Startseite Prägungen der Stadt Köln TOUR: Zeitraum 1511-35 (Münzverein)

Reichsstadt Köln im Zeitraum 1474-1510
Münzen prägten in Köln erst die Römer, dann die Könige, danach Erzbischöfe.
Die aufstrebende Stadt Köln überwachte im Interesse seiner Bürger die in der Stadt umlaufenden Münzen, sowohl die des Erzbistums Köln wie auch die vielen fremden Münzen. So gewann die Stadt Einfluss auf den Rheinischen Münzverein und wurde 1374 und 1420 sogar dessen Vertragspartner, obwohl sie nicht münzberechtigt war.
Zwei Ereignisse förderten entscheidend die anhaltenden Bestrebungen der Stadt nach Unabhängigkeit vom Erzbischof:
- 1288 die Schlacht von Worringen, die der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg und seine Alliierten gegen den Grafen Adolf V. von Berg und die Kölner Bürger verlor, wonach der Erzbischof die Souveränität der Stadt vertraglich anerkennen musste und seine Residenz nach Bonn verlegte.
- 1474/75 die Belagerung von Neuss, für die Erzbischof Ruprecht Herzog Karl den Kühnen von Burgund ins Land gerufen hatte. Dieser musste aber wieder abziehen, nachdem Ks. Friedrich III. zur Verteidigung von Neuss ausgerufen hatte. An diesem Reichskrieg beteiligte sich auch die Stadt Köln und erhielt als Dank das "Privileg der Reichsunmittelbarkeit" (1475). Seither stand kein weltlicher oder geistlicher Lehnsherr mehr zwischen Kaiser und Stadt.
Nach der mit der Schlacht von Worringen errungenen Selbständigkeit benötigte die Stadt ein eigenes Wappen. Die ältesten erhaltene Darstellungen des Kölner Wappen gehen zurück auf das Ende des 14. Jahrhunderts. Sie finden sich auf Abbildungen an der Stadtbefestigung, in Urkunden sowie dem Universitätssiegel von 1392, welches das geteilte Stadtwappen (drei Kronen oben und Schraffur unten) und die drei Heiligen Könige vor Maria mit Jesuskind zeigt.
Siehe Hubert Graven, Das große Siegel der alten Kölner Universität vom Jahre 1392 , Köln 1934.

Das Stadtwappen mit den drei Kronen bezieht sich auf die heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Ihre Gebeine gelangten auf Umwegen nach Mailand, wo sie 1162 Ks. Barbarossa nach der Einnahme Mailands dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel schenkte. Für diese heiligen Gebeine wurde der kunstvolle Dreikönigenschrein gefertigt und dafür Neubau des Doms im gotischen Stil begonnen. Die Reliquien wurden berühmt und Ziel vieler Pilger aus allen Ländern.

Zur Erlangung des Münzrechts:
"Der Kaiser Friedrich III. weilte damals mehrfach in Köln, wo er sich feiern und beschenken ließ. Als Gegenleistung kargte er nicht mit Gnadenerweisen, unter anderem erteilte er der Stadt am 15. Januar 1474 das Münzrecht. In der Urkunde wird gesagt, daß zwar die kaiserliche Mildigkeit allzeit geneigt sei, Allen und Jeden Gutes zu erzeigen, aber doch besonders denjenigen, welche in des Reiches Geschäften sich immer willig und unverdrossen nützlich machten. Zu diesen gehöre vornehmlich die Stadt Köln, deshalb werde ihr auf ewige Zeiten das Recht gegeben, Gold- und Silbermünzen zu schlagen auf den Wert der Münzen der Kurfürsten am Rhein. Wer sie darin zu stören wage, solle einer Buße von 60 Mark lötigen Goldes verfallen, halb für den kaiserlichen Fiskus und halb für die Stadt."   [Noss]

Die Stadt begann noch 1474 mit der Prägung neuer Münzsorten: Groschen (im Wert von 3 Weißpfennigen) und Halbgroschen.

 

Groschen o. J.     Ø 28 mm, 3,35 g.   Noss 2b.
Vs.:   Zwischen Kerbkreisen: IASPAR - MELChIO' - BALThAS'   in gothischer Schrift
Dreipass aus Eselsrücken und Bögen als Doppellinie. An den Spitzen Blumen, die in de Umschrift ragen.
Spitzes Stadtwappen mit 3 Kronen und gegittertem unterem Feld.

Rs.:   + GROS - SVS:CIV - ITATS' - COLOnI   innen: AGR - PIA - OLI - DCA
"Grossus civitatis Coloniensis Agrippinae olim dictae"
Blumenkreuz wie nachfolgender Groschen.

( Varianten:   Noss 2a mit COLO* statt COLOnI auf der Rs.   Noss 2c mit +IASPAR statt IASPAR auf der Vs. )

Die frühesten Groschen zeigen das Stadtwappen mit gegittertem unterem Feld.
Spätere Groschen zeigen Funken im unteren Feld.


Groschen o. J.     Ø 27 mm, 3,44 g.   Noss 9ad.
Vs.:   Zwischen Kerbkreisen: IASPAR - MELChIO - BALThAS' (ohne voran stehendem +)
Kölner Schild: quergeteilt, oben drei Kronen, unten 12 große Funken, dazwischen kleine Funken.
Das Schild ist eingebettet in einen doppelt ausgebildeten Dreipass aus Wellen und Bögen.
Die Ornamente an den Spitzen des Dreipasses ragen in die Legende.

Rs.:   aussen: ✥GROS - SVSCIV - ITATS' - COLOnI   innen: AGP - PIA - OLI - DCE
"Grossus civitatis Coloniensis Agrippinae olim dictae"
Kreuz mit Enden aus Lilien in der Umschrift. Balken mit außen zweifachen, innen dreifachen Verkröpfungen.
Vgl. die Variante Noss 10 mit leicht verändertem Blumenkreuz auf der Rs.

 


Doppelter Goldgulden o. J., Silberabschlag.     Ø 23 mm, 20,34 g.   Noss 14.
Unikum im Stadtmuseum Köln. Vergrösserte Einzelbilder: Rheinisches Bildarchiv Köln, obj 05144532.

Vs.:   + MOnETA:nOVA:AVREA:VRBIS:COLOnI'
Kölns Wappen (12 große und 4 kleine Funken) auf einem Blumenkreuz aufgelegt, Sterne in den Winkeln.
Rs.:   ¤SAnCTA¤VRSVLA¤CVM¤SODALIBVS   "Heilige Ursula mit Begleiter"
Die Heilige Ursula schützt mit ausgebreitetem Mantel auf jeder Seite drei weibliche Personen.
In den ausgestreckten Händen hält sie je einen Pfeil.
Die Legende der Heiligen Ursula gibt es in vielen Varianten, sie ist älter als die der Heiligen Drei Könige. Die bretonische Königstochter Ursula sollte auf Befehl ihres Vaters einen heidnischen englischen Prinzen heiraten. Obwohl sie Christin war, versprach sie zu gehorchen, wollte aber zuvor eine Pilgerfahrt zum Papst nach Rom machen. Auf der Heimreise geriet sie mit ihrem Gefolge von elf(tausend) Jungfrauen in die Hände von Attilas Hunnen, die gerade Köln belagerten. Weil sie seine Werbung zurückwies, erschossen Attilas Pfeile erst ihre Gefährtinnen, dann erlitt auch Ursula selbst den Märtyrertod.
Die Gebeine der Ermordeten befinden sich in der im 4. oder 5. Jh. errichteten Ursula-Kirche in Köln.

Erste Goldmünzen
Die Stadt Köln wollte den Reichsadler auf ihre Goldgulden setzen, doch wurde dies vom Kaiser nicht genehmigt. Die Prägung der ersten Goldgulden verzögerte sich daher bis 1475. Diese Goldgulden führen ersatzweise den Reichsapfel, in Anlehnung an die bereits bekannten Apfelgulden, die im kaiserlichen Auftrag in Dortmund, Frankfurt, Nördlingen und Basel ausgegeben wurden.
 


Goldgulden o. J.     Ø 22 mm   Noss 15; Cappe 1244; Friedberg -.
Vs.:   + MOnE'·nOVA·AVR'·VRBIS:COLOn'   sonst wie zuvor, aber verkleinert.
Rs.:   ♛IASPAR♛MELChIOR♛BALThas' mit Kronen als Trennzeichen
Reichsapfel im doppelt gezeichneten Dreipass aus Spitzen und Bögen wie nachfolgend.
Laut Noss: Nach den Stempeln 130, 131 und 134 im Historischen Museum Köln.
Alle Nachforschungen von Noss nach einem Original waren vergeblich.
 

Goldgulden o. J.     Ø 23 mm, 3,29 g.   Noss 20; Friedberg 751.
Vs.:   *MO'.CIVIT - AT'.COLOn'*
Christus thront von vorn in gotischem Gehäuse, unten das Stadtwappen mit 6 Funken.
Rs.:   ♛IASPAR♛MELChIOR♛BALThAS' mit Kronen als Trennzeichen
Reichsapfel im doppelt gezeichneten Dreipass aus Spitzen und Bögen.
Vergleiche Goldgulden o. J., Noss 21, mit 5 statt 6 Funken.
Anfangs war ein unten zugespitzter Schild üblich, ab 1480 gestaltete man den Schild unten abgerundet. Die Anzahl der Funken oder Flammen als Symbol für Ursulas Jungfrauen war zunächst nicht festgelegt. Mehrere Varianten sind bekannt (Noss 16 - Noss 21). Die Funken konnten auch ganz entfallen. Die Goldgulden hielten "kaum 18 Karat"; vorgeschrieben war 18 Karat 4 Grän. [Noss, S.13]
 

Weißpfennig o. J. (nach 1475).     Ø 23 mm, 1,959 g.   Noss 23 (?)
Vs.:   *IASP'MEL - Ch'BALTh'
Hüftbild Christus v.v. in gotischem Gehäuse, seine Rechte segnet, die Linke hält ein geschlossenes Buch.
Unten das Stadtwappen mit 5 grossen und 2 kleinen Funken (?) im unteren Feld.

Rs.:   *MOnE' - CIVIT' - COLOn'
Spitzer Dreipass, darin der Stadtschild umgeben von den Wappen der heiligen drei Könige:

Caspar (Mondsichel mit Stern), Melchior (6 Sterne) und unten Balthasar (Figur mit Fahne) [laut Noss, S.14].
Der Stadtschild hat im unteren Feld 10 grosse und 4 kleine Funken.
Vergleiche den Weißßpfennig o. J., Noss 24 und die Funken-Varianten bei Noss 22-24.
Weißpfennige wurden so genannt, weil sie im Gebrauch hell blieben und damit ihren höheren Silberanteil verrieten. 24 dieser Weißpfennige machten eine Goldgulden aus.
Später nannte man den Weißpfennig Albus (lat. grossus albus = Weissgroschen).
 

Altes Möhrchen (1½ Heller) o. J.     Ø 19 mm, 0,30 g.   Noss 25.
Einseitig geprägt und ohne Schrift.
Im Hohlring drei konzentrische Kronen, dazwischen die Buchstaben I - M - B
(für die hl. drei Könige; I für Iaspar).
Diese Münze ist sehr dünn. Der Hohlring verleiht ihr etwas Stabilität.
In Köln nannte man die kleinen Hellermünzen Möhrchen, "kleine Mohren", weil sie wegen ihres geringen Silbergehaltes im Umlauf schnell dunkelfarbig wurden.
 

Heller o. J. (1474-93).     Ø 14 mm, 0,24 g.   Noss 31.
Einseitig geprägt. Im Wulstring spitzes Stadtwappen mit großen Kronen und fünf Funken.
12 Heller galten 1 Weißpfennig.

 

Blanken (2 Albus) 1493.     Ø 26 mm, 2,82 g.   Noss 35a.
Exemplar im Historischen Museum, Frankfurt
Erste datierte Münze. Ab 1511 wird die Datierung in Köln üblich.

Vs.:   IASPA () MELCh' () BALTh' ()  
Rs.:   ✠SIT·nOMEn·DOMInI·BEnEDICTVm·1·ᖆ·9·3   ᖆ = unten offene 8 als 4
"Der Name des Herrn sei gelobt"     innen:
✥CIVITAS:COLOnIEn'

Am 12. März 1493 hatten sich Kurköln, Jülich und die Stadt Köln geeinigt auf die Prägung von:
[siehe Noss, S.23]aus der MarkFeingehaltRauhgewichtFeingewicht
Blanken = 1/12 Gulden8110 ₰2,883 g2,402 g
Albus = 1/24 Gulden1147 ₰2,051 g1,194 g
Schilling = 1/2 Albus1805 ₰ 8 gr1,299 g0,577 g
Alte Möhrchen7045 ₰0,332 g0,138 g
Junge Möhrchen [Heller]8644 ₰0,270 g0,090 g
Die Ausprägung "81 aus der Mark (233,855 g)" bestimmt das Raugewicht:
233,855/81 = 2,88 g.
₰ (Pfennig) steht hier für 1/12 Feinheit. Demnach gilt: 10 ₰ = 10/12 = 833‰
gr (Grän) steht hier für 1/288 fein. Demnach gilt: 5 ₰ 8 gr = 5/12 + 8/288 = 444,4‰
Das Feingewicht ergibt sich aus Raugewicht × Feingehalt.

Die angegebenen Feingewichte passen zu den Wertverhältnissen:
1 Blanken = 2 Albus, 1 Albus = 2 Schillinge, 1 Schilling = 4 alte Möhrchen = 6 Heller.


 

1/2 Albus o. J. (um 1493).     Ø 21 mm, 1,25 g.   Noss 37.
Vs.:  *CIVITAS* - *COLOnIEn'   Hinter dem Stadtschild das Hüftbild Christi mit erhobener segnender Rechten; in der von einem Tuch verdeckten Linken ein geschlossenes Buch.
Rs.:  ✠IASPAR✠MELChi'✠BALThA   -   Im Feld die Wappen der heiligen drei Könige.
Noss bildet das Exemplar Noss 37m ab, ein sog. Stal (Muster), 11,58 g schwer und 3 mm dick,
das der Münzmeister vermutlich auf Bestellung und gegen Entgelt besonders sorgfältig hergestellt hat.
Die halben Albus wurden gemeinhin Schillinge genannt, besonders im 16. Jahrhundert war diese Bezeichnung gebräuchlich. Der Schilling (Solidus) fasste 12 Einheiten zusammen, enthielt aber nur 6 Heller, welche ihrerseits 12 alten kölnischen Pagamentspfennigen entsprachen. Bis zum kurfürstlichen Münzvertrag von 1386 hatten die Schillinge von Köln und Trier nach englischem Vorbild zwölf Kugeln, seitdem fielen diese fort, denn der im Wert gesunkene Pfennig war vom Heller im doppelten Wert verdrängt worden. Die Erinnerung an die Zwölfzahl wurde aber nichtsdestoweniger im Namen beibehalten; noch 1580 hieß das Sechshellerstück Schillingspfennig.   [Noss, S.26]


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