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Die TOUR durch alle Seiten beginnt mit Karl V., geht weiter mit Karls Familie und schliesst mit Karls Zeitgenossen.
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Einleitung
Die Zeit von Karl V. (*1500 †1558) fällt mit dem Beginn der Neuzeit zusammen, eine Zeit die von der Renaissance, vom Humanismus, von der Reformation, der Verbreitung von Druckerzeugnissen und von der Entdeckung Amerikas geprägt wurde. In der Renaissance begann die Malerei und Bildhauerei sich dem Bildnis von Zeitgenossen zuzuwenden. Galeazzo Maria Sforza in Mailand war 1474 der erste, der selbstbewußt sein Porträt im neuen Stil ausdrucksvoll auf Münzen setzten liess. Bald folgten ihm die meisten italienischen Machthaber mit der Prägung solcher Testone (von ital. testa = Kopf) aus etwa 9 g Silber. Fortschritte in der Prägetechnik und zunehmende Silberaufkommen ermöglichten noch grössere Silbermünzen. 1486 begann in Tirol die Prägung der "Guldiner". In Sachsen wurden seit 1500 "Guldengroschen" geprägt. Mit etwa 30 g erreichten diese Silbermünzen den Wert des "Gulden", der damals vorherrschenden Goldmünze. Als die "Joachimstaler" aus Joachimstal in Nordböhmen ab 1520 in riesigen Mengen in Umlauf kamen, setzte sich der Taler endgültig durch. Mit einem Durchmesser von etwa 4 cm boten die Taler den zur Münzprägung Berechtigten (weltliche Fürsten, geistliche Fürsten, freie Reichsstädte) reiche Gestaltungsmöglichkeiten. Schaumünzen wurden kunstvoll wie Medaillen gestaltet und sorgfältig geprägt. Sie entstanden in kleineren Stückzahlen und dienten vornehmlich als Geschenkmünzen. Weil sie den Münznormen entsprachen und als Zahlungsmittel verwendet werden konnten, gelten sie nicht als Medaillen. Diese Unterscheidung ist manchmal trotzdem schwierig. Die Beschreibung einer Münze beginnt mit dem Namen (Testone, Taler, Schautaler, ...), dem Prägejahr und dem Prägeort. Beide Münzseiten tragen in der Regel eine Umschrift auf Latein; Abkürzungen sind durch Punkte getrennt. Als Vorderseite (Vs., auch Avers) gilt die Münzseite, die den Münzherren im Bild und/oder in der Umschrift anzeigt. Die Rückseite (Rs.) wird auch Revers genannt. Die Münzen der beginnenden Neuzeit sind Hammerprägungen. Das zwischen die Stempeln gelegte Plättchen, auch Schrötling genannt, erhält mit einem Hammerschlag beidseitig Abdrücke der Stempel. Die Stempel können frisch oder abgenutzt sein, sowie Fehler und Risse aufweisen. Wenn der Hammerschlag ungleichmässig oder ungenügend stark auf das Plättchen einwirkt, entstehen Prägeschwächen, insbesondere bei ungleichmässig dicken Plättchen. Bei Mehrfachschlägen mit dem Hammer sind auch Teilüberprägungen durch Versatz der Stempeln möglich. So bekommt jede Münze bei der Fertigung ein ganz individuelles Aussehen, wie es bei den maschinell geprägten nicht mehr vorkommt. |
Kaiser Karl V. (1519 - 1556) *1500 †1558
Siehe die Zeittafel
Karls Vater Philipp I., der Schöne, starb jung. Karls Mutter Johanna, genannt "die Wahnsinnige", war regierungsunfähig, so dass Karl sehr früh von seinen Großeltern erbte.
Von den mütterlichen Großeltern - Isabel I. von Kastilien (†1504) und Fernando von Aragón (†1516) ("Reyes Católicos") - erbte er 1516 Spanien mit den amerikanischen Kolonien, sowie Sardinien, Neapel und Sizilien und wurde König Carlos I. von Spanien. Von den väterlichen Großeltern - Maria von Burgund und Kaiser Maximilian I. (†1519) - erbte er Burgund und die Niederlande. 1522 übergab er die Habsburg-Österreichische Erblande seinem Bruder Ferdinand I., der ihn tatkräftig unterstützte. Karl V. regierte somit ein sehr grosses aber heterogenes Herrschaftsgebiet, in dem "die Sonne nicht untergeht". Dies bewog ihn, die europäische Hegemonie anzustreben ("Plus Ultra"). Frankreich, die protestantischen Reichsfürsten, die Türken und sogar der Papst versuchten seine Macht zu schwächen. 1519 wurde Karl zum römisch-deutschen Kaiser gewählt und 1520 in Aachen gekrönt. Auf den Wormser Reichstag 1521 musste er sich mit Luther auseinandersetzen. Während Karls Abwesenheit 1521-30 festigte sich die Reformation im Reich und die Fürsten gewannen Einfluss auch in Religionsfragen. Nachdem Karls Bemühungen um Ausgleich auf dem Augsburger Reichstag 1530 gescheitert waren, bildete sich 1531 der von Hessen und Kursachsen geführte protestantische "Schmalkaldische Bund" gegen den Kaiser. In vier Kriegen gegen Franz I. von Frankreich sicherte er sich die Herrschaft in Italien und in den Niederlanden, mußte aber seinen Anspruch auf das Herzogtum Burgund aufgeben und verlor schließlich Metz, Toul und Verdun an Franz's Sohn Heinrich II. Papst Clemens VII. unterstützte Franz I. in seinem 2. Krieg gegen Karl. Daraufhin erlitt Rom 1527 eine schreckliche Plünderung (Sacco di Roma) durch Karls Heer. Nach der Versöhnung wurde Karl 1530 in Bologna vom Papst gekrönt. Karls Streben nach einem Reform-Konzil zur Einbindung der Protestanten wurde von der Kirche aber weiterhin nicht unterstützt. Nach einem Burgfrieden mit den Protestanten zog Karl 1532 mit einem großen Heer gegen die von Sultan Süleiman geführten Türken, die 1529 Wien belagert hatten, verfehlte aber eine Entscheidungsschlacht. 1533 musste sein Bruder Ferdinand einen Waffenstillstand von den Türken erkaufen. 1535 eroberte Karl Tunis, was jedoch ohne strategische Folgen im Kampf gegen die "Ungläubigen" blieb. 1547 besiegte Karl den Schmalkaldischen Bund bei Mühlberg und nahm die Anführer Philipp von Hessen und Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen gefangen. Seinen Triumpf nutzte Karl 1547/8 im "geharnischten Reichstag" von Augsburg, um die Religionsfrage in seinem Sinne ausgleichend zu lösen. Moritz von Sachsen war damit nicht einverstanden, verband sich mit Heinrich II. von Frankreich und bedrohte 1552 den Kaiser, der zunächst fliehen musste. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555, den Karls Bruder Ferdinand vermittelte, bekamen die Landesfürsten das Recht, die Konfession in ihren Ländern zu bestimmen. Glaubensspaltung und Eigenständigkeit der Landesfürsten wurden somit besiegelt. 1555/56 dankte Karl müde und enttäuscht ab. Seine hochfliegenden Pläne für ein politisch und kirchlich geeintes Europa waren gescheitert. Sein Sohn Philipp wurde König Philipp II. von Spanien und erbte außerdem die Niederlande, die Grafschaft Burgund, Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien. Karls Bruder Ferdinand I., der 1522 die österreichischen Herzogtümer erhalten hatte und 1531 zum römischen König gewählt worden war, folgte ihm als Kaiser im Reich. Karl zog sich nach San Yuste in Spanien zurück, wo er gichtgeplagt nach zwei Jahren starb.
Karl V. als Münzherr
Karl V. war Münzherr in seinen Ländern (beschränkte Prägezeiten sind in Klammern angegeben): Niederlande, Spanien, Neapel & Sizilien, Sardinien, Mailand (1535-1556), Freigft. Burgund (1530-1556), Kärnten (1519-1522), Asti (1529-1531), Bologna (anlässlich der Kaiserkrönung 1530). Im Heiligen Römischen Reich gab es keine "Kaiser"-Prägungen. Das Münzrecht konnte der Kaiser nur als Landesfürst eigener Territorien ausüben. In den Habsburgischen Erblanden übernahm Karls Bruder Ferdinand I. 1521 mit der Herrschaft auch die Münzhoheit. Karl V. ist daher als Münzherr im Reich nur im besetzten Württemberg (1520-1534) aufgetreten.
Reichsstädte
Die ca.86 Reichsstädte unterstanden unmittelbar dem Kaiser, waren also unabhängig von geistlichen oder weltlichen Fürsten. Damit verbunden war oft auch das Münzrecht. Die Vorderseite (Vs.) der Taler trug meist das Stadtwappen sowie eine Umschrift mit "moneta nova" (neues Geld) und den Stadtnamen. Die Rückseite (Rs.) zeigte den Stadtpatron oder den Reichsadler und eine Umschrift mit dem Titel des Kaisers. Um ihre Reichsunmittelbarkeit hervorzuheben, benutzten einige Reichsstädte das Bildnis des Kaisers. Es erscheint auf Münzen von Lübeck, Nimwegen, Deventer, Campen & Zwolle, Dortmund, Nordhausen, Donauwörth, Kaufbeuren, Isny, Kempten, Augsburg und Besançon.
Fürstentümer im Reich
Die weltlichen Reichsfürsten schmückten ihre Münzen mit eigenen Bildnissen und Wappen. In den Umschriften erscheinen ihre eigenen Titel. Das Bildnis des Kaisers ist eine auffällige Ausnahme in Sachsen während der Gefangenschaft des sächsischen Oberhauptes nach dem Schmalkaldischen Krieg.
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Literatur
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Abkürzungen
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