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Zeitgenossen im Baltikum
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Livländischer Orden
Landmeister Walter von Plettenberg, 1494-1535
Landmeister Hermann von Brüggenei, 1535-1549
Landmeister Johann von der Recke, 1549-1551
Landmeister Heinrich von Galen, 1551-1557
Landmeister Wilhelm von Fürstenberg, 1557-1559
Landmeister Gotthard Kettler, 1559-1562
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Bistum Dorpat
Bischof Jobst von der Recke, 1543-1551

Livländischer Orden
Der Livländische Orden wurde 1201 gestiftet und nach einer verlorenen Schlacht 1237 mit dem Deutschen Orden vereinigt. Für die Baltischen Provinzen wurden Landmeister eingesetzt. Der Ordens erfuhr 1242 eine räumliche Begrenzung durch das christlich-orthodoxe Rußland. In Livland entstanden autonome Bistümer, die in Riga und Dorpat auch Münzstätten betrieben. Der Livländische Ordenszweig verhielt sich neutral als der Deutsche Orden 1410 die Schiksalschlacht bei Tannenberg verlor. Während der Orden in Ostpreußen 1525 unter Albrecht von Preußen zum Herzogtum unter Polens Oberhoheit wandelte, blieb der livländische Ordensstaat als Teil des Heiligen Römischen Reichs bis 1561 bestehen.

Landmeister Walter von Plettenberg, 1494-1535
Walter, oder wie er sich selbst häufig nannte, Wolter von Plettenberg, war wohl der bedeutendste Landmeister. Er siegte 1501 und 1502 über russische Heere und schloss 1503 mit Iwan III. ein Frieden, der bis 1557 halten sollte. Er löste den livländischen Ordenszweig 1525 von Preußen. 1530 erhob der Kaiser ihn in den Reichsfürstenstand. Er blieb seinem katholischen Glauben treu, tolerierte aber weitestgehend die neuen Reformations­Bestrebungen.


10 Dukaten 1525.    Ø 39 mm, 34,95 g.  Haljak 242b; Neumann 222; Friedb.1; Dav.1525A als Taler.
Vs.:   ◦MOИEta·ИOVA· - MAGistRI·LIVOИ - Iae'
Stehender Landmeister mit geschultertem Schwert und Meisterwappenschild, Rosette r. im Feld.
Rs.:   S·MARIA·Ͻ SERVA - POPVLVm◦TW◦Z5   -   Maria mit Kind von Strahlen umgeben.
So ein Stück - 12 Dukaten, Ø 39 mm, 41,96 g - ist ausgestellt im Münzkabinett Bodemuseum, Berlin.


Doppeldukat 1528, Riga.     Ø 28 mm.   Neumann 226; Friedb.2.
Vs.:   WOLTer VAn PLETtenBERg ARgentea(?) MAgistrii LI - VOniae
Rs.:   MONEta NOVA RIGENSis 1528◦   -   Wappen von Riga.

Landmeister Hermann von Brüggenei, 1535-1549
Hermann von Brüggenei, auch Hasenkamp genannt, wurde 1533 Adjutor des Landmeisters Walter von Plettenberg, und nach dessen Tod 1535 sein Nachfolger. Seine Regierungszeit verlief friedlich. Er starb wahrscheinlich an der Pest, die sich zu der Zeit verbreitete.


Taler 1536, Reval.     Ø 43 mm.   Dav.9376; Dudik 152 (p.142); Neumann 241.
Vs.:  ◦*HERMANn von*BRVGge - NAi*MAGIStri*LIVOniae
Stehender Ordensmeister, Recht am Schwert und Linke an der Hüfte gestützt. Zwischen den Füßen ein quadrierter Schild: D.O.-Kreuz und Bruggenei-Balken.
Rs.:   MONETA*NOVA*ARGENTEA*REVALIENSIS*
Das Reval'sche Kreuz in einem Blumenschild zwischen M - G, oben *1536*, unten **.
Dudik schreibt dazu: Dieser Taler ist nicht geprägt, sondern alles, was sich darauf befindet, ist mit gelblicher Farbe auf einem mattgrünem Grunde auf einer Zinnscheibe aufgetragen.

Landmeister Heinrich von Galen, 1551-1557
Heinrich von Galen, von westfälischer Abstammung in Estlang geboren, war 16 Jahre Landmarschall bevor er 1551 als Nachfolger von Johann von der Recke zum Landmeister gewählt wurde. Er bestellte Wilhelm von Fürstenberg zu selnem Koadjutor, der 1557 auch sein Nachfolger als Landmeister wurde.


Taler 1557, Riga.     Ø mm, 27,05 g.   Neumann 259; Dav.9378 (ohne Abb.)
Exemplar der American Numismatic Society (http://numismatics.org/collection/1960.111.86)

Vs.:   HENRICVS·DE·GALEN·D:G·Magistrii·LIVONII
Hüftbild hinter den Wappen und zwischen 15 - 57.
Rs.:   MONETA - NOVA - RIGENSIS
Wappen von Riga: Burgtor mit gekreuzten Schlüsseln oben, Löwenkopf unten.


1/2 Mark 1556, Riga.     Ø 28 mm, ca. 5,4 g.   Neumann 261.
Vs.:   HINEICVS GALE D.G. M. LIVON   -   Meister steht hinter den Wappen.
Rs.:   MONETA NOVA RIGENS   -   Wappen von Riga.

Landmeister Wilhelm von Fürstenberg, 1557-1559
Geboren 1500 im Hochsauerland, trat der Zweitgeborene aus adligen Hause 15jährig in den Dt. Orden ein um nach Livland zu gehen. Dort wurde er 1556 Koadjutor für Heinrich von Galen und 1557 dessen Nachfolger als Landmeister. Als Fürstenberg mit Polen ein Bündnis schloss, griff Russland unter Iwan IV. (der Schreckliche) den Ordensstaat an. Hilfsgesuche an Schweden und Dänemark blieben erfolglos. 1559 übergab Fürstenberg die Ordensführung an Gotthard Kettler, der sich um Hilfe aus Polen bemühte. Fürstenberg zog sich auf die Festung Fellin zurück, wo er nach Belagerung in russische Gefangenschaft geriet, in der er 1568 verstarb.


Taler 1557, Riga.     Ø 40 mm, 28,96 g.   Neumann 277; Dav.9380.
Vs.:   WILHELM*VORSTENBERG*Dei*Gratia*Magistrii*LIVOniae*
Geharnischtes Hüftbild v. v., mit der Rechten das Schwert schulternd, im Vordergrund Schild mit Ordens- und Familienwappen zwischen der geteilten Jahreszahl 15 - 57
Rs.:   * - MONETA - *NOVA* - RIGENSI - *
Das Stadtwappen von Riga: Torburg mit Löwenkopf, zu den Seiten je ein Punkt, oben gekreuzte Schlüssel.

Landmeister Gotthard Kettler, 1559-1561
Geboren 1517 in Westfalen, schloss er sich 20jährig dem Deutschen Orden an und wurde Koadjutor von Landmeister Wilhelm von Fürstenberg, als der russische Angriff bereits lief. Kettler drängte 1559 Fürstenberg zum Rücktritt, um sich besser um Hilfe aus Polen zu bemühen. Gegen Gebietsabtretungen an Polen wurde das verbleibende Ordensgebiet am 28.11.1561 als 'Herzogtum Kurland und Semgallen' unter die Oberhoheit von Polen-Litauen gestellt. Der letzte livländische Landmeister wurde dabei der erster Herzog von Kurland.


2 Dukaten o. J., Wenden.     Ø 29 mm, 8,38 g.   Neumann 285; Haljak 373; Friedb.7.
Vs.:   GOTHARD*Dei* - *Gratia*MAGIStri*LIVONiae  -  Geharnischtes Hüftbild halbrechts,
mit der Rechten das Schwert schulternd, die Linke liegt auf einem Totenkopf

Rs.:   MARIA*FILIus - SERVA*NOS   "Sohn Marias, helfe uns"
Zweifach behelmtes, vierfeldiges Schild (Ordenskreuz/Kettler-Wappen), darüber Christus am Kreuz.
Ein ähnliches Stück - Goldgulden Ø 29 mm, 4,17 g - befindet sich im Berliner Münzkabinett.


Ferding 1559, Wenden.     Ø 24 mm, 2,46 g.   Neumann 290a; Haljak 189.
D*G.GOTH(a)RT KETTLER*   Kopf.   //   *MAGister·TEVTsch·ORDen·LIVONiaE   Wappenschild.

Bistum Dorpat (Tartu)
Das Bistum Dorpat wurde vom Deutschen Orden 1224 in Estland gegründet. Sitz des Fürstbistums war Tartu (dt. Dorpat), heute die zweitgrösste Stadt Estlands. Das Bistum erlosch 1558 als Folge der Reformation und der Verschleppung des letzten Bischofs nach Russland.

Jobst von der Recke, 1543-1551 Bischof von Dorpat
Jobst (um 1490-1567) stammte aus dem Münsterland. Er war Domherr in Münster als er 1543 zum Bischof von Dorpat aufstieg - auf Empfehlung seines Onkels Johann von der Recke, 1549-51 Landmeister des Livländischen Ordens. Jobst wirkte 1543-51 als Fürstbischof in Dorpat. Die Ausbreitung der Reformation und die zunehmende russische Bedrohung bewogen ihn 1552, nach Münster zurück zukehren. Als er 1553 bei der Bischofswahl in Münster unterlag, zog er sich auf den Familiensitz zurück und heiratete eine Klosterjungfrau.


Doppeltaler 1545.     Ø 52 mm, 55,28 g.   Dav.-; Neumann S.326; Hutten-Czapski 6568.
Vs.:   IODOCVS·A·RECK·EPISCOPVS·AC·DNS·TERBATEN   "... Bischof und Herr von Tartu"
Bärtiges Brustbild mit Mütze im Chorrock nach rechts blickend, in der Linken ein Degen haltend.

Rs.:   CI - VI:TAS - .BENEDICTIONE·RECTORis:FORTVNATVR:
Quadrierte Schild: Bistums- (Schwert und Schlüssel) und Familienwappen (3 rote Balken auf weissem Feld).
Oben Mitra zwischen gesteckten Krummstab und Schwert, aussen Jz. 15 -45
Krummstab und Schwert symbolisieren allgemein die geistliche und die weltliche Macht eines Fürstbischofs.

Lit.:
• B. Dudik: Des Hohen Deutschen Ritterordens Münz-Sammlung in Wien. Wien 1858 und im Netz.
• E. Neumann: Die Münzen des Dt. Ordens in Preußen, Livland und Mergentheim, deren weltliche
    Nachfolger die Herzogtümer Preußen, Livland und Kurland sowie Gepräge der baltischen Geistlichkeit
    ca.1219-1802
. Köln 1995.
• Hutten-Czaski: Catalogue de la collection des médailles et monnaies polonaises du Comte Emeric
    Hutten-Czapski
. 5 Bd., 1871-1916, Nachdr. 1957.

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