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Reichsstadt Köln:   Ratszeichen


Ratszeichen 1497.   Ø 18 mm,   Noss 38.
Vs.:   Signum·VINI·COnSVLum·COLOniensium·   "Weinzeichen des Rates von Köln"
hohe Krone zwischen 9 - Λ (Jz. 97)

Rs.:   ·BIBITE·CVM·LETICIA   "Trinket mit Freude"   -   Weinbecher zwischen 9 - Λ (Jz. 97)

"Die übliche Benennung Ratszeichen für derartige Stücke ist irreführend, man sollte vielmehr Weinzeichen sagen, wie das Stück sich selbst nennt. Eins derselben erhielt jedes Mitglied des Rats für seine Anwesenheit bei einer Sitzung, damit er nachher im Ratskeller auf Kosten der Allgemeinheit den Nachgeschmack des Meinungskampfs durch einen kühlen Trunk hinunterspülen konnte. Diese Sitte wird schon lange bestanden haben, zum ersten Male schuf man jetzt zwecks besserer Kontrolle Zeichen dafür und seitdem wurden diese immer wieder geprägt, sobald sich Bedarf geltend machte. In späterer Zeit entwickelten sich besondere Normen für die Austeilung der Ratszeichen.
Die Rs. von 38 hat Paul Joseph mit einer späteren Vs. zusammengekuppelt als silberne Klippe in einem oder mehreren Exemplaren außer vielen anderen Stempeln zu Studienzwecken abschlagen lassen, als er den gesamten Stempelvorrat des Historischen Museums in Köln 1887/88 zum Reinigen und Beschreiben im Hause hatte. Eine solche Klippe im Gewicht von 13,14 g befindet sich im Berliner Kabinett, wohin sie nur durch Irrtum gelangt sein kann, da Joseph die sämtlichen, damals hergestellten Abschläge dem Museum einliefern mußte, als ihr Vorhandensein ruchbar wurde." [Noss 4, S.29]

"Die Ratszeichen wurden je nach Bedarf geschlagen und zwar solange unter den alten Stempeln, bis ein neuer Typus aufkam. So meldete im März 1559 der Kellerdiener, daß die Zeichen spärlich geworden seien, worauf der Befehl an die Herren der Rentkammer erging, 500 neue prägen zu lassen." [Noss 4, S.68]

Noss kennt Ratszeichen mit den Jahreszahlen 1497 (Noss 38), 1515 (74), o.J. (113), 1546 (114-5), 1597 (257), 1606 (274-8), 1672 (457), 1716 (581-2), 1730 (617-622).


Ratszeichen 1515.   Ø 19 mm, 1,54 g.   Noss 74.
Vs.:  Signum'⃙VINI⃙COnSVLuM⃙COLOniensium·  -  Stadtwappen, unteres Feld gegittert, oben Jz. 1515.
Rs.:   VInVm⃙LaETIficat⃙COR⃙hOmInuSঃ   "Der Wein erfreut des Menschen Herz"
Pilgerflasche mit Deckel und beweglichem Drahthenkel zum Hängen,
auf der Vorderseite ein ebenfalls beweglicher Drahtring.


Ratszeichen 1546.     Ø 22 mm, 1,98 g.   Noss 114b.
Vs.:   ¤S▫CIVITATIS:COLONIEN46   [unten offene acht = 4]
Stadtwappen: Kronen der hl. drei Könige, darunter gegittertes Feld. Punkte zu den Seiten.

Rs.:   ·BIBITE:CVM·LETICIA   "Trink mit Freude"   -   Pilgerflasche mit beweglichem Henkel.


Ratszeichen 1546.     Ø 23 mm, 5,64 g (Dickabschlag),   zu Noss 114/115 (114½, bisher unbekannt).
Vs.:   +SICNVM*CIVITAT*COLONIEN   Signum hier ausgeschrieben.
Einfaches Wappen (ähnlich dem Ratszeichen 1515), darüber Jz. 1546.

Rs.:   +BIBITE·CVM·LETICIA+  -  Pilgerflasche mit beweglichem Henkel.


Ratszeichen 1597.     Ø 23 mm, 1,75 g.   Noss 257.
Vs.:   S·CIVITATIS·COLONIEN·
Stadtwappen (drei schlanke Kronen, darunter damasziertes Feld) zwischen Jz. 9 - 7.
Rs.:  ✱BIBITE·CVM·LETICIA  -  Hohe eiförmige Weinkanne mit Fuß und Henkel zwischen zwei Sternen.

 

Ratszeichen 1606.   Ø 22 mm, 1,68 g.   Noss 274.
Vs.:   ·S·CIVITATIS⁕COLONIEN·  -  geschweiftes Stadtschild, unteres Feld damasziert.
Rs.:   ⁕BIBITE⁕CVM⁕LETICIA   "Trink mit Freude"
Breites konisches Weinglas mit Fuß aus 4 Reihen Perlen zwischen 16 - 06
Die sorgfältig geschnittenen Stempel befinden sich im Stadtmuseum Köln.
Ein Goldabschlag gelangte ins Münzkabinett München.
Nach Bedarf wurden später weitere Ratszeichen von diesem Typ hergestellt, aber mit einfacherem Schnitt.
 

Ratszeichen 1606.   Ø 22 mm, 1,72 g.   Noss 277.
Ähnlich wie vor, einfachere Variante.

 

Goldabschlag von den Stempeln des silbernen Ratszeichens 1672.
Ø 21 mm,   Noss 457 Anm.
Vs.:   Unter flacher Krone Doppeladler mit großem Stadtschild.
Rs.:   SIG:SENAT:CIVI:COL:1672   -   Weinglas in Form eines Römers mit geperltem Fuß.

"Über die Verwendung der Ratszeichen wird berichtet: 'Die Ratszeichen wurden bei jeder Ratssitzung, deren gewöhnlich wöchentlich zwei stattfanden, den Bürgermeistern, den Sekretären, den Syndiken und den anwesenden Ratsherren als Anweisung auf eine gewisse Menge Wein aus dem Ratskeller gegeben. Für die nicht erschienenen Herren wurden jedesmal die Zeichen in die sogenannte Depositalkasse geworfen und am Schluß des Jahres verteilt. Auch bei außerordentlichen festlichen Gelegenheiten, z. B. bei einer Papstwahl, bei Jubiläen, beim Besuch vornehmer Personen, bei der Bekanntmachung eines Friedensschlusses, wurden Ratszeichen ausgeteilt. Der Probst von St. Martin erhielt als der vom römischen Stuhl bestellte Conservator privilegiorum jährlich zwölf Ratszeichen. Bei der großen Fronleichnamsprozession gab es für den Weihbischof sechs, für den Domprediger vier, für jeden der vier Äbte vier, für jeden der sechs Dechanten vier, für den ältesten Domherrn vier, für die acht Chorale zusammen vier, für die Sänger und Organisten zusammen zwölf, für den Offermann zwei, für die Führer der Soldaten zwei, für die Bürgermeistersfrauen vier, für den Kaplan der Kirche Jerusalem vier, für die Frau des Umlaufs, welche den Traghimmel verzierte, zwei, für jeden der vier Spielleute zwei und für jeden in der Prozession gehenden Ratsherrn eins. Die Zeichen, gegen welche im Ratskeller jederzeit Wein geschenkt werden mußte, hatten einen Silberwert von 7 Albus, galten aber im Verkehr deren 39.'
Wann das hier beschriebene Zeremoniell aufgekommen ist, wird nicht gesagt, wohl dürfte es 1672 schon so oder ähnlich in Kraft gewesen sein. Die Bewertung mit 7 Albus kann für unsere Zeit zutreffen, wenn man annimmt, daß die Zeichen aus feinem Silber bestehen, was dem Aussehen nach möglich ist. Der Verkehrswert von 39 Albus stammt aber aus dem letzten Teil des 18. Jahrhunderts." [Noss 4, S.232]

Als Paul Joseph den gesamten Stempelvorrat des Historischen Museums in Köln 1887/88 zum Reinigen und Beschreiben bei sich in Frankfurt hatte sind Abschläge zu "Studienzwecken" entstanden. Als dies bekannt wurde, musste Joseph sämtliche damals hergestellten Abschläge dem Museum abgeben. [Noss 4, S.29, 148, 232]


Goldabschlag von den Stempeln des silbernen Ratszeichens 1716.
Ø 19 mm, 3,45 g.   Noss 581 Anm.
Vs.:   SIG·SENAT·CIVIT·COLON·1716
Behelmter Stadtschild mit den auf zwei Postamenten stehenden Schildhaltern, wie auf dem Dukaten 1716.
Rs.:   BIBITE·CUM· - LÆTITIA•
Große sog. Pilgerflasche mit Fuß und Deckel;
auf dem Flaschenbauch ein Doppelkreis mit Rosette, an den Seiten ein beweglicher Henkel.
"In früheren Jahren war mehrfach über falsche Ratszeichen geklagt worden. Die neuen Ratszeichen sollten daher 'unter einem verbesserten Format und ringsum nett gekringelt', d. h. mit einem Kerbrand versehen werden.
Am 16. Oktober war schon eine Anzahl der neuen Ratszeichen fertig und es wurde verkündet, daß die alten binnen 14 Tagen bei der Freitags Rentkammer gegen jene umgetauscht werden müßten, wobei für jedes Stück 1 Albus Prägelohn zu zahlen war.
Vom 20. Oktober 1716 bis zum 12. Juli 1717 sind von diesen Ratszeichen 32000 Stück geprägt worden. 1600 alte wurden später, nachdem der erstgesetzte Termin verstrichen war, gegen 600 neue umgewechselt. Der augenblickliche Bedarf kann unmöglich auch nur annähernd so groß gewesen sein; mann muß also erheblich auf Vorrat gearbeitet haben." [Noss 4, S.287f]

"Auch zu außergewöhnlichen Ehrungen wurden die Ratszeichen verwandt. So erhielt 1687 der Münzmeister Newers als Belohnung für eine erfolgreiche Reise nach Düsseldorf 12 Zeichen. Dann wurden bei besonderen Gelegenheiten an die Mitglieder des Rats diese Zeichen verteilt, als Regel jedesmal wenn die Neuprägung von solchen nötig wurde; dann empfing jeder Berechtigte 3 Stück. Ferner wenn z. B. das Portrait des jeweils regierenden Kaisers in der Ratsstube aufgehängt wurde. Diese Feier trug 1754 5 Stück ein." [Noss 4, S.232f]

"1728 gab es Schwierigkeiten wegen der Ratszeichen weil viele Fälschungen in den Verkehr gebracht wurden. Sie wurden gegen ihre Bestimmung als Geld benutzt und wegen des Anspruchs auf Wein gern genommen. Deshalb wurde erwogen, die Ratszeichen so zu gestalten, daß sie sich von Geldstücken merklich unterschieden. Eine solche Form fand sich in dicken gegossenen Schrötlingen mit einem durch die Mitte getriebenen Kupferstift darin. In dieser Gestalt war einer Verwechslung mit Geldmünzen vorgebeugt und die Fälschung erschwert." [Noss 4, S.303]

 

Ratszeichen 1730.     mit Kupferkern, Ø 21 mm, ca. 5,4 g.   Noss 618.
Vs.:   CIVIT - COLON   -   Behelmter Stadtschild gehalten von Greif und einschwänzigem Löwen.
Rs.:   SIGNVM· - SENATORIum· - 1730  -  Rheinweinglas, sog. Römer, auf einem Fuß mit drei Zierreifen. Kopf mit beidseitiger Verzierung am Übergang von Kelch zum bauchigen Glas. Unten: 1730.
Mit Randschrift: BIBITE (Zier) CUM (Zier) LÆTITIA (Zier)   "Trinket mit Freude"
In der Mitte ist ein Kupferstift von 2 mm Durchmesser eingelassen.
In der seltenen Variante Noss 617 ist der Löwe doppelschwänzig dargestellt.

 

Ratszeichen 1730.     mit Kupferkern, Ø 21 mm, ca. 4,8 g.   Noss 620.
CIVIT - COLON   //   ·SIGNVM - SENATORI· - ·1730·
Dieses Exemplar zeigt deutlich den kupfernen Kern des Mittelstiftes, der das Fälschen erschweren sollte.
Vergleiche ein Goldabschlag zu 2 Dukaten, 6,92 g. [Kölner Münzkabinett, Aukt 112 Nr.648 (10.2019)]
Im ersten Halbjahr 1730 hat Münzmeister Köppers 30197 dieser Ratszeichen der Stadt abgeliefert. Alle erreichbaren alten Zeichen wurden eingesammelt und eingeschmolzen. Noch 1752 wurden über 10000 Stück nachgeprägt, bis 1796 insgesamt mehr als 180000. [Noss 4, S.306ff]

"Am Ende der städtischen Selbständigkeit, als kein eignes Geld mehr geprägt wurde, benutzte man die Ratszeichen gar zur Zahlung von Honoraren oder Gehalt. Bei der jährlichen Hebammenprüfung erhielt der Gewaltschreiber 42 (1793) und 54 (1797) Ratszeichen, der unterrichtende Professor der Medizin aber für das Jahr nur 40. 1796 wurden dem Stadtmusikus für ein Konzert 13 Zeichen gespendet und als 6½ Taler berechnet. Auch ein Buchbinder wurde so entlohnt. Derartige Ausgaben fanden nach dem 1. Juli 1797 nicht mehr statt." [Noss 4, S.233]

Lit.:
Tyll Kroha: Von Weinzeichen der Ratsherren zur Biermarke des Köbes. Geprägte Zeugen der Kölner Wirtschaftsgeschichte. Das Fenster in der Kreissparkasse Köln, Thema 146, Okt. 1993. 16 S., PDF online.


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