum.     Ø 37 mm
VVOHL DENEN DIE SEINE ZEVGNISSE HALTEN DIE IHN VON GANZEN HERZEN SVCHEN  Ps.19 Vers 2
VVLDDIIVILDIIVVC = DDD C LL VVVVV IIIII = 3x500+1x100+2x50+5x5+5x1 = 1730
Es müsste "von ganzem Herzen" statt "ganzen" heissen. Aber dann wäre das Chronogramm misslungen.

Vertriebene Salzburger Emigranten haben 1732 beim Durchzug nach Brandenburg solche Münzen in Stolberg erhalten. Darüber berichtet eine zeitgenössische Schrift; auf dessen Titelseite steht:
" VVIr StoLberger haben VertrIebene SaLtzbVrgIsche EXVLanten beVVIrthet:
Den zVVeyten, DrItten VnD VIerten AVgVstI. "
wobei hier das A für "Anno" steht und die restlichen hervorgehobenen Majuskeln als Zahlzeichen addiert das Jahr ergeben:   5+5+1+50+5+1+50+5+1+10+5+50+5+5+1+500+5+5+500+1+5+500+5+1+5+5+1 = 1732.
[G.Schubert]

Lit. :
Gerd Schubert :   Stolberger Münzen für Salzburger Emigranten,   in "die Mark zu 13 Reichstaler und
  8 Groschen beibehalten werde" - Die ALTE MÜNZE in Stolberg (Harz). Stolberg 2004, S.110-115

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