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Orden vom Goldenen Vlies auf Münzen und Medaillen

Personenregister

1.   Ordenszeichen auf Münzen der Ordenssouveräne
hier: 1a. Anfang bis Ks. Karl V.

1b.   Fortsetzung ab Philipp II.
Kg. Philip II  -  Spanische Habsburger
Ordensteilung in zwei Zweige  -  Spanischer Ordenszweig  -  Österreichischer Ordenszweig

2.   Ordenszeichen auf Münzen ernannter Ordensritter

Philipp III., der Gute (Philippe le Bon), 1419-1467
- 1430 erster Ordenssouverän -
Philipp der Gute, der dritte Herzog von Burgund, stiftete am 10.1.1430 in Brügge den Ritterorden vom Goldenen Vlies anlässlich seiner Vermählung mit der Prinzessin Isabella von Portugal. Die erste der jährlich abzuhaltenden Versammlungen, Kapitel genannt, fand 1431 in Lille statt. Der Herzog als Ordenssouverän ernannte die ersten 24 Ordensritter, die weiteren 6 Mitglieder wurden gewählt. Der Souverän war den Mitgliedern formal gleichgestellt. Dadurch entstand zunächst ein grosser Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt des Souveräns mit dem hohen Adel seines heterogenen Herrschaftsgebietes. Die ausgewählten Edelleute waren dem Souverän "wahrhaft zugetan" und der Brüderlichkeit untereinander verpflichtet. Sie hatten das Privileg, nur von den anderen Ordensrittern gerichtet zu werden und sie durften Beschwerden unmittelbar an den Herzog richten. Eine Mitgliedschaft der Ordensritter in einem anderen Orden war zunächst ausgeschlossen.

Feuerstahl und Feuerstein im Alltag
Der Feuerstahl (auch Feuereisen genannt) war ein wichtiges Werkzeug im Alltag. Es hatte eine Schlagkante aus Eisen. Die Enden waren auf unterschiedliche Weise zu einer Griffhilfe gebogen. Zum Feuerstahl gehörte der Feuerstein, meist aus Flint. Beim Aufeinanderschlagen entstehen Funken, die den Zünder entflammen.
Das stilisierte Ordenssymbol kommt dem eigentlichen Werkzeug sehr nahe.


Cavalier d'or, o. J. (1439-41), Burgund.   Ø 27 mm, 3,64 g.
Poey d'Avant 5728; Delm.35; Friedb.101.

Vs.:  (Lilie) PhS:DᗺI:GRA:DVX:ET:ᗭOᙏᗺS - :BVRGODIᗺ: Helmzier   Im Abschnitt: ¤ BVRG ¤.
Der Herzog in Rüstung zu Pferd, das Schwert schwingend;
vor und hinter dem Sattel ein Feuerstahl mit Feierstein und Funken.

Rs:   +SIT:nOᙏᗺn:DOᙏInI:BᗺnᗺDICTVᙏ:AMᗺn (Feuerstahl)   "Der Name des Herrn sei gelobt"
Wappen Philipps des Guten auf einem Blütenkreuz.

Diese wie die nachfolgende Münze bezieht ihren Namen, wie so oft, vom Münzbild der Vorderseite.


Lion d'or (nach 1454), Brügge (Flandern).   Ø 30 mm, 4,21 g.  Delm.489; v.G./H.3-2; Fr.185.
Vs.:   PhS:DᗺI:GRA:DVX:BVRG:COᙏes:FLANDriae
Sitzender Löwe unter gotischem Baldachin;
links und rechts im Feld Feuerstahl, Feuerstein und Feuerfunken.

Rs.:  +SIT:nOᙏᗺN:DOᙏINI:BᗺNᗺDICTVᙏ:AᙏᗺN:   "Der Name des Herrn sei gelobt"
Wappen von Philipps des Guten auf einem Blütenkreuz.

Baum - Hobel - Feuerstahl (Feuereisen)
Schon Philipp der Kühne, Grossvater von Philipp dem Guten, hatte einen Ritterorden gründen wollen und dazu einen goldenen Baum als Emblem gewählt. Sein Nachfolger Johann Ohnefurcht dachte als Emblem an einen Hobel, der nach allen Richtungen die Späne fliegen lässt. Philipp der Gute bestimmte Feuerstahl und funkensprühenden Feuerstein zu seinem Symbol. Dazu passt sein Wahlspruch: Ante ferit quam flamma micet (Er schlägt, um die Flamme auflodern zu lassen). Erst anlässlich der Ordensgründung kam das goldene Vlies hinzu, mit Bezüge zur Antike und zum Kreuzrittertum.

Auf dem 3. Kapitel 1433 in Dijon wurde der kaum einjährige Sohn von Philipp dem Guten, der spätere Karl der Kühne, in den Orden aufgenommen. Den feierlichen Eid auf die Statuten des Ordens legte sein Vater für ihn ab.
Bereits 1440 wurden die Statuten geändert, damit Herzog Karl von Orleans und Philipp der Gute sich gegenseitig ihre Orden verleihen konnten.
Der erste Ausländer wurde 1445 in den Orden aufgenommen, König Alfons V. von Aragón (1416-58) und Neapel (1442-58). Als souveräner Herrscher hatte dieser jedoch verständlicherweise Vorbehalte gegen einige Artikel der Ordensstatuten. So leistete er einen abgeänderten Schwur, der später auch von anderen unabhängigen Herrschern bei der Aufnahme in den Orden abgelegt wurde.

Karl der Kühne (Charles le Téméraire), 1467-1477
- 1467 zweiter Ordenssouverän -
Karl der Kühne folgte 1467 seinem Vater als Herzog von Burgund und wurde damit gleichzeitig Ordenssouverän.
Der Gründer Philipp der Gute hatte die Annahme des englischen Hosenbandorden noch abgelehnt. Er wollte nicht Gefolgsmann Englands werden, sondern selbst Gefolgsleute mit einem Orden an sich binden. Seinem Sohn standen solche Überlegungen nicht mehr im Wege: Karl der Kühne und König Eduard IV. von England nahmen sich 1468 gegenseitig in ihre jeweiligen Orden auf.


Double briquet 1475, Antwerpen.    Ø 27 mm, 798‰ fein, 2,84 g.   v.G./H.34-1; Witte 507.
Vs.:   +KAROLus:DᗺI:GRAtia:DuX:BurGundie:BRAbantie:Z[et]:LImbourgie
(Hand) = Münzmarke für Antwerpen.
Zwei sitzende Löwen, dazwischen ein Feuerstahl mit Feuerstein und Feuerfunken.
(Einfacherheitshalber sind die Funken nicht zwischen Feuereisen und Feuerstein dargestellt.)

Rs.:   SALVVm:FAᗭ:PoPuLuM·TVVm:DomiNᗺ·Anno: 1475·   "Halte Dein Volk am Leben, Herr"
Wappen von Burgund auf Blütenkreuz.
"briquet" ist das französische Wort für Feuerstahl und wurde volkstümlich auf die Münze übertragen.
Nur der "double briquet" zeigt einen Feuerstahl, nicht aber der einfache oder der halbe briquet.
Unter der Tochter Maria sowie dem Enkel Philipp dem Schönen veränderte sich der "double briquet" nur
in der Umschrift der Vorderseite (Titel des Münzherrn).


Blanc d'argent o. J., unbekannte Münzstätte in Burgund.   Ø 28 mm, 3,13 g.  Poey d'Avant 5745.
Vs.:   +KAROLVS:DVX:ᗺT:ᗭOᙏᗺS:BVRGVndie
Wappen zwischen zwei Kreuzen, darüber ein Feuerstahl.
Rs.:   +SIT:nOᙏᗺn:DominI:BᗺnEᗺDIᗭTVᙏ  "Der Name des Herrn sei gelobt"
zweimal Lilie und Feuerstahl in den Winkeln eines Kreuzes.
Die Kreuze mit den schrägen Balken sind Andreaskreuze.
Apostel Andreas ist der Schutzpatron von Burgund.


Medaille, o. J. (1474),  Original-Bronzeguss von Giovanni Candida,   Ø 39,5 mm, 25,42 g.
Armand I p.40 n.1; Hill 828; Kress 223; Börner 317.

Vs.:   DVX KAROLVS - BVRGVNDVS   -   belorbeerteter Kopf, antik gestaltet.
Rs.:   IE LAI EMPRINS / BIEN EN AVIENGNE   "Je l'ai emprins, bien en aviengne"
"Ich habe es gewagt / Gutes möge daraus kommen", die Devise von Karl dem Kühnen.
In der Mitte ein Widder; links und rechts davon ein Feuerstahl, darin inkus
AVREVM (links) und VELLVS (rechts) "Goldenes Vlies"; alles umgeben von Feuerfunken und eingerahmt in einem Lorbeerkranz.
Dies ist eine der frühesten Medaillen mit dem Goldenen Vlies. Sie wurde gefertigt von Giovanni Candida zur Zeit der Belagerung von Neuss 1474-1475, zu der Candida den Herzog begleitet hatte. Später fertigte Candida die Gußmedaille, die als Vorlage für die berühmten Hochzeitsguldiner Ks. Maximilians I. diente.

Maximilian von Österreich, Römischer Kaiser 1508-1519
- 1478 dritter Ordenssouverän -
Karl der Kühne fiel im Januar 1477 in der Schlacht bei Nancy. Das Fehlen eines männlichen Erben stellte das Herzogtum vor grosse Schwierigkeiten, denn ein Teil der Länder lag in Frankreich, ein anderer Teil war dem Kaiser lehnspflichtig. Auch der Orden war betroffen, weil laut Ordensstatuten nur Nachkommen der burgundischen Herzöge als Ordenssouverän in Betracht kamen.
Erbtochter Maria übernahm die Regierung des Herzogtums, die Ordensführung musste jedoch zunächst vakant bleiben. Marias Hochzeit mit Erzherzog Maximilian, dem späteren Kaiser, dem Sohn von Ks. Friedrich III., war bereits abgesprochen und kam im August 1477 gegen den Willen der Stände zustande. Drei Tage nach der Eheschließung trugen vier Ordensritter Maximilian die Mitgliedschaft und die Würde des Ordenssouveräns an. Die feierliche Zeremonie folgte am 30. April 1478 in Brügge. Am nächsten Tag leitete Maximilian eine Ordensversammlung.
Die nächste Ordensversammlung fand erst 1481 statt: Nur 6 Ritter nahmen daran teil, 6 Ritter waren verstorben, die Ausländer blieben sowieso fern. Vier der ferngebliebenen Ritter wurden wegen Illoyalität ausgeschlossen.
1484 versuchten Ordensrittern vergeblich, im Konflikt zwischen Erzherzog Maximilian und seinen flämischen Gegnern zu vermitteln. Das zeigt, dass schon fünfzig Jahre nach der Gründung des Ordens seine politische Funktion im allgemeinen weniger bedeutend war als sein Symbolwert.


Guldiner o. J. (1501-03), Hall. Königsguldiner.     Ø 42 mm, 30,48 g.
Egg 6; Voglh.9; M/T.vgl.70; Dav.8003.

Vs.:  ⚛MAXIMILIANVS·DEI·GRAtia·ROMANORum·REX·SemPer·AVGVST'us
Gekröntes und geharnischtes Hüftbild mit der Rechten das Kreuzblumenzepter schulternd,
die Linke am Schwertgriff.

Rs.:   ⚛XP"·AC·Λ·REG4·RX·HER·QX·ARCHIDX·AVE·PLVRI4·EVROPE·PVI4·PИ·POTETI'
Gekrönter Adlerschild, umher die Ordenskette, zu den Seiten zwei gekrönte Wappen (Ungarn & Österreich), darunter zwei ungekrönte Wappen (Burgund & Habsburg), in Zwischenräumen 4 Feuereisen mit Feuerstein und Funken, unten das Goldene Vlies.
Ein Teil dieser Rs.-Umschrift wird im späteren Kaiserguldiner ausführlicher ausgeschrieben:
PLVRIVMQue:EVROPaErum·ProVIИCIARum·REX·ET·PRIИCEPS·POTeИtissimus
"König über die meisten Länder Europas und mächtigster Fürst"

Siehe auch den Doppelschauguldiner 1509 aus Hall (Ø 53mm, 61,15g). Auf der Vorderseite zeigt sich Maximilian auf einem Turnierpferd, dessen Decke mit Andreaskreuz und Feuereisen geschmückt ist.

Philipp I. der Schöne, *1478 †1506
- 1482 vierter Ordenssouverän -
Philipp der Schöne, Sohn von Maximilian I. und Erbtochter Maria von Burgund, wurde 1481, knapp 3 Jahre alt, in den Orden aufgenommen und ein Jahr später zum Ordenssouverän gewählt unter der Vormundschaft von Maximilian. Philipp nahm bereits 1491 an der Ordensversammlung teil. 1495 wurde er im Alter von 16 Jahren vorzeitig für volljährig erklärt und aus der Vormundschaft Maximilians I. entlassen, so dass er die nächsten Ordensversammlungen 1501 und 1505 selber leiten konnte.


Real d'argent, 1487, Nijmegen oder Zaltbommel.     Ø 33 mm, 7,13 g.   v.G./H.67-3.
Vs.:   +CVSTODIAT·CREATOR·OmИIVm·HVMILEm·SERVVm·SVVm·1487 [gotische Zahlen 1ጸ8Λ]
"Möge der Schöpfer aller Dinge seine demütigen Diener behalten"
Hüftbild von Ks. Maximilian I. mit Krone und Rüstung, in der Linken den Reichsapfel und
in der Rechten das Schwert haltend.

Rs.:   (Feuerstahl) DET·TIBI·MA[IN]TerRIS·VirTVTEm (Feuerstahl) ET·IИ·CoELIS·GLORIAM
"Er wird Dir auf Erden Kraft und im Himmel Ansehen geben"
Monogramm mit Initialen von Maximilian und Philipp;
2x: Feuerstein mit Funken im Innenkreis nahe dem Feuerstahl angeordnet.


Toison d'argent 1497, Antwerpen (Brabant).    Ø 29 mm, 3,34 g.  v.G./H.110-1; Witte 605.
Vs.:  ¤PhS¤DᗺI¤GRA¤ARᗭhID¤AVSTiaᗺ¤DVX¤BurGundie¤Brabantie¤  -  Wappen auf Blütenkreuz.
Rs.:   InIᗭIVᙏ*SAPIᗺnᗭIaᗺ*TIᙏOR*DOᙏOnI*AnnO*1497
"Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herren"
Zwei Feuereisen, ein Feuerstein mit Feuerfunken und das Goldene Vlies.

Das Goldene Vlies, ein Widderfell
Aus der Griechischen Mythologie: Das Goldene Vlies ist das Fell des Widders Chrysomeles, der fliegen und sprechen konnte, und der auf Geheiß der Götter den böotischen Thronanwärter Phrixos vor den Nachstellungen seiner Stiefmutter Ino rettete, indem er mit ihm nach Kolchis in Georgien am Schwarzen Meer flog. Der Widder wurde Zeus geopfert und sein goldenes Vlies an einen Baum im Hain des Gottes Ares genagelt. König Aietes von Kolchis liess es dort von einem niemals schlafenden Drachen bewachen. Jason und den Argonauten gelang es dennoch, das Goldene Vlies nach Thessalien zu holen.
Die Argonauten hatten also ein hohes, als unerreichbar geltendes Ziel erreicht, was sie zum geeigneten Vorbild für den Ordensstifter machte, denn Philipp der Gute hatte auch daran gedacht, einen Kreuzzug zu organisieren.


Toison d'argent 1502, Maastricht.     3,45 g.  v.G./H.118-2a; Witte 607.
Vs.:   PhS¤DᗺI¤GRA¤ARᗭHI - AVST¤DVX¤BVRG¤B¤Z
gekröntes Wappen von Burgund, umgeben von der Ordenskette mit dem Goldenen Vlies.
Rs.:   ᙏO¤FAᗭTa¤ - TRAIᗺᗭTens - In¤VROᗺn - hOF¤1502
"Münze gemacht in (der Münzstätte) Vroenhof ?"  -  Blütenkreuz.
Hier erscheint erstmals die Ordenskette auf einer Münze, und zwar um das Wappen gelegt.

Die Kollane (Ordenskette)
Das Goldene Vlies hängt an einer Kette aus 32 Feuereisen. Ursprünglich war die Zahl der Ordensmitglieder auf 31 beschränkt. So stand für jedes Ordensmitglied ein Kettenglied und ein zusätzliches für den Souverän.
Die Schlagkanten der Feuereisen sind mit funkenden Feuersteinen verbunden, die Griffhilfen sind miteinander verhakt: wie die Glieder einer Kette soll jedes Ordensmitglied zum Zusammenhalt des Ordens beitragen.
Ursprünglich musste das Goldene Vlies stets offen an der Ordenskette getragen werden. Erst 1516 wurde auch das Tragen des Goldenen Vlies am Band erlaubt.
Ursprünglich sollten die Ordensketten im Besitz des Ordens bleiben und nach dem Tod des Trägers an die Ordensgemeinschaft zurückgegeben werden. Ab 1775 mussten die Mitglieder des spanischen Ordens den Orden selbst anschaffen.

Als Königin Isabella die Katholische im November 1504 starb, folgte ihr Tochter Johanna, später "die Wahnsinnige", auf den Thron Kastiliens. Als Johanna und ihr Ehemann, Philipp der Schöne, 1505 von den Niederlanden nach Kastilien aufbrechen wollten, liessen sie für ihre Reise mehr als 400.000 Reales nach spanischem Münzfuss in Brüssel und Antwerpen prägen. Anfang 1506 schifften sie sich nach Spanien ein.
Nach der Landung in Spanien reiste Philipp mit seinen Soldaten ins Landesinnere in Erwartung einer Konfrontation mit Ferdinand dem Katholischen, dem Vater von Johanna. Die ungeschickte und launische Johanna konnte ihren Anspruch auf die Krone Kastiliens nicht durchsetzen. Als Philipp plötzlich starb und Johanna isoliert war, übernahm ihr Vater Ferdinand auch in Kastilien die Macht.


Real de Castilla, 1505, Antwerpen (Brabant).   Ø 27 mm, 3,43 g.  v.G./H.165-1; Witte 627.
Vs.:   PhS¤ᗴT¤IOhAnA¤DᗴI¤GRA¤RᗺX¤ᗴT¤RᗴGInA¤
quadriertes Wappen Kastilien-Aragón|Österreich-Burgund
Rs.:   CASTᗴLLᗴ¤LᗴGIOnIS¤Z¤ARChIDVC¤AVSTRIᗴ¤Z¤1505 (Mz. Hand für Antwerpen)
Andreaskreuz mit Astknoten, Feuerstahl, Widder und den gekrönten Wappen von Kastilien,
León und Granada.
Dieses in den Niederlanden geprägte Reisegeld Philipps des Schönen brachte in Spanien
die burgundischen Symbole und Wappen in Umlauf.


1/2 Real de Castilla, 1505, Brüssel.   Ø 20 mm, 1,51 g.
Vs.:   PhS·IOhANNA:DᗺI:GRA:RᗺX:S[et]:RᗺGInA·1505  -  gemeinsam gekrönte Initialen.
Rs.:   ᗭASTᗺLLᗺ:LᗺGOLS:Sᗭ:ARᗭhIDVᗭ:AVST·Sᗭ·  -  Burgundische Astkreuz, in den Winkeln Turm (Kastilien), Löwe (León), Granatapfel (Granada), Feuereisen mit Stein und Funken (Burgund).

Andreaskreuz und Burgundisches Kreuz
Nach der Legende wurde der Apostel und Märtyrer Andreas auf einem Kreuz mit schrägen Balken gekreuzigt. Kreuze mit schrägen Balken werden daher Andreaskreuze genannt.
Der Heilige Andreas ist der Schutzpatron von Burgund. Das mit Astknoten versehene Andreaskreuz wurde zum unverwechselbaren Burgundischen Kreuz.

Karl V.(I.), 1516-1556 König von Spanien, 1519-1556 Kaiser
- 1506 fünfte Ordenssouverän -
Karl wurde am 22. Januar 1501 in den Orden aufgenommen, als er noch nicht ein Jahr alt war. Mit dem Tod seines Vaters, Philipp der Schön, wurde er 1506 Ordenssouverän, zunächst unter Maximilians Vormundschaft. Die erste Ordensversammlung unter seiner Leitung fand 1516 in Brüssel statt. Bei dieser Gelegenheit entstand seine berühmte Devise "Plus oultre", bezogen auf die Säulen des Herkules.
Der junge Erzherzog Karl, gerade König Carlos I von Spanien geworden, suchte 1516 Eintracht mit Kg. Franz I. von Frankreich herzustellen. Dazu nahmen die beiden Könige sich gegenseitig in ihre jeweiligen Orden auf, der Orden des Goldenen Vlieses im Tausch gegen den französischen St.-Michaels-Orden. Gleichzeitig vereinbarten sie einen ewigen Frieden, der aber schnell überholt war. Königliche Ordensmitglieder kamen bald aus Frankreich, England, Portugal, Dänemark, Ungarn und Polen.
Die Ritterzahl wurde von bisher 31 auf 51 erhöht, so dass die Versammlung 1519 in Barcelona viele Spanier aufnehmen konnte. Versammlungen des Ordens fanden anfänglich jährlich statt. Unter Karl V. wurden sie zu seltenen Ereignissen: sie fanden nur 1516, 1519, 1531 und 1546 statt.
Als Ordenssouverän bestätigte Karl die Privilegien der niederländischen Ritter, ihr politischer Einfluß wurde aber eingeschränkt.

König Ferdinand der Katholische starb Anfang 1516. Sein Enkel Erzherzog Karl wurde im Mai 1516 König Karl I. von Spanien, machte sich aber erst im September 1517 von Vlissingen aus auf die Reise nach Spanien. Dafür hatte er 175.000 Reales und 50.000 halbe Reales in den Niederlanden prägen lassen:


Real d'Espagne, 1517, Antwerpen.   Ø 28 mm, 3,08 g.   v.G./H.203-1; Witte 657.
Vs.:   IOANA+ET+KAROL+D+G+CASTEL+LEG
Gekröntes Wappen, wie bei seinem Vater bei gleicher Gelegenheit.
Rs.:   ARAG+ZC+RE+ARCHID+AVST DVCV+BVRG+B+ (Mz. Hand)   Jahreszahl im Feld.


1/2 Real d'Espagne, o. J. (1517), Antwerpen.   Ø 22 mm, 1,57 g.   v.G./H.204-1; Witte 658.
Vs.:   IOANNA+ET+KAROLVS+Dei+Gratia+REgis+ (Mz. Hand)
gekrönte Buchstaben
I (Johanna) und K (Karl).
Rs.:   CAStiliae LEGionis ARAGoniae ARCHIDux AVStriae (Mz. Hand)
Feuereisen und Feuerstein mit Funken.
"Johanna und Karl, von Gottes Gnaden Könige von Kastilien, León, Aragón, Erzherzog von Österreich"
Beide obige Münzen wurden für Karls erste Reise nach Spanien geprägt, auch im Namen seiner Mutter Johanna, die offizielle Herrscherin Kastiliens.

Bildnisse auf seinen niederländischen Münzen wurden mit dem Orden versehen. Auch bei den Talern einiger Reichsstädte, die das Hüftbild ihres Kaisers einsetzten, gehörte das Goldene Vlies auf der Brust dazu, wenn auch oft nur am Band hängend (Siehe Lübeck, Nijmegen, Deventer, Dortmund, etc.). Aber am schönsten wusste man in Neapel die schmucken Ordenssymbole zur Geltung zu bringen, und das auf Kleinmünzen:


Carlino, o. J., Neapel.   Ø 22 mm, 3,13 g.   CNI XIX 95.
Vs.:   CAROLVS IIIII ROManorum IMPerator     "Karl V., römischer Kaiser"
Belorbeerter Kopf, dahinter das Monogramm IBR für Juan Bautista Rabaschiero

Rs.:   REX ARAGOnum VTRIVSque SICiliae   "König von Aragón und beider Sizilien"
Orden vom Goldenen Vlies n. r.     Beide Seiten zeigen einen Zentralpunkt.

Mezzo carlino, Neapel.   Ø 17 mm, 1,5 g.

Ks. Karl V.
ein Eisen / drei Steine
Kg. Philipp II.
zwei Eisen / ein Stein
= ein Glied der Kollane
Kg. Philipp III.
ein Glied der Kollane

Literatur:
• Charles de Terlinden,  Der Orden vom Goldenen Vlies,  Wien 1970.   -   Auszug als PDF
• Friedrich Johannes Kalff,  Funktion und Bedeutung des Ordens vom Goldenen Vlies in Spanien vom XVI.
    bis zum XX. Jh.
Dissertation, Bonn 1963
• Annemarie Weber,   Der Österreichische Orden vom Goldenen Vlies - Geschichte und Probleme,
    Dissertation, Bonn 1971
• La Toison d'Or,  Catalogue du Exposition, 14.7-30.9.1962,  Bruges.
• Renate Holzschuh-Hofer,  Feuereisen im Dienst politischer Propaganda von Burgund bis Habsburg.
    Zur Entwicklung der Symbolik des Ordens vom Goldenen Vlies von Herzog Philipp dem Guten
    bis Kaiser Ferdinand I.
. in RIHA Journal 0006 (16 August 2010).
• S.Dünnebeil / C.Pichler,  Bibliographie zur Geschichte des Ordens vom Goldenen Vlies (7.2016) im Netz.


weiter zur Fortsetzung: Teil 1b:

Gesamtüberblick
Orden vom Goldenen Vlies auf Münzen und Medaillen
1. Ordenssouveräne
Teil 1a :   Philipp der Gute - Ks. Karl V.
Teil 1b :  Kg. Philipp II. - Spanischer / Österreichischer Ordenszweig
2. ernannter Ordensritter
Teil 2a :  Baden, Bayern, Braunschweig & Lüneburg,
Pfalz, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Bayern, Fürstenberg
Teil 2b :  Polen, Sachsen, Rietberg, Württemberg
Teil 2c :  Italien, Siebenbürgen
Teil 2d :  Österreichische Neufürsten

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