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      Zeitgenossen im Heiligen Römischen Reich      

Kurfürsten von der Pfalz


Philipp der Aufrichtige, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz   ∞   Margarete von Bayern, 1456-1501.
Sie bekamen 14 Kinder:
- 1478 :  Ludwig V., 1508-44 Kurfürst
- 1480 :  Philipp, 1498-1541 Bischof von Freising und 1517-41 Bf. von Naumburg
- 1481 :  Ruprecht, †1504, 1495-98 Bf. von Freising, Vater von
 Ottheinrich, 1556-59 Kurfürst und Philipp der Streitbare von Pfalz-Neuburg
- 1482 :  Friedrich II., 1544-56 Kurfürst
- 1483 :  Elisabeth, †1522, heiratete nach Hessen, danach nach Baden
- 1486 :  Georg, 1513-29 Bischof von Speyer
- 1486 :  Heinrich IV., Bf. von Worms (1523-52), Utrecht & Freising
- 1487 :  Johann III., 1507-38 Administrator zu Regensburg
- 1490 :  Amalie, heiratete nach Pommern
- 1491 :  Barbara, †1505
- 1493 :  Helene, heiratete nach Mecklenburg
- 1494 :  Wolfgang, 1544-58 Statthalter der Oberpfalz
- 1496 :  Otto Heinrich, †1496
- 1499 :  Katharina, †1526 als Äbtissin in Neuburg am Neckar

Philipp der Aufrichtige, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz
Philipp (*1448) heiratete am 17. April 1474 in Amberg Margarete von Bayern-Landshut, die Tochter des Herzogs Ludwig IX. von Bayern-Landshut. Der Hochzeitsbrunnen auf dem Amberger Marktplatz erinnert daran. Die Eheleute bekamen 14 Kinder, darunter 9 Jungs. Dennoch erlosch mit Ottheinrich 1559 die "Alte Kurlinie" der Pfalz.


Groschen 1504, Heidelberg.   Ø 22 mm, 3,05 g. Slg.Noss 201; Slg.Memmesh.2181; Schulten 1661.
Vs.:   PhILIpus+ᗭOmes+PALatinus+RᗺnI+Princeps+ᗺLEᗭTor    
Wappen von Pfalz, Bayern und Regalienschild nebeneinander, darüber Helm mit Löwen als Zier.
Rs.:   ✼DᗺO+GLORIA+In+SᗺVLA+150ጸ   "Gottes Herrlichkeit in Ewigkeit" und Jz. (ጸ=4).
Geharnischtes Brustbild nach halbrechts mit Kurornat: Kurhut, Schwert und Reichsapfel.

Ludwig V. der Friedfertige, 1508-1544 Kurfürst von der Pfalz
- Erster Sohn Philipps des Aufrichtigen, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz -
Ludwig (*1478) folgte seinem Vater 1508 als Kurfürst von der Pfalz. Ludwigs Bruder Ruprecht hatte 1505 den Landshuter Erbfolgekrieg verloren, zu dem ihn der Vater ermuntert hatte und der den Pfälzern die Reichsacht eingebracht hatte. So musste Ludwig zunächst die Folgen des verlorenen Erbfolgekrieges überwinden. Mit seiner friedfertigen Art gelang ihm die Aussöhnung mit den im Krieg siegreichen Münchner Wittelsbachern. Er heiratete sogar Sibylle, die Tochter Herzog Albrechts IV. von Bayern. 1518 entließ Ks. Maximilian die Kurpfalz aus der Reichsacht im Zuge der Verhandlungen über seine Nachfolge. Ludwig wurde nach Maximilians Tod Reichsvikar bis zur Krönung Karls V. Bei der Kaiserwahl 1519 stimmte Ludwig für Karl V. und gegen Franz I. von Frankreich, nicht zuletzt aufgrund größerer Geldzuwendungen von Seiten der Habsburger.
Ludwig stand der Kritik an der alten Kirche und ihrem Klerus aufgeschlossen gegenüber. 1521 setzte er sich auf dem Wormser Reichstag für die Anhörung Luthers ein. Seitdem bemühte er sich um eine Kompromisslösung in der Religionsfrage. 1533 und 1539 vermittelte er zwischen dem Kaiser und den protestantischen Reichsständen. Ludwig blieb zeitlebens katholisch, machte aber zahlreiche Zugeständnisse an die Protestanten in seinem Land.
Während der Bauernaufstände 1525 versuchte Ludwig zunächst mit den Bauern zu verhandeln, da er manche ihrer Forderungen für gerechtfertigt hielt. Als die Unruhen aber ausuferten, nahm er an der Niederschlagung der Aufstände am Rhein, in Franken und in der Pfalz teil.
Ein Denkmal der Bautätigkeit Ludwigs ist der so genannte Ludwigsbau des Heidelberger Schlosses.
Als Ludwig 1544 kinderlos starb, folgte ihm sein Bruder Friedrich II. als Kurfürst der Pfalz.

Die Kurfürsten zu Köln, Mainz und Trier beschlossen die Reichsmünzordnung von 1524 überhaupt nicht zu publizieren und sie als nicht vorhanden anzusehen. Ihnen missfiel u.a., daß der Reichsadler nebst dem kaiserlichen Namen und Titel auf Münzen gesetzt werden solle.   [A. Noss, Münzen der Stadt Köln, 1926]
Als Kurfürst Ludwig 1525 seine Söldner im Bauernkrieg bezahlen mußte, es ihm an anderem Gelde fehlte und er deshalb Taler prägen ließ, wurde ihm auf dem kurrheinischen Probationstag vorgeworfen, er habe "Nebenmünzen" von Silber schlagen lassen, die zu 1, ½, ¼ Goldgulden ausgegeben seien. Seine Gesandten entschuldigten ihn damit, daß diese Prägung nicht aus böser Absicht, sondern nur aus der hohen Notdurft im Krieg geschehen sei. Im Rheinland scheint eine Abneigung gegen dieses große, den meisten wohl unförmlich erscheinende Silberstück geherrscht zu haben, mit dem man fürchtete, betrogen und besonders der altbewährten Goldgulden beraubt zu werden.   [F. von Schrötter, Das Münzwesen des Dt. Reichs von 1500 bis 1566. 1911]
Die folgende Münze entstand also als Lohn für Söldner.


Reichsguldiner 1525, Heidelberg.   Ø 38 mm, 28,78 g.  Exter I,29,19 & Tf.14b; Dav.9621.
Vs.:  ¤LVdovicus - ·Dei (Bayrischer Rautenschild) Gratia·COmes·PAlatinus (Regalienschild des Erztruchsessamtes) Dux·Bavaria·PRinceps (Pfälzer Löwenschild) Elector·1525
Brustbild im Kurfürstenornat (Kurhut und Hermelinsmantel) mit geschultertem Kurschwert
in der linken Hand und Reichsapfel in der Rechten.
Rs.:   ¤ ஃ MOИeta·CARoli V·CaESar·ET·ROMomanorum·IMPerator
Nimbierter Doppeladler
In der Goldenen Bulle (1356) ließ Ks. Karl IV. den Brauch festhalten, daß bei feierlichen Umzügen anlässlich eines Reichstages dem Römischen König seine Insignien vorangetragen werden sollen: der Reichsapfel (pomum imperiale) vom Pfalzgrafen, das Reichsschwert vom Kurfürsten von Sachsen und das Reichszepter vom Kurfürsten von Brandenburg. Den Kurfürsten der Pfalz bedeutete dieses Privileg so viel, daß sie den Reichsapfel in ihrem Wappen einfügten, vgl. unten.

Dieses Gepräge folgt genau der Vorschrift der ersten Reichsmünzordnung von 1524, deren § 11 bestimmt, daß die Reichsmünzen auf der "Hauptseite" den Reichsadler mit der Umschrift MO CA V C & RO IMP tragen sollen, während die "Kehrseite" dem Belieben jedes Münzstandes überlassen blieb. Als weitere Talerprägung, die die 1. RMO befolgt, ist nur der Taler 1525 von Kasimir v. Bayreuth und Georg v. Ansbach (1515-1527) bekannt.   [v. Schrötter, BMF 48(1913) 5367]
Die 1. RMO legte auch Gewicht und Feinheit fest für diese "Güldener" genannten Stücke, "deren einer einen rheinischen Gulden tut": Davon sollten 8 auf eine 15lötige Mark (15/16 = 937,5/1000 fein) gehen, was 8x16/15 = 88/15 auf die feine Mark (233,85 g) ergab. Daraus folgt ein Rauhgewicht von 29,23 g und ein Feingewicht von 27,40 g.

Siehe das Ölbild, 65x49 cm, Historisches Museum der Pfalz, Speyer.
Am unteren Rand des Bildes befindet sich auf schwarzem Untergrund eine goldene Aufschrift:
"Ludwig Kurfürst Regiert löblich die Pfalztz Sein genn hl (?) ward Sibilis Hörtzögin Aufs Bayrn".
Siehe auch das Porträt, 12,8 x 9,7 cm, gefertigt von einem anonymen Künstler, KHM Wien.


Bronzemedaille o.J. (1526), Modell von Hans Schwarz z.T. überarbeitet.     Ø 44 mm.
Habich 200; Stemper 3; Kastenholz zu 86/86C.

Vs.:   LVDOVVICVS·D·G·CO PA·RHE·D·BA·PRIN·ELEC
Büste des Kurfürsten n. links mit geschlitztem Hut und Pelzschaube, rechts im Feld die eingetiefte Jz. I5Z6.
Rs.:   : Helm über den Schilden Pfalz, Bayern und Regalien. Löwe als Helmzier und Laubwerk.
Oben auf reich gewundenem Spruchband: LV / D WIG·P / ALT / ZGR / AF·CVRFVIRST [Arabeske]
Weshalb in das Spruchband derselbe Titel wie auf der Vs., nur auf Deutsch, eingraviert wurde,
ist unbekannt.
Im Münzkabinett des Bode-Museums in Berlin ist ein Originalguss (Ø 47 mm) ausgestellt.
Das obige Exemplar muss ein Nachguß sein. Sein Durchmesser (44 mm) ist geringer als der eines Originals (hier 47 mm). Während der Abkühlung schrumpft der Guß. Wesentlicher ist jedoch, dass die Form für den Nachguß bereits beim Trocknen geschrumpft ist.


Silbergussmedaille 1535, unsign., Matthes Gebel.   Ø 43 mm, 28,40g.   Habich I,2 1121; Stemper 8.
Vs.:   LVDOVICVS·DEI·GRATIA·COMES·PALATINVS·RHENI·ÆTATIS·SVE·LVII·ANN·AGENS·
Rs.:   DVX·BAIOARIE·SACRI·ROMANI·IMPERII·ARCHIDAPIER·ELECTORA·ANN·DOMI·MD·XXXV·

Friedrich II. der Weise, 1544-1556 Kurfürst von der Pfalz
- Vierter Sohn Philipps des Aufrichtigen, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz -
Friedrich (*1482) verbrachte ein Großteil seiner Jugend am Brüsseler Hof. Er wurde dort erster Ratgeber des noch unmündigen späteren Ks. Karl V. Friedrich begleitete 1515 den gerade volljährig erklärten 15jährigen Karl auf seiner Huldigungsreise durch die Niederlande. Ein Jahr später wurde er in den Orden des Goldenen Vlieses aufgenommen. Friedrich sollte 1517 Karl und seine Schwester Eleonore nach Spanien begleiten. Aber da er eine Neigung für Eleonore zeigte, die dem König Manuel von Portugal bestimmt war, wurde Friedrich des Hofes verwiesen. Nach Ks. Maximilians Tod setzte sich Friedrich aktiv für Karls Wahl zum Kaiser ein. Das brachte ihm 1521 die Reichsstatthalterwürde ein.
Von 1505 bis 1522 war er Vormund seiner Neffen Ottheinrich und Philipp in dem als Folge des Landshuter Erbfolgekrieges gegründeten Fürstentum Pfalz-Neuburg. Nach dem Tod seines Vaters 1508 wurde Friedrich Pfalzgraf in der Oberpfalz. Friedrich heiratete 1535 Dorothea, Tochter Christians II. von Dänemark und Isabella, einer Schwester Karls V.
Friedrich diente den Habsburgern als Feldherr und Diplomat, bis er 1544 die Nachfolge seines kinderlosen Bruders Ludwig V. als Kurfürst der Pfalz antrat. Er war seit 1542 Lutheraner und führte die Reformation in der Pfalz ein. Nach dem Schmalkaldischen Krieg konnte er sich durch Unterwerfung unter den Kaiser vor dem Verlust der Kurwürde an Bayern retten.


Einseitige Medaille 1518 von Hans Schwarz.    Ø 48 mm.  Habich 115; Stemper 17; Kastenholz 24.
❀DVX·FRIDERICVS·PALEN·M·D·XVIII

Zur Statthalterschaft beim Reichsregiment:
Auf dem Reichstag zu Worms 1521 ernannte der Kaiser seinen Bruder Ferdinand zum Statthalter. Dem entgegnete Friedrich II.: In Abwesentheit des Kaisers stehe das Reichsvikariat dem Kurfürsten von der Pfalz zu. Außerdem habe sein Bruder, Kurfürst Ludwig V., dem Kaiser in dieser Funktion mit zahlreichen Berichten gedient. Daraufhin beurkundete der Kaiser, daß das Reichsregiment den Vikariatsrechten des pfälzischen Kurfürsten nicht nachteilig sein sollte. Ausserdem wurde Friedrich zusammen mit Erzherzog Ferdinand, der die deutsche Sprache noch nicht beherrschte, Statthalter des Kaisers beim Reichsregiment. Dieses war 1500 als ständisches Regierungsorgan des Reiches in Nürnberg eingerichtet worden. Es wurde 1521 reaktiviert und sollte die Regierung bei Abwesenheit des Kaisers übernehmen. Daraufhin begab sich Friedrich Ende 1521 nach Nürnberg. Das aufwendige Leben, das er dort führte, entsprach aber nicht seinen Mitteln, zumal das zugesagte Honorar ausblieb. So gab er die Statthalterfunktion bereits 1523 wieder ab. Er hatte jedoch schon eine Medaille sowie die nachfolgende Schaumünze in Auftrag gegeben.


1/2 Guldiner (Abschlag vom Guldiner-Stempel) 1522,
auf die Reichsstatthalterwürde.
Ø 41mm, 14,75g.   Kull 299, Schulten 2732, Mende 27, Dav.9622 (Guldiner), Stemper 19 (Guldiner)
Vs.:   FRIDERICVS·D:G·CO PALA·RHE·BAV·DVX
Geharnischtes Brustbild mit umgelegter Vliesordenkette nach links.
Rs.:  CAESareae MAIestatis IN (Rautenschild) IMPERIO:LOCVMTENEN (Löwenschild) S·MCCCCCXXII
"der kaiserlichen Majestät Reichsstatthalter, 1522"
Nimbierter Doppeladler mit Brustschild Österreich-Aragon.
Als Entwurf für das Bildnis auf diesem Guldiner diente eine Silberstiftzeichnung aus 1523 von Albrecht Dürer (British Museum, London). Bisher läßt sich weder die Frage nach dem Stempelschneider (Ludwig Krug zugeschrieben) noch nach dem Prägeort (Nürnberg, Amberg?) abschließend klären.
Den Titel des Statthalters des Kaisers im Reich hatte zuvor schon Friedrich der Weise von Sachsen auf seinem Locumtenenstaler hervorgehoben.
Abschlag nennt man eine Prägung in einem abweichenden Metal, z.B. Gold statt Silber (etwa 10-Dukatenstücke von Talerstempeln geprägt). Hier ist der Silberschrötling nur dünner als für die Talerprägung.


Taler 1537, Amberg.     Ø 40 mm.   Dav.9624; Götz 63; Slg.Memmesh.2793.
Vs.:   +FRIDERICVS·D·G·COMES· PA·RHE·ET·BA·DVX·1537
Rs.:   +NON MIC(C weg)HI DomiNE SED - NOMINI(e statt I) TVO DA GLOriam
"Nicht mir, Herr, sondern Deinem Namen gebührt Ehre"


Taler 1538, Amberg.     Ø mm.   Dav.A9625; Köhler 4(1788) S.313.
Vs.:   FRIDERICVS·Dei:Gratia:COMES PAlatinus RHENI BAVAriae·DVX ZC(etc.)
geharnischtes Hüftbild v. vorne zwischen Jz.
Rs.:  DE VVLTV TVO DNE - MEVm PRODEAT IVDICIVm
"Von deinem Angesicht, Herr, gehe hervor mein Gericht"
Wappen Pfalz/Bayern mit Fürstenhut und umgehängter Ordenskette mit dem Goldenen Vlies.


Reichstaler 1547, Neumarkt.    Ø 40 mm, 28,3 g.  Götz 165; Schulten 2731; Dav.9626.
Vs.:   ¤FRIDER·D·G·Comes·PALatinus·RhenI·BAVAriae·DVX·S·R·I·PRI·EL
S.R.I.P.EL = Sacri.Romani.Imperii.Princeps.ELector = Des Heiligen Römischen Reichs Kurfürst
Hüftbild im Kurornat mit Kurhut, Kurschwert und Reichsapfel sowie Orden vom Goldenen Vlies.
Rs.:   ¤MONEta:ARGEntea:SVPERIOris:PALATInatus:BAVARIae
"Silbergeld der bayerischen Oberpfalz"
Unter dem Pfälzer Helm die drei Wappen: Pfalz (gekrönter Löwe) / Bayern (Rauten) / Kurpfalz (Reichsapfel), unten zu den Seiten 15 - 47.
Friedrich zeigt sich hier im vollen Ornat des Kurfürsten, wie schon sein Vorgänger (s. oben). Die Amtskleidung besteht aus dem Hermelinsmantel und dem Kurhut. In den Händen hält der Kurfürst Kurschwert und Reichsapfel.
Das Kurschwert führen die sächsischen und die pfälzischen Kurfürsten. Dagegen führen die brandenburgischen Kurfürsten das Reichszepter, das sie auch als Kurwappen führen. Während das sächsische Kurwappen aus gekreuzten Schwertern besteht, übernahmen die Kurfürsten der Pfalz den Reichsapfel in ihr Kurwappen.
Der gekrönte Pfälzer Löwe wurde erstmals von Pfalzgraf Heinrich V. 1195-1212 (der älteste Sohn des Sachsenherzogs Heinrich der Löwe) als Wappen auf Münzen benutzt. Der Pfälzer Löwe ist also ein welfischer Abkömmling. [siehe unter Lit.: W. Gutbrod, Das Pfälzer Wappen]

Siehe das Porträt 1546, gemalt von Hans Besser, Kunsthistorisches Museum Wien.


Goldgulden o. J., Heidelberg (1545).    Ø 40 mm, 3,18 g.  Friedb.1990.
Vs.:   FRIDERICVS·COM·PAL·ELECTOR·  -  Gekröntes Brustbild halbr. mit Schwert und Reichsapfel.
Rs.:   MO NO - AVREA - HEIDE  -  Vierfeldiges, pfalz-bayerisches Wappen mit Reichsapfel als Mittelwappen, umgeben von den Schilden der Erzbistümer Mainz, Trier und Köln, umher Dreipaß.

Ottheinrich, 1556-1559 Kurfürst von der Pfalz
- Enkel Philipps des Aufrichtigen, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz -
Ottheinrichs (*10.4.1502) Vater, Ruprecht von der Pfalz, hatte die testamentarische Erbtochter von Bayern-Landshut geheiratet. Dieser Erbfolge stand jedoch ein Erbvertrag zwischen den wittelsbacher Linien Landshut und München im Weg. Das führte 1504 zum Landshuter Erbfolgekrieg zwischen den Pfälzern und Münchner Wittelsbachern. Ein kaiserlicher Schiedsspruch beendete 1505 den Krieg und führte zur Schaffung des zersplitterten Fürstentums Pfalz-Neuburg. Ottheinrich und sein Bruder Philipp wurden als Regenten eingesetzt, blieben aber bis zur Volljährigkeit 1522 unter der Vormundschaft ihres Onkels Friedrich II. 1519 begleitete Ottheinrich seinen Onkel nach Spanien, der Karl V. die Nachricht seiner Wahl zum Kaiser übermittelte.
In Neuburg baute Ottheinrich die Residenz in ein Renaissance-Schloss aus. Als Herrscher seines kleinen Landes führte er ein prunkvolles Leben. Das überforderte seine Finanzen dermaßen, daß er schließlich 1544 die Regierungsgewalt an die Stände abgeben musste. Ottheinrich hatte die Reformation in Pfalz-Neuburg eingeführt, zum Unwillen von Ks. Karl V., der das Land im Schmalkaldischen Krieg besetzte.
Ottheinrich war ein leidenschaftlicher Sammler, besonders von Büchern. Seine Bucherwerbungen - auch durch Zugriffe auf Klosterbibliotheken bewirkt - landeten schließlich in der Bibliotheca Palatina, als er 1556 die Nachfolge seines Onkels Friedrich II. als Kurfürst der Pfalz antrat. Mit Ottheinrich endet 1559 die sogenannte Ältere Kurlinie.


6 Kreuzer o. J. (1505), Neuburg.     23 mm.   Schulten 2756; Slg.Noss II zu 544.
Vs.:   +OTTO·hEIИ· - ·PHIILL·COmites·PAlatini·RhEИI·
Die beiden Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp als Kinder beim Spiel mit einem Löwen, oben P.
Rs.:   INFErioris - Z(et)·SVPerioris·B - Avariae·DVCeS - ·ET FRATres·
Langkreuz mit vier Wappen: Bayern (Rauten) und Pfalz (Löwe).

Besonders gerne mochte Ottheinrich seine Porträt-Medaillen, von denen er ab 1520 um die 30 verschiedene in Auftrag gab. Seine Medaillen tragen sowohl eine Jahreszahl als auch eine meist dazu passende Altersangabe.


Bronzemedaille 1520, Modell von Hans Schwarz,   späterer Guß, Ø 43 mm.
Habich I,1 213; Stemper 42; Kastenholz 87.

Vs.:   OTTHEINRICH·Von·Gottes·Gnaden·PFAlZgraf·Bei·REin·HERCZog·In·BEyern·
Brustbild des 18jährigen Ottheinrich mit Barett nach links.
Rs.:   ¤ MIT [Blatt] DER [Blatt] ·AE·ZEYT [Blatt] MCCCCCXX
Gevierter pfalz-bayerischer Wappenschild, darüber 2 verschlungene Weinlaubblätter.
Erhalten hat sich die von Hans Schwarz selbst angefertigte Entwurfszeichnung (Bamberg, Staatsbibliothek).
Originale dieser Medaille in Silber (45,5 mm, 55,25 g) befinden sich u.a. in Heidelberg und München.
Spätere Abgüsse, wie unser Stück, sind kleiner als die Originale.


Einseitige Bleigussmedaille 1527 zum 25. Geburtstag, Model von Hans Daucher, Augsburg.
Ø 41 mm. 45,88 g.     Habich vgl.52; Stemper vgl.45.

OTTOHEN·COmES PA·RENI·DVX·INFE·E·SVPerIOR·BAVAR
Brustbild mit breitem Hut nach links, zwischen Jz. 1527 und Alter 25.


Bronzemedaille 1528, auf die Eintracht der Brüder.   Model von Matthes Gebel.
Ø 36 mm, 28,99 g.   Habich I,2 980; Stemper 48.
Vs.:   OTTO HEN ET PHILIP·FRATRES·COMITES·PALA·RHE·ET·DVCES·BAIOARIEᏪ
beider Brustbilder hintereinander nach rechts.
Rs.:   CORAM DEO ET HOMInibus·CONCORDIA FRATRum PROBATA EST·M·DXXVIII
"Von Gott und den Menschen wurde die Eintracht der Brüder beschworen" (Buch Jesus Sirach)
Zwei Helme nebeneinander, gekrönt und mit Löwen als Zier, daneben quadriertes Wappen Pfalz/Bayern, darunter ein Harnisch und Leibrock.


Bronzemedaille 1528,  Model von Matthes Gebel.   Ø 42,5 mm, 31,3 g.  Habich 983; Stemper 49.
Vs.:  OTTOHEN·CO·PA·RHE·DVX·BAIOrum·Z C NAtivitatis·ANno·XXVI·  -  barhäuptige Büste rechts.
Rs.:   DOMInus·EST QVOD BOnum·EST IN OCVlis·SVIS FACIAT MDXXVIII·
"Er ist der Herr, er tut was ihm wohlgefällt. 1530"   -   Doppelhelmiges Wappenschild Pfalz/Bayern.


Medaille 1530 von Mathes Gebel.     Ø 35 mm.   Habich 1049; Stemper 57.
Vs.:   OTTOHEN CO PA RHE DVX BAIO Z C NA AN XXVI. SVSSANNA COmitissa PALatina RHEni DVCISSa BAIOrum Z C ANno XXVIII NAtivitatis
"Ottheinrich, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Baiern usw. im 26. Lebensjahr. Susanna Pfalzgräfin bei Rhein, Herzogin in Baiern im 28. Lebensjahr"
Büsten des Pfalzgrafen und seiner Gemahlin (Susanna von Brandenburg-Ansbach).

Rs.:   DOMInus·EST·QVOD BOnum·EST IN OCVlis SVIS FACIAT·M·DXXX·     ähnlich wie vor.
Ottheinrich heiratete 1529 Susanna, verwitwete Tochter des Herzogs Albrecht IV. von Bayern-München.
Die Ehe blieb kinderlos.


Silbergußmedaille 1530/1528, Model von Mathes Gebel.   Ø 20 mm.
Habich 1044; Stemper 52; Slg.Wolff 119; Slg.Memm.2827.

Vs.:   OTTOHEN·CO·PA·RHE - DVX·BAIO·Z·C NAtus·ANno·XXVI·     -   Brustbild nach r.
Rs.:   SALVVM·ME·FAC·DEVS·M·D·XXX   "Rette mich Gott. 1530"   -   Löwe nach r., hält zwei Wappen.
Hier passt nicht das Alter von 26 Jahren auf der Vorderseite zur Jahreszahl 1530 auf der Rückseite.


Silbergußmedaille 1531, Model von M. Gebel.   Ø 29,1 mm, 14,04 g.
Habich I,2 1050; Stemper 58.

Vs.:  OTTOHENICVS·DEIGRACIA·CO·PA·RHE - INFERI·SVPE·QZ·BAIO·DVX·ZC·  -  Büste rechts.
Rs.:   ·ETATIS·XXVIIII·M·D·XXXI·  "im Alter von 28 Jahren im Jahr 1531"
Poseidon in einem von zwei Pferden gezogenen Schiff auf See, in der erhobenen Rechten Geißel.


Silbergußmedaille 1531, Model von Mathes Gebel.   Ø 40,8 mm.
Habich I,2 1054; Stemper 59.

Vs.:   OTTOHENRICVS·DEIGRACIA·CO·PA·RIT - INFERI·SVPER·QZ·BAIO·DVX·ZC·
Büste mit Barett rechts.
Rs.:   Spes (Personifikation der Hoffnung) ein Segel haltend im Boot, im Abschnitt:
·SPES MEA·DEVS· | ·FORTVNAM·EXPEC// | ·TANS·ETATIS· | ·SVE·XXVIIII | MDXXXI
"in der Hoffnung auf Gottes Gnade im Alter von 29 - 1531"


Silbergußmedaille 1532, Model von Mathes Gebel.   Ø 44 mm.     Habich I,2 1072, Tf.127,2.
Exemplar im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, ausgestellt im Bode-Museum, Raum 244.

Vs.:   OTTO HENRICVS·D·GRA·Co·PA·RHE·INFE·SVPQZ·BAIO·DVX·ZC
Büste von vorne, Bart, bekränzter, flacher Hut, Kette, die unterm Schulterkragen verschwindet.
Rs.:   Eine Säule, an ihr eine reich ornamentierte Kartusche, darin in einem Kranz die
"Pirckheimer'sche Allegorie", in den Zwickeln:
SPE/E - TRIBV/LAT/IO - IN/VI/DIA - TO/LER/ANTIA
"Hoffnung - Drangsal - Neid - Geduld"
Am Säulenfuß 1·5·3·Z, beidseitig zwei Putten mit Hörnern.
Im Zentrum steht ein mit einem Baum geschmückter Amboß, auf dem ein brennendes Herz liegt. Vier weibliche Figuren sind um den Amboß gruppiert. Ihre in den vier Zwickel gesetzten Bezeichnungen ermöglichen eine Identifizierung: Invidia (Neid) quält das Herz, indem sie es mit einer Zange ins Feuer hält, gleichzeitig schlägt Tribulatio (Drangsal), einen dreifachen Hammer beidhändig umfassend, mit aller Kraft auf das Herz ein. Die Tolerantia (Geduld) liegt, den Kopf auf den linken angewinkelten Arm gestützt, zu Füßen des Geschehens, während Spes (Hoffnung) mit gerecktem Zeigefinger und emporgehobenem Blick gen Himmel weist. Aus einer Wolke fallen Regentropfen herab, um dem gequälten Herzen Linderung zu verschaffen.     [Gerissen und gestochen, 2001]


Silbergußmedaille 1551, von Dietrich Schro.    Ø 44,6 mm, 39,28 g.   Habich I,2 1697; Stemper 69.
Vs.:   ✱OTTOHENRICVS.COMES.PALAT.RHE.V.BAIORIE.DVX.ÆTA.XLIX.
Büste mit flachem Hut nach links.
Rs.:   ✱ IN DOMINO CONFIDO· ANNO SALVTIS·M.D.LI. ✱ CVM TEMPORE. Ꮺ
"Auf Gott vertraue ich. Im Jahr des Heils 1551. Alles zu seiner Zeit."   -   Doppelt behelmtes Wappen.

Ottheinrich wurde 1556 Kürfürst der Pfalz.
Das wirkte sich aus auf Titel und Wappenbild:


Silbermedaille 1558 von Dietrich Schro.    Ø 44 mm, 27,9 g.  Habich 1706; Stemper 73; Scher 121.
Wahrscheinlich auf die Verleihung der Kurwürde durch Kaiser Ferdinand I.

Vs.:   ✱OTTO HENRICVS·D·G·CO·MES PALATINVS RHENI ELECTOR ÆTATIS·LVI Ꮺ
Bärtiges Brustbild des 56jährigen korpulenten Ottheinrich mit verzierter Kleidung und Barett halblinks.
Rs.:   ✱IN DOMINO CONFIDO·ANNO·SALVTIS·M·D·LVIII·CVM TEMPORE
"Auf Gott vertraue ich. Im Jahr des Heils 1558. Alles zu seiner Zeit."
Drei Wappen (Pfalz, Kurpfalz, Bayern) behelmt mit reichen Helmdecken.
Oben auf einem Band: MD - Z (Ottheinrichs Wahlspruch "Mit Der Zeit")

Die nachfolgende Medaille ist kleiner und trägt einer geänderte Jahreszahl.


Silbermedaille 1559 von Dietrich Schro (?)     Ø 32,5 mm, 12,88 g.   Habich I,2 1705; Stemper 74.
Vs.: OTTO HENRICVS·D·G·CO M ES PALATINVS RHEN·ELECTOR·ÆTATIS·LVI❀  -  ähnlich wie vor.
Rs.:   IN DOMINO CONFIDO·ANNO·SALVTIS·M·D·LVIIII·CVM TEMPORE❀  -  ähnlich wie vor.

Vergleiche das Bildnis um 1535 von Peter Gertner [36x34cm, Tuschfeder, Aquarell und Deckfarben auf Pergament, Sammlung Würth, ausgestellt in der Johanniterhalle in Schwäbisch Hall],
sowie die
Büste in Alabaster 1556/59 von D. Schro (?), H/B/T:16/16/16 cm im Louvre, Paris (Abguß in Heidelberg).

Ergänzt 7.2018.

Philipp der Streitbare, von Pfalz-Neuburg, 1503-1548
- Enkel Philipps des Aufrichtigen, Bruder von Ottheinrich -
Philipp (*1503) stand immer im Schatten seines 1½ Jahre älteren Bruders Ottheinrich. Dem studierten Philipp gelang es nicht, die geistliche Laufbahn einzuschlagen. Mit ihrer 1522 erlangten Volljährigkeit übernahmen beide Bruder die Regierung des für sie geschaffenen Fürstentums Pfalz-Neuburg. Philipp entfaltete sich aber im Dienst des Kaisers: Er beteiligte sich 1529 an der Verteidigung Wiens gegen Sultan Süleiman und wurde 1530 Kaisers Statthalter in Württemberg. 1534 konnte er die Rückkehr Herzog Ulrichs nach Württemberg nicht verhindern. Daraufhin erwirkte Philipp 1535 die Teilung von Pfalz-Neuburg mit seinem Bruder Ottheinrich. 1541 musste er seinen Erbanteil an Ottheinrich abgeben, um seine hohen Schulden zu begleichen. Er fand Zuflucht in Heidelberg, wo er 1548 verarmt starb.


Einseitige Bleigussmedaille 1522 auf die Thronbesteigung Philipps, Modell von H. Daucher.
Ø 137 mm, 82.53 g.   Habich I, 49; Stemper 84; Köhler Münzbelustigungen, Bd.IV, S.25.
PHILIppusS·COmES PAlatinus·RENI·DVX·INFErioris·ET·SVPerIORIS·BAVARIaE M·D·XXII
"Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Nieder- und Oberbaiern, 1522"
Im Feld: NICHTZ VNVERSVCHT (Philipps Motto "Nichts unversucht"), an Schwert die Künstlersignatur ND.
Kniebild Philipps nach links in Rüstung mit Kappe.
Hans Daucher schuf wohl im Auftrag des Vormundes, Onkel Friedrich II., zwei ähnliche Plastiken in Solnhofener Kalkstein, je eine auf Ottheinrich und eine auf Philipp anlässlich deren Mündigsprechung 1522. An der erhaltenen Originalplastik befinden sich noch Spuren einer Vergoldung. Die Steinplastik (Ø 140 mm) diente als Model für Güsse, von denen Nachgüsse entstanden.


Einseitige Silbergussmedaille 1527 von Hans Daucher.    Ø 51,9 mm.   Scher 78.
✱PHILIPuS·COmES PAlatinus·RENI·DVX·INFErioris· Z[et] ·SVPerIORis·BAVARiae
Büste mit breitem Federhut zwischen Jahreszahl 1527 und Altersangabe 24.


Bleigussmedaille 1528, Modell von Matthes Gebel.    Ø 42 mm.
Habich 985; Stemper 89; Köhler Münzbelustigungen Bd.IV, S.281.

Vs.:  PHILIPPVS·COmes·PAlatinus·RHEni - DVX·BAIOariae·ZC[=et]·NAtus·ANnos·XXV·  -  Büste rechts.
Rs.:   ECIAMSI OCCIDERIT ME IN IPSO SPERABO MDXXVIII
"Gewiss wird Gott mich töten, dennoch vertraue ich auf ihn. 1528" (Hiob 13, Vers 15).
Wappen (Pfalz/Bayern) mit zwei Helmen: Löwe zwischen Büffelhörnern sowie Flügeln.


Silbergussmedaille 1541/1535 vom Meister des Kardinal Albrecht.    Ø 52 mm, 60,60 g.
Habich 1840; Stemper 92; Exter II,332,65.

Vs.:   TE·AMO·VT·PROPRIAM·ANIMAM·AN·M·D·XLI   "Ich liebe dich, eigenes Leben, Jahr 1541"
Bärtiges Brustbild mit Barett, reich bestickter Kleidung und Ordenskette des Goldenen Vlies nach rechts.

Rs.:  PHILIPS·VON·GOTS GNADEN·PFALCZGRAF - B·REIN·HERCZOG·I·NIDERN·V·OBERN·BAIRN·S·   -   Zweifach behelmtes, geviertes pfalz-bayerisches Wappen, umgeben von der Kette des Goldenen Vlieses mit Kleinod.
Oben im Feld: NICHTS - VNVER - SVCHT (Motto "Nichts unversucht"), zwischen den Helmen 1535.
Den Orden vom Goldenen Vliess hatte Philipp 1532 ehalten.


Silbergussmedaille 1541 vom Meister des Kardinal Albrecht.     Ø 52,5 mm.
Habich 1841; Stemper 93 u. S.99; Exter II,332,64.

Bildnis nach links   //   Wappen jetzt ohne Motto und ohne Jz.
Ergänzt 7.2018.

Es folgen Söhne von Philipp des Aufrichtigen, die die geistliche Laufbahn einschlugen.

Philipp, 1498-1541 Bf. von Freising und 1517-41 Bf. von Naumburg
- Zweiter Sohn Philipps des Aufrichtigen, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz -
Als zweiter Sohn wurde Philipp (*1480) früh für die geistliche Laufbahn bestimmt. Nach dem Rücktritt seines jüngeren Bruders Ruprecht übernahm Philipp 1498/99 das Bistum Freising. Dort empfing er 1507 die Priester- und die Bischofsweihe, auf die andere hochadelige Amtsinhaber gerne verzichteten. Seine Bemühungen um die Bischofsstühle von Trier und Augsburg blieben erfolglos. 1517 erhielt er zusätzlich das Bistum Naumburg, wo er Statthalter einsetzte.
Er vermittelte im Landshuter Erbfolgekrieg (1504-06), bemühte sich um eine Kirchenreform, konnte Erfolge der Reformation verhindern und Bauernunruhen meistern. Der humanistisch gebildete Bischof förderte die Renaissance in Süddeutschland, liess auf dem Domberg das nach ihm benannte Philippsschloss erbauen, und gab zahlreiche Bildnisse in Auftrag.


Goldmedaille 1521 (wohl von Loy Hering).     Ø 52 mm, 45,40 g.   Habich 91; Sellier 1.
Vs.:  PHILIPPVS EPS FRISINGEN PALATINVS RHEN R C XLI ANNVM AGENS HANC EFFIGIEM HABER   -   Büste nach links mit Mütze und pelzbesetztem Rock in Bogenkreis.
Rs.:   FAC ME SICVT VNVN EX MERCENARIIS TVIS (Eichel) MDXXI.
vierfeldiges Wappen Freising (Mohrenkopf) / Naumburg (Schlüssel u. Schwert gekreuzt),
darüber quadriertes Mittelschild (Löwe / Rauten).
Vergleiche die Goldmedaille 1521, fotografiert von Sailko für Wikipedia, ohne weitere Angaben.


Goldmedaille 1526, Modell von Friedrich Hagenauer.     Ø 35,1 mm, 17,59 g.
Sellier 5, Habich 448.


Holzschnitt, 1525-27 von Friedrich Hagenauer, Lindenholz, 58,5 x 41,3 cm.
Berlin, Staatliche Museen, Skulpturensammlung.
Friedrich Hagenauer (ca.1499-1546), Sohn eines Bildschnitzers, schnitt die Modelle seiner meist einseitigen Gussmedaillen in Holz. Von seinen rund 250 Medaillen haben sich etwa 40 Holzmodelle erhalten. Die Beschriftung wurde vermutlich direkt in die Gussform hinzugefügt.
Das Bildrelief von Pfalzgraf Philipp dürfte während Hagenauers Aufenthalt in München 1525-27 entstanden sein.
In Augsburg bekam Hagenauer Ärger mit der Zunft, weil 'das Conterfeten kain freye kunst' sei.

Georg, 1513-1529 Bischof von Speyer
- Fünfter Sohn Philipps des Aufrichtigen, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz -
Georg (*1486) wurde 15-jährig Dompropst von Mainz, 1502 Propst zu St. Donatian in Brügge, dann Pfarrer in Hochheim und Lorch. 1513 wurde er schließlich Bischof von Speyer.
Nach einem Studium in Heidelberg 1514 empfing Georg 1515 die Priesterweihe und die bischöfliche Weihe.

copyright: München, Staatliche Münzsammlung
Berühre die Abbildung mit dem Zeiger, um die Rückseite zu sehen.
Bronzegußmedaille 1520 von Hans Schwarz.   Ø 69 mm.
Habich I,1 214; Stemper 34; Kastenholz 54A.

Wettstreit in Erz, Porträtmedaillen der dt. Renaissance, Nr.103, mit Begleittext von Hermann Maué.
Vs.:   GEORgius Dei Gratia EPiscopu SPIRENsis COmes PAlatinus RhEni DVX BAVAriae
ANNo AETtatis XXXIII MCCCCC / XX
"Georg, von Gottes Gnaden Bf. von Speyer, Pfalzgraf bei Rhein, Hg. von Bayern, im 33. Lebensjahr, 1520"
Bildnis in pelzgefüttertem Mantel. Nur das Birett gibt einen Hinweis auf ein geistiges Amt.

Rs.:   SPES MEA - IN DEVM   "Meine Hoffnung in Gott"
Die Spes in ihrem von starkem Wind gebauschten Gewand macht den Eindruck einer vollplastischen kostbaren Skulptur. Die 'Hoffnung' wendet sich an Gott um Beistand in stürmischen Zeiten.
Im Dezember 1518 verließ Pfalzgraf Georg Speyer wegen einer Seuche und verbrachte die folgenden Monate bei seinem Bruder Pfalzgraf Friedrich in Amberg in der Oberpfalz. Auf der Reise dorthin dürfte er in Nürnberg Station gemacht und Kontakt zu Hans Schwarz aufgenommen haben, der ihn zunächst in Kohle porträtierte. Diese Zeichnung ist im Berliner Kupferstichkabinett erhalten. Die früheste Bildnisseite ist 1519 datiert. Im folgendem Jahr wurde die Bildnisseite der Medaille mit verschiedenen Rückseiten kombiniert. Hierzu gehört auch die hier vorgestellte Medaille, die in der Umschrift als Jahr der Entstehung 1520 und das Alter Georgs mit 33 Jahren angibt. Am 10. Februar 1520 wurde der Bischof 34 Jahre alt. Das bedeutet, dass die Medaille vor dem 10. Februar 1520 in Nürnberg entstanden ist, kurz bevor der Nürnberger Rat Hans Schwarz am 3. März 1520 der Stadt verwies. Damit dürfte diese Medaille eine der letzten in Nürnberg entstandenen Arbeiten von Schwarz sein.     [H. Maué]

Heinrich IV., Bischof von Worms (1523-52), Utrecht und Freising
- Sechster Sohn Philipps des Aufrichtigen, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz -
Heinrich von der Pfalz (*1486, †1552) war das 7. Kind von Pfalzgraf Philipp dem Aufrichtigen, des Kurfürsten von der Pfalz. Auf Phillips Tod folgte 1508 Ludwig V. als Pfälzer Kurfürst. Dieser besorgte seinem jüngeren Bruder Heinrich 1521 die Fürstpropstei von Ellwangen und 1523 das Bistum Worms, wo er als Bf. Heinrich IV. geführt wurde. Kaiser Karl V. verhalf Heinrich 1524 zusätzlich das Amt des Bischofs von Utrecht. Ohne Priesterweihe wurde er 1541 auch Bischof von Freising, nachdem zwei Brüder gestorben waren, die nacheinander das Amt geführt hatten.


Einseitige, bronzierte Medaille 1518 von Hans Schwarz.     Ø 46,2 mm.
Joseph (Worms) 238; Habich I,1 140 Tf.XXI.1; Stemper 39; Kastenholz 32.

HENRICVS·WORmatiae·Et - TRAjectensis·Episcopus·COmes·PAlatinus·REni·ET·BAvariae·DVX·1518
"Heinrich, Bischof von Worms und Utrecht, Pfalzgraf am Rhein und Herzog von Bayern"
Brustbild links mit langem, gerade abgeschnittenem Haar. Der Bischof trägt einen Pelzmantel über dem Untergewande, auf dem Kopf eine flache geschlitzte Mütze.
Die Medaille trägt irrtümlich die Jahreszahl 1518. Da Heinrich erst 1523 Bischof von Worm wurde, von 1525 bis 1528 Bischof von Utrecht war und die beide Titel nebeneinander vorkommen, so kann nur die Jahreszahl 1528 für die Medaille passen.     [Joseph, 1906]
Ein noch hübscheres Exemplar befindet sich im Münzkabinett Staatliche Museen zu Berlin

Johann III., 1507-38 Administrator zu Regensburg
- Siebter Sohn Philipps des Aufrichtigen, 1476-1508 Kurfürst von der Pfalz -
Johann (*1487) war für die kirchliche Laufbahn bestimmt. Der Regensburger Bischof Ruprecht II. von Pfalz-Simmern ernannte ihn zu seinem Coadjutor. Als der Bischof 1507 starb, wählte das Regensburger Domkapitel Johann zum postulierten Nachfolger. Der Papst bestätigte die Wahl und Johann wurde noch im selben Jahr inthronisiert. Er blieb zeitlebens Administrator, da er theologisch ungebildet war und keine höheren Weihen empfangen wollte.
Ähnlich erging es Ernst von Bayern: Als dritter Sohn des bayerischen Herzogs Albrecht IV. wurde er gegen seinen Willen für den geistlichen Stand bestimmt. So wurde er ohne Priesterweihe 1517 Administrator des Bistums Passau. 1540 wechselte er ins Erzbistum Salzburg als ein "zum Erzbischof Konfirmierter". Nachdem Ernst eine zweite päpstliche Frist zum Empfang der Priesterweihen hatte verstreichen lassen, dankte er 1554 ab.

Nach einer Pause von 100 Jahren begann die Stadt Regensburg 1510 mit einer eigenen Münzprägung. 1523 folgte das Bistum Regensburg. Geprägt wurden Goldgulden (1523), Dukaten (1526), Zehner (1527-32), Batzen, Halbbatzen, Regensburger Pfennige und Heller. Diese Münzsorten zeigen ein quadriertes Wappen (Bistum, Bayern und Pfalz) auf der Vorderseite und einen Heiligen oder den Doppeladler auf der Rückseite. Diese Münzreihe wurde 1527 ergänzt durch eine herausragende Prägung mit einem aussergewöhnlichen Porträt (Anlass unbekannt):


6 Kreuzer 1527, Regensburg.   Ø 24 mm, 2,7 g.   Emmerig/Kozinowski 9 A/a; Schulten 2839.
Vs.:   ¤IOAN·ADMINISTRATor·RATISBonensis
Brustbild mit Barett und Mantel nach links zwischen Jahreszahl 15 - ZΛ
Rs.:   OMne·RE - Gnum·IN·S - E·DIV - Isum·DESOlabitur
"Jedes Herrschaftsgebiet wird untergehen, sobald es aufgeteilt wird"
Langkreuz, in den Winkeln die Wappen: Pfalz und Bayern sowie 2x Hochstift Regensburg.
Vorbild ist das von Erzherzog Sigismund von Tirol ca. 1482 eingeführte 6-Kreuzer-Stück mit seinem Hüftbild auf der Vorderseite und dem Langkreuz mit vier Wappen auf der Rückseite.


Einseitige Medaille o. J. (1520/21) von Hans Schwarz.     Ø 45 mm.
Habich 212, Stemper 40; Kastenholz 92.
Nachguß, das einzig erhaltene Original ist verschollenen.

IOANNES D G CO PAL RENI DVX BAVA ... unleserlich, möglicherweise: ADMIN RAT

Vergleiche ein Ölgemälde um 1526 von Hans Wertinger [71x47 cm, siehe Porträtgalerie Bayern]
sowie eine einseitige Medaille o.J. (1526/27) von Friedrich Hagenauer
[Modell und Guss in der Staatl. Münzsammlung München]
Hagenauer hat vielleicht auch die Stempel des 6 Kreuzerstückes geschnitten.

Lit.:
• Allg. und Neue Dt. Biographie online: ADB- und NDB-Artikel über Johann, Pfalzgraf bei Rhein.

Lit.:
• Annelise Stemper: Die Medaillen der Pfalzgrafen und Kurfürsten bei Rhein. Bd.1: Die Kurlinie. Worms 1997.
• Habich, Georg: Die deutschen Schaumünzen des XVI. Jahrhunderts. I,1 (1929) & I,2 (1931). München.
Wettstreit in Erz - Porträtmedaillen der deutschen Renaissance, deutscherkunstverlag.de Berlin 2013
• Emmerig, Hubert / Kozinowski, Otto: Die Münzen und Medaillen der Regensburger Bischöfe und des
    Domkapitels seit dem 16. Jahrhundert.
Stuttgart 1998.
• Werner Gutbrod: Das Pfälzer Wappen - Der Löwe nach links, aber auch nach rechts  NNB 1/1995, S.27f, 30-33.
• Wolfgang Metzger: Ottheinrich von der Pfalz, Rennaissancefürst - Sammler - Mäzen

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